kritisch Stellungnehmen
Ich frage mich, ob Rhiels Interpretation des
Beobachteten zu Recht als Negativbeispiel betrachtet wird, da er auf
mythologisch religiöse Ideen zurückgreift. Natürlich strebt die Wissenschaft
nach einer genauen Analyse, die Objektivität möglichst „nahe“ kommen soll,
andererseits könnte man argumentieren, dass die Interpretation dem Beobachter
freisteht, solange er niemanden, bei dem er auf Kritik stößt, aggressiv
gegenübertritt, aktiv ausgrenzt etc..
Ich habe beim Lesen des Textes Korffs den
Eindruck, dass „hohe“ und „niedere“ Kultur in der „Dialektik der Aufklärung“
den „Pordzuierenden“ und den „Konsumierenden“ gleichgesetzt wird, wovon ich
nicht überzeugt bin.
In allen bis jetzt gelesenen Texten fehlt mir die
Erklärung, weswegen der Gedanke von der Ethnie im Verlauf der ersten Hälfte des
20.JH. immer intensiver greifen konnte. Auf die historisch-psychologischen
Aspekte, die der Etablierung eines ethnischen Denkkonzepts im 18.JH.19.JH.
dienen, wird oft eingegangen, doch über die Entwicklung im 20.JH. lese ich eher
nur in Andeutungen.
Ich fand es spannend zu beobachten, dass gerade
bei der Definition des Kulturbegriffs immer wieder die Sehnsucht nach
Beständigkeit, Dauerhaftigkeit und Determiniertheit der Menschen zu erkennen
ist, eine interessante Angst vor Autonomie und Wandel.
Am interessantesten ist, meiner Meinung nach, die
Untersuchung jener „Übergänge“. Ihre rituelle und symbolische Gestaltung lässt
sich im eigenen Umfeld, wird man erst einmal darauf aufmerksam, anhand
unzähliger Beispiele beobachten. Sogar das einfache Verabschieden voneinander
kann, in meinen Augen, als eine situationsvereinfachende Verhaltensregel in
einer „Schwellenüberschreitung“, in dem Fall meist bildlich in Form einer
Türschwelle, verstanden werden. Wobei eine ebenso interessante Beobachtung,
jene des Verhaltens bei Unsicherheit über die richtige Anwendung einer
Verabschiedungsgestik, ist. Diese kann nämlich nicht nur durch fehlendes Wissen
über symbolische und rituelle Eigenheiten einer fremdartigen Kultur entstehen,
sondern auch durch die Unsicherheit über die Beziehung zu dem Gegenüber in
alltäglichen Situationen.
Skeptischer sehe ich dieses Prinzip, wenn es auf
eine gesamte Gesellschaft angewandt wird. Wahrscheinlich kann man davon
ausgehen, dass der sich ständig vollziehende Wandel manchmal augenscheinlicher
und bemerkbarer wird. Doch lassen sich wirklich Zeiträume festlegen, in denen
sich Gesellschaften in der unsicheren Situation eines Übergangs befinden?
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