Zusätzliches zum Fasten
·
Imelda Abbt: Essen oder
Schauen. In: Engadiner Kollegium [Hrsg.]: Die unersättliche Gesellschaft.
Wieviel Konsum verträgt der Mensch? Freiburg im Br.; Wien [u.a.] 1992.
·
Jens Förster: Was das Haben mit dem Sein macht.
Die neue Psychologie von Konsum und Verzicht. München 2015.
·
Gisla Gniech: Essen und Psyche. Über Hunger und
Sattheit, Genuß und Kultur. Berlin; Heidelberg 1995.
·
Martina Kaller Dietrich: Sinnlose Askese? Essen
und Gegessen werden in Mythos und Alltag
Mexikos. Reziprozität und symbolischer Tausch in einem nicht-kapitalistischen
Gesellschaftsgefüge. In: Sorgo 2002, S. 50 –
75.
·
Irmela Marei Krüger-Fürhoff, Tanja Nusser
[Hrsg.]: Askese. Geschlecht und Geschichte der Selbstdisziplinierung. Bielefeld
2005.
·
Thomas Macho: Neue Askese? In: Sorgo 2002, S. 139 – 153.
·
Getrude Sartory: In der
Arena der Askese. Fasten im frühen Christentum. In: Uwe Schultz [Hrsg.]:
Speisen, Schlemmen, Fasten. Eine Kulturgeschichte des Essens ; [nach einer
Sendereihe des Hessischen Rundfunks]. 2. Auflage, Frankfurt am Main [u.a.]
1995, S. 71 – 82.
·
Wolfgang Schmidbauer: Weniger ist manchmal mehr.
Zur Psychologie des Konsumverzichts. vollständig überarb. u. erw. Neuausgabe,
Reinbek bei Hamburg 1992.
·
Gabriele Sorgo: Von der christlichen Askese zur
Warenkultur. In: dies. [Hrsg.]: Askese und Konsum. Wien 2002, S. 76 – 121.
·
Carsten Wippermann: Religion, Identität und
Lebensführung. Typische Konfigurationen in der fortgeschrittenen Moderne; Mit
einer empirischen Analyse zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Opladen 1998.
·
Maike Brzoska: Wenig ist genug. In: Zeit online,
31.3.2014, http://www.zeit.de/2014/13/minimalismus [Zugriff am 16.4.2017.]
·
Irene Prugger: "Die Medizin ist heute
Religionsersatz". In: Wiener Zeitung, 1.4.2017,
http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/zeitgenossen/883035_Die-Medizin-ist-heute-Religionsersatz.html
[Zugriff am 16.4.2017].
·
Juliana Bilgic: Der Schönheitskult der Konsum-
und Leistungsgesellschaft als pädagogisches Problem. Möglichkeiten für die
pädagogische Arbeit. München 2005,
http://www.grin.com/de/e-book/51864/der-schoenheitskult-der-konsum-und-leistungsgesellschaft-als-paedagogisches
[Zugriff am 16.4.2017].
S. 51: Fasten → Askese: Gabriele
Sorgo denkt die Phänomene (christliches) Opfer und Askese zusammen. Nicht um
das periodische Fasten, aus dem Körper und Geist gestärkt hervorgehen, geht es
ihr, sondern um die individuelle Vergeistung durch Nahrungsverweigerung, die
auf Entkörperung, auf die Auflösung des Körpers durch den Geist gerichtet ist.
Askese strebt nach Endgültigkeit, der endgültigen Abspaltung vom Körper. Askese
braucht ein individuelles Heilsversprechen, um als Opferung zu funktionieren.
Die frühchristlichen Wüstenasketen und – asketinnen wie auch ihre namenhaften
und unbekannten NachfolgerInnen hofften, den höchsten Grad an Vergeistigung zu
erreichen. Der Körper wird als individuelles Tribut an Gott hingegeben und
letzlich vernichtet. Der Körper ist das Opfer. […] Opfern ist bestenfalls ein
individuelles Ritual. Das Individuum opfert sich selbst auf, verzehrt sich im
Streben nach realem und symbolischen Kapital, zerbricht an einem
Schönheitsideal. Doch der Begriff „Askese“ wird auch als Ritus der
Konsumgesellschaft verstanden und als ein Ausdruck der Moderne. Essensverweigerung
wird aber auch als hysterischer Widerstand gegen den einen wortgewordenen Gott
interpretiert.
S.52: Diese stelle ich dem von
Sorgo gekennzeichneten Bild von Askese als individuelle Heilserfahrung, wie sie
in der christlichen Tradition bekannt ist, gegenüber.
S.55: An einer Stelle erwähnt
Sahagun Maßnahmen des Fastens: „Und wenn man sah, dass er etwas dick wurde,
ließ man ihn Salzwasser schlucken, […] dass er schlank, hart und sehnig von
Leib sei!“
[…] In der Weltsicht der Asketen
galten Aussgeglichenheit, Mäßigung und Pflichterfüllung als wichtigste Regeln.
Gesundheit oder Krankheit wurden als Ausdruck von Ausgeglichenheit oder deren
Störung verstanden. Um gesund zu sein, musste man sich mäßigen. Maßhlten meinte, Exzesse jeder Art zu vermeiden
– Wut, Übermüdung und sexuelle Verausgabung würden den Körper überhitzen und
den Menschen krank machen. […] Lebensmittel unabhängig von ihrer Natur […]
„warm“ oder „kalt“ sein können, reflektiert die altmexikanische Vorstellung vom
Universum […]
S.57: Die Existenz einer Seele war
für die Europäer das eigentliche Unterscheidungskriterium, um herauszufinden,
ob die Indianer Menschen oder Tiere sind. Für die Indianer war es der Körper.
[…] Der Körper wird nicht getrennt von der Existenz einer Seele gedacht,
unterschieden wird zwischen Körpern und Geistern.
Literatur
Noch ungelesen
· Peter
Brown: Die Keuschheit der Engel. Sexuelle Entsagung, Askese und Körperlichkeit
im frühen Christentum. München 1994.
· Die
Erde bewahren : Dimensionen einer umfassenden Ökologie ; Festschrift zum 80.
Geburtstag von Karl Werner Kieffer
· Soziale
Nachhaltigkeit
· Wochenende
und Gottesdienst : zwischen kirchlicher Tradition und heutigem Zeiterleben
· Die
Seriosität der Maskerade : ist Fastnacht, der Karneval, ein gewollter Teil
unserer Kultur? ; [Fachbuch]
· Feste
feiern : Katalog zur Oberösterreichischen Landesausstellung Stift Waldhausen
2002
· Das
Fest
· Wege
und Irrwege zum modernen Schlankheitskult : Diätkost und Körperkultur als Suche
nach neuen Lebensstilformen 1880 – 1930
· Verzicht
und Verlangen : Askese und Leistungsethik in Werk und Leben Thomas Manns
· Askese
in der Erlebnisgesellschaft? : eine kultursoziologische Untersuchung zum
Konzept der "nachhaltigen Entwicklung" am Beispiel des Car-Sharing
· Die
Illusionen der anderen : über das Lustprinzip in der Kultur
· Koscher
& Co. : über Essen und Religion ; [eine Ausstellung des Jüdischen Museums
Berlin, 9. Oktober 2009 bis 28. Februar. 2010]
· Die
"Heiligkeit des Lebens" in der Medizin : eine philosophische Kritik ;
The sanctity of life doctrine in medicine <dt.>
· Die
Einheit des Individuums : eine Studie zur Ontologie der Einzeldinge
· Was
essen wir morgen? : 13 Food Trends der Zukunft
· Einführung
in die Ernährungslehre
· Familie
und christliche Ethik
· Was
hält eine Gesellschaft zusammen? : Ethik im Zeitalter der Globalisierung
· Essen
- Bildung - Konsum : Pädagogisch-anthropologische Perspektiven
· Brumberg,
Joan Jacobs (1994) Todeshunger. Die Geschichte der Anorexia nervosa vom
Mittelalter bis heute. Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main
· Axel
Michaels: Die Kunst des einfachen Lebens. Eine Kulturgeschichte der Askese.
München 2004. (Freihand 1; I-10268)
· Justus
Nipperdey; Katharina Reinholdt [Hrsg.]: Essen und Trinken in der Europäischen
Kulturgeschichte. Berlin 2016. (Freihand 4, Z-577/3)
·
Michael Jäckel: Einführung in die
Konsumsoziologie. Fragestellungen - Kontroversen – Beispieltexte. 2., überarb.
und erw. Auflage, Wiesbaden 2006. (Freihand 1, I-10745)
· Reimer
Gronemeyer: Die neue Lust an der Askese. Berlin 1998.
· Rudolf
Ginters: Werte und Normen: Einführung in die philosophische und theologische
Ethik: Göttingen ; Düsseldorf
1982.Hans-Jürgen Lange; H. Peter Ohly; Jo Reichertz: Auf der Suche nach neuer
Sicherheit. Fakten, Theorien und Folgen. 2., Wiesbaden 2009. (online)
· Die
Menschheit im Umbruch : zur Notwendigkeit neuer Lebensgestaltungen (Magazin (ST
9) I-1211303)
· Religion,
Identität und Lebensführung : typische Konfigurationen in der fortgeschrittenen
Moderne ; mit einer empirischen Analyse zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Die Keuschheit der Engel : sexuelle Entsagung, Askese und Körperlichkeit am
Anfang des Christentums ; The body and society <dt.>
· Gregor
Artes: Slow Food. Genießen mit gutem Gewissen? Über das Verhältnis von
Individual- und Institutionenethik. Saarbrücken 2008.
· Eva-Maria
Endres: Genussrevolte. Von der Diät zu einer neuen Esskultur. Wiesbaden 2012.
·
Eva Barlösius: Soziologie des Essens.
Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung.
Weinheim; München 1999.
· Was
hält eine Gesellschaft zusammen?. Ethik im Zeitalter der Globalisierung. In:
Eingegangene Bücher (Ausführliche Besprechung vorbehalten) Zeitraum 01.08.2007
-10.10.2007. Soziologische Revue, Vol.31(1). Oldenburg 2008, S. 120-126.
· Ratgeber
1. Dan Jakubowicz: Genuß und
Nachhaltigkeit. Handbuch zur Veränderung des persönlichen Lebensstils.
2. So wirst du schlank für immer :
[vollwertige Trennkost ; Schluß mit Hunger, Verzicht und Kalorienzählen! ; der
Knackpunkt liegt bei Yin Yang!]
3. Mitte und Maß : Kurztherapien
4. Herrad Schenk
[Hrsg.]: Vom einfachen Leben: Glücksuche zwischen Überfluß und Askese: München
1997.
