Zusätzliches zum Fasten



·        Imelda Abbt: Essen oder Schauen. In: Engadiner Kollegium [Hrsg.]: Die unersättliche Gesellschaft. Wieviel Konsum verträgt der Mensch? Freiburg im Br.; Wien [u.a.] 1992.

·        Jens Förster: Was das Haben mit dem Sein macht. Die neue Psychologie von Konsum und Verzicht. München 2015.

·        Gisla Gniech: Essen und Psyche. Über Hunger und Sattheit, Genuß und Kultur. Berlin; Heidelberg 1995.

·        Martina Kaller Dietrich: Sinnlose Askese? Essen und Gegessen werden in  Mythos und Alltag Mexikos. Reziprozität und symbolischer Tausch in einem nicht-kapitalistischen Gesellschaftsgefüge. In: Sorgo 2002, S. 50 –  75.

·        Irmela Marei Krüger-Fürhoff, Tanja Nusser [Hrsg.]: Askese. Geschlecht und Geschichte der Selbstdisziplinierung. Bielefeld 2005.

·        Thomas Macho: Neue Askese? In: Sorgo 2002,  S. 139 – 153.

·        Getrude Sartory: In der Arena der Askese. Fasten im frühen Christentum. In: Uwe Schultz [Hrsg.]: Speisen, Schlemmen, Fasten. Eine Kulturgeschichte des Essens ; [nach einer Sendereihe des Hessischen Rundfunks]. 2. Auflage, Frankfurt am Main [u.a.] 1995, S. 71 – 82.

·        Wolfgang Schmidbauer: Weniger ist manchmal mehr. Zur Psychologie des Konsumverzichts. vollständig überarb. u. erw. Neuausgabe, Reinbek bei Hamburg 1992.

·        Gabriele Sorgo: Von der christlichen Askese zur Warenkultur. In: dies. [Hrsg.]: Askese und Konsum. Wien 2002, S. 76 – 121.

·        Carsten Wippermann: Religion, Identität und Lebensführung. Typische Konfigurationen in der fortgeschrittenen Moderne; Mit einer empirischen Analyse zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Opladen 1998.





·        Maike Brzoska: Wenig ist genug. In: Zeit online, 31.3.2014, http://www.zeit.de/2014/13/minimalismus [Zugriff am 16.4.2017.]

·        Irene Prugger: "Die Medizin ist heute Religionsersatz". In: Wiener Zeitung, 1.4.2017, http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/zeitgenossen/883035_Die-Medizin-ist-heute-Religionsersatz.html [Zugriff am 16.4.2017].

·        Juliana Bilgic: Der Schönheitskult der Konsum- und Leistungsgesellschaft als pädagogisches Problem. Möglichkeiten für die pädagogische Arbeit. München 2005, http://www.grin.com/de/e-book/51864/der-schoenheitskult-der-konsum-und-leistungsgesellschaft-als-paedagogisches [Zugriff am 16.4.2017].



S. 51: Fasten → Askese: Gabriele Sorgo denkt die Phänomene (christliches) Opfer und Askese zusammen. Nicht um das periodische Fasten, aus dem Körper und Geist gestärkt hervorgehen, geht es ihr, sondern um die individuelle Vergeistung durch Nahrungsverweigerung, die auf Entkörperung, auf die Auflösung des Körpers durch den Geist gerichtet ist. Askese strebt nach Endgültigkeit, der endgültigen Abspaltung vom Körper. Askese braucht ein individuelles Heilsversprechen, um als Opferung zu funktionieren. Die frühchristlichen Wüstenasketen und – asketinnen wie auch ihre namenhaften und unbekannten NachfolgerInnen hofften, den höchsten Grad an Vergeistigung zu erreichen. Der Körper wird als individuelles Tribut an Gott hingegeben und letzlich vernichtet. Der Körper ist das Opfer. […] Opfern ist bestenfalls ein individuelles Ritual. Das Individuum opfert sich selbst auf, verzehrt sich im Streben nach realem und symbolischen Kapital, zerbricht an einem Schönheitsideal. Doch der Begriff „Askese“ wird auch als Ritus der Konsumgesellschaft verstanden und als ein Ausdruck der Moderne. Essensverweigerung wird aber auch als hysterischer Widerstand gegen den einen wortgewordenen Gott interpretiert.



S.52: Diese stelle ich dem von Sorgo gekennzeichneten Bild von Askese als individuelle Heilserfahrung, wie sie in der christlichen Tradition bekannt ist, gegenüber.



S.55: An einer Stelle erwähnt Sahagun Maßnahmen des Fastens: „Und wenn man sah, dass er etwas dick wurde, ließ man ihn Salzwasser schlucken, […] dass er schlank, hart und sehnig von Leib sei!“

[…] In der Weltsicht der Asketen galten Aussgeglichenheit, Mäßigung und Pflichterfüllung als wichtigste Regeln. Gesundheit oder Krankheit wurden als Ausdruck von Ausgeglichenheit oder deren Störung verstanden. Um gesund zu sein, musste man sich mäßigen.  Maßhlten meinte, Exzesse jeder Art zu vermeiden – Wut, Übermüdung und sexuelle Verausgabung würden den Körper überhitzen und den Menschen krank machen. […] Lebensmittel unabhängig von ihrer Natur […] „warm“ oder „kalt“ sein können, reflektiert die altmexikanische Vorstellung vom Universum […]



S.57: Die Existenz einer Seele war für die Europäer das eigentliche Unterscheidungskriterium, um herauszufinden, ob die Indianer Menschen oder Tiere sind. Für die Indianer war es der Körper. […] Der Körper wird nicht getrennt von der Existenz einer Seele gedacht, unterschieden wird zwischen Körpern und Geistern.

Literatur


Noch ungelesen


·       Peter Brown: Die Keuschheit der Engel. Sexuelle Entsagung, Askese und Körperlichkeit im frühen Christentum. München 1994.

·       Die Erde bewahren : Dimensionen einer umfassenden Ökologie ; Festschrift zum 80. Geburtstag von Karl Werner Kieffer

·       Soziale Nachhaltigkeit

·       Wochenende und Gottesdienst : zwischen kirchlicher Tradition und heutigem Zeiterleben

·       Die Seriosität der Maskerade : ist Fastnacht, der Karneval, ein gewollter Teil unserer Kultur? ; [Fachbuch]

·       Feste feiern : Katalog zur Oberösterreichischen Landesausstellung Stift Waldhausen 2002

·       Das Fest

·       Wege und Irrwege zum modernen Schlankheitskult : Diätkost und Körperkultur als Suche nach neuen Lebensstilformen 1880 – 1930

·       Verzicht und Verlangen : Askese und Leistungsethik in Werk und Leben Thomas Manns

·       Askese in der Erlebnisgesellschaft? : eine kultursoziologische Untersuchung zum Konzept der "nachhaltigen Entwicklung" am Beispiel des Car-Sharing

·       Die Illusionen der anderen : über das Lustprinzip in der Kultur

·       Koscher & Co. : über Essen und Religion ; [eine Ausstellung des Jüdischen Museums Berlin, 9. Oktober 2009 bis 28. Februar. 2010]

·       Die "Heiligkeit des Lebens" in der Medizin : eine philosophische Kritik ; The sanctity of life doctrine in medicine <dt.>

·       Die Einheit des Individuums : eine Studie zur Ontologie der Einzeldinge

·       Was essen wir morgen? : 13 Food Trends der Zukunft

·       Einführung in die Ernährungslehre

·       Familie und christliche Ethik

·       Was hält eine Gesellschaft zusammen? : Ethik im Zeitalter der Globalisierung

·       Essen - Bildung - Konsum : Pädagogisch-anthropologische Perspektiven

·       Brumberg, Joan Jacobs (1994) Todeshunger. Die Geschichte der Anorexia nervosa vom Mittelalter bis heute. Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main

·       Axel Michaels: Die Kunst des einfachen Lebens. Eine Kulturgeschichte der Askese. München 2004. (Freihand 1; I-10268)

·       Justus Nipperdey; Katharina Reinholdt [Hrsg.]: Essen und Trinken in der Europäischen Kulturgeschichte. Berlin 2016. (Freihand 4, Z-577/3)

·        Michael Jäckel: Einführung in die Konsumsoziologie. Fragestellungen - Kontroversen – Beispieltexte. 2., überarb. und erw. Auflage, Wiesbaden 2006. (Freihand 1, I-10745)

·       Reimer Gronemeyer: Die neue Lust an der Askese. Berlin 1998.

·       Rudolf Ginters: Werte und Normen: Einführung in die philosophische und theologische Ethik: Göttingen ;  Düsseldorf 1982.Hans-Jürgen Lange; H. Peter Ohly; Jo Reichertz: Auf der Suche nach neuer Sicherheit. Fakten, Theorien und Folgen. 2., Wiesbaden 2009. (online)

·       Die Menschheit im Umbruch : zur Notwendigkeit neuer Lebensgestaltungen (Magazin (ST 9) I-1211303)

·       Religion, Identität und Lebensführung : typische Konfigurationen in der fortgeschrittenen Moderne ; mit einer empirischen Analyse zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen Die Keuschheit der Engel : sexuelle Entsagung, Askese und Körperlichkeit am Anfang des Christentums ; The body and society <dt.>

·       Gregor Artes: Slow Food. Genießen mit gutem Gewissen? Über das Verhältnis von Individual- und Institutionenethik. Saarbrücken 2008.

·       Eva-Maria Endres: Genussrevolte. Von der Diät zu einer neuen Esskultur. Wiesbaden 2012.

·        Eva Barlösius: Soziologie des Essens. Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung. Weinheim; München 1999.

·       Was hält eine Gesellschaft zusammen?. Ethik im Zeitalter der Globalisierung. In: Eingegangene Bücher (Ausführliche Besprechung vorbehalten) Zeitraum 01.08.2007 -10.10.2007. Soziologische Revue, Vol.31(1). Oldenburg 2008, S. 120-126.

·       Ratgeber

1. Dan Jakubowicz: Genuß und Nachhaltigkeit. Handbuch zur Veränderung des persönlichen Lebensstils.

2. So wirst du schlank für immer : [vollwertige Trennkost ; Schluß mit Hunger, Verzicht und Kalorienzählen! ; der Knackpunkt liegt bei Yin Yang!]

