Portfolio Geburtenplanungspolitik in China (Ein-Kind-Politik)



计划生育政策

Geburtenplanungspolitik in China

(Ein-Kind-Politik)

Von Marie Hummer



 


Die Ein-Kind-Politik in China


China heute:
Mit 9,6 Millionen Quadratkilometer der viertgrößte Staat (nach Russland, Kanada und den USA), mit 1,34 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde (mehr Menschen als in Nordamerika, Europa und Russland zusammen).
Ca. 50 Städte mit mehr als einer Million Einwohner, im Großraum Shanghai leben 17,8 und im Raum Peking 12,2 Millionen Menschen.
Politisch wird China vielfach als kommunistische Diktatur angesehen, es gibt nur eine politische Partei. Besonders hinsichtlich der Wahrung der Menschenrechte kommt es immer wieder zu internationalen Konflikten (z.B.: Tibet).
Ökonomisch hat das Land in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Aufschwung erlebt und ist am Weg zur größten Wirtschaftsmacht der Erde. Trotz dieser Erfolge und trotz 60 Jahren Kommunismus ist der Unterschied zwischen Arm und Reich noch immer gewaltig.


China historisch:
Das Land hat eine Jahrtausende alte, bedeutende kulturelle Tradition.
Nach der Abdankung des letzten Kaisers 1912 durchlebte die neue Republik eine konfliktreiche Zeit mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Die Machtübernahme durch die Kommunisten unter Mao Zedong 1949 (nach dem sogenannten „Langen Marsch“, in dem er mit seiner „Roten Armee“ quer durchs Land gezogen bzw. geflüchtet war) beendete diese Phase. Mit harter und autoritärer Hand wurde das alte Feudalsystem durch Enteignung in eine kommunistische Planwirtschaft umgestellt, agrarische wie industrielle Produktion sollten drastisch gesteigert werden. Kritik wurde brutal unterdrückt.
China war damals eines der ärmsten Länder der Erde, der landwirtschaftliche Ertrag konnte die immense Bevölkerung nicht ausreichend ernähren. Nach anfänglichen Erfolgen mit diesem Problem scheiterte Maos großangelegte Initiative „Großer Sprung nach vorne“ kläglich,  um 1960 starben mehrere Millionen Menschen an Hunger, die radikal-kommunistischen Reformen mussten zum Teil wieder zurückgenommen werden. Seine politischen Doktrinen versuchte Mao ab 1966 in der sogenannten „Kulturrevolution“ mit entschlossener Härte allgemein durchzusetzen.
Nach Mao (gest. 1976) leitete Deng Xiaoping eine grundlegende wirtschaftliche Öffnung ein, die China in Richtung freier Marktwirtschaft und Internationalisierung führte. Die „Vier Modernisierungen“ (Modernisierung der Landwirtschaft, der Industrie, der Technologie und der Verteidigung) wurden in Verfassungsrang erhoben – 30 Jahre später zeigt sich China als hochmodernes und hochindustrialisiertes Land
Andererseits gibt es auch heute noch völlig unterentwickelte Regionen und riesige Slum-Gebiete mit unzählbaren Arbeitslosen.  Ein immenses Problem ist mittlerweile der Umweltschutz, der zu lange ignoriert wurde. Die Auswüchse des Kapitalismus, Ausbeutung, Korruption und Bürokratie sind unübersehbar, die Produktionsbedingungen im Billig-Lohn-Land zum Teil erschreckend.
Eine Demokratisierung Chinas ist bislang nicht in Sicht, Gegner des Systems werden nach wie vor unterdrückt – 1989 etwa wurde in Peking am Tian’anmen-Platz (Platz des Himmlischen Friedens) eine Demonstration von hunderttausenden Menschen für Pressefreiheit und Menschenrechte mit Panzergewalt niedergeschlagen.

Chinas Bevölkerungsproblem:
Seit dem 19. Jahrhundert war die Einwohnerzahl des Landes mehr oder minder stetig im Steigen, seit 1950 sogar explosionsartig. Die Situation, dass schließlich nur 7% der weltweit verfügbaren Agrarflächen 20% der Weltbevölkerung ernähren sollte, führte zu Hungerkatastrophen. Erst die Reformen von Deng Xiaoping (Industrialisierung der Landwirtschaft, Bewässerung, Düngung, Pflanzenschutz) ermöglichten endlich eine ausreichende Versorgung der Menschen. Eine weitere Bevölkerungszunahme wäre jedoch fatal.
Mao hatte noch angenommen, mit der Steigerung der Produktivität die Probleme in den Griff zu bekommen, und er war stolz darauf, das bevölkerungsreichste Land der Welt anzuführen. Erst nach ihm entschloss man sich, entschiedene Maßnahmen zur Geburtenregulierung zu ergreifen.
Die traditionelle chinesische Familie hatte immer mehrere Nachkommen, zum einen, damit die Versorgung der Eltern und Großeltern im Alter sichergestellt war, zum anderen, weil unbedingt ein männlicher Nachfolger erwünscht war, auf den der Besitz übergehen konnte (ein Mädchen war dagegen „teuer“ – mit seiner Heirat wechselte es in eine andere Familie und eine Mitgift wurde erwartet). Diese Tradition beschleunigte das Bevölkerungswachstum.
Die durchschnittliche Lebenserwartung in China hat sich im 20. Jahrhundert von 35 auf rund 70 Jahre gesteigert, was vor allem auf die Verbesserungen in der medizinischen und ernährungsmäßigen Versorgung seit Mao Zedong zurückzuführen ist. Obwohl es ein Rentensystem gibt, das derzeit schon etwa 60 % der älteren Bevölkerung einigermaßen versorgt, ist die Pflicht der Kinder, ihre Eltern im Alter zu unterstützen, ein Verfassungsgesetz.

Schon unter Mao hatten Experten gewarnt, dass ein unkontrolliertes Bevölkerungswachstum die wirtschaftlichen Erfolge zunichtemachen könnte. 1979 fasste der Volkskongress schließlich einen Beschluss, wonach jeder Familie nur mehr ein Kind erlaubt war. Für eine Ein-Kind-Familie gab es staatliche Unterstützung und Förderung (Gesundheit, Ausbildung, Wohnung, usw.), die bei einem zweiten Kind komplett gestrichen wurden. Zudem brachte ein Verstoß gegen diese Regel hohe Geldstrafen mit sich. Heiraten durfte man nun erst mit 20 (Frau) bzw. 22 (Mann) Jahren, benötigte dafür eine offizielle Erlaubnis und den Nachweis, dass die Braut über Empfängnisverhütung  Bescheid weiß. Für die Einhaltung der Geburtenvorschrift hafteten zum Teil nicht nur die Familien, sondern auch Betriebe und Regionalverwaltungen.
Die Ziele, die mit diesen Maßnahmen zur Kontrolle des Bevölkerungswachstums gesteckt waren, konnten nicht ganz erreicht werden, auch wenn sich die Geburtenzahlen laut Angaben der chinesischen Behörden drastisch verringert haben.
Eine der Konsequenzen für die chinesische Gesellschaft ist die Überalterung, die sowohl für das Wirtschaftssystem wie auch für die Altersversorgung neue Probleme mit sich bringt.
Bevölkerungsentwicklung in China


Anhand von sieben Online-Zeitungsartikeln soll nun ein aktuelles Bild von der Problematik der Ein-Kind-Familie in China aufgezeigt und besprochen werden:

1.)  Ying Hartmüller schreibt am 7.12.2012 für „TheEpochTimes – Deutschland“ einen Kommentar mit dem Titel „Ohne Spirale kein Ausweis – China: Zwangsmaßnahmen zur Durchsetzung der ein-Kind-Politik“. Um die Geburtenkontrolle effektiv durchzusetzen, ist der chinesische Staat offenbar gewillt, auch heute noch einigen Druck, wenn nicht sogar Gewalt auszuüben. Hartmüller berichtet, dass Frauen, die sich bei der Geburt ihres (ersten) Kindes zwecks Verhütung weiterer Kinder nicht eine Spirale einsetzen lassen, für ihr Kind keine Anmeldepapiere erhalten, ihr Kind damit keine Schule besuchen wird können. Ein solches Vorgehen verstößt nicht nur gegen menschliche Grundrechte, sondern auch gegen chinesische Bestimmungen, die einen Zwang zu bestimmten Verhütungsmethoden untersagen.

