Mottoerklärung


5.0 Biennale Venedig

5.1. 56.Biennale „All the Worlds Futures“

Motto Erklärung:

Im Mittelpunkt der Biennale in Venedig steht eindeutig die Zeit. Wie sich schon aus dem offiziellen Motto „All the Worlds Futures“ erkennen lässt, spielt die Zukunft mit all ihren nur schwer zu lösend scheinenden Problematiken, wie beispielsweise der Entwicklung der Umwelt oder das Vorgehen gegen Gewalt, eine bedeutende Rolle. Doch viele Künstler, insbesondere in den Pavillons des Giardini, beschäftigen sich mindestens genauso intensiv mit Vergangenem. Sie interpretieren so das Motto neu und sehen in der Vergangenheit einen Lehrer des zukünftigen Verhaltens. Sie geben im Aufzeigen von Altem, Impulse für richtiges Handeln in der „neuen Zeit“.

Eine weitere Art das Motto zu interpretieren und auszulegen, ist die Analyse der reinen Zeit an sich. Der Besucher so mancher Pavillons, wie auch der Großausstellung im Arsenal wird bei der Betrachtung einiger Installationen, Gemälden, Collagen etc. mit Fragestellungen nach richtiger Zeit Nutzung, über die Geschwindigkeit der Zeit in der modernen Welt oder die Bedeutung von dieser konfrontiert.

Ein schönes Beispiel vollkommener Vereinigung all dieser Herangehensweisen an das Motto bietet der Pavillon Australiens. Die Künstlerin lässt ausgestorbene Tierarten von Ureinwohnern mithilfe traditioneller Flechtkunst gestalten, um nur ein Beispiel für die vielen ausgestellten urtümlichen Gegenstände und Skulpturen zu nennen. Giftfläschchen, Handys, Geld und eine höllenähnliche Installation, die an einen qualmenden Erdmittelpunkt erinnert, weisen auf Probleme hin denen sich nicht nur Australien, sondern die ganze Welt, zukünftig stellen muss. Und dann wären da noch die großen Standuhren, die die den kleinen Ausstellungsraum mit einem leisen, aber durchaus bestimmten und beunruhigenden Ticken erfüllen. Die Zeit vergeht. Tick Tack Tick Tack. Wir befinden uns in einem Wettlauf.

An problematischen Inhalten für die Kunstwerke der Biennale mangelt es in keiner Weise, der Fundus an katastrophalen Begebenheiten in der Vergangenheit oder Gegenwart und ihre Auswirkungen auf die Zukunft ist unerschöpflich. Doch in der reinen Aufzeigung dieser ist noch wenig vollbracht. Der Besucher möchte Lösungen. Der Sand scheint durch die Uhren zu fließen, das ticken wirkt rasend schnell. Die Zeit vergeht. Ständig entwickelt sich Neues, doch neu bedeutet keineswegs immer Verbesserung. Strömt der reißende Fluss der Zeit in die falsche Richtung? Machen wir eigentlich Schritte zurück, statt vorwärts? Und wenn wir die reißenden Fluten auch nicht wieder zurück in die Gegenrichtung lenken können, so können wir sie wenigstens aufhalten, bevor sie alles mitreißt, Natur zerstört, und so auch den Menschen, der aus der ursprünglich ruhigen in Harmonie fließenden Quelle dieses Ungetüm erschaffen hat?

 

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