3. Mitte und Maß : Kurztherapien

4. Herrad Schenk [Hrsg.]: Vom einfachen Leben: Glücksuche zwischen Überfluß und Askese: München 1997.

5. Wilhelm Schmid-Bode: Maß und Zeit. Entdecken Sie die neue Kraft der klösterlichen Werte und Rituale. Frankfurt am Main [u.a.] 2008.

6. Muss es immer leicht sein? : der Einfluss kognitiver Strategien auf die Selbstkontrollkraft

7. Die Entschlackungsdiät. Schlank und gesund durch Entschlacken und Entgiften ; The detox diet book <dt.>

8.Detox : ganzheitlich entgiften : von Mini-Kur bis 2-Wochen-Programm

9.Detox juicing : 3-day, 7-day, and 14-day cleanses for your health and well-being

10. Detox your Life

11. Jessi Andricks: Detox 101: a 21-day guide to cleansing your body through juicing, exercise, and healthy living: New York 2014.





Bereits gelesen

·       Uwe Schultz [Hrsg.]: Speisen, Schlemmen, Fasten. Eine Kulturgeschichte des Essens [nach einer Sendereihe des Hessischen Rundfunks]. 2. Auflage, Frankfurt am Main [u.a.]  1995. (Freihand 1, I-8886)

·       Jens Förster:  Was das Haben mit dem Sein macht. Die neue Psychologie von Konsum und Verzicht. München 2015: (Magazin (ST 9) I-1576180)

·       Gabriele Sorgo [Hrsg.]: Askese und Konsum. Wien 2002.

·       Weniger ist manchmal mehr. Zur Psychologie des Konsumverzichts (Magazin (Kompakt 4) I-1129564)

·       Engadiner Kollegium: Die unersättliche Gesellschaft. Wieviel Konsum verträgt der Mensch?. Freiburg im Br.; Wien [u.a.] 1992. (Magazin (Kompakt 4)  I-1129498)

·       Carsten Wippermann: Religion, Identität und Lebensführung. Typische Konfigurationen in der fortgeschrittenen Moderne; Mit einer empirischen Analyse zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Opladen 1998.







Verzeichnis


Literatur


·       Carsten Wippermann: Religion, Identität und Lebensführung. Typische Konfigurationen in der fortgeschrittenen Moderne; Mit einer empirischen Analyse zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Opladen 1998.

·       Engadiner Kollegium [Hrsg.]: Die unersättliche Gesellschaft. Wieviel Konsum verträgt der Mensch? Freiburg im Br.; Wien [u.a.] 1992.

·       Gabriele Sorgo [Hrsg.]: Askese und Konsum. Wien 2002.

·       Irmela Marei Krüger-Fürhoff, Tanja Nusser [Hrsg.]: Askese. Geschlecht und Geschichte der Selbstdisziplinierung. Bielefeld 2005.

·       Jean-Claude Kaufmann: Kochende Leidenschaft. Soziologie vom Kochen und Essen. Konstanz 2006.

·       Jens Förster:  Was das Haben mit dem Sein macht: Die neue Psychologie von Konsum und Verzicht. München 2015.

·       Uwe Schultz [Hrsg.]: Speisen, Schlemmen, Fasten. Eine Kulturgeschichte des Essens ; [nach einer Sendereihe des Hessischen Rundfunks]. 2. Auflage, Frankfurt am Main [u.a.] 1995.

·       Wolfgang Schmidbauer: Weniger ist manchmal mehr. Zur Psychologie des Konsumverzichts. vollständig überarb. u. erw. Neuausgabe, Reinbek bei Hamburg 1992.

Internetquellen


Zeitungsartikel


·       Dorina Pascher: Wenn die Freundin nichts mehr isst. In: Augsburger Allgemeine, 16.3.2017, http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Wenn-die-Freundin-nichts-mehr-isst-id40885816.html [Zugriff am 16.4.2017].

·       Hannelore Gießen: Steinzeit und Askese. Trenddiäten unter der Lupe. In: Pharmazeutische Zeitung online 45, 2016, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=66076 [Zugriff am 16.4.2017].

·       Irene Prugger: "Die Medizin ist heute Religionsersatz". In: Wiener Zeitung, 1.4.2017, http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/zeitgenossen/883035_Die-Medizin-ist-heute-Religionsersatz.html [Zugriff am 16.4.2017].

·        Janine Jähnichen: Interview mit Nathalie Gleitman."Intoleranzen sind Chancen". In: Hertener Allgemeine, 5.4.2017, http://www.hertener-allgemeine.de/scenario4u/stars/Interview-mit-Nathalie-Gleitman-Intoleranzen-sind-Chancen;art355701,1988945 [Zugriff am 16.4.2017]

·       Juliana Bilgic: Der Schönheitskult der Konsum- und Leistungsgesellschaft als pädagogisches Problem. Möglichkeiten für die pädagogische Arbeit. München 2005, http://www.grin.com/de/e-book/51864/der-schoenheitskult-der-konsum-und-leistungsgesellschaft-als-paedagogisches [Zugriff am 16.4.2017].

·       Maike Brzoska: Wenig ist genug. In: Zeit online, 31.3.2014, http://www.zeit.de/2014/13/minimalismus [Zugriff am 16.4.2017]

·       Petra Kistler: Warum erkranken Menschen an Essstörungen? In: Badische Zeitung, 22.3.2017, http://www.badische-zeitung.de/gesundheit-ernaehrung/warum-erkranken-menschen-an-essstoerungen--134794256.html [Zugriff am 16.4.2017].

Blogeinträge


·       Magersucht. Die Sucht nach weniger Gewicht. http://www.figurbetont.com/magersucht/#magersuchtmehr_als_nur_appetitlosigkeit [Zugriff am 16.4.2017].

·       Ursachen von Essstörungen. https://www.anad.de/informationen/ursachen-von-essstoerungen/[Zugriff am 16.4.2017].







 („körperliche und geistige Übung“)

(Anorexia nervosa)

(Diäten)

und „auf kulturelle Interpretationen angewiesen.“[1] 

Askese erzielt als „prozessuale[s] Verfahren“ die „Konstitution von Subjekten“.[2]

/Diäten

neben einer Vielzahl an Diäten auch     (Lifestyle-Blogs[3])





S. 7: Symptom einer psychischen Störung/postmoderner Habitus einer individualisierten Lifestyle Avantgarde = Methoden des Widerstandes, der Nichteingliederung/religiöse Askese in der westlichen Welt heillos veraltet + gegen den Körper = in einer Gesellschaft, die dem Körperkult frönt [….] keinen Sinn/ Praktiken der Selbstbeschränkung und der Selbstkontrolle sind teils aus dem Erbe der verghenden christlichen Epochen […] entstanden

S. 8: Rettung seines Selbstbewusstseins nur in der asketischen Körperkontrolle/asketischen Wettbewerbsgesellschaft abendländischen Typs

S. 9: Askese kann also, wie Thomas Macho bemerkt, in Zeiten der Überfülle wieder zu einer interessanten Leere werden, jedoch als Funktion des Konsums, als distinguiertes Verhalten jener, die sich mit dem Luxus des Verzichts als ästhetisches Stilmittel schmücken wollen. So gesehen, wäre auch diese konsumbedingte Askese oder gar der Konsumverzicht nur eine zusätzliche Variante, sich durch ein bestimmtes Konsumverhalten Persönlichkeit konstruieren zu wollen, sich von anderen mittels Identifikation mit Waren abzuheben, konstatiert Siegfried Zepf./Trübsinnige Leidenschaften beherrschen […] jene Masse, die zwischen gelenktem Konsumglück, Spartrieb und Opferbereitschaft ihre Selbstachtung aus der Selbstbeschränkung zu restaurieren versuchen./Trend zu einer gewinnbringenden Selbstbeschränkung […] Leistungsgesellschaft […] Hochleistungssport […]die Athleten dienen breiten Bevölkerungsschichten als Vorbild und erziehen (Hubert Knoblauch)

S.10: zu einer kontrollierten Lebensform

S. 51: Fasten → Askese: Gabriele Sorgo denkt die Phänomene (christliches) Opfer und Askese zusammen. Nicht um das periodische Fasten, aus dem Körper und Geist gestärkt hervorgehen, geht es ihr, sondern um die individuelle Vergeistung durch Nahrungsverweigerung, die auf Entkörperung, auf die Auflösung des Körpers durch den Geist gerichtet ist. Askese strebt nach Endgültigkeit, der endgültigen Abspaltung vom Körper. Askese braucht ein individuelles Heilsversprechen, um als Opferung zu funktionieren. Die frühchristlichen Wüstenasketen und – asketinnen wie auch ihre namenhaften und unbekannten NachfolgerInnen hofften, den höchsten Grad an Vergeistigung zu erreichen. Der Körper wird als individuelles Tribut an Gott hingegeben und letzlich vernichtet. Der Körper ist das Opfer. […] Opfern ist bestenfalls ein individuelles Ritual. Das Individuum opfert sich selbst auf, verzehrt sich im Streben nach realem und symbolischen Kapital, zerbricht an einem Schönheitsideal. Doch der Begriff „Askese“ wird auch als Ritus der Konsumgesellschaft verstanden und als ein Ausdruck der Moderne. Essensverweigerung wird aber auch als hysterischer Widerstand gegen den einen wortgewordenen Gott interpretiert.



S.52: Diese stelle ich dem von Sorgo gekennzeichneten Bild von Askese als individuelle Heilserfahrung, wie sie in der christlichen Tradition bekannt ist, gegenüber.



S.55: An einer Stelle erwähnt Sahagun Maßnahmen des Fastens: „Und wenn man sah, dass er etwas dick wurde, ließ man ihn Salzwasser schlucken, […] dass er schlank, hart und sehnig von Leib sei!“

[…] In der Weltsicht der Asketen galten Aussgeglichenheit, Mäßigung und Pflichterfüllung als wichtigste Regeln. Gesundheit oder Krankheit wurden als Ausdruck von Ausgeglichenheit oder deren Störung verstanden. Um gesund zu sein, musste man sich mäßigen.  Maßhlten meinte, Exzesse jeder Art zu vermeiden – Wut, Übermüdung und sexuelle Verausgabung würden den Körper überhitzen und den Menschen krank machen. […] Lebensmittel unabhängig von ihrer Natur […] „warm“ oder „kalt“ sein können, reflektiert die altmexikanische Vorstellung vom Universum […]



S.57: Die Existenz einer Seele war für die Europäer das eigentliche Unterscheidungskriterium, um herauszufinden, ob die Indianer Menschen oder Tiere sind. Für die Indianer war es der Körper. […] Der Körper wird nicht getrennt von der Existenz einer Seele gedacht, unterschieden wird zwischen Körpern und Geistern.