Hartmüller reiht sich mit seinem Artikel unter zahlreiche andere Meldungen ein, die von Gewalt hinsichtlich der Realisierung der Ein-Kind-Politik berichten. Es soll zwangsweise Sterilisationen und Abtreibungen und andere empfindliche Repressionen geben und gegeben haben, wenn sich Frauen nicht an die Beschränkung auf ein einziges Kind halten.
Mit aller Macht versucht also der chinesische Staat, den drohenden Kollaps bei einer ungezügelten Bevölkerungsvermehrung zu verhindern, versuchen lokale Behörden die ihnen auferlegten Verordnungen innerhalb der Region durchzusetzen, damit sie nicht selbst in Ungnade fallen. Oft genug werden dabei offenbar auch Menschenrechte schlimm verletzt.
Vor allem in der bäuerlichen Bevölkerung war (und ist) der Widerstand gegen die Ein-Kind-Regelung groß. Eine Vielzahl an Kindern in der Familie war fest in der Tradition (auf Konfuzius zurückgehend) verwurzelt. Mit nur einem Kind war die Existenz gefährdet, denn nur die eigenen Kinder versorgten die Eltern, sobald diese nicht mehr arbeitsfähig waren, und nur ein eigener Sohn konnte den Familienbesitz übernehmen, eine Tochter (und ihre Arbeitskraft) ging mit ihrer Heirat an eine andere Familie verloren. Wurde also ein Mädchen geboren, und durfte kein weiteres Kind mehr bekommen werden, war das vielfach schlicht unerträglich. Nicht selten wurde die Mutter, die keinen Sohn bekam, verachtet, nicht selten auch das Mädchen als minderwertig behandelt. (Berichtet wird, dass dies ein Grund für die hohe Selbstmordrate von Frauen in China sein könnte.) Das war zwar in früheren Zeiten ähnlich, aber damals war dann eben das vierte oder siebente Kind ein Bub.
In Folge kam es nicht selten bei Geburt eines Mädchens zu Kindesweglegungen bis hin zur Tötung. Die Korruption bei lokalen Behörden nahm zu, die man gewogen stimmen konnte, um ein zweites Kind offiziell zu verschweigen. Manche Behörden meldeten auch freiwillig die (angebliche) Einhaltung der Geburtenvorschriften, um selbst Strafen zu entgehen.
Da sich der Unmut der ländlichen Bevölkerung nicht beruhigte, verzichtete man in bäuerlichen Regionen schon seit 1984 auf eine allzu strenge Durchsetzung der Vorschriften, um schließlich zu gestatten, dass Bauern, denen eine Tochter geboren wurde, ein zweites Kind bekommen dürfen. (Weitere Erleichterungen sind nun, dass Ehepaare aus Einzelkindern zwei Kinder bekommen dürfen, und dass in bestimmten Regionen wie Shanghai für geschiedene Wiederverheiratete ein weiteres Kind erlaubt ist.)

Die Ein-Kind-Politik konnte daher nur in städtischen Regionen tatsächlich verwirklicht werden. Dort bedurfte es keines übermäßigen Drucks, um die Regelung durchzusetzen, denn einerseits ist urbaner Wohnraum teuer, weshalb man eine hohe Kinderzahl ohnehin vermeiden wird, andererseits besteht in sehr vielen Städten der Welt, sobald ein gewisser Lebensstandard erreicht ist, aus verschiedensten Gründen der Trend zu kinderarmen Familien.
Seit 2004 ist die Geschlechtsbestimmung eines ungeborenen Kindes mittels Ultraschall bei strengen Strafen verboten. Damit soll die Abtreibung von weiblichen Föten verhindert werden, was immer mehr zugenommen hatte. In der chinesischen Gesellschaft ist bereits, vor allem in Folge der Ein-Kind-Politik, ein Missverhältnis zwischen Frauen und Männern entstanden: auf 100 Frauen sollen mittlerweile 120 Männer kommen – viele Millionen chinesische Junggesellen werden daher keine Familie gründen können.

2.) In den „Deutschen Wirtschafts Nachrichten“ (Online) vom 18.3.2013 werden konkrete Zahlen zu Chinas Ein-Kind-Politik genannt. Demnach hat das Gesundheitsministerium in Peking verlautbart, dass seit 1971 in China 336 Millionen Abtreibungen und 196 Millionen Sterilisierungen vorgenommen worden sind, und dass 403 Millionen Frauen mechanische Verhütungsmittel eingesetzt worden wären.  (Zum Vergleich: In den USA gab es seit 1973 etwa 50 Millionen Abtreibungen.)
Abgesehen von der äußerst bedenklichen humanitären Situation, weil angenommen werden kann, dass viele dieser Eingriffe nur mit Zwang durchgeführt werden konnten,  sieht der Artikel auch negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage des Landes: Der Anteil der arbeitenden Bevölkerung hat sich deutlich verringert und „China wird zum größten Seniorenheim der Welt“. Die Führung in Peking sei deshalb bereit, dem entgegenzusteuern und eine Zwei-Kind-Politik einzuführen. Allerdings ist zu fragen, ob es für eine solche Maßnahme nicht bereits zu spät ist, und ob sie politisch auch durchzusetzen wäre.

Die chinesischen Bevölkerungszahlen wären heute, ohne Ein-Kind-Politik, um 30% höher. Der Artikel in den  „Deutschen Wirtschafts Nachrichten“ spricht in erster Linie den daraus resultierenden wirtschaftlichen Nachteil an, verschweigt jedoch die immensen Problem, die ohne Geburtenregelung zweifellos entstanden wären. Es kann nicht immer nur um Wirtschaftswachstum gehen. So bedenklich die Ein-Kind-Politik Chinas in manchen Aspekten auch sein mag, zeigt sie doch auch, dass sich die Menschen beschränken und mit den Ressourcen sorgsam umgehen müssen, um große Krisen zu vermeiden.

3.) In der Süddeutschen Zeitung (Online) vom 4.3.2013 spricht Marcel Grzanna zum einen ein ökonomisches, zum anderen ein soziologische Problem der Ein-Kind-Politik an, die einen engen Zusammenhang haben dürften. Bedingt durch die Geburtenkontrolle entstand in China ein Frauenmangel, weil weibliche Nachkommen nicht so erwünscht waren (und sind) wie männliche. Durch meist fragwürdige Methoden ist diesem Wunsch in vielen Familien Rechnung getragen worden. Doch heute finden viele Millionen Chinesen keine Ehepartnerinnen mehr. Folge davon ist eine Zunahme an Mädchenentführungen, Frauenraub, Vergewaltigung und Prostitution.
Dieser Frauenmangel, so der Artikel weiter, könnte mit eine Ursache für den mangelnden Konsum innerhalb Chinas sein. Die traditionelle Sparsamkeit der Chinesen sei zwar durch den wirtschaftlichen Wohlstand gelockert worden. Weil aber der chinesische Mann bei der Brautwerbung einer starken Konkurrenz ausgesetzt ist, versucht er seine Chancen zu erhöhen, indem er durch Konsumverzicht so wohlhabend wie möglich wird. Manchmal wird das ersparte Geld auch dafür aufgewendet, sich eine Frau zu kaufen.