5. Wilhelm
Schmid-Bode: Maß und Zeit. Entdecken Sie die neue Kraft der klösterlichen Werte
und Rituale. Frankfurt am Main [u.a.] 2008.
6. Muss es immer leicht sein? : der
Einfluss kognitiver Strategien auf die Selbstkontrollkraft
7. Die Entschlackungsdiät. Schlank
und gesund durch Entschlacken und Entgiften ; The detox diet book <dt.>
8.Detox : ganzheitlich entgiften :
von Mini-Kur bis 2-Wochen-Programm
9.Detox juicing : 3-day, 7-day, and
14-day cleanses for your health and well-being
10. Detox your Life
11. Jessi Andricks: Detox 101: a
21-day guide to cleansing your body through juicing, exercise, and healthy
living: New York 2014.
Bereits
gelesen
· Uwe
Schultz [Hrsg.]: Speisen, Schlemmen, Fasten. Eine Kulturgeschichte des Essens
[nach einer Sendereihe des Hessischen Rundfunks]. 2. Auflage, Frankfurt am Main
[u.a.] 1995. (Freihand 1, I-8886)
· Jens
Förster: Was das Haben mit dem Sein
macht. Die neue Psychologie von Konsum und Verzicht. München 2015: (Magazin (ST
9) I-1576180)
· Gabriele
Sorgo [Hrsg.]: Askese und Konsum. Wien 2002.
· Weniger
ist manchmal mehr. Zur Psychologie des Konsumverzichts (Magazin (Kompakt 4)
I-1129564)
· Engadiner
Kollegium: Die unersättliche Gesellschaft. Wieviel Konsum verträgt der Mensch?.
Freiburg im Br.; Wien [u.a.] 1992. (Magazin (Kompakt 4) I-1129498)
· Carsten
Wippermann: Religion, Identität und Lebensführung. Typische Konfigurationen in
der fortgeschrittenen Moderne; Mit einer empirischen Analyse zu Jugendlichen
und jungen Erwachsenen. Opladen 1998.
Verzeichnis
Literatur
·
Carsten
Wippermann: Religion, Identität und Lebensführung. Typische Konfigurationen in
der fortgeschrittenen Moderne; Mit einer empirischen Analyse zu Jugendlichen
und jungen Erwachsenen. Opladen 1998.
· Engadiner
Kollegium [Hrsg.]: Die unersättliche Gesellschaft. Wieviel Konsum verträgt der
Mensch? Freiburg im Br.; Wien [u.a.] 1992.
· Gabriele
Sorgo [Hrsg.]: Askese und Konsum. Wien 2002.
· Irmela Marei Krüger-Fürhoff, Tanja Nusser [Hrsg.]: Askese. Geschlecht und
Geschichte der Selbstdisziplinierung. Bielefeld 2005.
· Jean-Claude
Kaufmann: Kochende Leidenschaft. Soziologie vom Kochen und Essen. Konstanz
2006.
· Jens
Förster: Was das Haben mit dem Sein
macht: Die neue Psychologie von Konsum und Verzicht. München 2015.
· Uwe Schultz
[Hrsg.]: Speisen, Schlemmen, Fasten. Eine Kulturgeschichte des Essens ; [nach
einer Sendereihe des Hessischen Rundfunks]. 2. Auflage, Frankfurt am Main
[u.a.] 1995.
· Wolfgang
Schmidbauer: Weniger ist manchmal mehr. Zur Psychologie des Konsumverzichts. vollständig
überarb. u. erw. Neuausgabe, Reinbek bei Hamburg 1992.
Internetquellen
Zeitungsartikel
· Dorina Pascher: Wenn die Freundin nichts mehr isst. In:
Augsburger Allgemeine, 16.3.2017, http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Wenn-die-Freundin-nichts-mehr-isst-id40885816.html [Zugriff am 16.4.2017].
· Hannelore Gießen: Steinzeit und
Askese. Trenddiäten unter der Lupe. In: Pharmazeutische Zeitung online 45,
2016, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=66076 [Zugriff am 16.4.2017].
· Irene Prugger: "Die
Medizin ist heute Religionsersatz". In: Wiener Zeitung, 1.4.2017, http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/zeitgenossen/883035_Die-Medizin-ist-heute-Religionsersatz.html [Zugriff am 16.4.2017].
·
Janine
Jähnichen: Interview mit Nathalie Gleitman."Intoleranzen sind
Chancen". In: Hertener Allgemeine, 5.4.2017, http://www.hertener-allgemeine.de/scenario4u/stars/Interview-mit-Nathalie-Gleitman-Intoleranzen-sind-Chancen;art355701,1988945 [Zugriff am 16.4.2017]
· Juliana Bilgic: Der
Schönheitskult der Konsum- und Leistungsgesellschaft als pädagogisches Problem.
Möglichkeiten für die pädagogische Arbeit. München 2005, http://www.grin.com/de/e-book/51864/der-schoenheitskult-der-konsum-und-leistungsgesellschaft-als-paedagogisches [Zugriff am 16.4.2017].
· Maike Brzoska: Wenig ist genug. In: Zeit online, 31.3.2014, http://www.zeit.de/2014/13/minimalismus [Zugriff am 16.4.2017]
· Petra Kistler: Warum erkranken Menschen an Essstörungen?
In: Badische Zeitung, 22.3.2017, http://www.badische-zeitung.de/gesundheit-ernaehrung/warum-erkranken-menschen-an-essstoerungen--134794256.html [Zugriff am 16.4.2017].
Blogeinträge
· Magersucht. Die Sucht nach weniger Gewicht. http://www.figurbetont.com/magersucht/#magersuchtmehr_als_nur_appetitlosigkeit [Zugriff am 16.4.2017].
· Ursachen von Essstörungen.
https://www.anad.de/informationen/ursachen-von-essstoerungen/[Zugriff am
16.4.2017].
(„körperliche und geistige
Übung“)
(Anorexia nervosa)
(Diäten)
und „auf kulturelle Interpretationen angewiesen.“[1]
Askese
erzielt als „prozessuale[s] Verfahren“ die „Konstitution von Subjekten“.[2]
/Diäten
neben einer Vielzahl an Diäten auch (Lifestyle-Blogs[3])
S.
7: Symptom einer psychischen Störung/postmoderner Habitus einer
individualisierten Lifestyle Avantgarde = Methoden des Widerstandes, der
Nichteingliederung/religiöse Askese in der westlichen Welt heillos veraltet +
gegen den Körper = in einer Gesellschaft, die dem Körperkult frönt [….] keinen
Sinn/ Praktiken der Selbstbeschränkung und der Selbstkontrolle sind teils aus
dem Erbe der verghenden christlichen Epochen […] entstanden
S.
8: Rettung seines Selbstbewusstseins nur in der asketischen
Körperkontrolle/asketischen Wettbewerbsgesellschaft abendländischen Typs
S.
9: Askese kann also, wie Thomas Macho bemerkt, in Zeiten der Überfülle wieder
zu einer interessanten Leere werden, jedoch als Funktion des Konsums, als
distinguiertes Verhalten jener, die sich mit dem Luxus des Verzichts als
ästhetisches Stilmittel schmücken wollen. So gesehen, wäre auch diese konsumbedingte
Askese oder gar der Konsumverzicht nur eine zusätzliche Variante, sich durch
ein bestimmtes Konsumverhalten Persönlichkeit konstruieren zu wollen, sich von
anderen mittels Identifikation mit Waren abzuheben, konstatiert Siegfried
Zepf./Trübsinnige Leidenschaften beherrschen […] jene Masse, die zwischen
gelenktem Konsumglück, Spartrieb und Opferbereitschaft ihre Selbstachtung aus
der Selbstbeschränkung zu restaurieren versuchen./Trend zu einer
gewinnbringenden Selbstbeschränkung […] Leistungsgesellschaft […]
Hochleistungssport […]die Athleten dienen breiten Bevölkerungsschichten als
Vorbild und erziehen (Hubert Knoblauch)
S.10:
zu einer kontrollierten Lebensform
S.
51: Fasten → Askese: Gabriele Sorgo denkt die Phänomene (christliches) Opfer
und Askese zusammen. Nicht um das periodische Fasten, aus dem Körper und Geist
gestärkt hervorgehen, geht es ihr, sondern um die individuelle Vergeistung
durch Nahrungsverweigerung, die auf Entkörperung, auf die Auflösung des Körpers
durch den Geist gerichtet ist. Askese strebt nach Endgültigkeit, der
endgültigen Abspaltung vom Körper. Askese braucht ein individuelles
Heilsversprechen, um als Opferung zu funktionieren. Die frühchristlichen
Wüstenasketen und – asketinnen wie auch ihre namenhaften und unbekannten NachfolgerInnen
hofften, den höchsten Grad an Vergeistigung zu erreichen. Der Körper wird als
individuelles Tribut an Gott hingegeben und letzlich vernichtet. Der Körper ist
das Opfer. […] Opfern ist bestenfalls ein individuelles Ritual. Das Individuum
opfert sich selbst auf, verzehrt sich im Streben nach realem und symbolischen
Kapital, zerbricht an einem Schönheitsideal. Doch der Begriff „Askese“ wird
auch als Ritus der Konsumgesellschaft verstanden und als ein Ausdruck der
Moderne. Essensverweigerung wird aber auch als hysterischer Widerstand gegen
den einen wortgewordenen Gott interpretiert.
S.52:
Diese stelle ich dem von Sorgo gekennzeichneten Bild von Askese als
individuelle Heilserfahrung, wie sie in der christlichen Tradition bekannt ist,
gegenüber.
S.55:
An einer Stelle erwähnt Sahagun Maßnahmen des Fastens: „Und wenn man sah, dass
er etwas dick wurde, ließ man ihn Salzwasser schlucken, […] dass er schlank,
hart und sehnig von Leib sei!“
[…]
In der Weltsicht der Asketen galten Aussgeglichenheit, Mäßigung und
Pflichterfüllung als wichtigste Regeln. Gesundheit oder Krankheit wurden als
Ausdruck von Ausgeglichenheit oder deren Störung verstanden. Um gesund zu sein,
musste man sich mäßigen. Maßhlten
meinte, Exzesse jeder Art zu vermeiden – Wut, Übermüdung und sexuelle
Verausgabung würden den Körper überhitzen und den Menschen krank machen. […]
Lebensmittel unabhängig von ihrer Natur […] „warm“ oder „kalt“ sein können,
reflektiert die altmexikanische Vorstellung vom Universum […]
S.57:
Die Existenz einer Seele war für die Europäer das eigentliche
Unterscheidungskriterium, um herauszufinden, ob die Indianer Menschen oder
Tiere sind. Für die Indianer war es der Körper. […] Der Körper wird nicht
getrennt von der Existenz einer Seele gedacht, unterschieden wird zwischen
Körpern und Geistern.