S. 60: Das Wort Opfern (nextlahualitzi) bedeutet „der Akt des Gebens oder Bezahlens“ (nextlahualitzi bedeutet auch fasten). […] Beziehung zwischen Menschen und Göttern […] Der Austausch wird vom Wunsch der Tauschenden bestummt, die eigenen Wünsche zu befriedigen. Hier liegen Eigeninteresse, Privatbesitz oder auch kollektive Besitzformen sowie Konkurrenz, Akkumulation, Ausbeutung und Gewinnrealisierung als Motivation vor. Die Identität wird in Abgrenzung, in Differenz zum anderen postuliert. Reziprozität indes basiert auf der Idee der Interessen des/der anderen und der Aufrechterhaltung des Gemeinwohls, das nicht als Summe von Einzelinteressen […] gemeinschaftliches Interesse […] Voraussetzung für Reziprozität ist die Existenz von Menschen und Speisen.

S.61: An dieser Stelle kommt die Mahlgemeinschaft ins Spiel. Sie folgt dem Wesen von Reziprozität. Miteinander zu essen meint, einen Platz in der Gemeinschaft, in der Gesellschaft und im Kosmos einzunehmen. Zugehörigkeit wird über das Teilen von Speisen mitgeteilt, an- oder zurückgewiesen.



S. 329: Der Esser ist in der modernen Welt der Freiheit und Ungewissheit mit all ihren Vor- und Nachteilen angekommen. Er pickt hier und da wie ein Vogel, der seinen Schnabel nicht voll genug kriegen kann, sorgt sich aber gleichzeitig über die Gesundheitsrisiken seiner Maßlosigkeit. Um diese zu beschwören, verfügt er über eine (inflationäre) Menge an Informationen über Ernährung, die ihn zur Wachsamkeit aufrufen. Leider genügt eine Meinung auf diesem Gebiet nicht, nicht einmal eine wissenschaftlich korrekte Meinung.  Denn Essen ist auch eine Sache der Kultur und des Gefühls. Man isst nicht mit seinem Hirn.

S. 329: Beim gemeinsamen Essen wird das Band geknüpft, das die Familie zusammenhält.

S.330: […] Haushalten […] wo oft jeder für sich alleine isst.[…] Ernährung […] um Familie, in all ihrer Vertrautheit und Lebendigkeit herzustellen. […] Er muss bei der Wahl der Nahrungsmittel zwischen Verschwendung und Sparsamkeit, Fülle und Selbstbeherrschung, Genuss und Gesundheit entscheiden.

S: 331: […] die alte Köchin, die gezwungenermaßen ihr Leben lang an den Herd gefesselt ist, ob ihr das nun Spaß macht oder sie es als Qual empfindet. […] Lösung, dank immer zahlreicher Produkte, die eine schnelle Küche ermöglichen. Die sogar ermöglichen, dass sich jedes Familienmitgleid mit eigenen Fertigprodukten versorgt. […] Verbundenheit lockert. Das Leben wird flüssiger, es gleicht den Nahrungsmitteln, die leicht zu schlucken sind. Das ist das Grundmodell […] je mehr Einfluss es entfaltet, desto öfter blitzt ein stoßweise Gegenmodell auf, das von den Gefühlen in Gang gesetzt wird.  […] Hunger auf eine intensive Beziehung zum Partner und eine lebendigere Familie. […] Ersatzsprache der Liebe

S. 332: Bekanntlich sind die Leidenschaften gefährlich und können maßlos werden. Das reflexive Individuum […] tritt dann hervor und verpasst seinem Elan eine kalte Dusche. Er beginnt eine Diät und träumt von Leichtigkeit. Die Ernährung ist ständig in Bewegung.

Kochen/Gesundheit/Gewicht/Soziales: Der Mensch sehnt sich nach Befreiung von von außen auferlegten Verpflichtungen – auch nach den Verpflichtungen, die ihn an Familienessen und Herde bindet – nicht zuletzt, da Geschwindigkeit und anderwärtige Zeitnutzung einen hohen Rang in der modernen Gesellschaft haben. Eine selbstständigere und ungebundene Lebensweise ermöglichen in der Moderne den Kochprozess beschleunigende Zutaten und Fertigprodukte. Nicht jeder kommt mit dieser modernen Lebensweise, die auch vermehrten Stress und Einsamkeit, vielleicht auch Übergewicht, mit sich bringt, zurecht und so sind Wachsamkeit, die eigene Gesundheit betreffend, Diäten und Kochen, so wie auch Essen im Familien- oder Freundesverband aktuelle Thematiken. 

Optisches S. 199: Mangel- oder Überflusssymptomen […] Körpereigene Funktionsstörungen

S.200: Die Störungen, die von außen durch Zuführung von außen durch ein Zuführen von zuviel oder zuwenig Nahrung  bzw. Nähr- oder Fremdstoffe an den Körper verursacht werden, liegen in einem Überangebot und der industriellen Verarbeitung begründet, ebenso in gestörten Hunger- und Sattheitsmechanismen. Sie können individuelle durch bestimmte Wertvorstellungen, so wie ein Persönlichkeitsmerkmal, das mit „Oralität“ bezeichnet nicht begründet sein. […] Wer schön ist, ist auch gut […] Rückkoppelungseffekt

S.202: […] Nahrungskanppheit […] Korpulenz ein Zeichen von Reichtum […] Fettleibige Personen nicht eingestellt worden. Allgemein gelten schlanke Körper als schön. Abgesehen […] goldener Schnitt […] funktionale Begründungene […] verbraucht weniger Ressourcen […] rational […] isst nicht unbeherrscht […] Schönheit ist ein Wert, der in unserer Gesellschaft über die persönliche Beziehung dazu hinaus das Ansehen in der Öffentlichkeit beeinflusst.

S. 204: Männer und Frauen unterschieden sich in den Ideal-Selbst- und Ideal-Fremdbildern wenig.

S.205: Di Veränderung des idealen Körperbildes, besonders bei Frauen, geht im Laufe der Zeit immer mehr zu sehr dünnen bis mageren Körpern. […] Die Frauen selbst möchten am liebsten noch etwas dünner sein, als die von ihnen am schönsten eingestuften Personen. […] Frauen reduzieren ihre Nahrungsaufnahme […] und leben nach speziellen Diäten (bzw. erbrechen oder führen ab), wohingegen Männer eher Körperübungen durchführen. […] Korpulente Menschen werden als willenlose Vielfraße bis an die Grenze von schuldhaften Normbrechern angesehen. Es findet eine Stigmatisierung der beleibten Menschen mit sozialer Diskriminierung statt. […] Ursachen […] gesundheitspolitisch […] ästhetisch […] normierte Vorgaben akzeptiert und exekutiert werden.

Historischer Vergleich

S. 79: Nach Meinung der griechischen Philosophen sollte der wohlerzogene und beherrschte Körper für diese mittels askesis erlangten Tugenden dann Zeugnis ablegen. Die Kircheväter übertrugen diese Bedeutung des griechischen Begriffs zuerst auf die Märtyrer und auf die religiösen Virtuosen, letzlich aber auf all jene, die sich einer streng christlichen Lebensweise unterwarfen.  Sie verglichen sie mit Wettkämpfern und Athleten, die den Siegerkranz erwerben wollten. […] Das Christentum erweitere den Aufruf zur Askese auf die Frauen und auf alle sozialen Schichten. […] frühchristliche Askese als Kapitalismus ohne Geld, auf rein symbolischer Ebene.

S. 80: […] griechischen Philosophen die Praxis dessen, worin man sich üben soll. […] Bei den Christen erfüllte Askese andere, neue Zwecke. Mit dem Einsatz des Körpers im Austausch gegen ein ewiges Leben verlor sich das sinnfreie Dasein der Sinnlichkeit. […] jedem innerweltlichen Widerstand […] jenseits der Familie […] jenseits der sozialen Gemeinschaft, jenseits der menschlichen Bedürfnisse. […] der alten Welt einen Schritt voraus. […] nur von wenigen erreichbar sein. […] im Rahmen allgemein erfüllbarer Maßnahmen formulierte.

S. 7: […] Hungerkünstler […] eines Publikums bedarf

S.8: […] Höchstleistungen das Ergebnis von Verzicht und Willenskraft […] Feier […] Leidensvermögen […] nicht von allen Zeitgenossen als gut befunden

S.9: […] Askese [..] zwiespältige Reaktionen […] historisch überkommene und potentiell heuchlerische Zwangsübung […] angemessene Antwort auf aktuelle Probleme wie Reizüberflutung und Konsumterror gefeiert, die zur Selbstbesinnung und Achtung „wahrer Werte“ im Leben eines jeden führt. […] verschiedener Askese-Konzepte […] christliche Kirche geprägten Verständnis von Enthaltsamkeit […] Antike […] körperliche und geistige Übung […] Selbstermächtigung […] asiatischen und orientalischen Form der Enthaltsamkeit […] umgangssprachlich […] selbst gewählten Verzicht auf körperliche und psychosoziale Grundbedürfnisse, der auf Höheres zielt. […] religiös motiviertes Zölibat, säkuläre Formen der Enthaltsamkeit im Sinne eines „Tugendmodells“ bzw. einer Vervollkommnung des Sittlichkeitspostulats. […] innerweltlicher Askese […] Produktivitäts- und Leistungssteigerung […] gesundheitliche Formen […] Anorexia nervosa [..] Erscheinungsformen der Askese […] Beschreibung von Methoden den Körper zu züchtigen und je aktuellen Schönheitsbildern anzupassen. Allerdings ist Askese nicht nur eine Praxis, die auf den individuellen Körper auserichtet ist, sondern muss […] Ethnologie […] Konstituens menschlicher Gemeinschaft verstanden werden. […] integrierenden Teil jeder Kultur […] Aufschubs oder Verzichts, der die Kultur begründet […] Bestandteil der Initiationsriten und performativen Ritualen, durch die […] neue Identität […] Schwellensituation, die durch asketische Praktiken gekennzeichnet ist […] neue Körperbilder […] neue soziale Identitäten […] selbst gewählte Extrem-Erfahrung [...] anthropoligische Frage nach den Existenzbedingungen des Individuums stellt: Asketische Praktiken markieren die Grenze des Menschen, weil sie die […] Schwelle ausloten, hinter der Menschsein physisch und psychisch nicht mehr möglich ist […] extrem Variante des kulturell produzierten Körpers