Um die starke Exportabhängigkeit der chinesischen Wirtschaft zu verringern, sei es wichtig, den Binnenkonsum zu fördern, meint Marcl Grzanna und zitiert einen chinesischen Wissenschaftler, der meint, dass die Lockerung der Ein-Kind-Politik dazu wesentlich beitragen könnte. Ob diese überhaupt sinnvoll war, könne man hinterfragen, denn möglicherweise hätte sich, wie in anderen Ländern auch, mit der enormen wirtschaftlichen Entwicklung eine Reduktion des Bevölkerungswachstums von selbst eingestellt.

Diese letzte These des Autors dürfte kaum zutreffend sein. Die Bevölkerungsexplosion hat sich in erster Linie in den ländlichen Regionen Chinas zugetragen, wo der Wunsch nach vielen Kindern bis heute besteht und der wirtschaftliche Aufschwung weniger deutlich ist als in den Ballungszentren.
Ganz ähnlich wie beim vorigen Artikel kann man auch hier kritisieren, dass Wirtschaftswachstum und Konsumverhalten zum alleinigen Beurteilungskriterium für politische Maßnahmen werden. Gewiss wollte China durch die Ein-Kind-Politik eine Gefährdung der wirtschaftlichen Erfolge verhindern. Doch es ist wohl auch darum gegangen, sinnvolle Lebensbedingungen für die Menschen des Landes zu schaffen.

4.) Im Kurier (Online) vom 15.7.2012 geht Silke Ballweg unter dem Titel „Ein-Kind-Politik: Chinas kleine Kaiser“ auf die Problematik der Einzelkind-Familien ein. Gibt es in einer Familie nur ein Kind, bekommt dieses oft die ganze Aufmerksamkeit der Erwachsenen, wird es besonders behütet und auch verwöhnt. Das bewirkt, dass viele heranwachsende Chinesen (besonders Söhne) sich wie kleine Kaiser fühlen, nur mangelnde Sozialkompetenzen erwerben und später mit Problemen nicht gut zurechtkommen. Aber es gibt auch eine ganz andere Seite: Für ihr einziges Kind wollen die Eltern nur das Beste, setzen alle ihre Hoffnungen und Erwartungen in dieses Kind, das sich optimal entwickeln und ausgebildet werden soll. Ein Aspekt dabei ist, dass das Kind einmal seine Eltern unterstützen können soll, wenn diese alt sind. Ballweg meint, dass dies auch sehr wahrscheinlich notwendig sein wird, denn die chinesische Gesellschaft ist durch die Ein-Kind-Politik bald schon überaltert und das Rentensystem bei weitem nicht ausreichend.
Auch in diesem Artikel kommen die brutalen Methoden der chinesischen Verwaltung zur Sprache: erzwungene Abtreibungen, Verlust des Jobs bei einem zweiten Kind, unzulässige und entwürdigende Eingriffe in die Privatsphäre vor allem der Frauen.

Die spezielle Situation einer Ein-Kind-Familie wird in anderen Publikationen auch als 4-2-1-Kostellation bezeichnet: Vier Großeltern und zwei Eltern kümmern sich um ein Kind, und dieses eine Kind soll später dann zwei Eltern und vier Großeltern versorgen. Der verhätschelte und verzogene Nachwuchs ist in China zum Problem geworden. Andererseits ist die besondere Fürsorge der Eltern auch zu einem Motor geworden, der vielen Kindern später eine Top-Karriere ermöglicht hat. Es gibt zum Beispiel Kindergärten, die Eltern und deren Nachwuchs damit anlocken, dass ihre Schützlinge (angeblich) die Grundlagen für einen späteren Eintritt in eine Elite-Hochschule erwerben. Natürlich kommen auch viele Kinder mit einem so hohen Erwartungsdruck nicht zurecht. Für die Wirtschaft aber hat es sich als nützlich erwiesen, dass sich Eltern um die bestmögliche Ausbildung ihres einzigen Nachkommens bemühen.

„Die Welt“  bringt zum Beispiel in ihrer Online-Ausgabe vom 9.5.2013 ein Interview mit der jungen chinesischen Finanzexpertin Rongrong Huo. Ihrer Eltern waren einst enttäuscht, dass ihr einziges Kind eine Tochter ist. Heute arbeitet sie für eine renommierte Großbank in London als Expertin.

5.) Abschließend soll ganz kurz auf drei weitere Artikel eingegangen werden:
„Zeit Online“ berichtet am 9.5.2013 vom chinesischen Star-Regisseur Zhang Yimou, der angeblich sieben Kinder hat. Die Behörden würden bereits ermitteln, theoretisch müsste er 20 Millionen Euro Strafe bezahlen. Dieser Fall entfachte erneut die Diskussion über die sehr umstrittene Ein-Kind-Politik.
Was dieser Artikel nur andeutet ist das große Problem der Korruption in China. Es gibt viele Leute in China, die „es sich richten können“, weil sie genügend Geld haben um ein Amt zu bestechen oder um Strafen für zusätzliche Kinder zu zahlen, oder auch, weil sie Beziehungen haben, wie eben etwa ein berühmter Regisseur, dem Regierungstreue nachgesagt wird. Nicht wenige Menschen in China können deshalb Vorschriften getrost ignorieren, was oft den Zorn der restlichen Bevölkerung erregt.

Der zweite Artikel erschien am 14.5.2013 in „Die Welt – Online“. Ein fünfjähriger Chinese beantragte in Deutschland Asyl, weil er wegen der Ein-Kind-Politik in seiner Heimat Repressionen ausgesetzt wäre, weil seine Eltern bereits ein Kind haben. Der Fall ist sehr undurchsichtig, weil der Vater falsche Angaben gemacht haben dürfte. Aber er lenkt die Aufmerksamkeit auf den Umstand, dass es sehr unangenehm sein kann, in China als ein Geschwisterkind geboren zu werden.

Im Kurier erscheint am 21.5.2013 (online) eine Reportage über Heiratsmärkte in China. Silke Ballweg berichtet, wie das eigene, herangewachsene Kind von den Eltern wie auf einem Flohmarkt an Heiratswillige angeboten wird. Durch die Ein-Kind-Politik ist es nicht nur schwieriger geworden, einen geeigneten Partner bzw. eine geeignete Partnerin zu finden. Die Eltern wünschen sich zudem für ihr einziges Kind den idealen Lebensgefährten, den sie auf diesem Weg zu finden hoffe. In ganz China finden deshalb solche „Kuppel-Märkte“ statt.