S.
60: Das Wort Opfern (nextlahualitzi) bedeutet „der Akt des Gebens oder
Bezahlens“ (nextlahualitzi bedeutet auch fasten). […] Beziehung zwischen
Menschen und Göttern […] Der Austausch wird vom Wunsch der Tauschenden bestummt,
die eigenen Wünsche zu befriedigen. Hier liegen Eigeninteresse, Privatbesitz
oder auch kollektive Besitzformen sowie Konkurrenz, Akkumulation, Ausbeutung
und Gewinnrealisierung als Motivation vor. Die Identität wird in Abgrenzung, in
Differenz zum anderen postuliert. Reziprozität indes basiert auf der Idee der
Interessen des/der anderen und der Aufrechterhaltung des Gemeinwohls, das nicht
als Summe von Einzelinteressen […] gemeinschaftliches Interesse […]
Voraussetzung für Reziprozität ist die Existenz von Menschen und Speisen.
S.61:
An dieser Stelle kommt die Mahlgemeinschaft ins Spiel. Sie folgt dem Wesen von
Reziprozität. Miteinander zu essen meint, einen Platz in der Gemeinschaft, in
der Gesellschaft und im Kosmos einzunehmen. Zugehörigkeit wird über das Teilen
von Speisen mitgeteilt, an- oder zurückgewiesen.
S.
329: Der Esser ist in der modernen Welt
der Freiheit und Ungewissheit mit all ihren Vor- und Nachteilen angekommen.
Er pickt hier und da wie ein Vogel, der seinen Schnabel nicht voll genug kriegen
kann, sorgt sich aber gleichzeitig über
die Gesundheitsrisiken seiner Maßlosigkeit. Um diese zu beschwören, verfügt
er über eine (inflationäre) Menge an Informationen über Ernährung, die ihn zur Wachsamkeit aufrufen. Leider genügt
eine Meinung auf diesem Gebiet nicht, nicht einmal eine wissenschaftlich
korrekte Meinung. Denn Essen ist auch
eine Sache der Kultur und des Gefühls.
Man isst nicht mit seinem Hirn.
S.
329: Beim gemeinsamen Essen wird das Band geknüpft, das die Familie
zusammenhält.
S.330:
[…] Haushalten […] wo oft jeder für sich alleine isst.[…] Ernährung […] um
Familie, in all ihrer Vertrautheit und Lebendigkeit herzustellen. […] Er muss
bei der Wahl der Nahrungsmittel zwischen Verschwendung und Sparsamkeit, Fülle
und Selbstbeherrschung, Genuss und Gesundheit entscheiden.
S:
331: […] die alte Köchin, die gezwungenermaßen ihr Leben lang an den Herd
gefesselt ist, ob ihr das nun Spaß macht oder sie es als Qual empfindet. […]
Lösung, dank immer zahlreicher Produkte, die eine schnelle Küche ermöglichen.
Die sogar ermöglichen, dass sich jedes Familienmitgleid mit eigenen
Fertigprodukten versorgt. […] Verbundenheit lockert. Das Leben wird flüssiger,
es gleicht den Nahrungsmitteln, die leicht zu schlucken sind. Das ist das
Grundmodell […] je mehr Einfluss es entfaltet, desto öfter blitzt ein stoßweise Gegenmodell
auf, das von den Gefühlen in Gang gesetzt wird.
[…] Hunger auf eine intensive
Beziehung zum Partner und eine lebendigere Familie. […] Ersatzsprache der Liebe
S.
332: Bekanntlich sind die Leidenschaften gefährlich und können maßlos werden.
Das reflexive Individuum […] tritt dann hervor und verpasst seinem Elan eine
kalte Dusche. Er beginnt eine Diät und träumt von Leichtigkeit. Die Ernährung
ist ständig in Bewegung.
Kochen/Gesundheit/Gewicht/Soziales:
Der Mensch sehnt sich nach Befreiung von von außen auferlegten Verpflichtungen
– auch nach den Verpflichtungen, die ihn an Familienessen und Herde bindet –
nicht zuletzt, da Geschwindigkeit und anderwärtige Zeitnutzung einen hohen Rang
in der modernen Gesellschaft haben. Eine selbstständigere und ungebundene
Lebensweise ermöglichen in der Moderne den Kochprozess beschleunigende Zutaten
und Fertigprodukte. Nicht jeder kommt mit dieser modernen Lebensweise, die auch
vermehrten Stress und Einsamkeit, vielleicht auch Übergewicht, mit sich bringt,
zurecht und so sind Wachsamkeit, die eigene Gesundheit betreffend, Diäten und
Kochen, so wie auch Essen im Familien- oder Freundesverband aktuelle
Thematiken.
Optisches S. 199: Mangel- oder
Überflusssymptomen […] Körpereigene Funktionsstörungen
S.200:
Die Störungen, die von außen durch Zuführung von außen durch ein Zuführen von
zuviel oder zuwenig Nahrung bzw. Nähr-
oder Fremdstoffe an den Körper verursacht werden, liegen in einem Überangebot
und der industriellen Verarbeitung begründet, ebenso in gestörten Hunger- und
Sattheitsmechanismen. Sie können individuelle durch bestimmte
Wertvorstellungen, so wie ein Persönlichkeitsmerkmal, das mit „Oralität“
bezeichnet nicht begründet sein. […] Wer schön ist, ist auch gut […]
Rückkoppelungseffekt
S.202:
[…] Nahrungskanppheit […] Korpulenz ein Zeichen von Reichtum […] Fettleibige
Personen nicht eingestellt worden. Allgemein gelten schlanke Körper als schön.
Abgesehen […] goldener Schnitt […] funktionale Begründungene […] verbraucht
weniger Ressourcen […] rational […] isst nicht unbeherrscht […] Schönheit ist
ein Wert, der in unserer Gesellschaft über die persönliche Beziehung dazu
hinaus das Ansehen in der Öffentlichkeit beeinflusst.
S.
204: Männer und Frauen unterschieden sich in den Ideal-Selbst- und
Ideal-Fremdbildern wenig.
S.205:
Di Veränderung des idealen Körperbildes, besonders bei Frauen, geht im Laufe
der Zeit immer mehr zu sehr dünnen bis mageren Körpern. […] Die Frauen selbst
möchten am liebsten noch etwas dünner sein, als die von ihnen am schönsten
eingestuften Personen. […] Frauen reduzieren ihre Nahrungsaufnahme […] und
leben nach speziellen Diäten (bzw. erbrechen oder führen ab), wohingegen Männer
eher Körperübungen durchführen. […] Korpulente Menschen werden als willenlose
Vielfraße bis an die Grenze von schuldhaften Normbrechern angesehen. Es findet
eine Stigmatisierung der beleibten Menschen mit sozialer Diskriminierung statt.
[…] Ursachen […] gesundheitspolitisch […] ästhetisch […] normierte Vorgaben
akzeptiert und exekutiert werden.
Historischer Vergleich
S. 79: Nach Meinung der griechischen
Philosophen sollte der wohlerzogene und beherrschte Körper für diese mittels
askesis erlangten Tugenden dann Zeugnis ablegen. Die Kircheväter übertrugen
diese Bedeutung des griechischen Begriffs zuerst auf die Märtyrer und auf die
religiösen Virtuosen, letzlich aber auf all jene, die sich einer streng
christlichen Lebensweise unterwarfen.
Sie verglichen sie mit Wettkämpfern und Athleten, die den Siegerkranz
erwerben wollten. […] Das Christentum erweitere den Aufruf zur Askese auf die
Frauen und auf alle sozialen Schichten. […] frühchristliche Askese als
Kapitalismus ohne Geld, auf rein symbolischer Ebene.
S.
80: […] griechischen Philosophen die Praxis dessen, worin man sich üben soll.
[…] Bei den Christen erfüllte Askese andere, neue Zwecke. Mit dem Einsatz des
Körpers im Austausch gegen ein ewiges Leben verlor sich das sinnfreie Dasein
der Sinnlichkeit. […] jedem innerweltlichen Widerstand […] jenseits der Familie
[…] jenseits der sozialen Gemeinschaft, jenseits der menschlichen Bedürfnisse.
[…] der alten Welt einen Schritt voraus. […] nur von wenigen erreichbar sein.
[…] im Rahmen allgemein erfüllbarer Maßnahmen formulierte.
