Interpretation und Analyse einer Kurzgeschichte



Interpretation und Analyse – Marie Hummer, 7B
In der Kurzgeschichte „Generalvertreter Ellebracht begeht Fahrerflucht“ von Josef Reding geht es um einen Mann, der sich, nachdem er Fahrerflucht begeht, einem inneren Konflikt zwischen egoistischem Handeln und jenem aus Nächstenliebe stellen muss.
Herr Ellebracht befindet sich gerade in seinem Auto auf dem Weg nachhause. Doch es fällt ihm schwer sich auf die  Straße zu konzentrieren, da er sehr nervös und aufgerieben ist. Das liegt daran, dass er auf seinem Weg einen Radfahrer überfahren und anschließend Fahrerflucht begangen hat. Er schiebt in Gedanken den Unfall auf sein neues Auto und bedenkt auch, dass er vier Bier getrunken hat. Nun ist er hin- und hergerissen zwischen der Angst, dass er ins Gefängnis müsse und so für einige Wochen nicht für seine Familie da sein könne und dem Gefühl, dem Mann helfen zu müssen. Auch die Gefährdung seiner beruflichen Position hält in erstmal davon ab umzukehren und zurückzufahren. Doch schlussendlich entscheidet er sich doch, dem Mann zu helfen und fährt sicher und zielstrebig zurück zum Unfallort. Der noch immer am Boden liegende Verletzte macht, als er von Herrn Ellebracht in eine bessere Lage gehoben wird, die Augen auf und bedankt sich bei ihm, dass er angehalten habe, doch dieser erwidert, dass er nur zurückgekommen sei.
Die Kurzgeschichte hat nur einen Handlungsstrang und ähnelt einem inneren Monolog, da ein großer Teil des Textes aus Gedanken Herrn Ellebrachts besteht. Der Mann wird indirekt durch seine Gedanken recht genau charakterisiert und durchlebt eine innere Wandlung im Laufe der Geschichte. Der Konflikt findet zu Gänze im Inneren des Herrn Ellebrachts statt. Er muss sich zwischen dem Umkehren, und so der Gefährdung seines Privatlebens und Berufs, oder dem Weiterfahren, ohne sich seiner Tat zu stellen und dem Mann zu helfen, entscheiden. Der Text ist zeitdeckend geschrieben. Der Autor ist nicht chronologisch mit dem Erzählen der Geschehnisse vorgegangen, denn als die Geschichte beginnt, war der Radfahrer bereits von dem Herrn überfahren worden. Die Geschichte ist aus der Sicht eines personalen Er-Erzählers verfasst und in einer relativ einfachen Alltagssprache und einer, wenn Gedanken wiedergegeben werden, teilweise leicht umgangssprachlichen Wortwahl („Fehlte grade noch! dachte Ellebracht.“)
Dadurch, dass der Autor hauptsächlich in Form von Gedanken der Hauptperson schreibt, gibt er einen sehr guten Einblick in die innere Zerrissenheit dieses Mannes. Der Text ist so aufgebaut, dass sich in dem Täter genau in der Mitte der Handlung eine Wandlung vollzieht und er dadurch entscheidet doch zurück zu fahren um dem Opfer zu helfen. Ab diesem Moment hört er auch auf, die Ursache des Unglücks auf sein Auto zu schieben und sich selbst Gründe zu nennen, warum es das Beste sei nicht umzukehren. Doch dieser Umbruch geschieht nicht von selbst: Ein sich durch den Unfall verbogenes Firmenlogo, das sich nun in Form eines Kreuzes für ihn sichtbar vorne auf seinem Auto befindet und an dem Blut klebt, erinnert ihn an den Fahrradfahrer, den Ellebracht am Straßenrand liegen sah, als er noch einmal zurück schaute. Interpretiert man dieses Zeichen aus religiöser Sicht, so könnte man meinen, dass das Kreuz, das genau in seinem Blickfeld steht, eine unüberwindbare Mahnung aus Nächstenliebe und nicht aus egoistischen Gedanken zu handeln, darstellt. Und vergleicht man das Opfer mit Jesus, so könnte man die Tatsache, dass er sich am Ende bei Herrn Ellebracht bedankt, dass er stehengeblieben ist , nicht nur darauf zurückführen, dass er diesen im inneren des Autos nicht gesehen hatte, als er auf ihn zugefahren kam, sondern auch auf die Vergebung einer Tat, wenn man danach einsieht und sich wandelt. Schön zu erkennen ist auch, dass der Mann, solange er vor hat nicht umzukehren und somit einer Gefängnisstrafe zu entgehen, sehr nervös und ängstlich ist, und dann, als er sich doch entschließt zurückzufahren, plötzlich viel entspannter und sicherer erscheint. So zeigt der Autor, dass Herr Ellebracht vielleicht, auch wenn er sich ein paar Wochen Gefängnis erspart hätte, sein ganzes Leben Gefangener seines schlechten Gewissens und seiner Sorgen über das Schicksal des Verletzen gewesen wäre.


 Textanalyse – „Terrorkampf“ – Marie Hummer, 7B

„Terrorkampf“ ist eine Kurzgeschichte, die im Jahre 1977 von dem deutschen Autor Frederik Hetmann verfasst wurde. Die Geschichte wird aus der Sicht eines kleinen Buben erzählt und handelt von Rassismus und mangelnder Zivilcourage.

Als Laurenz mit seinen Eltern zu Fuß am Weg zu einem chinesischen Restaurant ist um dort Mittag zu essen, wird er Zeuge eines schlimmen rassistischen Vorfalls. Eine Gang, die von den Passanten als „Rocker“ bezeichnet wird, wirft einen türkischen Mann zuerst in einen Teich, bedroht ihn mit Messern und Tötungsabsichten, und attackiert ihn, als er versucht aus diesem herauszuklettern. Dabei beschimpft sie ihn. Die vorübergehenden Leute ignorieren das Ereignis oder bleiben stehen und schauen zu ohne einzugreifen, wofür sie sich auf verschiedene Arten rechtfertigen, einer von ihnen gibt zum Beispiel seine unpassende Kleidung als Grund an. Viele von ihnen machen sogar zustimmende rassistische Bemerkungen. Nachdem die „Rocker“ den Mann erstochen haben, fahren sie davon und die Menge geht erschüttert und still zu dem am Boden liegenden Mann. Die Mutter, die die ganze Zeit weggehen wollte, fragt nun ob nicht ein Krankenwagen zu rufen sei, doch der Vater erwidert, dafür sei es schon zu spät.

Dass es sich hierbei um eine Kurzgeschichte handelt, erkennt man eindeutig daran, dass sie mit einem direkten Einstieg beginnt und ein wichtiges lebensveränderndes Ereignis für die Hauptperson beinhaltet. Die Geschichte ist in Absätze gegliedert und es gibt nur einen Handlungsstrang. Es wird fast ausschließlich zeitdeckend erzählt. Der Autor schildert chronologisch und beendet die Geschichte mit einem geschlossenen Ende. Das Umfeld wird nicht sehr detailliert oder emotional beschrieben, weswegen man von einem Handlungsraum sprechen kann. Die Geschichte ist aus der Sicht eines Personalen Erzählers geschrieben. Die Gedanken des Jungen stehen während der gesamten Geschichte im Vordergrund. Der Text ist ein Erzählerbericht. Alle Personen werden nur indirekt beschrieben

Die Kurzgeschichte ist, da es sich bei Laurenz um einen kleinen Buben handelt und man ausschließlich aus seiner Sicht die Geschehnisse verfolgt, in einfacher Alltagssprache geschrieben. „Doch Chinesisch können auch Vater und Mutter nicht lesen. Ätsch.“ (Z. 5,6) „‘Du dreckige Sau‘ schreit einer dem Braunen zu.“ (Z. 51) „Heute könnte ich mit den Kränen spielen, denkt Laurenz. Sie sehen aus wie Giraffen aus Eisen.“ (Z. 11)

Anfangs nimmt Laurenz, als naiv denkendes Kind, die Massakrierung und Diskriminierung des Türken als Spiel wahr. „Die albern herum, denkt Laurenz (…) und am liebsten würde er mitmachen.“(Z. 32,33) Erst als die Männer den türkischen Mann in den Teich werfen, erkennt er den Ernst der Lage und will von da an dem armen Mann helfen. Er versteht die Erwachsenen nicht. Als Kind, das dem Türken unvoreingenommen entgegentritt, kann er nicht nachvollziehen warum niemand eingreift. Während die Passanten immer mehr mit sich selbst beschäftigt sind, macht er sich Sorgen um den Mann. „Laurenz will schreien. Der Braune darf nicht weitergehen. Er muss im Wasser bleiben. (...)Wenn die Grenze überschritten ist, wird es ein Unglück geben. Das spürt er. Warum merken das die Erwachsenen nicht?“ (Z.77-79). Es fällt auf, dass Laurenz im Laufe der Geschichte viele Fragen stellt, nur am Ende fragt er nicht mehr, ob der Mann nun tot sei, vielleicht weil er bemerkt hat, dass seine Eltern auch nicht immer alles wissen und richtig entscheiden. „Aber er getraut sich nicht seinen Vater und seine Mutter danach zu fragen. Vielleicht wissen sie es auch nicht.“ (Z. 95,96)

Der Autor will die Absurdität zeigen, dass Menschen sich für Menschen anderer Nationalität nicht einsetzen und was solch ein Verhalten bewirken kann. Dass manche große Angst vor der Gang haben, ist verständlich, da diese Messer bei sich haben. Obwohl man sich hier noch immer fragen muss, warum niemand gleich anfangs die Polizei ruft. Doch aus Rassismus zuzusehen wie ein Mensch umgebracht wird? Der Autor hält der Gesellschaft geschickt einen Spiegel vor, indem er die Geschichte ein unvoreingenommenes Kind erzählen lässt, das noch völlig unbeeinflusst ist, und zeigt, wie unverständlich sich die Erwachsenen eigentlich verhalten. Durch den extremen Ausgang des Angriffes regt der Autor noch mehr zum Nachdenken an.

Ich finde die Geschichte, gerade wegen der interessanten Erzählperspektive, sehr eindrucksvoll. Der Autor behandelt meiner Meinung nach nicht nur das Thema Rassismus, sondern auch die Eltern-Kind Beziehung. Er geht also neben dem Hauptthema auch noch auf die Frage ein, ob Erwachsene sich wirklich immer so sicher sein können, dass sie gescheiter als Kinder sind. Meiner Meinung nach ist es ihm auch sehr gut gelungen, dass man eindeutig erfährt was wirklich in der Geschichte passiert, obwohl man eigentlich nur aus der Sicht eines mehr oder weniger naiven und unwissenden Kindes die Ereignisse verfolgt.

 

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