Resümee:

Die chinesische Ein-Kind-Politik hat das Problem der Bevölkerungsexplosion einigermaßen in den Griff bekommen. Dennoch ist zu fragen, ob das zu einem erheblichen Teil inhumane und Zwang ausübende Vorgehen der Behörden zur Durchsetzung, was sehr viel Leid hervorgerufen hat, deswegen gerechtfertigt werden kann.
Heute wird die Ein-Kind-Politik mehr und mehr zurückgedrängt, wenn man folgender Statistik Glauben schenken will:

(Quelle: http://www.deutsch-chinesische-allgemeine.de/2012/08/13/zur-fragw%C3%BCrdigkeit-des-begriffs-ein-kind-politik/)

Ein Blick auf die Entwicklung der Weltbevölkerung zeigt, dass die Probleme hinsichtlich der Geburtenkontrolle in den kommenden Jahren wahrscheinlich in anderen Ländern liegen werden:



Quellen:
Britta Rath: Schnellkurs China. DuMont Verlag, Köln 2003
Bärbel Böcker, Ina Simson: Chinas kleine Sonnen. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 1989
Jürgen Hartmann: Politik in China. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006
Francoise Hauser: Alles Mythos! 20 Populäre Irrtümer über China. Theiss-Verlag, Stuttgart 2011
Wikipedia: Volksrepublik China. http://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_China (21.05.2013)
Wikipedia: Ein-Kind-Politik. http://de.wikipedia.org/wiki/Ein-Kind-Politik (21.05.2013)

ZEITUNGSARTIKEL (aus dem Internet)

Epoch Times Deutschland (Online) 07.12.2012


Ohne Spirale kein Ausweis

China: Zwangsmaßnahmen zur Durchsetzung der Ein-Kind-Politik

In China haben sich mindestens 114 Millionen Frauen zur Verhütung eine Spirale einsetzen lassen. Viele von ihnen haben diesen Eingriff in ihren Körper nicht freiwillig vorgenommen. Einer der Gründe soll nach Berichten der Webseite news.qq.com sein, dass Kinder nicht beim Amt angemeldet werden und daher später keine Schule besuchen können, falls die Mutter nach deren Geburt keinen Nachweis für das Einsetzten einer Spirale vorweisen könne. Diese Regelung habe keine rechtliche Grundlage, erklärten in letzter Zeit einige Anwälte in China. Sie appellierten an den zuständigen Behörden, die Mütter nicht mehr zu dieser Operation zu zwingen.
Bei vielen Einwohnermeldeämtern in China ist es Usus, einem neu geborenen Kind erst dann „Hukou" (eine Art Meldebescheinigung) zu erteilen, wenn die Mutter den ärztlichen Nachweis erbringt, dass sie sich eine Spirale nach der Geburt hat einsetzten lassen. „Hukou" ist eines der wichtigsten Ausweisdokumente in China. Ein Kind darf nur dann in eine Schule gehen, wenn es laut seinem „Hukou" im entsprechenden Ort angemeldet ist. Auf der Webseite von news.qq.vom erklärte ein Einwohnermeldeamt der Provinz Anhui, dass die Ein-Kind-Politik die Grundlage dieser Reglung sei.
Viele Internetnutzer äußerten scharfe Kritik an diesen Auswüchsen der chinesischen Geburtenkontrolle. Es sei beleidigend gegenüber den Frauen, verstoße gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Entscheidungsfreiheit. Selbst bei gesetzlicher Geburtenkontrolle dürfen die Menschen nicht zu einer bestimmten Methode gezwungen werden. Der Unmut der Menschen ist nicht zuletzt deshalb so groß, da die Operation nicht risikofrei ist und viele Frauen anhaltende körperliche Beeinträchtigungen erlitten haben.
Nach Erklärung von news.qq.com sei es in China seit der Weltbevölkerungskonferenz im Jahr 1994 nicht mehr erlaubt, Menschen zu Verhütungsmaßnahmen zu zwingen. Dass die Praxis immer noch so verbreitet ist, liege daran, dass die Quote der mit der Spirale „sterilisierten" Frauen in vielen Regionen als Benchmark für die Leistungsfähigkeit der Beamten herangezogen wird.
Am 5. Dezember 2012 reichten 13 Anwälte eine Petition beim für die Ein-Kind-Politik zuständigen Regierungskomitee ein. Sie forderten die Frauen und die Entscheidungsfreiheit der Bürger zu respektieren und sie nicht mehr zu diesem Eingriff zu zwingen. Außerdem erklärten sie, dass die Ausstellung des „Hukou" ein Bürgerrecht sei, das nicht an zusätzliche Bedingungen geknüpft werden dürfe.

Von Ying Hartmüller

DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN (Online) 18.3.2013

Ein-Kind-Politik: 336 Millionen Abtreibungen in China seit 1971

Die Einführung der Ein-Kind-Politik hat in China in den vergangenen 40 Jahren dazu geführt, dass 336 Millionen Abtreibungen und 196 Millionen Sterilisierungen durchgeführt wurden. Das Regime will nun die Vorschriften lockern – zu spät für die überalterte Gesellschaft, sagen Analysten.

Das Gesundheitsministerium in Peking hat erstmals Daten zur Ein-Kind-Politik veröffentlicht. Demnach wurden seit 1971 insgesamt 336 Millionen Abtreibungen vorgenommen. 196 Millionen Sterilisierungen wurden durchgeführt, 403 Millionen Frauen wurden mechanische Verhütungsmittel eingesetzt. Diese Praxis konnte in China oft nur mit Zwang durchgeführt werden. Im Vergleich dazu ist die Zahl der Abtreibungen in den USA wesentlich geringer: 50 Millionen Abtreibungen wurden hier seit der Legalisierung im Jahr 1973 durchgeführt.
Die chinesische Führung hat eingeräumt, dass die die chinesische Bevölkerung ohne die Geburten-Kontrolle um 30 Prozent größer wäre. Derzeit leben in China 1,3 Milliarden Menschen.
Für die chinesische Wirtschaft hat diese Entwicklung gravierende Folgen. Der Anteil der arbeitenden Bevölkerung schrumpft, China wird zum größten Seniorenheim der Welt.
Ken Peng, der die Daten für BNP Paribas analysiert hat, sagte der FT: „Die Bevölkerung Chinas hat jetzt mehr Ähnlichkeiten mit den entwickelten Ländern. Dadurch hat China einen Nachteil in arbeitsintensiven Industrien.“
Bei seiner jährlichen Sitzung hat das chinesische Parlament die Kompetenzen des Gesundheitsministeriums bei der Bevölkerungs-Planung beschnitten. Beobachter erwarten, dass China die Ein-Kind-Politik schrittweise in eine Zwei-Kind-Politik umwandeln will. Tests dazu laufen bereits in einigen Städten.
Aber die Wende kommt zu spät: Das Überalterungs-Problem wird dadurch bestenfalls um einige Jahre verzögert.
Außerdem regt sich Widerstand im Establishment. Die FT zitiert einen chinesischen Funktionär mit dem bemerkenswerten Ausspruch: „Die Idee, die Überalterung mit einer Steigerung der Fruchtbarkeit zu überwinden ist so, also würde man Gift trinken, um den Durst zu löschen.“


Süddeutsche.de (Online) 4.3.2013

Wirtschaft in China - Ein-Kind-Politik bremst den Konsum

Eigentlich sollte die Ein-Kind-Politik den Wohlstand in China mehren: Wenn es weniger Bürger gibt, bleibt für jeden mehr übrig, das war die Idee. Doch tatsächlich wirkt sich die Familienplanung negativ auf den Konsum aus, meinen Wissenschaftler. Gebracht hat die radikale Maßnahme nur Frauenraub und Prostitution.