S. 7:
[…] Hungerkünstler […] eines Publikums bedarf
S.8:
[…] Höchstleistungen das Ergebnis von Verzicht und Willenskraft […] Feier […]
Leidensvermögen […] nicht von allen Zeitgenossen als gut befunden
S.9:
[…] Askese [..] zwiespältige Reaktionen […] historisch überkommene und
potentiell heuchlerische Zwangsübung […] angemessene Antwort auf aktuelle
Probleme wie Reizüberflutung und Konsumterror gefeiert, die zur Selbstbesinnung
und Achtung „wahrer Werte“ im Leben eines jeden führt. […] verschiedener
Askese-Konzepte […] christliche Kirche geprägten Verständnis von Enthaltsamkeit
[…] Antike […] körperliche und geistige Übung […] Selbstermächtigung […]
asiatischen und orientalischen Form der Enthaltsamkeit […] umgangssprachlich
[…] selbst gewählten Verzicht auf körperliche und psychosoziale
Grundbedürfnisse, der auf Höheres zielt. […] religiös motiviertes Zölibat,
säkuläre Formen der Enthaltsamkeit im Sinne eines „Tugendmodells“ bzw. einer
Vervollkommnung des Sittlichkeitspostulats. […] innerweltlicher Askese […]
Produktivitäts- und Leistungssteigerung […] gesundheitliche Formen […] Anorexia
nervosa [..] Erscheinungsformen der Askese […]
Beschreibung von Methoden den Körper zu züchtigen und je aktuellen
Schönheitsbildern anzupassen. Allerdings ist Askese nicht nur eine Praxis, die
auf den individuellen Körper auserichtet ist, sondern muss […] Ethnologie […]
Konstituens menschlicher Gemeinschaft verstanden werden. […] integrierenden
Teil jeder Kultur […] Aufschubs oder Verzichts, der die Kultur begründet […]
Bestandteil der Initiationsriten und performativen Ritualen, durch die […] neue
Identität […] Schwellensituation, die durch asketische Praktiken gekennzeichnet
ist […] neue Körperbilder […] neue soziale Identitäten […] selbst gewählte
Extrem-Erfahrung [...] anthropoligische Frage nach den Existenzbedingungen des
Individuums stellt: Asketische Praktiken markieren die Grenze des Menschen,
weil sie die […] Schwelle ausloten, hinter der Menschsein physisch und
psychisch nicht mehr möglich ist […] extrem Variante des kulturell produzierten
Körpers
S.11: Wechselspiel zischen
Selbstaufgabe und – ermächtigung […] Dynamik von Mangel und Fülle,
Enthaltsamkeit und Exzess […] Beschränkung […] Ermächtigung […] zuum Exzess
führt […] Überbietungslogik […] Askese und Extase keine Gegensätze […] das
Maßhalten und Maßlosigkeit umschlagen kann. […] geschlechterspezifischen
Konstitution von Subjekten dienen […] prozessuale Verfahren […] christlichen
bzw. religiösen Askesebegriff […] antike […] askesis […] ursprünglich […] bearbeiten,
schmücken […] erweitert […] körperliche Ertüchtigung […] sowie geistige Schulung […]zwischenmenschliche Verhaltensweisen,
denen „jeglicher Entsagungscharakter“ fehlt […] ab dem 1. Jh. V. Chr. […]
Christentum relevanten Aspekte von Verzicht und Enthaltsamkeit […] vermehrt
betont […] Aksese […] Praktik die die Selbstregulierung des Subjekts zum Ziel
hat […] Transformationsprozess […] aus dem eignene Leben ein Werk macht
S.12: männliches
sozial-priviligiertes Individuum […] Askese […] Strategie […] neue
Handlungsräume […] handlungsmächtige Subjekte […] Ästhetik […] Reduktion, die
sowohl inhaltliche als auch formale Aspekte umfasst […] wiederholtes und
zielgerichtetes Verhalten (Perfektionssteigerung) […] Formung, Disziplinierung
und Zurichtung von Körper und Geist
S.13: Autorin [..] die sich selbst
entwirft oder aif doe ethisch-religiöse bzw. politische Konstitution […] einer
Gemeinscht zielt […] nicht selbst-evident, sondern auf kulturelle
Interpretationen angewiesen. […] vielfältig […] Praktiken […] nicht nur
körperliche Praxis […] bis hin zur Selbstauslöschung betrieben werden kann,
sondern auch die Prozessualität, Medialität, Ästhetik und Geschlechtsspezifik
von Enthaltsamkeit
S. 71: Dass das seelische und
geistige Leben elementar davon mitbestimmt wird, wie man isst und fastet – das
war in der Welt des frühen Christentum eine einfache Sache der Erfahrung –
einer Erfahrung, die jedermann machen konnte und immer wieder aufs neue auch
machte. […] Einsamkeit ist für den Einsiedler die Kraftquelle seines geistlichen
Fortschreitens.
S. 72: Andere schlagen andere Wege
ein, leben in Gemeinschaften, die ersten Klöster der christlichen Geschichte.
[…] Sie kommen, um das Leben der Mönche in Ägypten kennenzulernen, sich von der
Unbedingtheit und Konsequenz ihres Streben nach Gott anfeuern zu lassen. Sie
kommen, um die Strenge ihrer Askese zu bewundern und mit eigenen Augen zu
sehen, wie bedürfnislos sie in ihren Höhlen, Felsspalten, Erdlöchern. Hütten
hausen. […] wahre Helden der Entsagung und Entbehrung, geradezu Haudegen der
Askese, was die Strenge ihrer Nachtwachten und Fasten anbetrifft. Heute ist ein
solches Leben ohne alle Genüsse kaum anders als freudlos vorstellbar, und
deshalb ist das Zeugnis eines Zeitgenosssen einflussreich
S.73: Gipfel der Tugend […] Als
Nahrung begnügte er sich mit dem, „was gerade an Pflanzen aus der Erde
aufschoss, er aß kein Brot, keine Hülsenfrüchte, auch keine Früchte von
Bäumen“. Die Brüder, die bei ihm
wohnten, nahmen keine Nahrung zu sich, bevor sie bei der nachmittäglichen Feier
der Göttlichen Mysterien […] Gemeinschaft mit Christus gewonnen hatten. […]
Viele begnügten sich sogar mehrere Tage lang allein mit dieser geistigen
Speise, ohne alles Essen und Trinken […] Frohsein […] körperliches Wohlbefinden
[…] Es gab Mönche, die besinders strenge Fastenaskese übten, die sich Jahre
hindurch nur etwas Wasser und ein wenig Brot mit Salz erlaubten, dazu manchmal
ein paar Tropfen Öl und gelegentlich wilde Kräuter. Selbst auf solch spärliche
Nahrungsaufnahme verzichteten sie an jenen Tagen, an dene sie „ fasteten“ im
buchstäblichen Sinn der Wüstenmönche […]
S.74: […] Fasten – „Künste“ und maßß
dieser asketischen Leistung eine übertriebene Bedeutung zu. […] Wenn ich euch
entlasse, dann kann ich das Fasten wieder aufnehmen.
S. 75: Fasten ist nicht das
wichtigste, beileibe nicht. Aber ohne Fasten geht überhaupt nichts! So ließe
sich der Kern dieser altchristlichen Fachdisziplin beschreiben […] mönchische
Bewegung […] Gegen-Kultur zur Lebensart der spätantiken Gesellschaft war, zeigt
sich schon am Ideal des Fastens. […] „Die Üppigkeit der Weltleute soll dich
nicht reizen, als wäre sie etwas Wertvolles, es geht doch dabei nur um Lust.
Denn bei ihnen ist die Kochkunst in Ehren, aber durch Fasten und einfache
Speisen bist du dem Überfluss ihrer Nahrung überlegen.“ Die Lust gilt hier als
verderblich, weil sie zu einer Jagd nach Genuss verführt, die das menschliche
Leben aus dem Gleichgewicht bringt. Wer sich satt ist, hungert nicht mehr –
schon gar nicht nach geistiger Nahrung. […] Kampf […] gieriges Verlangen
S. 76: […] göttliches Feuer in uns
entfachen […] mit Tränen und Mühen.“ […] Fasten […] Kampfdiziplin […] antiken
Arena […] Kinnhaken versetze ich mir selbst und zwinge meinen leib in
Knechtschaft (damit er ihm dienstbar sein und nicht seinerseits ihn
vergewaltige).“ […] Tüchtigkeit […] man ist nixht ohneweiteres in der
Verfassung für den Kampf, den man auf dem Weg zu Vollendung des Lebens zu
bestehen hat.
S.77: Der Kampf mit den größeren
Lastern (Zorn etwa oder Trübsinn oder Habsucht oder Herzensträgheit) wird nie
zu gewinne sein, wenn nicht zunächst einmal die Begierde des Gaumens oder
Bauches fest unter Kontrolle gebracht werden. Wer durch unenthaltsamkeit
geschwächt ist, wird, wenn es wirklich schwierig wird, nicht über die nötige
Kampfeskraft verfügen. […] „Gier nach Essen und Trinken“ als ein Laster
S.80: Seele […] gewinnt ihre
Überlegenheit über die Essgier zurück, hört auf, Spielball unkontrollierbarer
Begierden zu sein […] Steuermanns […] Völlerei verliert allen Reiz des Süßen
[…] Die größte Gefahr ist, dasss das Fasten, statt aus dem Ego die Luft
anzulassen, im Gegenteil es nur weiter aufbläht. So einer brüste sich dann,
erfaste […] gönne sich nur das
Allernotwendigste […] wie versessen drauf, die Strenge andere Asketen noch zu
übertrumpfen [….] Fasten-Ehrgeiz zum seelischen Ruin geführt habe […] strengere
Entbehrung, als […] leiblich und seelisch zuträglich war […] suchten sie nach
dem rechten Maß
S.81: Es ist besser täglich ein wenig
zu essen. […] königlicher Weg des Fastens […] Es ist besser miit Vernunft Wein,
als mit Hochmut Wasser zu trinken
S82: […] leiste Stimme im Inneren zu
vernehmen und sich von ihrer führen zu lassen. […] Paladius ermuntert seinen
hohen Freund, sich – je nach Situation – weder an der Seite des Johannes noch an
jene des Jesu durch irgend jemandenirritieren zu lassen: „ Fasten wir in
vernünftiger Weise mit Johannes […] und
trinken wir in Weisheit mit Jesus, wenn es unser Leib nötig hat […] Denn weder
Essen noch Enthaltsamkeit bedeiten in Wahrheit irgend etwas, sondern der
Glaube, der sich durch die Liebe in den Werken zeigt.“ […] jeder Wettkämpfer
enthaltsam leben müsse […] „Ist der Leib gesund, so enthält man sich all
dessen, was ihn mästet; ist er aber krank, empfindet man Schmerz, und nimmt er
Teil an Kummer und Not, so wird man dankbar gegen Gott Speise und Trank als
Heilmitttel gegen all das brauchen, was ihn quält, wird sich aber dessen
enthalten, was der Seele schadet, nälich des Zorn und Neudes, des eitles Wahns
und Überdrusses, der üblen Nachrede und des falschen Argwohns.“
Psychologie
Phyolosphie
S.
69: IN der untergegangenen Welt der Azteken wäre die Essensverweigerung
zusätzlich ein Frevel gegen die Götter gewesen.
S:
70: Fest steht, daß Askese als gesellschaftliches Paradigma in einer Welt der
Bäuerinnen und Bauern, wo die Körper und die natürlichen Stoffwechselprozesse
ständig präsent sind, keinen Platz hätte. […] Das Essen zu verweigern wäre auch
eine grobe Mißachtung der erwähnten Frauen, die das Essen machen und verteilen.
Die Gestaltung der reziproken Mahlgemeinschaften, welche Menschen, Tiere, die
unbelebte Natur und die Götter mit einschließt, würde durch Askese gestört.
Askese hätte hier keinen Sinn.
S.76:
Formen von Askese existieren, meistens gebunden an Rituale der Reinigung und
Vorbereitung für sakrale Handlungen, bei den Völkern der ganzen Welt. Verzicht
und Übung sollen nicht nur den Körper festigen, sondern ihn vorallem befähigen,
mit der Geistwelt in Austausch zu treten, sich zu vergeistigen oder zumindest
die üblichen, dem Körper gesetzten Grenzen an Kraft und Ausdauer zu
überschreiten. Religiöse Askese setzt jedoch bereits wie etwa auch die
Vorbereitung für Krieg oder Wettkämpfe eine menschliche Gemeinschaft voraus,
die sich als strukturiertes, soziales Gebilde wahrnehmen kann, indem zumindest
minimale Regeln gelten. Ohne freiwillige Selbstbeschränkung ist
gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht möglich. So gesehen ist Askese immer auch
eine mehr oder weniger starke Komponente von Institutionen. Als tragendes
Element verfestigter Sozialstrukturen dient es nicht unbedingt der
Selbstbehauptung des Individuums, sondern stellt jenen notwendigen Beitrag des
Einzelnen dar, der der Kontinuität der Gemeinschaft zugute kommt. Sozialisation
erfordert Selbstbeschränkung. [ …] Übergangsrituale […] asketische Praktiken
[…] persönliche Reifung […] Belohnung für Strapazen […] Askese […] freiwilligen
Verzicht […] Machtzuwachs […] weil […] Handlungsspielraum vergrößert. […]
Frühchristentums […] mittelalterlichen Formen […] Weltflucht […]
körperverachtende Maßnahmen […] Hergeleitet […] radikalen Variante des
Martyrismus […] in der Tradition des blutigen Opferns.
