Kritik an Ausstellung


5.3  Resümee

Ein Schlusswort zu verfassen, also eine kurze Schlussfolgerung aus so einem Reichtum an Erfahrungen in so kurzer Zeit und aus so vielen verschiedenen Eindrücken, die auf so kleinem Raum gewonnen werden, zu ziehen, ist eine schwierige Aufgabenstellung. Immerhin geht es um moderne Kunst. Ist man zu begeistert wirkt man naiv und nicht intellektuell genug und ist man zu kritisch, entsteht schnell die Annahme man wäre konservativ, würde sich nichts neuem öffnen und wegen Unverständnis oder fehlendem Hintergrundwissen nicht fähig sein die wahre Wirkung eines leeren weißen Raumes oder eines schwarzen Punktes auf weißer Leinwand zu erkennen.

Also die Entscheidung zu unverfälschter Ehrlichkeit ohne Gedanken an die Be- oder Verurteilung der eigenen Meinung von anderen, die über ein Verständnis verfügen, dass die Öffnung zur Kunst zulässt.

Das Arsenal beherbergt die große Ausstellung. Künstler aus aller Welt widmen hier Beiträge zu einer Themenstellung. Abgesehen davon, dass viele von jenen ganze Räume ausfüllen und auf den ersten Blick ohne erklärende Tafel wenig Verständnis in den meisten Betrachtern auslösen, haben die Werke wenig gemeinsam. Man findet von Skulpturen über Installationen und Filmausschnitten bis zu Tonaufnahmen so gut wie jede Art der Informationsübermittlung. Das einzige was eher Mangelware darstellt, sind die guten alten Gemälde. Gut für jene, die sich doch an die altmeisterliche Kunstform halten. Ihre Werke erhalten durch diese Seltenheit eine ganz besondere Wirkung. Doch bleiben wir bei Informationsübermittlung. Alle Künstler wollen eine Message an den Betrachter übermitteln. Umso gesellschaftskritischer, aufrüttelnder und aufklärender die Message, umso hipper und interessanter der Rahmen für diese. Der Rahmen. Die bloße Nachricht des Künstlers an den Empfänger spielt so eine große Rolle, dass das eigentliche Kunstwerk oft nur noch Rahmen ist. Ästhetische Kriterien und reine Wirkung des Werkes als solches, durch verschiedenste Techniken, treten schnell in den Hintergrund und widmet sich ein Künstler doch zu offensichtlich, entgegen aller Anforderungen der kritischen kreativen Besucher, der Ästhetik seines Erschaffenen, so wird dies bald als zu simpel und langweilig abgestempelt.

Natürlich geht der Besucher schon lang nicht mehr in eine Ausstellung, um sich von wonniger Farbgebung und einfach zu verstehenden Darstellungen verwöhnen zu lassen, sondern soll zum Nachdenken und analysieren angeregt werden. Doch dies sollte nicht den Hauptaspekt bilden und es sollte möglich sein. Ein Kunstwerk das nur noch Spekulationen zulässt und für die meisten so zu einem völlig unklaren und dadurch zu ignorierenden Objekt wird, gibt leider zu oft das Gefühl der Künstler hätte selbst wenig Ideen zur Interpretation seines Werkes während der Schaffensphase gehabt.

Auch im Giardini gilt die Message oft als Hauptkriterium. Doch es ist eine Kunst Biennale keine historische Sammlung oder zukunftskritische Versammlung. Ja, es geht um die Problematik der Zukunft, doch beim Besuch einer Ausstellung möchte man die Herangehensweise eines Künstlers an diese erfahren, nicht die eines reinen Kritikers dieser. Besonders negativ fallen diejenigen Pavillons auf, in denen der Aussage etwas Banales anhaftet und die Umsetzung, also der Rahmen, umso abstrakter und unverständlicher ist. Kunst sollte wirken, rein als Kunst, nicht nur durch verpackte Nachrichten an den Beobachter. Wenn diese Wirkung ausbleibt, stellt sich die Frage, ob man noch von Kunst spricht. Denn wenn auf Wirkung an sich vollkommen verzichtet wird, dann kann auch auf Besucher verzichtet werden. Eine Ausstellung wird für den Besucher gestaltet und nicht zur reinen Selbstinszenierung oder für eine kleine intellektuelle Avantgarde.

Ein Lob an all die Künstler, die das Gefühl für die Verbindung von Ästhetik, auch des Hässlichen, und Nachricht an den Rezipienten nicht verloren haben, die nicht aus Verkaufsinteresse handeln und so zu der Stimmung einer Kunstmesse beitragen und die nicht für sich sondern für andere erschaffen. Sie sind es deren Message viel mehr Menschen erreichen wird.

 

 

 

 

 

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