Elf Jahre. Niemals hatte Long Chahua in dieser Zeit die Hoffnung aufgegeben, sich aus der Gewalt ihrer Entführer befreien zu können. Nach elf Jahren gelang es ihr. Sie rannte um ihr Leben, weg aus jenem Dorf, in das sie als 16-Jährige verschleppt worden war, um dort einen Fremden zu heiraten. Neun Jahre ist ihre Flucht schon her, aber bis heute wagt sie sich nicht allein aus dem Haus. Zum gemeinsamen Essen in einem Restaurant in Huaihua in ihrer Heimatprovinz Hunan begleiten sie ein Bruder und drei Onkel. Vergessen ist unmöglich, weil sie zwei Kinder hinterlassen hat. Die Familie des Vaters verhindert mit Gewalt, dass Kinder und Mutter ein gemeinsames Leben führen. Aber die Polizei interessiert sich nicht für Entführungen von Bauerntöchtern.
Das Schicksal von Long Chahua ist kein Einzelfall. Entführungen von Frauen sind an der Tagesordnung. Sie werden gezwungen, Männer zu heiraten, die sie nicht kennen, sie werden geschlagen, vergewaltigt, gefügig gemacht, um Nachwuchs für eine fremde Sippe zu gebären. Diese Hölle auf Erden ist vor allem das Resultat der Ein-Kind-Politik in China, die ein massives Ungleichgewicht der Geschlechter verursacht hat. Es gibt einen millionenfachen Männerüberschuss, weil Mädchen abgetrieben oder als Säuglinge getötet werden. Wo Frauen knapp sind, greifen manche Familien zu drastischen Mitteln, um den Fortbestand der eigenen Gene zu sichern. Zumal Familien ohne Kinder verlacht und abschätzig behandelt werden.
Ursprünglich war die Ein-Kind-Politik dazu vorgesehen, die Grundlage für wirtschaftlichen Wohlstand für alle zu schaffen. Wenn ein Staat weniger Bürger ernähren muss, dann bleibt für jeden ein bisschen mehr übrig, lautete das Kalkül. Seit 1982 ist die Ein-Kind-Politik sogar in der Verfassung der Volksrepublik verankert. Es gibt zwar zahlreiche Ausnahmen, die erklären, weshalb es Familien gibt mit mehr als einem Kind. Grundsätzlich aber gilt: pro Frau ein Kind.
Soziale Sicherheit bedroht
"Wir wollen eine harmonische Gesellschaft, aber ohne familiäre Harmonie wird das nicht zu realisieren sein", warnt der Soziologe Zhang Yi von der Akademie der Wissenschaften in Peking. Der Frauenmangel fördere die sexuelle Frustration der Männer und sorge für zusätzliche Spannungen, die die soziale Sicherheit bedrohten. Zudem würden Prostitution und Frauenraub massiv gefördert.
Der 50 Jahre alte Long Qiusheng aus dem Dorf Qiantancun in Hunan zählt zu denen, die ohne Umschweife zugeben, dass sie sich eine Frau kaufen würden. Er ist immer noch unverheiratet und seine Chancen, auf normalem Wege eine Partnerin zu finden, tendieren gen null. Long verspürt kein Unrecht bei dem Gedanken, sich eine fremde Frau gegen Bezahlung und gegen ihren Willen zu verschaffen. Er will ja niemandem etwas Böses, sagt er. Er fürchtet höchstens, dass er nicht genug Geld zusammensparen kann, um sich den Wunsch nach einer Ehe doch noch zu erfüllen.
Guangguncun, Junggesellendorf, wird sein Heimatort in den Bergen genannt. Es ist nicht das einzige Dorf, das den Titel trägt. Es gibt etliche davon, verstreut fast über das ganze Land. In Qiantancun leben etwa 600 Menschen weit weg von den pulsierenden Küstenregionen oder den Metropolen, wo es Arbeitsplätze gibt und die Auswahl an Frauen viel größer ist. In den 130 Familien leben 50 unverheiratete Männer im Alter von 30 bis 50 Jahren. Auf dem Land ist es sonst üblich, mit Anfang, spätestens mit Mitte 20 zu heiraten.
Die Folgen des Frauenmangels sind bis weit über die Landesgrenzen hinaus zu spüren. Die Wissenschaftler Zhang Xiaobo und Wei Shangjin vom Internationalen Food Policy Research Institute (IFPRI) in Washington untersuchen seit einer Weile die Auswirkungen der Familienplanung auf den Binnenkonsum in China. Der zählt zu den großen Schwachpunkten des chinesischen Wirtschaftsmodells, das stark von Exporten und Investitionen abhängig ist.
Frauenmangel führt zu Sparsamkeit
Die Regierung spricht seit Jahren davon, den Konsum fördern zu wollen. Tatsächlich sind die sparsamen Chinesen in den vergangenen Jahren spendierfreudiger geworden, weil die durchschnittlichen Einkommen gestiegen sind. Doch der Konsum ist längst nicht stark genug, um massive Ausfälle bei den Exporten kompensieren zu können. Das Problem trägt zum gewaltigen Handelsüberschuss der Chinesen bei, das wiederum für ein Ungleichgewicht im Welthandel verantwortlich gemacht wird.
"Eine Lockerung der Ein-Kind-Politik wird dabei helfen, die chinesische Wirtschaft ins Gleichgewicht zu bringen", erklärt Wissenschaftler Zhang. Die Theorie lautet, dass der Frauenmangel die Sparsamkeit vieler Familien fördert, um den Söhnen im knallharten Kampf um eine Ehepartnerin eine möglichst attraktive Mitgift geben zu können. Zudem würden viele Familien in den Bau neuer Häuser investieren, die bei der Brautschau helfen sollen. "Diese Anlageinvestitionen zügeln den Konsum", so Zhang.
Trotz aller Probleme hat die Regierung aber angekündigt, an der Ein-Kind-Politik zunächst festzuhalten. Nach eigenem Bekunden seien so 400 Millionen Geburten verhindert worden. Unabhängige Wissenschaftler bezweifeln diese Zahlen, weil sie linear gerechnet wurden. Sie halten die wirtschaftliche Entwicklung des Landes in den vergangenen 30 Jahren für ein ausreichendes Gegengewicht, das die Geburtenrate natürlich gedrosselt hätte, ohne dass es zu einem Männerüberschuss hätte kommen müssen.

Von Marcel Grzanna

 

KURIER (Online) 15.7.2012

Ein-Kind-Politik: Chinas kleine Kaiser


Das Festhalten an den rigorosen Vorgaben hat schlimme Folgen. Die Einzelkinder werden verhätschelt, die Bevölkerung vergreist.
Yang Zhi Zhu gestikuliert mit den Händen: "Ich halte die Regelung für gesetzeswidrig. Die Behörden sprechen von Familienplanung, meinen aber Abtreibung", ereifert sich der 42-Jährige. Dass der chinesische Staat das Bevölkerungswachstum kontrolliert und mit der Ein-Kind-Politik ins Privatleben hineinregiert, will der ehemalige Jus-Professor nicht hinnehmen. "Der Staat hat kein Recht, so über den Körper einer Frau zu bestimmen."
Yang Zhi Zhu steht in seiner Pekinger Küche und hackt Karotten. Die Wohnung ist klein, aber sauber. In jedem Zimmer sind die Wände mit Kritzeleien bemalt. Obwohl viele Chinesen die Ein-Kind-Politik ablehnen, fordern nur die wenigsten den Staat offen heraus. Yang Zhi Zhu hat es gemacht.
Bis vor Kurzem führte er ein ganz normales Leben. Vor acht Jahren hat er geheiratet, 2006 wurde seine Tochter Ruoyi geboren. Eine glückliche Familie. Doch als Yangs Ehefrau Chen Hong erneut schwanger wurde, bekam die Familie Probleme. Denn die Funktionäre von Chinas staatlichem Amt für Familienplanung verlangten von Yangs Ehefrau, das Kind abtreiben zu lassen. "Aber ich wollte keine Abtreibung", sagt sie mit leiser Stimme. "Ich wollte das Baby unbedingt behalten."
Geburtenbeschränkung seit 1979
Um das Bevölkerungswachstum zu bremsen, führte Chinas Regierung 1979 die Geburtenbeschränkung ein. Bis auf wenige Ausnahmen abgesehen dürfen chinesische Paare seither nur ein Kind zur Welt bringen. "Alles wurde streng überwacht und umgesetzt", erinnert sich Zhang Shu Chen, die bei Einführung der Familienpolitik Mitte zwanzig war. "Sie fragten einen aus und schrieben alles auf: Ob man verheiratet war, ob man schon ein Kind hatte, ob man die Spirale trug, wer sie eingesetzt hatte und wann."
Zur Abtreibung gezwungen
Während der vergangenen Jahrzehnte wurden viele Frauen in China nach der Geburt des ersten Kindes sterilisiert. Andere mussten abtreiben, oft auf grausige Art. Auch Zhang Shu Chen wurde nach der Geburt ihres ersten Kinder erneut schwanger. Die heute 58-Jährige wird nie vergessen, wie sie von staatlichen Funktionären ins Krankenhaus gebracht wurde: "Die Ärzte benutzten für die Abtreibung keine Schmerzmittel. Es war schrecklich. Vor dem Krankenhaus wartete mein Mann mit seinem Fahrrad. Ich hab mich dann stumm auf seinen Gepäckträger gesetzt, und er hat mich heimgeradelt."
Chinas Behörden sind beim Thema Geburtenbeschränkung unerbittlich. Auch Yang Zhi Zhu und seine Frau bekamen vor der Geburt des zweiten Kindes massiven Druck von den Behörden. Doch das Ehepaar dachte nicht daran, sich zu beugen. Chen Hong brachte gegen den Willen der Funktionäre eine zweite Tochter zur Welt. Die aber reagierten umgehend und gnadenlos: Yangs Stelle als Professor wurde gekündigt. Seither lebt er von Gelegenheitsjobs.
Viel mehr Burschen
Dreißig Jahre Ein-Kind-Politik haben in China Spuren hinterlassen. Mittlerweile auch demografische: Weil Chinas Bauern traditionell einen Stammhalter bevorzugen, wurden vor allem auf dem Land weibliche Föten getötet. Unter jungen Chinesen gibt es bereits jetzt 30 Millionen mehr Buben als Mädchen. Bis 2020 dürften 50 Millionen Männer im heiratsfähigen Alter Schwierigkeiten haben, eine Frau zu finden – weil es schlicht zu wenige gibt.
Viele Einzelkinder sind während der vergangenen Jahre überversorgt und umhätschelt worden. So auch die 26 Jahre alte Cao Ling. Sie musste nie bei der Hausarbeit mithelfen, nie kochen oder einkaufen. Bis sie als Studentin von zu Hause auszog, schlief Cao Ling sogar mit ihrer Oma in einem Bett: "Im Winter ist die Großmutter zuerst unter die Decke geschlüpft und hat meine Seite gewärmt, dann erst hat sie sich auf ihre Seite gelegt", erzählt die junge Frau. "Beim Essen hat sie mir immer das Beste gegeben."
Weil sie immer im Mittelpunkt standen, werden die Einzelkinder heute als "kleine Kaiser" bezeichnet. Experten beobachten längst die negative Auswirkungen dieser Erziehung: Viele Einzelkinder sind unselbstständig und können ihr Leben nur schwer gestalten. Auch Cao Ling wirkt fern der Heimat ein wenig verloren. Sie tut sich schwer bei der Jobsuche. "Ich bin verwirrt. Mein Leben zu Hause war immer so leicht, aber jetzt, hier in Peking, ist alles kompliziert."
Chinas überversorgte Einzelkinder haben es schwer, sich in der Gesellschaft durchzusetzen. Das aber sollten sie rasch lernen. Auf die junge Generation kommt in den nächsten Jahren eine gewaltige Herausforderung zu: Die Versorgung der Alten. Mehr als 13 Prozent der Bevölkerung sind heute über 60 Jahre alt, 185 Millionen Menschen. 2050 werden es 500 Millionen sein. "Aber das staatliche Rentensystem steht erst am Anfang", sagt Du Peng, Professor für Gerontologie an der Soziologischen Fakultät der Pekinger Volksuniversität.
Renten reichen nicht
Weil die Renten nicht ausreichen, sind die Alten auf die Hilfe der Familien angewiesen. Chinas "kleine Kaiser" werden in den kommenden Jahre ihre Eltern versorgen müssen. Aber wie? "Ich bin Einzelkind, meine Frau ebenso", sagt etwa Qin Wan Qie. "Wir haben ein Kind. Und wir beide sollen uns jetzt um unsere vier Elternteile kümmern, um uns selbst und um unsere eigene Tochter. Noch kriegen wir das alles irgendwie hin, weil unsere Eltern noch fit und gesund sind. Aber was sollen wir machen, wenn der Erste ein Pflegefall wird?"
Die Versorgung der Alten wird in den kommenden Jahren eines der drängendsten Probleme Chinas. Auch deswegen legen viele Eltern so viel Wert auf die Ausbildung des Nachwuchses. "Ob ich im Alter versorgt werde, hängt auch vom späteren Einkommen meines Kindes ab", sagt etwa Manlin Xiong, Mutter einer vier Jahre alten Tochter: "Was passiert, sollte ich einmal schwer krank werden?" Die 38 Jahre alte Mutter kennt die Realität in China, kennt den Konkurrenzkampf. Damit ihre Tochter für die künftigen Herausforderungen gewappnet ist, trimmt Manlin Xiong sie permanent auf Leistung. Mit vier Jahren lernt Ze Yue schon Klavier. Sie kann einfache Sätze auf Englisch sagen und meistert bereits erste Rechenaufgaben.

Von Silke Ballweg





Die Welt (Online)  9.5.2013

Das aufregendste Ereignis seit Schaffung des Euro"

China macht Ernst mit der Internationalisierung seiner Währung: 2017 dürfte der Coup kommen, der die globalen Finanzmärkte umwälzen wird. Für Peking geht es dabei um Macht, sagt eine Finanzexpertin. Von Frank Stocker
Ihre Eltern waren einst enttäuscht, dass sie "nur" eine Tochter bekommen hatten. Denn als Rongrong Huo geboren wurde, war in China bereits die Ein-Kind-Politik in Kraft, und Söhne gelten auch heute noch als Stammhalter und werden entsprechend verhätschelt.
Huo musste es dagegen allen beweisen, und das tut sie. Mit 28 Jahren ist sie bereits bei der Großbank HSBC in London für das Renminbi-Geschäft zuständig. Mit großem Selbstbewusstsein und viel Fachkenntnis erklärt sie, warum die Währung Chinas in den kommenden Jahren die gesamte Finanzwelt umkrempeln wird.
Rongrong Huo
Rongrong Huo

 

ZEIT ONLINE  9.5.2013

Ein-Kind-PolitikChinesische Behörden überprüfen die Kinderzahl eines Star-Regisseurs

Hat der Regisseur Zhang Yimou mehr als ein Kind? Diese Frage sorgt in China für Aufregung. Denn einen Verstoß gegen die Ein-Kind-Politik erlauben sich oft nur Reiche.
Hat Chinas Star-Regisseur Zhang Yimou zu viele Kinder? Verschiedene Medien kolportierten in den vergangenen Tagen Gerüchte, laut denen der Filmemacher bis zu sieben Kinder mit vier Frauen haben soll. Das für Zhang Yimous Familie zuständige Familienplanungsamt überprüft nun die Vorwürfe. "Wir fangen an, den Informationen nachzugehen," sagte eine Sprecherin der Behörde. Es werde aber noch nicht formell wegen des Verstoßes gegen die Ein-Kind-Politik ermittelt.
Im Internet waren Kopien der Wohnortanmeldungen von drei Kindern aufgetaucht, die der international bekannte Regisseur angeblich mit seiner heutigen Frau, der Schauspielerin Chen Ting (32), bekommen haben soll, bevor das Paar im Jahr 2011 geheiratet hat. Ob diese Dokumente echt sind, ist allerdings unklar.
Die Zeitung Shanghai Daily berichtete unter Berufung auf Bekannte des Regisseurs, das Paar habe zwei Söhne und eine Tochter. Ferner soll der 61-Jährige mit seiner ersten Frau Xiao Hua eine Tochter haben.
Die Abendzeitung Chongqing Wanbao zitierte ebenfalls einen Informanten im Bekanntenkreis des Paares. Demzufolge habe Chen Ting einmal erwähnt, dass ihr Ehemann Zhang Yimou "zwei Töchter mit einer Frau und einen Sohn mit einer weiteren Frau" habe. Für den Fall, dass sich die Vorwürfe erhärten, errechneten Experten bereits potenzielle Geldstrafen von bis zu 160 Millionen Yuan, umgerechnet etwa 20 Millionen Euro, für den möglichen Verstoß gegen die Ein-Kind-Politik des Landes.
Die Staatsagentur Xinhua berichtete, dass der Ermittlungsbericht der Familienplanungsbehörde in Wuxi in der Provinz Jiangsu, wo Chen Ting ihren Wohnsitz hat, "bald" veröffentlicht werden soll. Das Amt dementierte diese Meldung jedoch.
Die Spekulationen über Zhang Yimous Familienverhältnisse verbreiteten sich in kürzester Zeit in sozialen Netzwerken wie den twitterähnlichen Weibo-Diensten. Die Ein-Kind-Politik in China ist wegen Missbrauchs und Ungerechtigkeiten schon lange heftig umstritten. Sie wurde Ende der Siebziger Jahre in China eingeführt, um eine Bevölkerungsexplosion zu verhindern. Doch in der Bevölkerung herrscht schon lange der Eindruck, dass wohlhabenden Chinesen ein Verstoß gegen die strenge Kindergesetzgebung schnell nachgesehen wird. Reiche Bürger zahlen einfach die Strafen oder finden andere Wege, um mehr Kinder zu haben.
Es gibt aber allerdings auch Ausnahmen für Minderheiten, Bauern oder Abkömmlinge von Ein-Kind-Familien. Offiziellen Angaben zufolge ist nur noch ein Drittel der Chinesen von den ursprünglich strengen Beschränkungen betroffen.
Auch auf der Berlinale erfolgreich vertreten
Zhang Yimou ist unter anderem für die Inszenierung der Eröffnungs- und Schlussfeier der Olympischen Spiele 2008 in Peking bekannt. Kritiker bezichtigten ihn deswegen wiederholt der zu großen Nähe zur kommunistischen Regierung.
Er hat mehrfach Auszeichnungen für seine Werke erhalten, unter anderem bei den Filmfestivals in Berlin, Cannes und Venedig. Er ist bekannt für Filme wie Rotes Kornfeld, Rote Laterne, Hero oder House of Flying Daggers. Sein letzter Film The Flowers of War mit Hollywood-Star Christian Bale spielt zur Zeit der japanischen Besatzung von Nanjing.


Die Welt (Online) 14.5.2013

Fünfjähriger Chinese fordert Asyl wegen Ein-Kind-Politik

Ein fünfjähriger Chinese begehrt vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht Asyl. Als zweites Kind seiner Eltern würde er in China im Fall einer Abschiebung Opfer der Ein-Kind-Familienplanung werden, erklärte sein Anwalt. Er würde nur wenige Jahre die Schule besuchen dürfen und ihm würde keine öffentliche Gesundheitsvorsorge zustehen.
Bei der Verhandlung des Falls am Montag tauchten aber Zweifel an den Angaben der Eltern auf: Für den erstgeborenen Sohn, den sie angeblich in China zurückgelassen haben, kursierten verschiedene Namen. Auch Geburts- und Hochzeitsdaten variierten. Schließlich räumte der Vater des Fünfjährigen ein, unter falschem Namen in Deutschland zu leben.
Die Asylbegehren der Eltern sind bereits 2003 abgelehnt worden. Wegen fehlender Ausweisdokumente können sie aber seit zehn Jahren nicht abgeschoben werden. Vermutlich wegen der falschen Namen konnte die chinesische Botschaft keine neuen Ausweise ausstellen. Eine Entscheidung will das Gericht in der kommenden Woche verkünden.



KURIER (Online)  21.5.2013

Gesucht: Ideale Schwiegertoch­ter. Mehr als 200 Millionen chinesische Singles sollen unter die Haube, Eltern suchen auf dem Heiratsmarkt.