S.11: Wechselspiel zischen Selbstaufgabe und – ermächtigung […] Dynamik von Mangel und Fülle, Enthaltsamkeit und Exzess […] Beschränkung […] Ermächtigung […] zuum Exzess führt […] Überbietungslogik […] Askese und Extase keine Gegensätze […] das Maßhalten und Maßlosigkeit umschlagen kann. […] geschlechterspezifischen Konstitution von Subjekten dienen […] prozessuale Verfahren […] christlichen bzw. religiösen Askesebegriff […] antike […] askesis […] ursprünglich […] bearbeiten, schmücken […] erweitert […] körperliche Ertüchtigung  […] sowie geistige Schulung  […]zwischenmenschliche Verhaltensweisen, denen „jeglicher Entsagungscharakter“ fehlt […] ab dem 1. Jh. V. Chr. […] Christentum relevanten Aspekte von Verzicht und Enthaltsamkeit […] vermehrt betont […] Aksese […] Praktik die die Selbstregulierung des Subjekts zum Ziel hat […] Transformationsprozess […] aus dem eignene Leben ein Werk macht

S.12: männliches sozial-priviligiertes Individuum […] Askese […] Strategie […] neue Handlungsräume […] handlungsmächtige Subjekte […] Ästhetik […] Reduktion, die sowohl inhaltliche als auch formale Aspekte umfasst […] wiederholtes und zielgerichtetes Verhalten (Perfektionssteigerung) […] Formung, Disziplinierung und Zurichtung von Körper und Geist

S.13: Autorin [..] die sich selbst entwirft oder aif doe ethisch-religiöse bzw. politische Konstitution […] einer Gemeinscht zielt […] nicht selbst-evident, sondern auf kulturelle Interpretationen angewiesen. […] vielfältig […] Praktiken […] nicht nur körperliche Praxis […] bis hin zur Selbstauslöschung betrieben werden kann, sondern auch die Prozessualität, Medialität, Ästhetik und Geschlechtsspezifik von Enthaltsamkeit

S. 71: Dass das seelische und geistige Leben elementar davon mitbestimmt wird, wie man isst und fastet – das war in der Welt des frühen Christentum eine einfache Sache der Erfahrung – einer Erfahrung, die jedermann machen konnte und immer wieder aufs neue auch machte. […] Einsamkeit ist für den Einsiedler die Kraftquelle seines geistlichen Fortschreitens.

S. 72: Andere schlagen andere Wege ein, leben in Gemeinschaften, die ersten Klöster der christlichen Geschichte. […] Sie kommen, um das Leben der Mönche in Ägypten kennenzulernen, sich von der Unbedingtheit und Konsequenz ihres Streben nach Gott anfeuern zu lassen. Sie kommen, um die Strenge ihrer Askese zu bewundern und mit eigenen Augen zu sehen, wie bedürfnislos sie in ihren Höhlen, Felsspalten, Erdlöchern. Hütten hausen. […] wahre Helden der Entsagung und Entbehrung, geradezu Haudegen der Askese, was die Strenge ihrer Nachtwachten und Fasten anbetrifft. Heute ist ein solches Leben ohne alle Genüsse kaum anders als freudlos vorstellbar, und deshalb ist das Zeugnis eines Zeitgenosssen einflussreich

S.73: Gipfel der Tugend […] Als Nahrung begnügte er sich mit dem, „was gerade an Pflanzen aus der Erde aufschoss, er aß kein Brot, keine Hülsenfrüchte, auch keine Früchte von Bäumen“.  Die Brüder, die bei ihm wohnten, nahmen keine Nahrung zu sich, bevor sie bei der nachmittäglichen Feier der Göttlichen Mysterien […] Gemeinschaft mit Christus gewonnen hatten. […] Viele begnügten sich sogar mehrere Tage lang allein mit dieser geistigen Speise, ohne alles Essen und Trinken […] Frohsein […] körperliches Wohlbefinden […] Es gab Mönche, die besinders strenge Fastenaskese übten, die sich Jahre hindurch nur etwas Wasser und ein wenig Brot mit Salz erlaubten, dazu manchmal ein paar Tropfen Öl und gelegentlich wilde Kräuter. Selbst auf solch spärliche Nahrungsaufnahme verzichteten sie an jenen Tagen, an dene sie „ fasteten“ im buchstäblichen Sinn der Wüstenmönche […]

S.74: […] Fasten – „Künste“ und maßß dieser asketischen Leistung eine übertriebene Bedeutung zu. […] Wenn ich euch entlasse, dann kann ich das Fasten wieder aufnehmen.

S. 75: Fasten ist nicht das wichtigste, beileibe nicht. Aber ohne Fasten geht überhaupt nichts! So ließe sich der Kern dieser altchristlichen Fachdisziplin beschreiben […] mönchische Bewegung […] Gegen-Kultur zur Lebensart der spätantiken Gesellschaft war, zeigt sich schon am Ideal des Fastens. […] „Die Üppigkeit der Weltleute soll dich nicht reizen, als wäre sie etwas Wertvolles, es geht doch dabei nur um Lust. Denn bei ihnen ist die Kochkunst in Ehren, aber durch Fasten und einfache Speisen bist du dem Überfluss ihrer Nahrung überlegen.“ Die Lust gilt hier als verderblich, weil sie zu einer Jagd nach Genuss verführt, die das menschliche Leben aus dem Gleichgewicht bringt. Wer sich satt ist, hungert nicht mehr – schon gar nicht nach geistiger Nahrung. […] Kampf […] gieriges Verlangen

S. 76: […] göttliches Feuer in uns entfachen […] mit Tränen und Mühen.“ […] Fasten […] Kampfdiziplin […] antiken Arena […] Kinnhaken versetze ich mir selbst und zwinge meinen leib in Knechtschaft (damit er ihm dienstbar sein und nicht seinerseits ihn vergewaltige).“ […] Tüchtigkeit […] man ist nixht ohneweiteres in der Verfassung für den Kampf, den man auf dem Weg zu Vollendung des Lebens zu bestehen hat.

S.77: Der Kampf mit den größeren Lastern (Zorn etwa oder Trübsinn oder Habsucht oder Herzensträgheit) wird nie zu gewinne sein, wenn nicht zunächst einmal die Begierde des Gaumens oder Bauches fest unter Kontrolle gebracht werden. Wer durch unenthaltsamkeit geschwächt ist, wird, wenn es wirklich schwierig wird, nicht über die nötige Kampfeskraft verfügen. […] „Gier nach Essen und Trinken“ als ein Laster

S.80: Seele […] gewinnt ihre Überlegenheit über die Essgier zurück, hört auf, Spielball unkontrollierbarer Begierden zu sein […] Steuermanns […] Völlerei verliert allen Reiz des Süßen […] Die größte Gefahr ist, dasss das Fasten, statt aus dem Ego die Luft anzulassen, im Gegenteil es nur weiter aufbläht. So einer brüste sich dann, erfaste  […] gönne sich nur das Allernotwendigste […] wie versessen drauf, die Strenge andere Asketen noch zu übertrumpfen [….] Fasten-Ehrgeiz zum seelischen Ruin geführt habe […] strengere Entbehrung, als […] leiblich und seelisch zuträglich war […] suchten sie nach dem rechten Maß

S.81: Es ist besser täglich ein wenig zu essen. […] königlicher Weg des Fastens […] Es ist besser miit Vernunft Wein, als mit Hochmut Wasser zu trinken

S82: […] leiste Stimme im Inneren zu vernehmen und sich von ihrer führen zu lassen. […] Paladius ermuntert seinen hohen Freund, sich – je nach Situation – weder an der Seite des Johannes noch an jene des Jesu durch irgend jemandenirritieren zu lassen: „ Fasten wir in vernünftiger Weise mit Johannes  […] und trinken wir in Weisheit mit Jesus, wenn es unser Leib nötig hat […] Denn weder Essen noch Enthaltsamkeit bedeiten in Wahrheit irgend etwas, sondern der Glaube, der sich durch die Liebe in den Werken zeigt.“ […] jeder Wettkämpfer enthaltsam leben müsse […] „Ist der Leib gesund, so enthält man sich all dessen, was ihn mästet; ist er aber krank, empfindet man Schmerz, und nimmt er Teil an Kummer und Not, so wird man dankbar gegen Gott Speise und Trank als Heilmitttel gegen all das brauchen, was ihn quält, wird sich aber dessen enthalten, was der Seele schadet, nälich des Zorn und Neudes, des eitles Wahns und Überdrusses, der üblen Nachrede und des falschen Argwohns.“

Psychologie

Phyolosphie



S. 69: IN der untergegangenen Welt der Azteken wäre die Essensverweigerung zusätzlich ein Frevel gegen die Götter gewesen.

S: 70: Fest steht, daß Askese als gesellschaftliches Paradigma in einer Welt der Bäuerinnen und Bauern, wo die Körper und die natürlichen Stoffwechselprozesse ständig präsent sind, keinen Platz hätte. […] Das Essen zu verweigern wäre auch eine grobe Mißachtung der erwähnten Frauen, die das Essen machen und verteilen. Die Gestaltung der reziproken Mahlgemeinschaften, welche Menschen, Tiere, die unbelebte Natur und die Götter mit einschließt, würde durch Askese gestört. Askese  hätte hier keinen Sinn.

S.76: Formen von Askese existieren, meistens gebunden an Rituale der Reinigung und Vorbereitung für sakrale Handlungen, bei den Völkern der ganzen Welt. Verzicht und Übung sollen nicht nur den Körper festigen, sondern ihn vorallem befähigen, mit der Geistwelt in Austausch zu treten, sich zu vergeistigen oder zumindest die üblichen, dem Körper gesetzten Grenzen an Kraft und Ausdauer zu überschreiten. Religiöse Askese setzt jedoch bereits wie etwa auch die Vorbereitung für Krieg oder Wettkämpfe eine menschliche Gemeinschaft voraus, die sich als strukturiertes, soziales Gebilde wahrnehmen kann, indem zumindest minimale Regeln gelten. Ohne freiwillige Selbstbeschränkung ist gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht möglich. So gesehen ist Askese immer auch eine mehr oder weniger starke Komponente von Institutionen. Als tragendes Element verfestigter Sozialstrukturen dient es nicht unbedingt der Selbstbehauptung des Individuums, sondern stellt jenen notwendigen Beitrag des Einzelnen dar, der der Kontinuität der Gemeinschaft zugute kommt. Sozialisation erfordert Selbstbeschränkung. [ …] Übergangsrituale […] asketische Praktiken […] persönliche Reifung […] Belohnung für Strapazen […] Askese […] freiwilligen Verzicht […] Machtzuwachs […] weil […] Handlungsspielraum vergrößert. […] Frühchristentums […] mittelalterlichen Formen […] Weltflucht […] körperverachtende Maßnahmen […] Hergeleitet […] radikalen Variante des Martyrismus […] in der Tradition des blutigen Opferns.