S.
77: […] geht diese Form von Askese trotzdem ans Fleisch. […] mit asktetischen
Techniken zugerichtete Körper ersetzen im christlichen Kult die Stiere und
Lämmer, die in den heidnischen Religionen […] asketischen Körper […] Opfer […]
keine Anerkennung als Opfermaterie. […] Statt durch den gemeinsamen Genuß des Opferfleisches erneuert sich die
Religionsgemeinschaft durch die Teilhabe an der durch das Fasten, durch die
Ausgliederung des Fleisches, erwirkte Gnade. […] Verbindung von Körper und
Seele nicht weniger verhandelt als die Trennung. [..] Verhältnisses […]
Einbruchs der Entfremdung wieder das Gleichgewicht sucht. […] Wie hängen Geist
und Körper zusammen? Die Christen stellen mit dieser Frage das aufnehmende und
absondernde, das öffnende und verschließende, sich vermischenden oder sich
isolierende Individuum in den Mittelpunkt. […] Individuums […] sich über
hierarchische und ausschließende Beziehungen zwischen Körper und Bewusstsein
herstellt. Die christliche Askese nistet im Entfremdungsgefühl des/r
Bewusstseinträgers/in zu seinem/ihrem Körper. […] stofflichen Anteil […]
schmerzlichen Prozesses […] ideales, aber immer noch fleischliches Gefäß des
Geistes transformieren […] bei gelungenem Werk seinen Inhalt preisgibt. […] Training […] wiederholte Mühe […]
Zweckgerichtetheit [….] Mühe ist körperlich […] Zweck liegt im Jenseits. […]
Fortschritte […] wer seine Grenzen überwindet und über die bisher gesetzten
hinausschiebt. Askese verknüpft das Gegebene, das Diesseits, mit seiner
Negation, dem Jenseits. […] Jenseits ein Stück weit in das Diesseits herein […]
Grenzen des S78 Fleisches mittels individueller Willensakte kontinuierlich in
Frage stellt
S. 78:
[…] auf eine Überwelt oder den mystischen Leib Christi zu beziehen […] in den
Dienst von überindividuellen und politisch wirksamen Körperschaften stellen
haben lassen? […] verweltlichte Askese […] Regelung des Austausches […] von
Individuen und Gesellschaftssystemen […] Differenz zwischen Konkretem und
Abstrakten, zwischen Individuellem Körper und individuellem Selbst, zwischen
den Individuen untereinander und zwischen Individuen und den abstrakten
Gemeinschaften an. […] christliche Askese […] Opferpraxis und die darum
gruppierte religiöse und politische (Mahl)Gemeinschaft spiritualisiert und den
christlich geprägten Kulturen als politisch wirksames Modell sozialer
Organisationsformen überliefert hat. […] frühchristlichen […] mittelalterlichen
Askese […] neue Tiefenwirkung der asketischen Moral. Die raffinierte und ins
Psychologische verschobene Gewalt, die Gehorsam statt Blut verlangt, sorgt für
sozialen Zusammenhalt in komplexeren und abstrakteren Gemeinschaften als die
antiken Staaten es waren […] Warenkultur als nächste Abstraktionsebene
S.
329: Der Esser ist in der modernen Welt der Freiheit und Ungewissheit mit all
ihren Vor- und Nachteilen angekommen. Er pickt hier und da wie ein Vogel, der
seinen Schnabel nicht voll genug kriegen kann, sorgt sich aber gleichzeitig
über die Gesundheitsrisiken seiner Maßlosigkeit. Um diese zu beschwören,
verfügt er über eine (inflationäre) Menge an Informationen über Ernährung, die
ihn zur Wachsamkeit aufrufen. Leider genügt eine Meinung auf diesem Gebiet
nicht, nicht einmal eine wissenschaftlich korrekte Meinung. Denn Essen ist auch eine Sache der Kultur und
des Gefühls. Man isst nicht mit seinem Hirn.
S.
329: Beim gemeinsamen Essen wird das Band geknüpft, das die Familie
zusammenhält.
S.330:
[…] Haushalten […] wo oft jeder für sich alleine isst.[…] Ernährung […] um
Familie, in all ihrer Vertrautheit und Lebendigkeit herzustellen. […] Er muss
bei der Wahl der Nahrungsmittel zwischen Verschwendung und Sparsamkeit, Fülle
und Selbstbeherrschung, Genuss und Gesundheit entscheiden.
S:
331: […] die alte Köchin, die gezwungenermaßen ihr Leben lang an den Herd
gefesselt ist, ob ihr das nun Spaß macht oder sie es als Qual empfindet. […]
Lösung, dank immer zahlreicher Produkte, die eine schnelle Küche ermöglichen.
Die sogar ermöglichen, dass sich jedes Familienmitgleid mit eigenen
Fertigprodukten versorgt. […] Verbundenheit lockert. Das Leben wird flüssiger,
es gleicht den Nahrungsmitteln, die leicht zu schlucken sind. Das ist das
Grundmodell […] je mehr Einfluss es entfaltet, desto öfter blitzt ein stoßweise
Gegenmodell auf, das von den Gefühlen in Gang gesetzt wird. […] Hunger auf eine intensive Beziehung zum
Partner und eine lebendigere Familie. […] Ersatzsprache der Liebe
S.
332: Bekanntlich sind die Leidenschaften gefährlich und können maßlos werden.
Das reflexive Individuum […] tritt dann hervor und verpasst seinem Elan eine
kalte Dusche. Er beginnt eine Diät und träumt von Leichtigkeit. Die Ernährung
ist ständig in Bewegung.
Kochen/Gesundheit/Gewicht/Soziales:
Der Mensch sehnt sich nach Befreiung von von außen auferlegten Verpflichtungen
– auch nach den Verpflichtungen, die ihn an Familienessen und Herde bindet –
nicht zuletzt, da Geschwindigkeit und anderwärtige Zeitnutzung einen hohen Rang
in der modernen Gesellschaft haben. Eine selbstständigere und ungebundene
Lebensweise ermöglichen in der Moderne den Kochprozess beschleunigende Zutaten
und Fertigprodukte. Nicht jeder kommt mit dieser modernen Lebensweise, die auch
vermehrten Stress und Einsamkeit, vielleicht auch Übergewicht, mit sich bringt,
zurecht und so sind Wachsamkeit, die eigene Gesundheit betreffend, Diäten und
Kochen, so wie auch Essen im Familien- oder Freundesverband aktuelle
Thematiken.
Optisches
S. 199: Mangel- oder Überflusssymptomen […] Körpereigene Funktionsstörungen
S.200:
Die Störungen, die von außen durch Zuführung von außen durch ein Zuführen von
zuviel oder zuwenig Nahrung bzw. Nähr-
oder Fremdstoffe an den Körper verursacht werden, liegen in einem Überangebot
und der industriellen Verarbeitung begründet, ebenso in gestörten Hunger- und
Sattheitsmechanismen. Sie können individuelle durch bestimmte
Wertvorstellungen, so wie ein Persönlichkeitsmerkmal, das mit „Oralität“
bezeichnet nicht begründet sein. […] Wer schön ist, ist auch gut […]
Rückkoppelungseffekt
S.202:
[…] Nahrungskanppheit […] Korpulenz ein Zeichen von Reichtum […] Fettleibige
Personen nicht eingestellt worden. Allgemein gelten schlanke Körper als schön.
Abgesehen […] goldener Schnitt […] funktionale Begründungene […] verbraucht
weniger Ressourcen […] rational […] isst nicht unbeherrscht […] Schönheit ist
ein Wert, der in unserer Gesellschaft über die persönliche Beziehung dazu
hinaus das Ansehen in der Öffentlichkeit beeinflusst.
S.
204: Männer und Frauen unterschieden sich in den Ideal-Selbst- und
Ideal-Fremdbildern wenig.
S.205:
Di Veränderung des idealen Körperbildes, besonders bei Frauen, geht im Laufe
der Zeit immer mehr zu sehr dünnen bis mageren Körpern. […] Die Frauen selbst
möchten am liebsten noch etwas dünner sein, als die von ihnen am schönsten
eingestuften Personen. […] Frauen reduzieren ihre Nahrungsaufnahme […] und
leben nach speziellen Diäten (bzw. erbrechen oder führen ab), wohingegen Männer
eher Körperübungen durchführen. […] Korpulente Menschen werden als willenlose
Vielfraße bis an die Grenze von schuldhaften Normbrechern angesehen. Es findet
eine Stigmatisierung der beleibten Menschen mit sozialer Diskriminierung statt.
[…] Ursachen […] gesundheitspolitisch […] ästhetisch […] normierte Vorgaben
akzeptiert und exekutiert werden.
Historischer
Vergleich
S.
79: Nach Meinung der griechischen Philosophen sollte der wohlerzogene und
beherrschte Körper für diese mittels askesis erlangten Tugenden dann Zeugnis
ablegen. Die Kircheväter übertrugen diese Bedeutung des griechischen Begriffs
zuerst auf die Märtyrer und auf die religiösen Virtuosen, letzlich aber auf all
jene, die sich einer streng christlichen Lebensweise unterwarfen. Sie verglichen sie mit Wettkämpfern und
Athleten, die den Siegerkranz erwerben wollten. […] Das Christentum erweitere
den Aufruf zur Askese auf die Frauen und auf alle sozialen Schichten. […]
frühchristliche Askese als Kapitalismus ohne Geld, auf rein symbolischer Ebene.
S.
80: […] griechischen Philosophen die Praxis dessen, worin man sich üben soll.
[…] Bei den Christen erfüllte Askese andere, neue Zwecke. Mit dem Einsatz des
Körpers im Austausch gegen ein ewiges Leben verlor sich das sinnfreie Dasein
der Sinnlichkeit. […] jedem innerweltlichen Widerstand […] jenseits der Familie
[…] jenseits der sozialen Gemeinschaft, jenseits der menschlichen Bedürfnisse.
[…] der alten Welt einen Schritt voraus. […] nur von wenigen erreichbar sein.
[…] im Rahmen allgemein erfüllbarer Maßnahmen formulierte.
