zusätzliche Informationen zum Karl-Marx Hof
1. Namensgebung
Die Benennung als Karl-Marx-Hof
nach dem antikapitalistischen Revolutionär Karl Marx ist ein Statement, das den
vorläufigen Abschluss der Diskussion um den Hof markiert. „Mit den fettesten
Extraausgabenlügen sollten Fundierungslügen zu einem 'Zusammenbruch der
kommunalen Bautätigkeit' umgeschwindelt werden“, es sei jedoch die
„Haltlosigkeit dieser Hetze“ erwiesen und nun stehe das Bauwerk als „Symbol für
die vorbildlichen Aufbauarbeiten [….] mit […] unbeugsamer Entschlossenheit.“,
berichtet die 'Arbeiter-Zeitung' 1929. Das gelungene Bauprojekt ist also der
materialisierte Triumph über die Kritik der antimarxistischen Stimmen.[1]
Der Präsident des Wiener Stadtschulrates Otto Glöckel formuliert 1930 stolz:
„Für uns ist dieser Bau ein Symbol, an seiner Stirn trägt er den Namen des
unsterblichen Geistes Karl Marx... In seinem Namen haben wir hier eine neue
Festung des Mieterschutzes geschaffen“.[2]
Kreisky behandelt die Frage,
welche Rolle die Sozialdemokraten beim Ende der Republik spielen, ihre
„Tolerierungspolitik“ kritisierend.[3]
Trotz der Verbesserung politischer, sozialer und wirtschaftlicher Aspekte im
Roten Wien, darf nicht ausgeblendet werden, dass „Massenarbeitslosigkeit,
Dauerelend und Hungerlöhne“ weiterhin bestehen. Kreisky bedauert, dass der
Kommunalpolitik nicht gelingt, „Österreich aus der Krise und damit vor dem
Nazismus retten“.[4]
Der Koalitionsvorschlag 1931 der christlich-sozialen Partei wird abgelehnt,
laut Kreisky die „letzte Rettung der Demokratie“, welche die Ereignisse am 12.
Februar verhindern könnten, womöglich auch den Einmarsch Adolf Hitlers 1938.[5]
Die 'Arbeiter-Zeitung' verweist
1928 auf fehlende Voraussetzungen einer halbwegs beschwerdefreien
Alltagsbewältigung in den Zinskasernen.[6] Nur
wenige Wohnungen haben Toilette und Fließwasser.[7] Spekulativer
Mietwucher, so wie Überbelegung der engen Bassenawohnungen der
gründerzeitlichen Zinskasernen[8],
welche „die Krankheitsherde für Tuberkulose“ sind, stehen für
„verheerende Zustände auf dem Wiener Wohnungssektor“. [9] Die
ansteigende Sterblichkeitsrate ist eine Konsequenz daraus.[10]
Bereits vor der
sozialdemokratischen Ära werden die Wohnverhältnisse problematisiert und nach
Lösungen gesucht. 1896 gründet Kaiser Franz Josef I. die Jubiläumsstiftung für
Volkswohnungen und
Wohlfahrtseinrichtungen. Zudem werden
Gesetzte erlassen, mit denen der Staat in den Bau von Arbeiterwohnungen
eingreift.[11]
Der
christlich-soziale Bürgermeister Dr. Karl Lueger baut von 1897 bis 1910 eine
Vielzahl an sozialen Einrichtungen und stärkt
die Infrastruktur. Der Wohnbau ist jedoch in seinen Augen Privatsache.[12]
Sein Interesse liegt in der Straffung und Organisation
Bewohner
Johann Haas, aktiv in der „Schutzbundgruppe Heiligenstadt“ verfasst einen
ausführlichen Bericht.
Die großen Lichtungsverhältnisse
verbessernden, begrünten Höfe sind eine Neuheit.[13]
soll
eine angenehme Umgebung geschaffen
blockartige
in der
Festschrift hochgewerteten
Die
Balkone verstärken die festungsähnliche Wirkung.
gegen
Militär und Heimwehr und doch „eroberten sie Stiege um Stiege“
Josef Schneider: ››Der Fall der roten Festung‹‹ zit.
n. ››60 Jahre kommunaler Wohnbau‹‹, Wien
1983, S. 19 zit. n.
Bruno
Kreisky meint zu der Geburt der Republik:
[1] Vgl. ››Arbeiter
Zeitung‹‹, Wien, 20. 1. 1929, zit. n. Reppé 1993, S. 37.
[2]
››Arbeiter-Zeitung‹‹, Wien, 12. 10. 1930 zit. n. Reppé 1993, S. 38, S. 41.
[3] Vgl. Kreisky
1986, S. 196.
[4] Vgl. ebd. S.
180.
[5] Vgl. ebd. S. 194
– 197.
[6] Vgl. ebd. S.
10f.
[7] Vgl. Haller
2015.
[8] Vgl. Reinhard
Seiß: Wer baut Wien? Hintergründe und Motive der Stadtentwicklung Wiens bis
1989. 3. Auflage, Salzburg – München – Wien 2008, S. 71.
[9] Reppé 1993, S.
9.
[10] Vgl. ebd. S. 12.
[11] Vgl. Bramhas
1987, S. 13f.
[12] Vgl. ebd. S. 14.
[13] Vgl. Reppé 1993,
S. 8.
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