Mehr als 200 Millionen chinesische Singles sollen unter die Haube, Eltern suchen auf dem Heiratsmarkt.
Wer an die romantische Liebe glaubt, dem muss der Zhong Shan Park in Peking wie ein Vorhof der Hölle erscheinen. Wie jeden Sonntag sind rund eintausend Mütter und Väter gekommen. Es geht zu wie auf einem Flohmarkt. Nur dass hier statt altem Plunder die eigenen Kinder feilgeboten werden.
Die meisten Eltern haben ein weißes Papier vor sich auf den Boden geklebt. Frau, geboren 1987, 165 cm groß, 54 Kilo, Hochschulabschluss steht etwa auf einem Zettel. Nur Männer mit Eigentumswohnung akzeptiert, fordert ein Vater für seine Tochter ein paar Meter weiter.
Andere Chinesen, viele mit Stift und Notizblock in der Hand, gehen langsam vorüber und studieren die Angaben. Sie stellen einmal hier eine Nachfrage, schreiben sich da einmal etwas auf. Die Kuppelei ist eine ernste Angelegenheit: „Ich komme schon seit fast zwei Jahren hierher, aber es gibt einfach zu viele Frauen“, stöhnt ein Pekinger Vater einer Tochter: „Viele Wanderarbeiter vom Land wollen ihre Töchter an einen Hauptstädter verheiraten. Deswegen gibt es hier so viele Frauen. Junge Männer dagegen sind selten.“
Überall in China finden am Wochenende solche Kuppel-Märkte statt. Vor allem in Metropolen wie Peking, Schanghai oder Guangzhou. Wegen der staatlich verordneten Familienplanungspolitik haben die meisten Eltern nur ein Kind. Und viele wollen für den Nachwuchs das Gleiche: „Frauen suchen traditionell einen Partner, der über ihnen steht, sowohl altersmäßig als auch in Bezug auf die Ausbildung“, sagt Qiao Xiaochun, Professor für Bevölkerungsentwicklung an der renommierten Peking Universität, der das Phänomen seit Jahren beobachtet. „Männer hingegen wollen eine jüngere Frau, die ihnen auch ökonomisch unterlegen ist.“
Mehr als neunzig Prozent der erwachsenen Chinesen sind verheiratet. Singles sind selten und werden in der Gesellschaft komisch angeschaut. Bis Mitte, spätestens Ende zwanzig sollte eine Frau unter der Haube sein.
Doch Chinas Modernisierung bringt die Beziehungsanbahnung aus dem Gleichgewicht. Denn immer mehr gut ausgebildete Frauen leben in den Städten. Wenn sie sich bei der Partnersuche nun nach oben orientieren, dann sind da nicht viele passende Kandidaten. „Und je älter die Frauen werden, desto geringer wird die Chance, einen Mann zu treffen, der noch nicht vergeben ist“, sagt Qiao Xiaochun.
Unter Druck
Viele Eltern machen ihren Kindern deswegen schon mit Anfang zwanzig Druck. Auch moderne, offene Chinesen müssen die Kuppelei über sich ergehen lassen. Etwa Li Danwei. Die 24-Jährige hat in Peking studiert, sie hat internationale Freunde und ist schon öfter ins Ausland gereist. Trotzdem stellte ihr die Familie kürzlich einen möglichen Ehemann vor: „Wir haben uns ein bisschen unterhalten, und hinterher wollte er gleich von meiner Tante wissen, was ich für ihn empfinde“, erzählt sie. „Ich habe gesagt, dass ich ihn sympathisch finde, aber dass ich nach nur einem Treffen keine Gefühle habe.“ Das reichte dem jungen Mann nicht. „Er hat sich dann nicht mehr gemeldet.“
Männerüberschuss
Die Partnerwahl in China stellt auch die Bauern vor große Herausforderungen. Allerdings mit gegensätzlichen Kennzeichen. Auf dem Land herrscht Männerüberschuss. Das liegt vor allem an der staatlich verordneten Ein-Kind-Politik. Denn weil die Bauern traditionell einen männlichen Stammhalter bevorzugen, haben sie während der vergangenen Jahre Millionen weiblicher Föten abgetrieben. Heute kommen auf 100 Frauen 117 Männer.
Schätzungen zufolge sind 20 Millionen Chinesen zu einem Junggesellen-Dasein verdammt. „Sie haben kein Sexualleben, viele sind einsam und müssen die eigenen Eltern pflegen, wenn sie alt und gebrechlich werden“, mahnt Qiao Xiaochun.
In den Grenzregionen zu den noch ärmeren Ländern Laos und Vietnam kaufen Männer bereits seit Jahren Frauen von der anderen Seite der Grenze. In anderen Regionen ist es üblich, dass sich mehrere Brüder eine Frau teilen. Doch all das kann die Nachfrage nicht stillen: „Wir fürchten, dass die ledigen Männer aggressiv werden“, sagt Qiao Xiaochun von der Volksuniversität. „Und dass mehr und mehr Frauen vergewaltigt werden könnten.“
Auf dem Pekinger Heiratsmarkt geht die Suche unterdessen weiter. Wo ein attraktiver Mann im Angebot ist, bildet sich meist eine Menschentraube. Was arbeitet er? Hat er ein Auto? Eine Eigentumswohnung? Viele Eltern fragen ungeniert nach.
Auch für Li Danweis Familie sind die materiellen Voraussetzungen des künftigen Ehemannes wichtig. Die Verwandten liegen der 24-Jährigen täglich mit dem Thema Heirat in den Ohren. Noch findet sie sich für eine Hochzeit zu jung, gleichzeitig aber lastet der Druck der Verwandten schwer auf ihr. „Wie soll ich den Richtigen finden? Ich arbeite und habe gar nicht so viel Zeit“, stöhnt die 24-Jährige.
Immerhin hat sie einen ersten Ausweg gefunden und sich soeben für einen Tanzkurs angemeldet. Ein bisschen Abwechslung nach Feierabend kann nicht schaden, meint sie. Und vielleicht trifft sie dort ja endlich Mister Right.

Von Silke Ballweg
http://kurier.at/politik/ausland/200-millionen-chinesische-singles-sollen-unter-die-haube/13.191.942 (21.05.2013)




„FRÖSCHE“-Mo Yan

Ich will nun den berühmtesten Roman zum Thema „Ein-Kind-Politik“ vorstellen und seinen Inhalt kurz zusammenfassen: Das Buch „Frösche“ von Mo Yan, der für dieses Werk 2012 den  Literaturnobelpreis erhielt.

Als erstes will ich anmerken,  dass der Roman sehr umstritten ist. Die Diskussion beziehen sich jedoch keineswegs auf seinen Schreibstil, sondern auf seine vielkritisierte politische Einstellung. Seine Einstellung, die er in den Büchern wiedergibt wird vom Staat durchaus unterstüzt, obwohl er über kritische politische Themen spricht weswegen ihn viele als Staatsdichter bezeichen, was er durchaus auch durch seine Aussage unterstreicht. Er erzählte, dass als der Kaiser auf Beethoven und Goethe traf, blieb Beethoven trotzig und erhobenen Hauptes stehen, doch machte Goethe Platz, verbeugte sich und zog den Hut. Als junger Mann, so Mo Yan, habe er Beethovens Reaktion bewundert, doch seit er über fünfzig Jahre alt sei, gelte sein ganzer Respekt dem Verhalten Goethes. Andere sehen ihn jedoch als großen Kritiker, wie z.B. ein Journalist der Süddeutschen Zeitung der mit folgenden Worten ihn als alles andere als einen Staatsdichter beschreibt:

Seltsam, dass man diesen Nobelpreisträger für einen Staatsdichter halten konnte. "Frösche" vom Chinesen Mo Yan ist ein heiterer wie abgründiger Roman über die revolutionäre Zerstörung einer Kultur, über viel mehr als die Ein-Kind-Politik, belehrend und erschütternd zugleich. Ulrich Baron

Nun jedoch habe ich mehr als genug zu dem Autor gesagt und will nun zu dem Inhalt kommen.

Es handelt von einem Schüler, der über seine Tante Gugu, die als Hebamme arbeitet, als die Ein-Kind-Politik eingeführt wird, schreibt und die Fortschritte seines Buches immer wieder einem Lehrer mitteilt. Die Tante arbeitet und sich aus Angst sich der Regierung  zu wiedersetzen nicht gegen, dass Gesetz auflehnt und sich stets Interessen anderer höhergestellten Personen vertritt, auch wenn dann ihr Handeln durchaus nicht ihrer Moral und Denkweise entspricht. So ist sie, da sie ihre Karriere nicht schwäche will, verantwortlich für Zwangsstiralisierungen und Abtreibungen. Sie bekommt erst im hohen Alter Gewissensbisse und macht sich Vorwürfe wegen ihres Handelns. Sie versucht sich von ihrer Schuld reinzuwaschen…

Ein Kind ist gut, zwei Kinder sind korrekt, drei Kinder schlecht."
"Eine neue Epoche ist angebrochen! Mann und Frau sind gleich."

(aus die Frösche, Parole für die Ein-Kind-Politik)

Ich habe mir noch die Frage gestellt, wieso  die chinesische Regierung mit Mo Yans Buch „Frösche“ „einverstanden“ ist obwohl es meiner Meinugn nach sehr anstößig ist und habe keinen gute Erklärung gefunden, doch habe ich gelesen dass Mo Yan in seinen Büchern, der er davor geschrieben hat durchaus nicht wirklich anstößig war, sondern ganz im Gegenteil ihm ein halizionärer Realismus, in den er sich flüchtet, unterstellt war. Das bedeutet, dass „Frösche“ sein erstes Buch ,dass die Regierung kritiesiert ist, in diesem Fall kann ich mir ihre Reaktion nur, dadurch erklären, dass ihnen wichtiger war den ersten chinesischen Literaturnobelpreisträger zu haben, als dass Buch als Angriff auf die Politik zu sehen.

 




 

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