S.
7: […] Hungerkünstler […] eines Publikums bedarf
S.8:
[…] Höchstleistungen das Ergebnis von Verzicht und Willenskraft […] Feier […]
Leidensvermögen […] nicht von allen Zeitgenossen als gut befunden
S.9:
[…] Askese [..] zwiespältige Reaktionen […] historisch überkommene und
potentiell heuchlerische Zwangsübung […] angemessene Antwort auf aktuelle
Probleme wie Reizüberflutung und Konsumterror gefeiert, die zur Selbstbesinnung
und Achtung „wahrer Werte“ im Leben eines jeden führt. […] verschiedener
Askese-Konzepte […] christliche Kirche geprägten Verständnis von Enthaltsamkeit
[…] Antike […] körperliche und geistige Übung […] Selbstermächtigung […]
asiatischen und orientalischen Form der Enthaltsamkeit […] umgangssprachlich
[…] selbst gewählten Verzicht auf körperliche und psychosoziale
Grundbedürfnisse, der auf Höheres zielt. […] religiös motiviertes Zölibat,
säkuläre Formen der Enthaltsamkeit im Sinne eines „Tugendmodells“ bzw. einer
Vervollkommnung des Sittlichkeitspostulats. […] innerweltlicher Askese […]
Produktivitäts- und Leistungssteigerung […] gesundheitliche Formen […] Anorexia
nervosa [..] Erscheinungsformen der Askese […] Beschreibung von Methoden den
Körper zu züchtigen und je aktuellen Schönheitsbildern anzupassen. Allerdings
ist Askese nicht nur eine Praxis, die auf den individuellen Körper auserichtet
ist, sondern muss […] Ethnologie […] Konstituens menschlicher Gemeinschaft
verstanden werden. […] integrierenden Teil jeder Kultur […] Aufschubs oder
Verzichts, der die Kultur begründet […] Bestandteil der Initiationsriten und
performativen Ritualen, durch die […] neue Identität […] Schwellensituation,
die durch asketische Praktiken gekennzeichnet ist […] neue Körperbilder […]
neue soziale Identitäten […] selbst gewählte Extrem-Erfahrung [...]
anthropoligische Frage nach den Existenzbedingungen des Individuums stellt:
Asketische Praktiken markieren die Grenze des Menschen, weil sie die […]
Schwelle ausloten, hinter der Menschsein physisch und psychisch nicht mehr
möglich ist […] extrem Variante des kulturell produzierten Körpers
S.11:
Wechselspiel zischen Selbstaufgabe und – ermächtigung […] Dynamik von Mangel
und Fülle, Enthaltsamkeit und Exzess […] Beschränkung […] Ermächtigung […] zuum
Exzess führt […] Überbietungslogik […] Askese und Extase keine Gegensätze […]
das Maßhalten und Maßlosigkeit umschlagen kann. […] geschlechterspezifischen
Konstitution von Subjekten dienen […] prozessuale Verfahren […] christlichen
bzw. religiösen Askesebegriff […] antike […] askesis […] ursprünglich […]
bearbeiten, schmücken […] erweitert […] körperliche Ertüchtigung […] sowie geistige Schulung […]zwischenmenschliche Verhaltensweisen,
denen „jeglicher Entsagungscharakter“ fehlt […] ab dem 1. Jh. V. Chr. […]
Christentum relevanten Aspekte von Verzicht und Enthaltsamkeit […] vermehrt
betont […] Aksese […] Praktik die die Selbstregulierung des Subjekts zum Ziel
hat […] Transformationsprozess […] aus dem eignene Leben ein Werk macht
S.12:
männliches sozial-priviligiertes Individuum […] Askese […] Strategie […] neue
Handlungsräume […] handlungsmächtige Subjekte […] Ästhetik […] Reduktion, die
sowohl inhaltliche als auch formale Aspekte umfasst […] wiederholtes und
zielgerichtetes Verhalten (Perfektionssteigerung) […] Formung, Disziplinierung
und Zurichtung von Körper und Geist
S.13:
Autorin [..] die sich selbst entwirft oder aif doe ethisch-religiöse bzw.
politische Konstitution […] einer Gemeinscht zielt […] nicht selbst-evident,
sondern auf kulturelle Interpretationen angewiesen. […] vielfältig […]
Praktiken […] nicht nur körperliche Praxis […] bis hin zur Selbstauslöschung
betrieben werden kann, sondern auch die Prozessualität, Medialität, Ästhetik
und Geschlechtsspezifik von Enthaltsamkeit
S.
71: Dass das seelische und geistige Leben elementar davon mitbestimmt wird, wie
man isst und fastet – das war in der Welt des frühen Christentum eine einfache
Sache der Erfahrung – einer Erfahrung, die jedermann machen konnte und immer
wieder aufs neue auch machte. […] Einsamkeit ist für den Einsiedler die
Kraftquelle seines geistlichen Fortschreitens.
S.
72: Andere schlagen andere Wege ein, leben in Gemeinschaften, die ersten
Klöster der christlichen Geschichte. […] Sie kommen, um das Leben der Mönche in
Ägypten kennenzulernen, sich von der Unbedingtheit und Konsequenz ihres Streben
nach Gott anfeuern zu lassen. Sie kommen, um die Strenge ihrer Askese zu
bewundern und mit eigenen Augen zu sehen, wie bedürfnislos sie in ihren Höhlen,
Felsspalten, Erdlöchern. Hütten hausen. […] wahre Helden der Entsagung und
Entbehrung, geradezu Haudegen der Askese, was die Strenge ihrer Nachtwachten
und Fasten anbetrifft. Heute ist ein solches Leben ohne alle Genüsse kaum
anders als freudlos vorstellbar, und deshalb ist das Zeugnis eines
Zeitgenosssen einflussreich
S.73:
Gipfel der Tugend […] Als Nahrung begnügte er sich mit dem, „was gerade an
Pflanzen aus der Erde aufschoss, er aß kein Brot, keine Hülsenfrüchte, auch
keine Früchte von Bäumen“. Die Brüder,
die bei ihm wohnten, nahmen keine Nahrung zu sich, bevor sie bei der
nachmittäglichen Feier der Göttlichen Mysterien […] Gemeinschaft mit Christus
gewonnen hatten. […] Viele begnügten sich sogar mehrere Tage lang allein mit
dieser geistigen Speise, ohne alles Essen und Trinken […] Frohsein […]
körperliches Wohlbefinden […] Es gab Mönche, die besinders strenge Fastenaskese
übten, die sich Jahre hindurch nur etwas Wasser und ein wenig Brot mit Salz
erlaubten, dazu manchmal ein paar Tropfen Öl und gelegentlich wilde Kräuter.
Selbst auf solch spärliche Nahrungsaufnahme verzichteten sie an jenen Tagen, an
dene sie „ fasteten“ im buchstäblichen Sinn der Wüstenmönche […]
S.74:
[…] Fasten – „Künste“ und maßß dieser asketischen Leistung eine übertriebene
Bedeutung zu. […] Wenn ich euch entlasse, dann kann ich das Fasten wieder
aufnehmen.
S.
75: Fasten ist nicht das wichtigste, beileibe nicht. Aber ohne Fasten geht
überhaupt nichts! So ließe sich der Kern dieser altchristlichen Fachdisziplin
beschreiben […] mönchische Bewegung […] Gegen-Kultur zur Lebensart der
spätantiken Gesellschaft war, zeigt sich schon am Ideal des Fastens. […] „Die
Üppigkeit der Weltleute soll dich nicht reizen, als wäre sie etwas Wertvolles,
es geht doch dabei nur um Lust. Denn bei ihnen ist die Kochkunst in Ehren, aber
durch Fasten und einfache Speisen bist du dem Überfluss ihrer Nahrung überlegen.“
Die Lust gilt hier als verderblich, weil sie zu einer Jagd nach Genuss
verführt, die das menschliche Leben aus dem Gleichgewicht bringt. Wer sich satt
ist, hungert nicht mehr – schon gar nicht nach geistiger Nahrung. […] Kampf […]
gieriges Verlangen
S.
76: […] göttliches Feuer in uns entfachen […] mit Tränen und Mühen.“ […] Fasten
[…] Kampfdiziplin […] antiken Arena […] Kinnhaken versetze ich mir selbst und
zwinge meinen leib in Knechtschaft (damit er ihm dienstbar sein und nicht
seinerseits ihn vergewaltige).“ […] Tüchtigkeit […] man ist nixht ohneweiteres
in der Verfassung für den Kampf, den man auf dem Weg zu Vollendung des Lebens
zu bestehen hat.
S.77:
Der Kampf mit den größeren Lastern (Zorn etwa oder Trübsinn oder Habsucht oder
Herzensträgheit) wird nie zu gewinne sein, wenn nicht zunächst einmal die
Begierde des Gaumens oder Bauches fest unter Kontrolle gebracht werden. Wer
durch unenthaltsamkeit geschwächt ist, wird, wenn es wirklich schwierig wird,
nicht über die nötige Kampfeskraft verfügen. […] „Gier nach Essen und Trinken“
als ein Laster
S.80:
Seele […] gewinnt ihre Überlegenheit über die Essgier zurück, hört auf,
Spielball unkontrollierbarer Begierden zu sein […] Steuermanns […] Völlerei
verliert allen Reiz des Süßen […] Die größte Gefahr ist, dasss das Fasten,
statt aus dem Ego die Luft anzulassen, im Gegenteil es nur weiter aufbläht. So
einer brüste sich dann, erfaste […]
gönne sich nur das Allernotwendigste […] wie versessen drauf, die Strenge
andere Asketen noch zu übertrumpfen [….] Fasten-Ehrgeiz zum seelischen Ruin
geführt habe […] strengere Entbehrung, als […] leiblich und seelisch zuträglich
war […] suchten sie nach dem rechten Maß
S.81:
Es ist besser täglich ein wenig zu essen. […] königlicher Weg des Fastens […]
Es ist besser miit Vernunft Wein, als mit Hochmut Wasser zu trinken
S82:
[…] leiste Stimme im Inneren zu vernehmen und sich von ihrer führen zu lassen.