S. 77: […] geht diese Form von Askese trotzdem ans Fleisch. […] mit asktetischen Techniken zugerichtete Körper ersetzen im christlichen Kult die Stiere und Lämmer, die in den heidnischen Religionen […] asketischen Körper […] Opfer […] keine Anerkennung als Opfermaterie. […] Statt durch den gemeinsamen  Genuß des Opferfleisches erneuert sich die Religionsgemeinschaft durch die Teilhabe an der durch das Fasten, durch die Ausgliederung des Fleisches, erwirkte Gnade. […] Verbindung von Körper und Seele nicht weniger verhandelt als die Trennung. [..] Verhältnisses […] Einbruchs der Entfremdung wieder das Gleichgewicht sucht. […] Wie hängen Geist und Körper zusammen? Die Christen stellen mit dieser Frage das aufnehmende und absondernde, das öffnende und verschließende, sich vermischenden oder sich isolierende Individuum in den Mittelpunkt. […] Individuums […] sich über hierarchische und ausschließende Beziehungen zwischen Körper und Bewusstsein herstellt. Die christliche Askese nistet im Entfremdungsgefühl des/r Bewusstseinträgers/in zu seinem/ihrem Körper. […] stofflichen Anteil […] schmerzlichen Prozesses […] ideales, aber immer noch fleischliches Gefäß des Geistes transformieren […] bei gelungenem Werk seinen Inhalt preisgibt.  […] Training […] wiederholte Mühe […] Zweckgerichtetheit [….] Mühe ist körperlich […] Zweck liegt im Jenseits. […] Fortschritte […] wer seine Grenzen überwindet und über die bisher gesetzten hinausschiebt. Askese verknüpft das Gegebene, das Diesseits, mit seiner Negation, dem Jenseits. […] Jenseits ein Stück weit in das Diesseits herein […] Grenzen des S78 Fleisches mittels individueller Willensakte kontinuierlich in Frage stellt

S. 78: […] auf eine Überwelt oder den mystischen Leib Christi zu beziehen […] in den Dienst von überindividuellen und politisch wirksamen Körperschaften stellen haben lassen? […] verweltlichte Askese […] Regelung des Austausches […] von Individuen und Gesellschaftssystemen […] Differenz zwischen Konkretem und Abstrakten, zwischen Individuellem Körper und individuellem Selbst, zwischen den Individuen untereinander und zwischen Individuen und den abstrakten Gemeinschaften an. […] christliche Askese […] Opferpraxis und die darum gruppierte religiöse und politische (Mahl)Gemeinschaft spiritualisiert und den christlich geprägten Kulturen als politisch wirksames Modell sozialer Organisationsformen überliefert hat. […] frühchristlichen […] mittelalterlichen Askese […] neue Tiefenwirkung der asketischen Moral. Die raffinierte und ins Psychologische verschobene Gewalt, die Gehorsam statt Blut verlangt, sorgt für sozialen Zusammenhalt in komplexeren und abstrakteren Gemeinschaften als die antiken Staaten es waren […] Warenkultur als nächste Abstraktionsebene



S. 329: Der Esser ist in der modernen Welt der Freiheit und Ungewissheit mit all ihren Vor- und Nachteilen angekommen. Er pickt hier und da wie ein Vogel, der seinen Schnabel nicht voll genug kriegen kann, sorgt sich aber gleichzeitig über die Gesundheitsrisiken seiner Maßlosigkeit. Um diese zu beschwören, verfügt er über eine (inflationäre) Menge an Informationen über Ernährung, die ihn zur Wachsamkeit aufrufen. Leider genügt eine Meinung auf diesem Gebiet nicht, nicht einmal eine wissenschaftlich korrekte Meinung.  Denn Essen ist auch eine Sache der Kultur und des Gefühls. Man isst nicht mit seinem Hirn.

S. 329: Beim gemeinsamen Essen wird das Band geknüpft, das die Familie zusammenhält.

S.330: […] Haushalten […] wo oft jeder für sich alleine isst.[…] Ernährung […] um Familie, in all ihrer Vertrautheit und Lebendigkeit herzustellen. […] Er muss bei der Wahl der Nahrungsmittel zwischen Verschwendung und Sparsamkeit, Fülle und Selbstbeherrschung, Genuss und Gesundheit entscheiden.

S: 331: […] die alte Köchin, die gezwungenermaßen ihr Leben lang an den Herd gefesselt ist, ob ihr das nun Spaß macht oder sie es als Qual empfindet. […] Lösung, dank immer zahlreicher Produkte, die eine schnelle Küche ermöglichen. Die sogar ermöglichen, dass sich jedes Familienmitgleid mit eigenen Fertigprodukten versorgt. […] Verbundenheit lockert. Das Leben wird flüssiger, es gleicht den Nahrungsmitteln, die leicht zu schlucken sind. Das ist das Grundmodell […] je mehr Einfluss es entfaltet, desto öfter blitzt ein stoßweise Gegenmodell auf, das von den Gefühlen in Gang gesetzt wird.  […] Hunger auf eine intensive Beziehung zum Partner und eine lebendigere Familie. […] Ersatzsprache der Liebe

S. 332: Bekanntlich sind die Leidenschaften gefährlich und können maßlos werden. Das reflexive Individuum […] tritt dann hervor und verpasst seinem Elan eine kalte Dusche. Er beginnt eine Diät und träumt von Leichtigkeit. Die Ernährung ist ständig in Bewegung.

Kochen/Gesundheit/Gewicht/Soziales: Der Mensch sehnt sich nach Befreiung von von außen auferlegten Verpflichtungen – auch nach den Verpflichtungen, die ihn an Familienessen und Herde bindet – nicht zuletzt, da Geschwindigkeit und anderwärtige Zeitnutzung einen hohen Rang in der modernen Gesellschaft haben. Eine selbstständigere und ungebundene Lebensweise ermöglichen in der Moderne den Kochprozess beschleunigende Zutaten und Fertigprodukte. Nicht jeder kommt mit dieser modernen Lebensweise, die auch vermehrten Stress und Einsamkeit, vielleicht auch Übergewicht, mit sich bringt, zurecht und so sind Wachsamkeit, die eigene Gesundheit betreffend, Diäten und Kochen, so wie auch Essen im Familien- oder Freundesverband aktuelle Thematiken. 

Optisches S. 199: Mangel- oder Überflusssymptomen […] Körpereigene Funktionsstörungen

S.200: Die Störungen, die von außen durch Zuführung von außen durch ein Zuführen von zuviel oder zuwenig Nahrung  bzw. Nähr- oder Fremdstoffe an den Körper verursacht werden, liegen in einem Überangebot und der industriellen Verarbeitung begründet, ebenso in gestörten Hunger- und Sattheitsmechanismen. Sie können individuelle durch bestimmte Wertvorstellungen, so wie ein Persönlichkeitsmerkmal, das mit „Oralität“ bezeichnet nicht begründet sein. […] Wer schön ist, ist auch gut […] Rückkoppelungseffekt

S.202: […] Nahrungskanppheit […] Korpulenz ein Zeichen von Reichtum […] Fettleibige Personen nicht eingestellt worden. Allgemein gelten schlanke Körper als schön. Abgesehen […] goldener Schnitt […] funktionale Begründungene […] verbraucht weniger Ressourcen […] rational […] isst nicht unbeherrscht […] Schönheit ist ein Wert, der in unserer Gesellschaft über die persönliche Beziehung dazu hinaus das Ansehen in der Öffentlichkeit beeinflusst.

S. 204: Männer und Frauen unterschieden sich in den Ideal-Selbst- und Ideal-Fremdbildern wenig.

S.205: Di Veränderung des idealen Körperbildes, besonders bei Frauen, geht im Laufe der Zeit immer mehr zu sehr dünnen bis mageren Körpern. […] Die Frauen selbst möchten am liebsten noch etwas dünner sein, als die von ihnen am schönsten eingestuften Personen. […] Frauen reduzieren ihre Nahrungsaufnahme […] und leben nach speziellen Diäten (bzw. erbrechen oder führen ab), wohingegen Männer eher Körperübungen durchführen. […] Korpulente Menschen werden als willenlose Vielfraße bis an die Grenze von schuldhaften Normbrechern angesehen. Es findet eine Stigmatisierung der beleibten Menschen mit sozialer Diskriminierung statt. […] Ursachen […] gesundheitspolitisch […] ästhetisch […] normierte Vorgaben akzeptiert und exekutiert werden.

Historischer Vergleich

S. 79: Nach Meinung der griechischen Philosophen sollte der wohlerzogene und beherrschte Körper für diese mittels askesis erlangten Tugenden dann Zeugnis ablegen. Die Kircheväter übertrugen diese Bedeutung des griechischen Begriffs zuerst auf die Märtyrer und auf die religiösen Virtuosen, letzlich aber auf all jene, die sich einer streng christlichen Lebensweise unterwarfen.  Sie verglichen sie mit Wettkämpfern und Athleten, die den Siegerkranz erwerben wollten. […] Das Christentum erweitere den Aufruf zur Askese auf die Frauen und auf alle sozialen Schichten. […] frühchristliche Askese als Kapitalismus ohne Geld, auf rein symbolischer Ebene.

S. 80: […] griechischen Philosophen die Praxis dessen, worin man sich üben soll. […] Bei den Christen erfüllte Askese andere, neue Zwecke. Mit dem Einsatz des Körpers im Austausch gegen ein ewiges Leben verlor sich das sinnfreie Dasein der Sinnlichkeit. […] jedem innerweltlichen Widerstand […] jenseits der Familie […] jenseits der sozialen Gemeinschaft, jenseits der menschlichen Bedürfnisse. […] der alten Welt einen Schritt voraus. […] nur von wenigen erreichbar sein. […] im Rahmen allgemein erfüllbarer Maßnahmen formulierte.

S. 7: […] Hungerkünstler […] eines Publikums bedarf

S.8: […] Höchstleistungen das Ergebnis von Verzicht und Willenskraft […] Feier […] Leidensvermögen […] nicht von allen Zeitgenossen als gut befunden

S.9: […] Askese [..] zwiespältige Reaktionen […] historisch überkommene und potentiell heuchlerische Zwangsübung […] angemessene Antwort auf aktuelle Probleme wie Reizüberflutung und Konsumterror gefeiert, die zur Selbstbesinnung und Achtung „wahrer Werte“ im Leben eines jeden führt. […] verschiedener Askese-Konzepte […] christliche Kirche geprägten Verständnis von Enthaltsamkeit […] Antike […] körperliche und geistige Übung […] Selbstermächtigung […] asiatischen und orientalischen Form der Enthaltsamkeit […] umgangssprachlich […] selbst gewählten Verzicht auf körperliche und psychosoziale Grundbedürfnisse, der auf Höheres zielt. […] religiös motiviertes Zölibat, säkuläre Formen der Enthaltsamkeit im Sinne eines „Tugendmodells“ bzw. einer Vervollkommnung des Sittlichkeitspostulats. […] innerweltlicher Askese […] Produktivitäts- und Leistungssteigerung […] gesundheitliche Formen […] Anorexia nervosa [..] Erscheinungsformen der Askese […] Beschreibung von Methoden den Körper zu züchtigen und je aktuellen Schönheitsbildern anzupassen. Allerdings ist Askese nicht nur eine Praxis, die auf den individuellen Körper auserichtet ist, sondern muss […] Ethnologie […] Konstituens menschlicher Gemeinschaft verstanden werden. […] integrierenden Teil jeder Kultur […] Aufschubs oder Verzichts, der die Kultur begründet […] Bestandteil der Initiationsriten und performativen Ritualen, durch die […] neue Identität […] Schwellensituation, die durch asketische Praktiken gekennzeichnet ist […] neue Körperbilder […] neue soziale Identitäten […] selbst gewählte Extrem-Erfahrung [...] anthropoligische Frage nach den Existenzbedingungen des Individuums stellt: Asketische Praktiken markieren die Grenze des Menschen, weil sie die […] Schwelle ausloten, hinter der Menschsein physisch und psychisch nicht mehr möglich ist […] extrem Variante des kulturell produzierten Körpers

S.11: Wechselspiel zischen Selbstaufgabe und – ermächtigung […] Dynamik von Mangel und Fülle, Enthaltsamkeit und Exzess […] Beschränkung […] Ermächtigung […] zuum Exzess führt […] Überbietungslogik […] Askese und Extase keine Gegensätze […] das Maßhalten und Maßlosigkeit umschlagen kann. […] geschlechterspezifischen Konstitution von Subjekten dienen […] prozessuale Verfahren […] christlichen bzw. religiösen Askesebegriff […] antike […] askesis […] ursprünglich […] bearbeiten, schmücken […] erweitert […] körperliche Ertüchtigung  […] sowie geistige Schulung  […]zwischenmenschliche Verhaltensweisen, denen „jeglicher Entsagungscharakter“ fehlt […] ab dem 1. Jh. V. Chr. […] Christentum relevanten Aspekte von Verzicht und Enthaltsamkeit […] vermehrt betont […] Aksese […] Praktik die die Selbstregulierung des Subjekts zum Ziel hat […] Transformationsprozess […] aus dem eignene Leben ein Werk macht

S.12: männliches sozial-priviligiertes Individuum […] Askese […] Strategie […] neue Handlungsräume […] handlungsmächtige Subjekte […] Ästhetik […] Reduktion, die sowohl inhaltliche als auch formale Aspekte umfasst […] wiederholtes und zielgerichtetes Verhalten (Perfektionssteigerung) […] Formung, Disziplinierung und Zurichtung von Körper und Geist

S.13: Autorin [..] die sich selbst entwirft oder aif doe ethisch-religiöse bzw. politische Konstitution […] einer Gemeinscht zielt […] nicht selbst-evident, sondern auf kulturelle Interpretationen angewiesen. […] vielfältig […] Praktiken […] nicht nur körperliche Praxis […] bis hin zur Selbstauslöschung betrieben werden kann, sondern auch die Prozessualität, Medialität, Ästhetik und Geschlechtsspezifik von Enthaltsamkeit

S. 71: Dass das seelische und geistige Leben elementar davon mitbestimmt wird, wie man isst und fastet – das war in der Welt des frühen Christentum eine einfache Sache der Erfahrung – einer Erfahrung, die jedermann machen konnte und immer wieder aufs neue auch machte. […] Einsamkeit ist für den Einsiedler die Kraftquelle seines geistlichen Fortschreitens.

S. 72: Andere schlagen andere Wege ein, leben in Gemeinschaften, die ersten Klöster der christlichen Geschichte. […] Sie kommen, um das Leben der Mönche in Ägypten kennenzulernen, sich von der Unbedingtheit und Konsequenz ihres Streben nach Gott anfeuern zu lassen. Sie kommen, um die Strenge ihrer Askese zu bewundern und mit eigenen Augen zu sehen, wie bedürfnislos sie in ihren Höhlen, Felsspalten, Erdlöchern. Hütten hausen. […] wahre Helden der Entsagung und Entbehrung, geradezu Haudegen der Askese, was die Strenge ihrer Nachtwachten und Fasten anbetrifft. Heute ist ein solches Leben ohne alle Genüsse kaum anders als freudlos vorstellbar, und deshalb ist das Zeugnis eines Zeitgenosssen einflussreich

S.73: Gipfel der Tugend […] Als Nahrung begnügte er sich mit dem, „was gerade an Pflanzen aus der Erde aufschoss, er aß kein Brot, keine Hülsenfrüchte, auch keine Früchte von Bäumen“.  Die Brüder, die bei ihm wohnten, nahmen keine Nahrung zu sich, bevor sie bei der nachmittäglichen Feier der Göttlichen Mysterien […] Gemeinschaft mit Christus gewonnen hatten. […] Viele begnügten sich sogar mehrere Tage lang allein mit dieser geistigen Speise, ohne alles Essen und Trinken […] Frohsein […] körperliches Wohlbefinden […] Es gab Mönche, die besinders strenge Fastenaskese übten, die sich Jahre hindurch nur etwas Wasser und ein wenig Brot mit Salz erlaubten, dazu manchmal ein paar Tropfen Öl und gelegentlich wilde Kräuter. Selbst auf solch spärliche Nahrungsaufnahme verzichteten sie an jenen Tagen, an dene sie „ fasteten“ im buchstäblichen Sinn der Wüstenmönche […]

S.74: […] Fasten – „Künste“ und maßß dieser asketischen Leistung eine übertriebene Bedeutung zu. […] Wenn ich euch entlasse, dann kann ich das Fasten wieder aufnehmen.

S. 75: Fasten ist nicht das wichtigste, beileibe nicht. Aber ohne Fasten geht überhaupt nichts! So ließe sich der Kern dieser altchristlichen Fachdisziplin beschreiben […] mönchische Bewegung […] Gegen-Kultur zur Lebensart der spätantiken Gesellschaft war, zeigt sich schon am Ideal des Fastens. […] „Die Üppigkeit der Weltleute soll dich nicht reizen, als wäre sie etwas Wertvolles, es geht doch dabei nur um Lust. Denn bei ihnen ist die Kochkunst in Ehren, aber durch Fasten und einfache Speisen bist du dem Überfluss ihrer Nahrung überlegen.“ Die Lust gilt hier als verderblich, weil sie zu einer Jagd nach Genuss verführt, die das menschliche Leben aus dem Gleichgewicht bringt. Wer sich satt ist, hungert nicht mehr – schon gar nicht nach geistiger Nahrung. […] Kampf […] gieriges Verlangen

S. 76: […] göttliches Feuer in uns entfachen […] mit Tränen und Mühen.“ […] Fasten […] Kampfdiziplin […] antiken Arena […] Kinnhaken versetze ich mir selbst und zwinge meinen leib in Knechtschaft (damit er ihm dienstbar sein und nicht seinerseits ihn vergewaltige).“ […] Tüchtigkeit […] man ist nixht ohneweiteres in der Verfassung für den Kampf, den man auf dem Weg zu Vollendung des Lebens zu bestehen hat.

S.77: Der Kampf mit den größeren Lastern (Zorn etwa oder Trübsinn oder Habsucht oder Herzensträgheit) wird nie zu gewinne sein, wenn nicht zunächst einmal die Begierde des Gaumens oder Bauches fest unter Kontrolle gebracht werden. Wer durch unenthaltsamkeit geschwächt ist, wird, wenn es wirklich schwierig wird, nicht über die nötige Kampfeskraft verfügen. […] „Gier nach Essen und Trinken“ als ein Laster

S.80: Seele […] gewinnt ihre Überlegenheit über die Essgier zurück, hört auf, Spielball unkontrollierbarer Begierden zu sein […] Steuermanns […] Völlerei verliert allen Reiz des Süßen […] Die größte Gefahr ist, dasss das Fasten, statt aus dem Ego die Luft anzulassen, im Gegenteil es nur weiter aufbläht. So einer brüste sich dann, erfaste  […] gönne sich nur das Allernotwendigste […] wie versessen drauf, die Strenge andere Asketen noch zu übertrumpfen [….] Fasten-Ehrgeiz zum seelischen Ruin geführt habe […] strengere Entbehrung, als […] leiblich und seelisch zuträglich war […] suchten sie nach dem rechten Maß

S.81: Es ist besser täglich ein wenig zu essen. […] königlicher Weg des Fastens […] Es ist besser miit Vernunft Wein, als mit Hochmut Wasser zu trinken

S82: […] leiste Stimme im Inneren zu vernehmen und sich von ihrer führen zu lassen. […] Paladius ermuntert seinen hohen Freund, sich – je nach Situation – weder an der Seite des Johannes noch an jene des Jesu durch irgend jemandenirritieren zu lassen: „ Fasten wir in vernünftiger Weise mit Johannes  […] und trinken wir in Weisheit mit Jesus, wenn es unser Leib nötig hat […] Denn weder Essen noch Enthaltsamkeit bedeiten in Wahrheit irgend etwas, sondern der Glaube, der sich durch die Liebe in den Werken zeigt.“ […] jeder Wettkämpfer enthaltsam leben müsse […] „Ist der Leib gesund, so enthält man sich all dessen, was ihn mästet; ist er aber krank, empfindet man Schmerz, und nimmt er Teil an Kummer und Not, so wird man dankbar gegen Gott Speise und Trank als Heilmitttel gegen all das brauchen, was ihn quält, wird sich aber dessen enthalten, was der Seele schadet, nälich des Zorn und Neudes, des eitles Wahns und Überdrusses, der üblen Nachrede und des falschen Argwohns.“

Psychologie

Phyolosphie



WENIGER IST MANCHMAL MEHR

S.135: Christliche Nächstenliebe verlangt Konsumverzicht

S.135: Diogenes pries: Bedürfnislosigkeit = größter Reichtum

S.135: Kant: Persönliche Verhaltensregeln müssen so beschaffen sein, dass sie als verbindliches Gesetz für jeden anderen Menschen in gleicher Situation sein können

S.135: Selbstmordprogramm

S.135: Opfer für das Wohl künftiger Generationen zu bringen (missbraucht durch Marxismus)

S.135: Ethik des Konsumsverzicht: Mensch dazu zu zwingen, auf den Genuss von Gütern zu verzichten, die ihn selbst und seine Mitmenschen ruinieren. Da diese rVerzicht nur für überflüssiges gefordert wird

S.136: gesundete Gesellschaft

S:136: Konsumverzicht an der Basis der Gesellschaft, als individuelle, spontane Aktion

S.137: Emanzipation d. Konsumverhaltens

S.138: Natürliche Abhertung ging bei indogenem Volk wegen missionarischer Kleidung verloren

S.138: Vom Konsum empanzipierter Mensch wird ihnen helfen,, ihren eigenen Weg zu finden

S.138: Wenn er seinen Verschwendungskonsum zügelt, wird auch die Ausbeutung der 3. Welt abnehmen

S.138: Was für alle gilt, gilt auch für jeden einzelnen

S.138: Das heutige Konsumverhalten verdummt den mneschen, verschüttet seine schöpferischen Fähigkeiten, zerstört seine Gesundheit , Verzicht auf dieses Verhalten ist erster Schritt zu einer echten Selbstverwirklichung und einer neuen Identität.

S.138: Konsumzwang entkleidetet Geschlechter ihrer echten Bindung, er wird zu einer Gleichberechtigung der Geschlechter, ausgewoogene Verteilung ihrer Aufgaben

S. 139: seelische Abhängigkeit von überflüssigen Gütern

S.139: Verständlichkeit der Umwelt- und Selbstzerstörung muss aufgegeben werden

S.139: durch Konsumverzicht gewinnen

S.142: Mehr Gesundheit ist eines der wichtigsten Vorzüge des konsumverzichts. Mensch sollte alle Möglichkeiten zur Bewegung nutzen. Mensch der Konsumwelt träge. Die Folge ist Konsum von Produkten die Schlankheit garantieren.

S.143: „Ich leiste schließlich etwas, deshalb kann ich mir auch dies und das leisten“ ruiniert Gesundheit.

S.143: Und so stopft er sich mit Gift voll und verdächtigt jeden, der keine Lust aht, blöder Ziererei oder eines weibischen Charakters

S.143: Im Restaurant noch ein Stück Torte, obwohl man schon ein paar kilo abnehmen sollte.

S.144: In der Wegwerfgesellschaft wirft sich der Mensch selbst zum Müll.

S.144: Konsum ist fast immer gesundheitsschädlich, Konsumverzicht fast immer Gesund. Wir gewinnen nicht nur an Freiheit und Zeit, diese Freiheit zu genießen, sondern auch Gesundheit, die allein diese Zeit und Freiheit wertvoll macht, Wenn uns unser Leben ohne diese Genüsse leer vorkommt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass mit uns und unserem Leben etwas nicht stimmt. Auch hier ist der Entschluss zum Konsumverzicht zur Stunde der Wahrheit. Ein Mensch der vernünftigt lebt muss nicht Hilfsmedikamente etc. zusätzlich zur Nahrung konsumieren.



WIEVIEL KONSUM VETRÄGT DER MENSCH?

S.51: Christentum, immer mit Askese zutun hat; „Sustine et abstine“, „Ertrage und entsage“, „Entsage und ertrage“: Christlicher Glaube heißt Verzicht, christlicher Glaube heißt Ertragen; Last, da nichts enthalten ist von Aktivität, Gestaltung, Weltüberwindung

S.52: 2. Jh. Nach Christus: christlicher Glaube nimmt asketische Form an

S.52: Paulus: Inbegriff der Botschaft ist die Rede von der Aufersteheung und der Askese. = Inbegriff des christlichen Glaubens => asketisches Christentum

S.53: jesus war kein Asket im späteren Sinne.; arm, kein Besitz, lebte in Gemeinschaft mit anderen, nicht verheiratet;  isst und trinkt (im Gegensatz zu Johannes); Johannes der Täufer war Asket; Jesus isst und trinkt mit den Zöllnern und Sündern; keine Nahrungsaskese; Wein ungewöhnlich für Asketen; Jesus kennt aber Verzicht; wurde von Zeitgenossen nicht unter Asketen eingereiht; Bergpredigt: Freiheit erscheint bei Jesus nicht in streng asketischer Fassung; bloß Element des Verzichts vorhanden

S.54: Speis und Trank sind aber nicht einer Askese unterworfen und im eigentlichen Sinn wird zum Gehorsam nicht zur Askese aufgerufen.

S.60: Ab dem 14. Jh. Wird Askese problematisch. Die neue Welt Gottes verlangt Verzicht aus Überschwang, aus Grundüberzeugung, auf Dinge, die mich hemmen.; gelegentlicher Vollzug bis 180, persönlich (ich verzichte auf das, was mich hemmt); 180: neue Zeitsituation -> Bejahung der Totalaskese, auch wenn nie vergessen wird, dass Askese nicht alles ist, obwohl Christentum nicht anders als ästhetisch verstanden werden kann.; heute Probleme mit (grundsätzlicher) Askese, weil Grundsituation anders geworden ist: Leid unter Askese (wird nicht mehr von asketischer Weltanschauung getragen)

S. 61: Askese ist nicht Jogging oder Training sondern Wandlung/Bewegung/Neuwerdung/Übung; neues Christenrum in dieser Hinsicht großes Defizit; alles was süß und dick macht ist verboten im Christentum als letzter Rest der Erinnerung an Askese; Askese steht für Selbstverwirklichung, nicht für Verzicht und Schmerzleiden; Neuwerden; Verzicht auf das Mögliche um des Wirklichen willen. Verzicht auf das Wirkliche, um das Mögliche willen, um etwas zu erreichen, zu erhalten, erfahren, muss und darf man verichteb

S.62: Gepäck kann bei Umwandlungsprozess nicht mitgetragen werden; um der Wahrheit willen; beim Öffnen muss man auf Etwas verzichten; diese Grunderfahrung gehört zur Askese

S.179:Essen ist eine mögliche Grundeinstellung des Lebens, sowie Schauen. Eigentlich geht es um die Beziehung zum Besitz, um die Art und Weise wie der Mensch Besitz ergreift. Die Einstellung „essen“ ist jedoch von einer Begierde genährt, die alles und jedermann, sich selbst eingeschlossen, zu einem Besitz machen möchte. „Essendes“ Haben ist ein Einverleiben, das zur Überzeugung führt: Ich bin, was ich esse, ich bin, was ich habe. Der Lebensinhalt besteht darin, möglichst viel anzuhäufen, viel zählbaren Besitz zu haben und dadurch jemand, der in dieser Welt zählt, zu werden. Je, der mnesch versucht im Besitz seine Identität zu wahren. In der Mentalität des Essens ist der Mensch an das gebunden, was er äußerlich vorzeigen kann; an das, was er in der Vergangenheit angehäuft hat

S.180: Essendes Haben bedeutet festgelegt ein, nicht auf wirklich neues hin offen zu sein. „Schauen“ heißt Abstand halten. Schauen ist Demut. Denn um größeres als „ich“ geht es. Das Ich ist letzlich nur aus Beziehung zu Größerem zu verstehen. Ein großes ich sieht sich im Zentrum. Es will essen (…). Das kleine ich will sich opfern.

S.181: Je tiefer der mnesch schon hetzt in dieses „Schauen“ hineingenomme wird, umso mehr kann er dieses ichliche Ich in ihm, das nur haben, konsumieren, verzehren will, überschreiten, zurückdrängen, überwinden.

ASKESE UND KONSUM

S. 139: Wer unaufhaltsam versorgt wird, beginnt nach Entzug zu streben. -> Typus der alternativen Sinnstiftung (in Gestalt pseudoasketischer Lebensweisheiten, die Verzicht und Enthaltsamkeit predigen. Jedem zeitgenössischen Kochrezept korrespondiert ein Diätvorschlag; jeder metzgerei ein Reformhaus; jeder Werbung für ein neies Nahrungsmittel ein Medikament gegen Obstipation oder Gastritis. Weniger Kirchen als Modejounrale plädieren für Fasttage; un der liebe Gott braucht uns nicht mehr mit „täglichem Brot“ zu beschenken, sondern allenfalls mit cholesterinarmen Fetten und künstlichem Zucker. „Vater unser gib und unsere täglichen Ballaststoffe“ Das Paradies des Konsums ist mittlerweile so reich

S.140: dass es auch den Verzicht, den Mangel und die Leere anzupreisen verseht. Qualität von Lebensmitteln vom Fehlen von Dingen abgeleitet (ungesüßter Kaugummi, fettreduzierter Käse etc.) Die Askese reüsiert als Funktion des Konsums. -> Profilation des „großen Fressens“ und trägt zur Vermeidung von Überdruss und Sattheit bei. Das wachsende Prestige der Diätsucht, dieser genussorientierten Parodie asketischer Haltung, verdankt sich einem seltsamen kollektiven Erinnerungsverlusts (Hunger leiden) Keine Differenz zwischen Nahrungsmitteln gleicht keiner und irgendeiner Nahrung

S.142: Askese ist die Ideologie der Leidenden.

S. 143:Franz Kafkas Hungerkünstler ist die ironische Aufzeichnung eines Typs der Askese

S.144: byzantinische Ursprünge abendländischer Hungerkunst

S.145: Erlösung kann nur gelingen, wenn die Fleischtöpfe verlassen werden: negative Bewertung des Verzehrs von Nahrung in Religionen -> Hugo Ball: Es ist tröstlich diesen in geistlicher Obhut zu sehen. „Wie können wir Herz bewahren, wenn Mund und Bauch offen steht?“ Hungerreligion, deren zentrales Element ein gemeinsames Mal bilde

S.146: Versuch Qualen des Hungers in spirituelle Energie umzuwandeln

S.146: Industrialisierung: asktetische Ideale an Profitmaximierung angepasst (Hungeraskese weicht Puritanismus gegenüber Zeit und Geld, so wie Sexualität) Hunger negativ suggeriert

S.146: moderne Askese (Gegenteil von freiwilliger Verzichtsgesellschaft)

S.147-151: Anorexie und Religion

S.151-152: neue Askese zwar aufgrund von Kathastrophen im Sinne von Verpackungsmaterial einsparen, aber Angst vor wirklichem Verzicht, demokratisierte Askese möglich??



RELIGION-IDENTITÄT UND LEBENSFÜHRUNG

S. 38: Kommunitarismus: Anprangerung der liveralistischen Form des Individualismus, gegen Isolation, Vereinzelung, gnadenlose Konkurrenz -> Gemeinschaft (Religion elementare Funktion für die solziale und moralische Integration sowie dauerhafte Stabilisierung von Identität)

S.39: Kann Religion in Gesellschaften fortgeschrittener Modernisierung noch funktional für die Bildung und Reproduktion von Identität sein oder ist sie sogar dafür notwendig?

S.40: Identität ist Distanzierung als die auf Einmaligkeit zielende Fähigkeit der Abgrenzung, Typisierung zur Konstruktion von Zugehörigkeiten, Kommunikation (Distanzierung und Einheitsbildung (Vereinheitlichung) = sozial vermittelter Prozess, Reflexion als kognitiver Ort der Verarbeitung

S.40: Weltanschauungen und religiöse Überzeugungen, Mitgleidschaften, Tätigkeiten, Motive, Vorbilder, Organisationen und Institutionen = Identitätsbildend

WAS DAS HABEN MIT DEM SEIN MACHT

Wirtschaftskrise -> Gesellschaftliche Bewegung und Gruppierungen gegen Kapitalismus, Ausbeutung d. Ressourcen, Konsum, Burn-Out, Bore-Out, zu viel Arbeit, Stress, volles Leben -> Job- und Wohnungswechseln, Entrümpelung, Organisation im Netz -> Werte und Normen für einfaches, schönes Leben: Teilzeitarbieten, Minimalismus, eigener Anbau, öffentliche Verkehrsmittel und Rad statt Atuo, mehr Zeit für Sozialleben, vegane, günstige, politisch korrekte Ernährung, Philosophen, weniger Geld für Materielles, Selbstbeschränkung, ökologisches Leben, Achtsamkeit = Modewort, weniger Besitz, freiwilliger Verzicht, bewusstes Leben, kleinerer ökologischer Fußabdruck -> ökologischer Fußabdruck, Mindestlohn, Kapitalismusdebatte in Meiden präsent -> Fromm: Nein zu Materialismus und Haben –Wollen -> ja zu Spenden, Teilen, soziales Leben, da sonst kein Sein möglich -> VERZICHT UND FREIWILLIGE EINFACHHEIT: (=voluntary simplicity) -> Respekt, ökolohische, ethnische Ziele, glücklichess Leben -> gut untersuchter Trend: in vielen wohlhabenden Gesellschaften (nur hier möglich) (höhere Bildungsschichten) -> S. Alexander, Samuel Ussher: 2000 bekennende Entsager

Persönlichkeitsentwicklung Identitäts- und Sinnsuche: Körpernehandlung -> gesellschaftliche Normen, nicht alle körperlichen Seinsziele erfodern Habemittel, Sinn, wenn wertolle und moralisch gerechtfertigte Tätigkeiten, Sinn in Religion + Glaube/Naturerfahrungen, Sicherheit gleich nach Grundbedürfnissen -> Kontrolle über eigenes Leben und Umwelt (Preventionsverhalten, Promotionsfokus: Menschen können Idealen nachgehen)





[1] Vgl. Sorgo, 2002, S. 76.
[2] Vgl. Irmela Marei Krüger-Fürhoff, Tanja Nusser [Hrsg.]: Askese. Geschlecht und Geschichte der Selbstdisziplinierung. Bielefeld 2005, S.13.
[3] Vgl. Brzoska 2014, S. 1.
Die „askesis“ steht in enger Verbindung mit der „diaita“, „der Diätik als psycho-physische Therapie- und Heilmethode“.
[1]

Erich Fromm meint, nur  durch einer klaren Abwendung vom Materialismus und „Habenwollen“ und die Entscheidung Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und das soziales Leben zu pflegen ermöglicht das „Sein“. [2]

Diäten sind zahlreich und unterschiedlich, gesundheitlich gefährlich oder gesundheitsfördernd, führen zu optimalen oder zu extremen Gewichtsabnahmen. Doch geht es in dieser Arbeit darum, was die Menschen von ihrem Ernährungskonzept erwarten und daher zählen in diesem Kontext Diäten zu gesundheitsfördernden Konzepten, da sie wie der Minimalismus, da sie Schädigung nicht als Ziel haben.

Frage nach Zielen und Sinn

Jean-Claude Kaufmann schreibt am Ende seines Buches „Kochende Leidenschaft. Soziologie vom Kochen und Essen.“:

„Der Esser ist in der modernen Welt der Freiheit und Ungewissheit mit all ihren Vor- und Nachteilen angekommen. Er pickt hier und da wie ein Vogel, der seinen Schnabel nicht voll genug kriegen kann, sorgt sich aber gleichzeitig über die Gesundheitsrisiken seiner Maßlosigkeit. Um diese zu beschwören, verfügt er über eine (inflationäre) Menge an Informationen über Ernährung, die ihn zur Wachsamkeit aufrufen und es ihm ermöglichen, sich eine Meinung zu bilden. Leider genügt eine Meinung auf diesem Gebiet nicht, nicht einmal eine wissenschaftlich korrekte Meinung.  Denn Essen ist auch eine Sache der Kultur und des Gefühls. Man isst nicht mit seinem Hirn.“[3]

Für immer mehr Menschen trifft letzteres nicht mehr zu.[4] Gesundheit und Enthaltsamkeit stehen im Fokus[5], der Geschmack soll oft nicht unter Einschränkungen leiden, vielleicht sogar durch sie optimiert werden [6], doch ist das Gefühl, die Lust, der Genuss nicht vorrangig, während Thomas Macho von einer „genussorientierten Parodie asketischer Haltungen“ [7]  spricht, gehen manche wissenschaftlichen Stimmen von einem kompletten Genussverlust aus[8].



Doch weshalb? Welche Wünsche und Bedürfnisse bleiben in der modernen Konsumgesellschaft unerfüllt? Was bewegt immer mehr Menschen zum Lebensstil im Sinne einer modernen Askese?

unmündige Konsumgesellschaft

Für die Azteken sind Ausgeglichenheit, Mäßigung und Pflichterfüllung die bedeutendsten Werte, die ein angesehenes Individuum ausmachen. Krankheit zeigt eine gestörte Ausgeglichenheit. Gesundheit erfordert Mäßigung im Sinne der Vermeidung von „Exzesse[n] jeder Art“, die „den Körper überhitzen und den Menschen krank machen“ und einer angemessenen Ernährungsweise.[9]

– Gemeinsamkeit und Differenz der frühchristlichen und heutigen weltlichen Askese

Weitere Erklärungen für das Ideal des schlanken Körpers sind der goldene Schnitt und funktionale Begründungen.

. „[G]esundheitspolitische[n] […] [und] ästhetische[n] […], […] normierte Vorgaben“ werden von der Gesellschaft „akzeptiert und exekutiert.“[10]

Anerkennung in der Konsumgesellschaft –

Frühchristliche und aktuelle Faszination –

Dass das Ergebnis von Verzicht, tatsächlich Höchstleistungen sein können, ist sogar wissenschaftlich erwiesen.[11]

Weltanschauung, Religion, Mitgliedschaft, Tätigkeit, Vorbilder, Organisationen und vieles mehr sind Identitätsbildende Faktoren.[12]

In der modernen Zeit ist es ebenfalls schwierig eine einheitliche Aussage zu treffen, da die Ernährungskonzepte zu unterschiedlich sind

Im Unterschied zum Fasten im Frühchristentum ist heute der Genuss und die Lust eher ein Aspekt der Nahrungsaufnahme der nicht zu kurz kommen soll[13], wenn auf verschiedenen Ebenen der Ernährung Enthaltsamkeit gepflegt wird.[14] Während im frühchristlichen Fasten Lust und Genuss als „das menschliche Leben aus dem Gleichgewicht bring[end]“negativ angesehen wird[15], ist sie in den modernen Formen oft unverzichtbare Komponente des menschlichen Gleichgewichts[16].





[1] Vlg.  Sorgo 2002, S. 97.?
[2] S. 13
[3] Jean-Claude Kaufmann: Kochende Leidenschaft. Soziologie vom Kochen und Essen. Konstanz 2006, S. 329.
[4] Vgl. Sorgo 2002, S. 140.
[5] Vgl. Hannelore Gießen: Steinzeit und Askese. Trenddiäten unter der Lupe. In: Pharmazeutische Zeitung online 45, 2016, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=66076 [Zugriff am 16.4.2017].
[6] Vgl. z.B.: Janine Jähnichen: Interview mit Nathalie Gleitman."Intoleranzen sind Chancen". In: Hertener Allgemeine, 5.4.2017, http://www.hertener-allgemeine.de/scenario4u/stars/Interview-mit-Nathalie-Gleitman-Intoleranzen-sind-Chancen;art355701,1988945 [Zugriff am 16.4.2017]
[7] Vgl. Sorgo 2002, S. 140.
[8] Vgl. Petra Kistler: Warum erkranken Menschen an Essstörungen? In: Badische Zeitung, 22.3.2017, http://www.badische-zeitung.de/gesundheit-ernaehrung/warum-erkranken-menschen-an-essstoerungen--134794256.html [Zugriff am 16.4.2017].
[9] Vgl. Sorgo 2002, S. 55.
[10] Gniech 1995, S. 205.
[11] Vgl. Krüger-Fürhoff/Nusser 2005,  S. 8.
[12] Vgl. Wippermann  1998, S. 40.
[13] Vgl. Sorgo 2002, S. 140.
[14] Vgl. z.B. Jähnichen 2017.
[15] Vgl. Schultz 1995, S. 75.
[16] Vgl. z.B. Jähnisch 2017., Sorgo 2002, S.140.

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