[…] Paladius ermuntert seinen hohen Freund, sich – je nach Situation – weder an
der Seite des Johannes noch an jene des Jesu durch irgend jemandenirritieren zu
lassen: „ Fasten wir in vernünftiger Weise mit Johannes […] und trinken wir in Weisheit mit Jesus,
wenn es unser Leib nötig hat […] Denn weder Essen noch Enthaltsamkeit bedeiten
in Wahrheit irgend etwas, sondern der Glaube, der sich durch die Liebe in den
Werken zeigt.“ […] jeder Wettkämpfer enthaltsam leben müsse […] „Ist der Leib
gesund, so enthält man sich all dessen, was ihn mästet; ist er aber krank,
empfindet man Schmerz, und nimmt er Teil an Kummer und Not, so wird man dankbar
gegen Gott Speise und Trank als Heilmitttel gegen all das brauchen, was ihn
quält, wird sich aber dessen enthalten, was der Seele schadet, nälich des Zorn
und Neudes, des eitles Wahns und Überdrusses, der üblen Nachrede und des
falschen Argwohns.“
Psychologie
Phyolosphie
WENIGER
IST MANCHMAL MEHR
S.135:
Christliche Nächstenliebe verlangt Konsumverzicht
S.135:
Diogenes pries: Bedürfnislosigkeit = größter Reichtum
S.135:
Kant: Persönliche Verhaltensregeln müssen so beschaffen sein, dass sie als verbindliches
Gesetz für jeden anderen Menschen in gleicher Situation sein können
S.135:
Selbstmordprogramm
S.135:
Opfer für das Wohl künftiger Generationen zu bringen (missbraucht durch
Marxismus)
S.135:
Ethik des Konsumsverzicht: Mensch dazu zu zwingen, auf den Genuss von Gütern zu
verzichten, die ihn selbst und seine Mitmenschen ruinieren. Da diese rVerzicht
nur für überflüssiges gefordert wird
S.136:
gesundete Gesellschaft
S:136:
Konsumverzicht an der Basis der Gesellschaft, als individuelle, spontane Aktion
S.137:
Emanzipation d. Konsumverhaltens
S.138:
Natürliche Abhertung ging bei indogenem Volk wegen missionarischer Kleidung
verloren
S.138:
Vom Konsum empanzipierter Mensch wird ihnen helfen,, ihren eigenen Weg zu
finden
S.138:
Wenn er seinen Verschwendungskonsum zügelt, wird auch die Ausbeutung der 3.
Welt abnehmen
S.138:
Was für alle gilt, gilt auch für jeden einzelnen
S.138:
Das heutige Konsumverhalten verdummt den mneschen, verschüttet seine
schöpferischen Fähigkeiten, zerstört seine Gesundheit , Verzicht auf dieses
Verhalten ist erster Schritt zu einer echten Selbstverwirklichung und einer
neuen Identität.
S.138:
Konsumzwang entkleidetet Geschlechter ihrer echten Bindung, er wird zu einer
Gleichberechtigung der Geschlechter, ausgewoogene Verteilung ihrer Aufgaben
S.
139: seelische Abhängigkeit von überflüssigen Gütern
S.139:
Verständlichkeit der Umwelt- und Selbstzerstörung muss aufgegeben werden
S.139:
durch Konsumverzicht gewinnen
S.142:
Mehr Gesundheit ist eines der wichtigsten Vorzüge des konsumverzichts. Mensch
sollte alle Möglichkeiten zur Bewegung nutzen. Mensch der Konsumwelt träge. Die
Folge ist Konsum von Produkten die Schlankheit garantieren.
S.143:
„Ich leiste schließlich etwas, deshalb kann ich mir auch dies und das leisten“
ruiniert Gesundheit.
S.143:
Und so stopft er sich mit Gift voll und verdächtigt jeden, der keine Lust aht,
blöder Ziererei oder eines weibischen Charakters
S.143:
Im Restaurant noch ein Stück Torte, obwohl man schon ein paar kilo abnehmen
sollte.
S.144:
In der Wegwerfgesellschaft wirft sich der Mensch selbst zum Müll.
S.144:
Konsum ist fast immer gesundheitsschädlich, Konsumverzicht fast immer Gesund.
Wir gewinnen nicht nur an Freiheit und Zeit, diese Freiheit zu genießen,
sondern auch Gesundheit, die allein diese Zeit und Freiheit wertvoll macht,
Wenn uns unser Leben ohne diese Genüsse leer vorkommt, dann ist das ein Zeichen
dafür, dass mit uns und unserem Leben etwas nicht stimmt. Auch hier ist der
Entschluss zum Konsumverzicht zur Stunde der Wahrheit. Ein Mensch der
vernünftigt lebt muss nicht Hilfsmedikamente etc. zusätzlich zur Nahrung
konsumieren.
WIEVIEL
KONSUM VETRÄGT DER MENSCH?
S.51:
Christentum, immer mit Askese zutun hat; „Sustine et abstine“, „Ertrage und
entsage“, „Entsage und ertrage“: Christlicher Glaube heißt Verzicht,
christlicher Glaube heißt Ertragen; Last, da nichts enthalten ist von
Aktivität, Gestaltung, Weltüberwindung
S.52:
2. Jh. Nach Christus: christlicher Glaube nimmt asketische Form an
S.52:
Paulus: Inbegriff der Botschaft ist die Rede von der Aufersteheung und der
Askese. = Inbegriff des christlichen Glaubens => asketisches Christentum
S.53:
jesus war kein Asket im späteren Sinne.; arm, kein Besitz, lebte in
Gemeinschaft mit anderen, nicht verheiratet;
isst und trinkt (im Gegensatz zu Johannes); Johannes der Täufer war
Asket; Jesus isst und trinkt mit den Zöllnern und Sündern; keine
Nahrungsaskese; Wein ungewöhnlich für Asketen; Jesus kennt aber Verzicht; wurde
von Zeitgenossen nicht unter Asketen eingereiht; Bergpredigt: Freiheit
erscheint bei Jesus nicht in streng asketischer Fassung; bloß Element des
Verzichts vorhanden
S.54:
Speis und Trank sind aber nicht einer Askese unterworfen und im eigentlichen
Sinn wird zum Gehorsam nicht zur Askese aufgerufen.
S.60:
Ab dem 14. Jh. Wird Askese problematisch. Die neue Welt Gottes verlangt
Verzicht aus Überschwang, aus Grundüberzeugung, auf Dinge, die mich hemmen.;
gelegentlicher Vollzug bis 180, persönlich (ich verzichte auf das, was mich
hemmt); 180: neue Zeitsituation -> Bejahung der Totalaskese, auch wenn nie
vergessen wird, dass Askese nicht alles ist, obwohl Christentum nicht anders
als ästhetisch verstanden werden kann.; heute Probleme mit (grundsätzlicher)
Askese, weil Grundsituation anders geworden ist: Leid unter Askese (wird nicht
mehr von asketischer Weltanschauung getragen)
S.
61: Askese ist nicht Jogging oder Training sondern
Wandlung/Bewegung/Neuwerdung/Übung; neues Christenrum in dieser Hinsicht großes
Defizit; alles was süß und dick macht ist verboten im Christentum als letzter
Rest der Erinnerung an Askese; Askese steht für Selbstverwirklichung, nicht für
Verzicht und Schmerzleiden; Neuwerden; Verzicht auf das Mögliche um des
Wirklichen willen. Verzicht auf das Wirkliche, um das Mögliche willen, um etwas
zu erreichen, zu erhalten, erfahren, muss und darf man verichteb
S.62:
Gepäck kann bei Umwandlungsprozess nicht mitgetragen werden; um der Wahrheit
willen; beim Öffnen muss man auf Etwas verzichten; diese Grunderfahrung gehört
zur Askese
S.179:Essen
ist eine mögliche Grundeinstellung des Lebens, sowie Schauen. Eigentlich geht
es um die Beziehung zum Besitz, um die Art und Weise wie der Mensch Besitz
ergreift. Die Einstellung „essen“ ist jedoch von einer Begierde genährt, die
alles und jedermann, sich selbst eingeschlossen, zu einem Besitz machen möchte.
„Essendes“ Haben ist ein Einverleiben, das zur Überzeugung führt: Ich bin, was
ich esse, ich bin, was ich habe. Der Lebensinhalt besteht darin, möglichst viel
anzuhäufen, viel zählbaren Besitz zu haben und dadurch jemand, der in dieser
Welt zählt, zu werden. Je, der mnesch versucht im Besitz seine Identität zu
wahren. In der Mentalität des Essens ist der Mensch an das gebunden, was er
äußerlich vorzeigen kann; an das, was er in der Vergangenheit angehäuft hat
S.180:
Essendes Haben bedeutet festgelegt ein, nicht auf wirklich neues hin offen zu
sein. „Schauen“ heißt Abstand halten. Schauen ist Demut. Denn um größeres als
„ich“ geht es. Das Ich ist letzlich nur aus Beziehung zu Größerem zu verstehen.
Ein großes ich sieht sich im Zentrum. Es will essen (…). Das kleine ich will
sich opfern.
S.181:
Je tiefer der mnesch schon hetzt in dieses „Schauen“ hineingenomme wird, umso
mehr kann er dieses ichliche Ich in ihm, das nur haben, konsumieren, verzehren
will, überschreiten, zurückdrängen, überwinden.
ASKESE
UND KONSUM
S.
139: Wer unaufhaltsam versorgt wird, beginnt nach Entzug zu streben. ->
Typus der alternativen Sinnstiftung (in Gestalt pseudoasketischer
Lebensweisheiten, die Verzicht und Enthaltsamkeit predigen. Jedem
zeitgenössischen Kochrezept korrespondiert ein Diätvorschlag; jeder metzgerei
ein Reformhaus; jeder Werbung für ein neies Nahrungsmittel ein Medikament gegen
Obstipation oder Gastritis. Weniger Kirchen als Modejounrale plädieren für
Fasttage; un der liebe Gott braucht uns nicht mehr mit „täglichem Brot“ zu
beschenken, sondern allenfalls mit cholesterinarmen Fetten und künstlichem
Zucker. „Vater unser gib und unsere täglichen Ballaststoffe“ Das Paradies des
Konsums ist mittlerweile so reich
S.140:
dass es auch den Verzicht, den Mangel und die Leere anzupreisen verseht.
Qualität von Lebensmitteln vom Fehlen von Dingen abgeleitet (ungesüßter
Kaugummi, fettreduzierter Käse etc.) Die Askese reüsiert als Funktion des
Konsums. -> Profilation des „großen Fressens“ und trägt zur Vermeidung von
Überdruss und Sattheit bei. Das wachsende Prestige der Diätsucht, dieser
genussorientierten Parodie asketischer Haltung, verdankt sich einem seltsamen
kollektiven Erinnerungsverlusts (Hunger leiden) Keine Differenz zwischen
Nahrungsmitteln gleicht keiner und irgendeiner Nahrung
S.142:
Askese ist die Ideologie der Leidenden.
S.
143:Franz Kafkas Hungerkünstler ist die ironische Aufzeichnung eines Typs der
Askese
S.144:
byzantinische Ursprünge abendländischer Hungerkunst
S.145:
Erlösung kann nur gelingen, wenn die Fleischtöpfe verlassen werden: negative
Bewertung des Verzehrs von Nahrung in Religionen -> Hugo Ball: Es ist
tröstlich diesen in geistlicher Obhut zu sehen. „Wie können wir Herz bewahren,
wenn Mund und Bauch offen steht?“ Hungerreligion, deren zentrales Element ein
gemeinsames Mal bilde
S.146:
Versuch Qualen des Hungers in spirituelle Energie umzuwandeln
S.146:
Industrialisierung: asktetische Ideale an Profitmaximierung angepasst
(Hungeraskese weicht Puritanismus gegenüber Zeit und Geld, so wie Sexualität)
Hunger negativ suggeriert
S.146:
moderne Askese (Gegenteil von freiwilliger Verzichtsgesellschaft)
S.147-151:
Anorexie und Religion
S.151-152:
neue Askese zwar aufgrund von Kathastrophen im Sinne von Verpackungsmaterial
einsparen, aber Angst vor wirklichem Verzicht, demokratisierte Askese möglich??
RELIGION-IDENTITÄT
UND LEBENSFÜHRUNG
S.
38: Kommunitarismus: Anprangerung der liveralistischen Form des
Individualismus, gegen Isolation, Vereinzelung, gnadenlose Konkurrenz ->
Gemeinschaft (Religion elementare Funktion für die solziale und moralische
Integration sowie dauerhafte Stabilisierung von Identität)
S.39:
Kann Religion in Gesellschaften fortgeschrittener Modernisierung noch
funktional für die Bildung und Reproduktion von Identität sein oder ist sie
sogar dafür notwendig?
S.40:
Identität ist Distanzierung als die auf Einmaligkeit zielende Fähigkeit der
Abgrenzung, Typisierung zur Konstruktion von Zugehörigkeiten, Kommunikation
(Distanzierung und Einheitsbildung (Vereinheitlichung) = sozial vermittelter
Prozess, Reflexion als kognitiver Ort der Verarbeitung
S.40:
Weltanschauungen und religiöse Überzeugungen, Mitgleidschaften, Tätigkeiten,
Motive, Vorbilder, Organisationen und Institutionen = Identitätsbildend
WAS
DAS HABEN MIT DEM SEIN MACHT
Wirtschaftskrise
-> Gesellschaftliche Bewegung und Gruppierungen gegen Kapitalismus,
Ausbeutung d. Ressourcen, Konsum, Burn-Out, Bore-Out, zu viel Arbeit, Stress,
volles Leben -> Job- und Wohnungswechseln, Entrümpelung, Organisation im
Netz -> Werte und Normen für einfaches, schönes Leben: Teilzeitarbieten,
Minimalismus, eigener Anbau, öffentliche Verkehrsmittel und Rad statt Atuo,
mehr Zeit für Sozialleben, vegane, günstige, politisch korrekte Ernährung,
Philosophen, weniger Geld für Materielles, Selbstbeschränkung, ökologisches
Leben, Achtsamkeit = Modewort, weniger Besitz, freiwilliger Verzicht, bewusstes
Leben, kleinerer ökologischer Fußabdruck -> ökologischer Fußabdruck, Mindestlohn,
Kapitalismusdebatte in Meiden präsent -> Fromm: Nein zu Materialismus und
Haben –Wollen -> ja zu Spenden, Teilen, soziales Leben, da sonst kein Sein
möglich -> VERZICHT UND FREIWILLIGE EINFACHHEIT: (=voluntary simplicity)
-> Respekt, ökolohische, ethnische Ziele, glücklichess Leben -> gut
untersuchter Trend: in vielen wohlhabenden Gesellschaften (nur hier möglich)
(höhere Bildungsschichten) -> S. Alexander, Samuel Ussher: 2000 bekennende
Entsager
Persönlichkeitsentwicklung
Identitäts- und Sinnsuche: Körpernehandlung -> gesellschaftliche Normen,
nicht alle körperlichen Seinsziele erfodern Habemittel, Sinn, wenn wertolle und
moralisch gerechtfertigte Tätigkeiten, Sinn in Religion +
Glaube/Naturerfahrungen, Sicherheit gleich nach Grundbedürfnissen -> Kontrolle
über eigenes Leben und Umwelt (Preventionsverhalten, Promotionsfokus: Menschen
können Idealen nachgehen)
Die „askesis“ steht in enger Verbindung mit der „diaita“, „der Diätik als psycho-physische Therapie- und Heilmethode“.[1]
Erich Fromm meint, nur durch einer klaren Abwendung vom
Materialismus und „Habenwollen“ und die Entscheidung Erfahrungen zu sammeln, zu
lernen und das soziales Leben zu pflegen ermöglicht das „Sein“. [2]
Diäten sind zahlreich und
unterschiedlich, gesundheitlich gefährlich oder gesundheitsfördernd, führen zu
optimalen oder zu extremen Gewichtsabnahmen. Doch geht es in dieser Arbeit
darum, was die Menschen von ihrem Ernährungskonzept erwarten und daher zählen
in diesem Kontext Diäten zu gesundheitsfördernden Konzepten, da sie wie der
Minimalismus, da sie Schädigung nicht als Ziel haben.
Frage nach
Zielen und Sinn
Jean-Claude
Kaufmann schreibt am Ende seines Buches „Kochende Leidenschaft. Soziologie vom
Kochen und Essen.“:
„Der Esser ist in der modernen Welt der
Freiheit und Ungewissheit mit all ihren Vor- und Nachteilen angekommen. Er
pickt hier und da wie ein Vogel, der seinen Schnabel nicht voll genug kriegen
kann, sorgt sich aber gleichzeitig über die Gesundheitsrisiken seiner
Maßlosigkeit. Um diese zu beschwören, verfügt er über eine (inflationäre) Menge
an Informationen über Ernährung, die ihn zur Wachsamkeit aufrufen und es ihm
ermöglichen, sich eine Meinung zu bilden. Leider genügt eine Meinung auf diesem
Gebiet nicht, nicht einmal eine wissenschaftlich korrekte Meinung. Denn Essen ist auch eine Sache der Kultur und
des Gefühls. Man isst nicht mit seinem Hirn.“[3]
Für immer mehr Menschen trifft
letzteres nicht mehr zu.[4]
Gesundheit und Enthaltsamkeit stehen im Fokus[5],
der Geschmack soll oft nicht unter Einschränkungen leiden, vielleicht sogar
durch sie optimiert werden [6], doch ist das Gefühl, die Lust, der
Genuss nicht vorrangig, während Thomas Macho von einer „genussorientierten
Parodie asketischer Haltungen“ [7] spricht, gehen manche wissenschaftlichen
Stimmen von einem kompletten Genussverlust aus[8].
Doch
weshalb? Welche Wünsche und Bedürfnisse bleiben in der modernen
Konsumgesellschaft unerfüllt? Was bewegt immer mehr Menschen zum Lebensstil im
Sinne einer modernen Askese?
unmündige Konsumgesellschaft
Für die
Azteken sind Ausgeglichenheit, Mäßigung und Pflichterfüllung die bedeutendsten
Werte, die ein angesehenes Individuum ausmachen. Krankheit zeigt eine gestörte
Ausgeglichenheit. Gesundheit erfordert Mäßigung im Sinne der Vermeidung von
„Exzesse[n] jeder Art“, die „den Körper überhitzen und den Menschen krank
machen“ und einer angemessenen Ernährungsweise.[9]
– Gemeinsamkeit und Differenz der frühchristlichen und heutigen
weltlichen Askese
Weitere Erklärungen für das Ideal des schlanken Körpers sind der
goldene Schnitt und funktionale Begründungen.
. „[G]esundheitspolitische[n] […] [und] ästhetische[n] […], […]
normierte Vorgaben“ werden von der Gesellschaft „akzeptiert und exekutiert.“[10]
Anerkennung in der Konsumgesellschaft –
Frühchristliche und aktuelle Faszination –
Dass das Ergebnis von Verzicht, tatsächlich Höchstleistungen sein
können, ist sogar wissenschaftlich erwiesen.[11]
Weltanschauung, Religion, Mitgliedschaft, Tätigkeit, Vorbilder,
Organisationen und vieles mehr sind Identitätsbildende Faktoren.[12]
In der modernen Zeit ist es ebenfalls schwierig eine einheitliche
Aussage zu treffen, da die Ernährungskonzepte zu unterschiedlich sind
Im
Unterschied zum Fasten im Frühchristentum ist heute der Genuss und die Lust eher
ein Aspekt der Nahrungsaufnahme der nicht zu kurz kommen soll[13],
wenn auf verschiedenen Ebenen der Ernährung Enthaltsamkeit gepflegt wird.[14]
Während im frühchristlichen Fasten Lust und Genuss als „das menschliche Leben
aus dem Gleichgewicht bring[end]“negativ angesehen wird[15], ist sie in den modernen Formen oft
unverzichtbare Komponente des menschlichen Gleichgewichts[16].
[1] Vlg. Sorgo 2002, S. 97.?
[2] S. 13
[3] Jean-Claude
Kaufmann: Kochende Leidenschaft. Soziologie vom Kochen und Essen. Konstanz
2006, S. 329.
[4] Vgl. Sorgo
2002, S. 140.
[5] Vgl. Hannelore
Gießen: Steinzeit und Askese. Trenddiäten unter der Lupe. In: Pharmazeutische
Zeitung online 45, 2016, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=66076
[Zugriff am 16.4.2017].
[6] Vgl. z.B.: Janine
Jähnichen: Interview mit Nathalie Gleitman."Intoleranzen sind
Chancen". In: Hertener Allgemeine, 5.4.2017,
http://www.hertener-allgemeine.de/scenario4u/stars/Interview-mit-Nathalie-Gleitman-Intoleranzen-sind-Chancen;art355701,1988945
[Zugriff am 16.4.2017]
[7] Vgl. Sorgo
2002, S. 140.
[8] Vgl. Petra
Kistler: Warum erkranken Menschen an Essstörungen? In: Badische Zeitung,
22.3.2017,
http://www.badische-zeitung.de/gesundheit-ernaehrung/warum-erkranken-menschen-an-essstoerungen--134794256.html
[Zugriff am 16.4.2017].
[9] Vgl. Sorgo
2002, S. 55.
[10] Gniech 1995,
S. 205.
[11] Vgl.
Krüger-Fürhoff/Nusser 2005, S. 8.
[12] Vgl.
Wippermann 1998, S. 40.
[13] Vgl. Sorgo
2002, S. 140.
[14] Vgl. z.B. Jähnichen 2017.
[15] Vgl. Schultz
1995, S. 75.
[16] Vgl. z.B.
Jähnisch 2017., Sorgo 2002, S.140.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen