Portolio Coco Chanel




Coco Chanel – Leben und Schaffen einer Legend
Marie Hummer 6B
Bilnerische Erziehung 2014
Mag. Kerstin Lasser


Leben
Gabrielle Chanel wurde 1883 in einem Armenhaus in Deauville geboren. Sie hatte eine ältere Schwester und ihr folgten drei kleinere Geschwister. Als sie noch ein Kind war, starb Gabrielles Mutter und ihr Vater brachte sie und ihre beiden Schwestern in ein Waisenhaus, das sich in einem Kloster in Auberzine befand, ihre Brüder kamen zu Bauern, bei denen sie arbeiteten. Ihr Vater ließ seine Kinder im Stich und versuchte sein Glück in Amerika.
Ihre ältere Schwester wurde in diesem Kloster auf mysteriöse Art schwanger. Man konnte einen Mann finden, der dem Jungen einen Namen gab – Andre Palasse. Doch als Julia 1910 starb, wurde der Junge zum Waisen und fortan kümmerte sich Chanel um ihren 6-jährigen Neffen. Sie sorgte für ihn wie für ihr eigenes Kind und erzählte oft widersprüchliche Geschichten, wenn es um seine Mutter ging, sodass man nie genau um seine Herkunft Bescheid wusste. Manche behaupten sogar, dass es sich bei Andre um Coco Chanels eigenes Kind handelte. Nicht zuletzt, da ihr erster Liebhaber Etienne Balsan stets mit Andre in Verbindung blieb.
Bis zu ihrem 18. Lebensjahr blieb Chanel in dem Kloster. Als sie dieses verließ, war Gabrielle jedoch nicht vollkommen alleine. Sie war schon in den Ferien der vergangene Jahre oft zu ihren Großeltern väterlicherseits gereist und hatte sich sehr gut mit deren jüngster Tochter Adrienne angefreundet. Die beiden Mädchen wurden auch zu Gabrielles Tante und Onkel nach Varennes-sur-Allier eingeladen und so kam Gabrielle mit 18 auf die Ecole de Notre Dame in Moulins.
Chanel sprach oft davon, wie schlecht es ihr in ihrer Kindheit erging und erzählte sogar, dass sie an Selbstmord dachte, da sie sich ungeliebt fühlte. Sie gab jedoch nie Informationen über ihre wahre Herkunft preis, sondern  sagte, dass sie von reichen bösen Tanten aufgezogen wurde. Es lassen sich jedoch wie stets, wenn sie ihre Vergangenheit neu erschuf, Parallelen zur Wahrheit erkennen.
Sie lernte sowohl in der Schule, als auch bei ihrer Tante nähen und Hüte dekorieren, damit sie sich als erwachsene Frau ihren Unterhalt verdienen könnte. Sie und ihre Tante Adrienne arbeiteten an Wochenenden bei einem Schneider in der Nähe, wo sie Offizierskleidung änderten. Sie fielen Offizieren auf, die sie in einen Park in Moulin einluden, wo volkstümliche Festivitäten veranstaltet wurden. Im Pavillon in diesem Park, war die Stimmung eher wie in einer Soldatenkneipe. Doch Gabrielle wollte unbedingt auf  der kleinen Bühne singen. Sie durfte dann regelmäßig abends auftreten und begann, zuerst nur mit ihrer Tante zusammen, die Offiziere mit kleinen Chansons zu unterhalten. Als sie alleine aufzutreten begann, umfasste ihr Repertoire anfangs zwei Lieder. Eines von diesen war „Qui qu’a vu Coco?“ In dem Lied geht es um ein verloren gegangenes Hündchen. Gabrielle wurde stets mit lautem Jubel empfangen und erhielt den liebevollen Spitznamen Coco.
Hier lernte sie Etienne Balsan kennen, einen reichen Kavallerie-Offizier, dem sie auf sein Anwesen nach Royallieu folgte und der für viele Jahre ihr Liebhaber sein sollte.
Die Zeit bei Balsan lässt viele Rätsel offen. Chanel stellte sich gerne als minderjähriges unschuldiges Mädchen dar, das von Balsan in die Welt der Belle Epoque eingeführt wurde, Balsan, der ihr ihre Jungfräulichkeit nahm und sie erzog. Doch die damals schon 21-jährige Coco stellte sich oft jünger und hilfloser dar, als sie wirklich war. In der Zeit in Royallieu lernte Chanel viele Kurtisanen kennen, die sie sehr mochte und als sauberer als die reichen Damen befand. Doch sie fühlte sich in dieser Gesellschaft nie wirklich wohl. Sie berichtete oft, wie schrecklich es ihr manchmal ergangen sei. Und wahrscheinlich fühlte sie sich wirklich allein gelassen, so am Rande dieser Gesellschaft, nicht zu genüge geachtet von Balsan und ohne jegliche sich um sie sorgende Familie. Oft betonte sie den, frei erfundenen, weiterhin bestehenden Kontakt des kleinen Mädchens Coco zu seiner sich sorgenden Familie.
Doch genau hier lernte sie den Menschen kennen, der wohl ihre größte Liebe sein sollte: Arthur Capel. Ein englischer Dandy, der von seinen Freunden liebevoll Boy genannt wurde. Er war ein Lebemann voller Eleganz und Moral und von britischer Erziehung. Es entwickelte sich eine merkwürdige Dreiecksbeziehung zwischen Balsan, Chanel und Capel, die noch lange anhielt.
1909 folgte Chanel Boy im Alter von 26 Jahren nach Paris. In dieser lang andauernden Liebesbeziehung stellte sich Coco erneut als unschuldiges Kind dar und behauptete auch von Boy entjungfert geworden zu sein.
Zunächst kam Chanel die Idee Hüte zu verkaufen. Die französischen Damen hatten schon lange ein Auge auf das junge außergewöhnliche Wesen, das Strohhüte verzierte und Männerkleidung trug, geworfen. Die Kosten für ihre erste Werkstatt und das erste Geschäft teilten sich Boy und Etienne. Die Schönheiten Frankreichs strömten in einer Mischung aus Neugier und Angst vor diesem knabenhaften Wesen in das Geschäft in Paris. Ihr Erfolg nahm zu und sie eröffnete 1913 ihr erstes Geschäft in Deauville. Sie zog sich mit Beginn des Krieges auch hierher zurück und fertigte mit ihrem Gespür für die Bedürfnisse der Zeit praktische Kleidung an. Der Krieg war schrecklich, doch Chanels Geschäft florierte. 1915 konnte sie, Dank des wachsenden Umsatzes, eine Boutique in Biarritz eröffnen. Es folgte ihr bis jetzt bestehendes Geschäft in der Rue Cambon in Paris.
Boy heiratete 1918 eine andere Frau und sie bekamen Kinder. Doch die  Beziehung zwischen Coco und ihm bestand weiter, bis dieser 1919 bei einem Autounfall ums Leben kam.
Nach kurzer tiefer Trauer verfolgte Coco Chanel weiter unbeirrt ihre Karriere und gewann an Achtung in der Pariser Gesellschaft, in der ihre beste Freundin, die Muse Misia Sert, eine wichtige Persönlichkeit war. Aber je tiefer die Freundschaft wurde, desto größer wurde auch der Machtkampf zwischen den beiden Diven. Coco Chanel wurde zwar nicht zur Muse, doch sie entwickelte sich zur großen Kunstmäzenin und entwarf Kostüme für die revolutionären Tanzaufführungen der Zeit, wie „Sacre du Printemps“, für die sie in allen großen Zeitschriften bewundert wurde.
Durch Misia lernte Chanel ihren Liebhaber, den erfolglosen Dichter Reverdy kennen, mit welchem sie noch lange, auch als er schon alleine in einem Kloster abseits der Pariser Boheme lebte, eine Briefreundschaft verband.
1920 lernte Chanel Ernest Beaux kennen, einen bekannten Parfumeur kennen, mit dem sie gemeinsam den Duft Chanel No 5 entwickelte. Im hohen Alter, als Chanel No 5 sie schon längst weltberühmt und zu einer unsterblichen Ikone gemacht hatte, erzählte sie jedoch gerne verschiedenste Versionen, wie sie den revolutionären Duft alleine entwickelte hatte. Vermittelt wurde ihr Ernest Beaux durch ihren damaligen Liebhaber, den Großfürsten Dmitri, der nach der russischen Revolution nach Europa gekommen war. Eine wichtige Rolle, die Kosmetik und die Parfums Chanel betreffend, spielte Wertheimer, einer der wichtigsten Kosmetikunternehmer Frankreichs dieser Zeit, der große Anteile an Chanels Firma besaß und viele Jahre später sogar den kompletten wirtschaftlichen Teil dieser, wie auch das Recht am Namen Chanel, erhalten sollte. Die Verbindung zwischen Wertheimer und Chanel, kann man sich mehr als lange komplizierte Ehe vorstellen, als eine normale Geschäftsbeziehung, denn trotz  Streites um Anteile an der Firma, die regelmäßig entfachten, verband sie eine tiefe Freundschaft.
Coco Chanel förderte viele Jahre den Komponisten Strawinsky und ließ ihn sogar in einer ihrer Villen wohnen. Ihre Freundschaft ging so tief, dass sogar Gerüchte um eine Affäre zwischen den beiden entstanden. Doch Chanel erzählte bloß eine Geschichte, in der Strawinsky sie heiraten wollte, sie jedoch nicht einwilligte.
Der Beziehung mit Dmitri folgte 1925 eine langjährige Beziehung mit dem Herzog von Westminster, eine Zeit, in der sich Chanel viel in Schottland aufhielt und 1927 ihren wohl größten Durchbruch mit der Eröffnung einer Boutique in London schaffte. Denn trotz ihrer anfänglichen Missbilligungen den kalten Engländerinnen gegenüber, kleidete sie von nun an auch die britische Damenwelt ein.
Ihr Reichtum nahm zu und sie ließ sich an der französischen Reviera 1929 einen Rückzugsort erbauen: die Villa La Pausa. Die Reviera war schon lange ein Treffpunkt der Pariser Boheme und der amerikanischen High Society. Hierher ladete Chanel stets ihre Freunde ein, veranstaltete Feste und verbrachte Zeit mit dem Herzog. Doch 1929 entschloss dieser sich eine Frau zu suchen, mit der er Kinder zeugen könne. Das entfachte einen lang andauernden Streit. Ihre Beziehung war trotzdem noch lange nicht beendet.
1929 war ebenfalls das Jahr, in dem ihr langjähriger Freund, der große Regisseur Diaghilew starb. Sie reiste, als sie die Nachricht, dass er schwerkrank sei, erfuhr, sofort mit Misia nach Venedig um ihm beizustehen und gestaltete sein Begräbnis, als er verstarb.
Anfang der 30er Jahre arbeitete Chanel zum ersten Mal für Hollywood und entwarf, trotz ihrer anfänglichen Ablehnung Amerikas und der stillosen Schauspielerinnen, Kostüme für diese. Zu derselben Zeit entwarf sie auch eine große Kollektion Diamantenschmuck, die sie als Kontrast zur beginnenden Wirtschaftskrise in ihrem neu erworbenen Herrenhaus ausstellte. Tausende Besucher, darunter Botschafter und Prinzessinnen, bewunderten die Schmuckstücke.
Ihr neuer Liebhaber wurde Paul Iribe, der auch für sie arbeitete. Viele sahen in ihm einen nationalistisch denkenden Teufel und auch Chanel sprach in späteren Jahren nie so liebevoll über ihn, wie sie es bei ihren anderen Liebhabern stets zu tun pflegte. Vielleicht auch, weil er der einzige ihrer Liebhaber war, der über ihre Vergangenheit, die sie lieber unter einem Schleier von erfundenen Geschichten verbarg, nachforschte. 1935 starb Paul Iribe. Er und Chanel spielten gerade auf La Pausa Tennis, als er einen Herzinfarkt erlitt. Sie betrat den Tennisplatz mit Blick auf das blaue Mittelmeer nie wieder.
Nun, mit Anfang des zweiten Weltkrieges, folgte eine undurchsichtige Zeit in Chanels Leben, in der sie viel reiste und zu mehreren Geheimdiensten aus verschiedensten Nationalitäten Verbindungen hatte. So pflegte sie in der Zeit eine Freundschaft zu Churchill und eine Liebesbeziehung zu einem Deutschen Offizier. Ich will mich zu dieser Zeit nicht äußern, da dieser verwirrende politisch und menschlich fragwürdige Abschnitt zu kompliziert ist, um ihn in diesem Rahmen zu erläutern.
Mit Ende des Krieges zog sich Chanel in die Schweiz zurück. Sie unternahm zwar einige Reisen, war jedoch von den Seiten großer Modemagazine verschwunden und machte mit keinen neuen Kollektionen mehr  Furore. Im Jahr 1950 starb ihre langjährige Freundin Misia, nachdem sie Chanel in der Schweiz besucht hatte.  Coco lebte in ihrem selbsternannten Exil bis sie ihre Comeback-Kollektion 1954 präsentierte, als Antwort auf Diors New Look. Vom Spott der französischen Presse, wahrscheinlich auch wegen ihres fragwürdigen Verhaltens während des Krieges, nicht eingeschüchtert, entwarf sie weiter und erlangte in der USA große Anerkennungen für ihre neuen Kollektionen. Sie war zurückgekehrt und würde bis heute bleiben. Ihre Ausstrahlung war die einer jungen aufgeweckten Frau und sie arbeitete unermüdlich weiter. Auch für Hollywood entwarf sie wieder Kostüme und die großen Stars der Zeit trugen wieder Chanel.
Ihr zu Ehren wurde sogar ein Musical über ihr Leben aufgeführt. Sie erschien jedoch nicht zu der Premiere am Broadway, da ihre rechte Hand plötzlich gelähmt war.
Sie erholte sich wieder und arbeitete unermüdlich bis zu dem letzten Tag vor ihrem Tod. In den Nächten fühlte sie sich jedoch einsam, sie hatte niemand, keinen Mann und keine Kinder. Sie wollte stets auf eigenen Beinen stehen und nun brauchte sie Medikamente um endlich von ihren quälenden Gedanken erlöst schlafen zu können. Es war ein Sonntag, der 10. Jänner 1971, Chanel hatte am Nachmittag eine Fahrt durch Paris mit einer engen Freundin unternommen, als sie sich abends in ihrer vollen Kleidung erschöpft ins Bett in ihrem schlichten Zimmer im Ritz legte, das sie seit Kriegsanfang bewohnte, nachdem sie ihr großes prunkvolles Zimmer mit Blick auf den Platz Vendome den Deutschen überlassen musste, und nach ihrer Bediensteten rief, dass sie ihr ein Fenster öffnen sollte, da Coco keine Luft mehr bekam.  Dann verabschiedete sie sich  mit den Worten: „Siehst du, so sieht es aus, wenn jemand stirbt“ während sie sich zum letzten Mal, eine Injektion, die ihr Ruhe bringen sollte, mithilfe einer Spritze in die Hüfte stieß. Am nächsten Morgen wurde sie  tot in ihrem Bett aufgefunden. 




















Stil Coco Chanels
Es gab einige wesentliche Faktoren, die in allen Kollektionen Chanels berücksichtigt wurden:
Es war wichtig, dass sich eine Frau in ihren Kleidern wohl fühlte, dass ihre Kleidung sie an keinen Aktivitäten hinderte und stets sportlich wirkte. Weiters war es von Bedeutung, dass ein Chanel Kleid seine Trägerin stets zu einer jugendlichen Erscheinung verhalf und dass ihre Ausstrahlung voller zurückhaltender zeitloser Eleganz war.
Auch die Farben waren bedeutsam für Chanels Kreationen. Schon in ihren Anfängen begeisterte sie eine bestimmte Farbe. Sie verabscheute beinahe extrem auffällige Farben wie Kobaltblau oder grelle Grün- und Rottöne. Sie erzählte als alte Dame einem guten Freund von der plötzlichen Eingebung, alle Frauen in Schwarz zu kleiden. Diese beruhte auf ihrem Erlebnis in der Oper und ihrem Beschluss, all diese Frauen in die einzig wahre Farbe purer Eleganz zu stecken: die Farbe Schwarz. Eines der Kleidungsstücke, die sie so weltberühmt machten, trägt sogar in seinem Namen, die für sie größte aller Farben: Das kleine Schwarze.
Doch wenige Jahre später sollte eine zweite Farbe ihre volle Zuneigung erhalten. Genauso schlicht, klar, zurückhaltend und voller Anmut wie seine Komplementärfarbe Schwarz, nämlich Weiß.
Die Farbe Schwarz hatte die Modewelt unter der Regierung der Königin Chanel lange geprägt, doch mit dem Einsturz der Aktienkurse 1929 gewann weiß an Bedeutung. Eine Farbe, die den Despressionen der Zeit durch ihre helle Unschuld entgegenwirken sollte.
Chanel sagte oft, dass eine Frau, die schwarz oder weiß, die beiden Farben, die alles beinhalteten und von  vollkommener Schönheit sind, zu einem Ball trägt, die einzige sein wird, die man sieht.
Ihr Stil wirkte nie zu exzentrisch, abgehoben oder gar verrückt. Die Trägerin ihrer Kleider sollte durch diese Eleganz an Selbstbewusstsein gewinnen und genau dieses Selbstbewusstsein wollten viele Frauen ausstrahlen, weswegen sie in jeder modischen Epoche Anklang fand.
Doch Chanel reformierte das Bild einer schönen Frau nicht nur durch ihre Kleidung. Sie war es auch, die einen androgyn wirkenden Körper mit schön gebräunter Haut zumindest bis zu den 50er Jahren zum neuen Schönheitsideal machte. Auch ihre kurzen Haare und ihre schmalen Lippen, waren durch sie selbst in der Rolle eines Modevorbilds, nun ein wichtiger Bestandteil einer unabhängigen mondänen Dame der Gesellschaft.
All diese Neuheiten setzte Chanel nur durch, da sie stets ihr Gespür für die Zeit und die Bedürfnisse der Frauen erkannte und perfekt modisch umsetze.
Sie selbst war in jungen Jahren oft im kleinen Schwarzen zu sehen und dann, als sie älter wurde, in den weltbekannten praktischen jedoch eleganten Kostümen. Sie kombinierte schlichtes Gewand besonders nach ihrem zweiten großen Erflog in den 1950er Jahren mit Schmuck. Vor allem trug sie Perlen und reich verzierte Knöpfe.

























Werke
Frühphase 1900-1920:
In ihrer Zeit bei Etienne Balsan begann Coco Chanel ihren eigenen Stil zu entwickeln. Vielleicht war es ihr Wunsch sich von den Kurtisanen und reichen Damen, die sich ebenfalls auf Balsans Anwesen aufhielten zu unterscheiden. Aus ihren Erzählungen ist öfters herauszuhören, dass sie sich in dieser Zeit oft unwohl fühlte. Sie war nicht das Stubenmädchen und auch nicht die Hausherrin. Oft beschrieb sie sich in diesen Jahren bei Etienne als unsicheres Kind. Wahrscheinlich wollte sie mit ihrem Stil anders sein. Sie wollte damit ihre ganz eigene Rolle in dieser Gesellschaft, die sich auf dem Landsitz aufhielt, demonstrieren. Also entstand ihr Stil, der sie unverwechselbar machen sollte, vielleicht aus Unsicherheit und dem Wunsch herauszustechen. Sie trug im Gegensatz zu den reich geschmückten Kurtisanen und adeligen Damen schlichte Reiterhosen und Jacken, Hemden mit Bubikragen, Krawatten und Strohhüte, mit dieser schlichten Eleganz, die sie von ihrer Zeit im Kloster gewöhnt war. So war sie zwar noch nicht eine neue Stilikone, doch zumindest war sie nicht wie jede andere Liebhaberin Balsans.
Als sie Boy nach Paris folgte, kam sie erst auf die Idee, Hüte zu verkaufen, da ihre Hutkreationen schon in Royallieu großen Anklang gefunden hatten. Es war jedoch unklar, wer ihre Pläne finanzieren sollte. Schlussendlich stellte Balsan ihr die Räumlichkeiten in seiner Pariser Junggesellen Wohnung zu Verfügung und Boy kam für die laufenden Kosten auf. Chanel war zu diesem Zeitpunkt weit über zwanzig, sie stellte sich jedoch in Erzählungen über diese Zeit wieder gerne als junges hilfloses Kind dar, dem zwei Männer ein bisschen Raum zum spielen gaben, doch wahrscheinlich wusste sie sehr wohl, wie gut die Lage war und wie glücklich sich alles gefügt hatte. Doch vielleicht empfand sie durchaus eine gewisse hilflose Unsicherheit, da sie nicht wusste wie lange diese beiden Männer, auf die sie angewiesen war, noch Gefühle für sie hatten und sie unterstützten. Jedenfalls behielt sie ihren Stil eines Schulmädchens bei und verzierte einfache Strohhüte, die sie in der Galerie Lafayette kaufte. Diese Kreationen waren wenig originell, doch sie waren anders und chic. Coco gewann zunehmend an Aufmerksamkeit und die Pariser Gesellschaft war neugierig und beobachtete gespannt die Entwicklung dieser jungen Dame. Sie strömten scharenweise in ihr kleines Putzmachergeschäft. Sie wurde immer erfolgreicher und eröffnete 1910 mit Capels Unterstützung ihr Geschäft in der Rue Cambon 21, welches noch immer existiert. 
Sie begann, abgesehen von Hüten, auch Kleider zu verkaufen. Dabei ging sie wie immer davon aus, was ihr selbst passte. Sie entwarf Jerseykleider, die eine jungenhafte Eleganz hatten. Sie ließ nun endgültig von den Träumen von wunderbarer Spitze und Extravaganz los, die sie in früheren Zeiten an den Damen der Gesellschaft bewundert hatte. Sie sagte oft, dass ihr solche Kleider sowieso nicht standen. Ihre Kleider waren einfach und glatt. Sie waren fließend und schmeichelten dem Körper statt ihn einzuengen und unförmig erscheinen zu lassen. Als der erste Weltkrieg 1914 begann, zog sich Chanel nach Deauville zurück, wo sie bereits 1913 eine Boutique eröffnet hatte. Die schwierigen Zeiten führten zu noch höheren Umsätzen des Hauses Chanel. Sie traf mit ihren einfachen Jerseykleidern, ihren geraden Röcken und ihren einfachen Blusen den Geist der Zeit. Die pompösen Kleider der Belle Epoque schienen nicht mehr angemessen, die barocken reichgeschmückten Gewänder passten nicht mehr zu der schwierigen Zeit. Chanel passte jedoch perfekt in diese Zeit. Coco wurde von der einfachen Putzmacherin zu einer Modeschöpferin. Sie schnitt sich die Haare kurz, laut ihr durch eine Explosion des Heizkessels in ihrem Badezimmer, die sie ihre langen Zöpfe kostete und trug schwarze Kleider. Als Boy starb, gewann die Farbe Schwarz für sie an zusätzlicher Bedeutung und sie entwarf das kleine Schwarze. Schwarz wurde zum Inbegriff der Eleganz und auch die Vogue bestätigte 1926 das dem kleinen Schwarzen die Zukunft gehörte. Die Idee zu diesem Kleid kam Chanel doch schon früher. Als sie 1920 in der Oper eine Vorstellung ansah, war sie regelrecht angewidert von den vielen Farbtönen, sie beschloss diese Menschen in Schwarz zu kleiden.









Hauptphase 1920-1940
Man könnte als Beginn Chanels einflussreichster Phase ihr erstes Parfum bezeichnen und dieses war das berühmte Chanel N°5. Sie behauptete diesen bekanntesten aller Düfte selbst kreiert zu haben, inspiriert von den Rosenfeldern der Cote d’Azur. Es war jedoch ein Parfumeur namens Ernest Beaux, der den Geruch entwickelte. Er ließ sich von den Flüssen und Seen im europäischen Norden inspirieren. Chanel begann den Duft, der sich durch seine völlig neue abstrakte Duftnote von den herkömmlichen floralen Düften unterschied, in Gratisproben ihren Kundinnen mitzugeben. Als der Duft dann auf den Markt kam, hatten diese sich bereits in ihn verliebt und sie verkaufte ihn auf der ganzen Welt.
Sie wurde durch ihren Reichtum und ihr Kunstinteresse zur Mäzenin und unterstützte Diaghilew, der das Ballet Russes leitete und Igor Strawinsky, der die Musik für die Choreographien komponierte, finanziell. Dass Chanel endgültig in der künstlerischen Szene der frühen 20er angekommen war, zeigte sich, als sie von Cocteau beauftragt wurde, Kostüme für ein Theaterstück zu entwerfen. Diese Kostüme wurden 1923 von der amerikanischen wie auch der französischen Vogue gelobt.
In dieser Zeit lernte Coco auch ihren neuen Liebhaber kennen, einen verarmten Großfürsten, geflüchtet aus Russland, im Zuge der russischen Revolution. Wie schon von der Reitermode Etienne Balsans und dem englischen Chic Boys, ließ sie sich nun von der russischen Mode Dmitris inspirieren. Auch das Ballet Russes und Diaghilew gewannen an Bedeutung. Chanel beschrieb die Musik, die Inszenierungen und die Kostüme des Balletts als ein fiktives Russland. Sie erkannte, wie schon Diaghilew, die große Nachfrage nach russischer Romantik und setze diese modisch um. Sie ließ die ältere Schwester Dmitris,  Marie, für sie Stoffe mit Stickmustern ganz im russischen Stil herstellen. So ließ Chanel, in Zusammenarbeit mit Marie, alte russische Stoffe mit den für sie typischen Schnitten verschmelzen und schaffte etwas völlig Neues, das wie schon ihre vorherigen Kreationen wieder genau in die damalige Zeit passte.
Ihr Stil sollte sich wieder mit der langjährigen Beziehung zum Herzog von Westminster verändern. Sie lebte mit diesem viele Jahre auf seinen zahlreichen Anwesen in England und Schottland. Und obwohl sie die Engländerinnen als kalt und nicht so liebevoll wie Französinnen bezeichnete und betonte, dass sich der Herzog nicht mit ihren französischen Freunden verstand, da diese kaum Gemeinsamkeiten hatten, verbrachte sie jedoch immer mehr Zeit in England und eröffnete 1927 ein Geschäft in London, was die britische Vogue voller Freude verkündete. Auf den Bildern, die sich unter der Schlagzeile befinden, sieht man einfache, unverzierte weiße Kleider, ein kleines Schwarzes aus Spitze und ein Nachmittagskleid mit blauen Punkten. Wieder spiegelte sich die Beziehung zu dem Herzog in ihrer Kollektion wider. Sie kreierte Kleider, die englische Tradition mit französischem Chic verbanden. Sie ließ auch schottische Elemente in ihre neue Kollektion einfließen. Coco kombinierte locker fallende Wolljacken, die eindeutig englisch waren, mit ihren geliebten langen Perlenketten.
In ihrer Blütezeit sollte sich ihr persönlicher Stil und ihre Kreationen, die man in ihren nun schon zahlreichen Boutiquen bewundern konnte, noch einmal grundlegend ändern, als sie sich eine Villa an der französischen Riviera baute. Die Cote d’Azur, bereits ein Treffpunkt der Pariser Boheme und der amerikanischen Elite bevor Chanel kam, war von luftiger Strandmode statt von Wolljacken geprägt. Sie fand gefallen an den gestreiften Pullovern in den Marinefarben blau und weiß. Viel mehr Aufmerksamkeit als ihrer Mode galt jedoch in dieser Zeit ihrer neuen Villa, La Pausa. Die Vogue widmete dieser sogar einen Artikel und beschrieb sie als eine der schönsten an der Reviera, nüchtern und dadurch völlig anders als Chanels barockes Apartment in der Rue Cambon.
Ähnlich barock wie das berühmte Apartment, war ein um 1930 neu erstandenes Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, in das Chanel, nachdem sie aus dem Ritz ausgezogen war, übersiedelte. Es schien das perfekte Ambiente für ihre Vernissage zu sein, in welcher sie ihre neuesten Kreationen edelsten Diamantenschmuckes präsentierte. Es strömten tausende Besucher herbei. Obwohl Eintritt verlangt wurde, nahm Chanel nichts ein, weil sie den Gewinn Sozialprojekten zugute kommen ließ und durch die Wirtschaftskrise verarmte Diamantenhersteller förderte. Und so absurd es schien, in dieser von der Wirtschaftskrise geprägten Zeit eine solche Kollektion von edelstem Schmuck zu präsentieren, so bewies Chanel damit wieder ihr Gefühl, zu jeder Epoche genau das zu designen, was die Menschen sehen wollten. Und genauso geschickt wie in der Zeit, als sie Anfang der 20er Jahre, als Luxus als selbstverständlich wahrgenommen wurde, Glas und Diamanten miteinander kombinierte, setzte sie nun wieder Wert auf puren Luxus, da dieser nun so unerreichbar schien. Doch bei genauerem Hinsehen entdeckte man hinter den funkelnden Diamanten, die an edlen Wachsfiguren, wie Trophäen strahlten, die alles andere als prunkvolle Vergangenheit der Designerin. Denn, wie man schon in einigen ihrer vergangenen Kollektionen Elemente von den Fenstern in dem Kloster ihrer Kindheit oder den Trachten der Nonnen gesehen hatte, sah man nun die Sterne, die am Mosaikboden des Klosters zu sehen waren, wieder in Gestalt des prachtvollen Schmuckes. Ein schönes Symbol dafür, wie sich hinter Luxus auch Zerbrechliches und Unglamouröses versteckte. Es passte zu dieser Zeit, als man in Hollywood und auf den großen Laufstegen versuchte, die ganze Welt, die langsam zu zerbrechen schien, hinter so viel Glitzer und Glamour zu verstecken, bis man nichts mehr von all den Sorgen sah .
Der Ausbrauch des Krieges im September 1939 war für Frankreich natürlich nicht überraschend und wahrscheinlich aus Angst vor dem, was dem Land nun bevorstand, war der Sommer 1939 so voller Feste und Glanz, wie man es schon lange nicht mehr in Paris gesehen hatte. Niemand wollte wahrhaben, was den meisten schon seit dem vorangegangenen Sommer bewusst war. Es bedurfte dieser Angst und Ungewissheit vor dem drohenden Krieg, dass Paris so von Menschen, die feierten und ausgelassen lebten, wie selten zuvor, gefüllt war. Auch Chanel besuchte einige dieser pompösen Feste und entwarf, von diesen inspiriert, eine weitere Kollektion, „Zigeunerkleider“ zum Tanzen, kombiniert mit Boleros und Rosen im Haar und bewies damit wieder ihr Gespür für die Zeit und die modischen Bedürfnisse ihrer Kundinnen.
Doch nach diesem Sommer schloss sie ihr Geschäft mit Ausbruch des Krieges und Chanel schien zuerst aus der modischen Welt und dann nach Ende des Krieges komplett aus dem öffentlichen Leben verschwunden zu sein.




















Spätphase 1945-1971
Chanel, die sich nach dem Krieg in die Schweiz zurückzog, hatte schon länger mit Missbilligung die neue Modeerscheinung des New Look von Dior beobachtet. Es war wahrscheinlich einerseits die Enttäuschung zu sehen, wie die Prinzipien einer neuen, zugleich bequemen wie auch edlen Mode, die man über lange Zeit durchgesetzt hatte, wieder zu schwinden schienen und extravagante Designs die Mode bestimmten. So gehörte das Korsett, der Feind einer jeden Frau, wieder zu einem schicken Kleid dazu. Andererseits war es vielleicht die Angst davor, alt zu werden und in Vergessenheit zu geraten, immerhin war Coco Chanel schon 70 Jahre alt, als sie 1954 mit ihrer Comeback Kollektion die Antwort auf den New Look gab.
Doch die schlichten Kostüme und die leicht fließenden Kleider in blassen zurückhaltenden Farben, die einst so revolutionär waren, wurden nun von der Presse als altmodisch und unkreativ eingestuft. Die europäische Presse verlor kein gutes Wort über die Modenschau, die mit den unweiblichen Mannequins und den schlichten Kleidern, laut ihnen, wie die Reise in eine vergangene Zeit wirkte und keinen wegweisenden Blick in die Zukunft der Mode gab.
Ganz anders nahm man die neue Kollektion in Amerika auf. Die amerikanische Vogue platzierte auf das Titelbild ihrer Märzausgabe ein Mannequin, das ein marineblaues Jersey Kostüm von Chanel  kombiniert mit einem Strohhut trug. Doch anfangs reichte der Aufschwung in den USA nicht aus um die verlorenen Aufträge auszugleichen und die Kosten für die Kollektion zu bezahlen. Glücklicherweise erhielt Chanel Unterstützung von dem reichen Unternehmer Pierre Wertheimer, der ihre Düfte und Kosmetika in seinen Manufakturen produzierte.
Doch die amerikanische Modepresse fand immer mehr Gefallen an den eleganten bequem sitzenden Kleidern, die laut ihnen eine Erfrischung im Gegensatz zu den hautengen Kleidern mancher Modemacher der Zeit waren. Es kamen immer mehr Aufträge aus Amerika. Der Chanel Look wurde hier, nachdem die zweite Kollektion präsentierte wurde, sogar als revolutionär bezeichnet.
Doch abgesehen von den Kleidern, war es Chanel selbst, die mit ihren 71 Jahren immer noch eine Modeikone und ein Vorbild für viele jungen Frauen darstellte.
Wieder war Chanels bequeme und doch elegante Jacke sehr gefragt, die sich von Zeit zu Zeit immer ein wenig veränderte. In den 1950er Jahren besetze Chanel sie mit grobgerippten Bändern und arbeitete vergoldete Knöpfe mit den typischen Chanel Symbolen, die an ihre Vergangenheit erinnerten, ein.
Zur Jacke kam nun eine für den Chanel Look typische Tasche. Die sogenannte 2.55 wurde schnell zum Klassiker. Besonders machten sie die Kettenriemen. Eine Tasche in der Art hatte Chanel schon in den 20er Jahren entworfen. Sie war es leid ihre Geldbörse in der Hand zu tragen und trug sie um die Schulter mit einer Kette. Das gesteppte Leder wies auf ihre ewige Liebe zum Reiten hin, da zu der Zeit nur Stallburschen Leder trugen, und die Kette, die aus einem goldfarbenen Metall mit lederner Schnur bestand, wies auf die Zügel und das Pferdegeschirr hin.
1957 kam ein weiterer Klassiker zum Chanel Look hinzu: Die zweifärbigen Slingpumps. Auch diese Schuhe wiesen auf ihre Vergangenheit hin, da der Herzog von Westminster und seine Freunde zum Golfspielen zweifärbige Schuhe trugen.
In dieser Zeit arbeitete Chanel wieder für Film und Theater und kleidete junge Schönheiten  wie Brigitte Bardot und Romy Schneider ein.
1954 zog Chanel sich auch vollkommen aus dem geschäftlichen Leben zurück. Die Wertheimers, mit denen sie schon lange Zeit zusammen gearbeitet hatte, übernahmen das Modehaus, bekamen alle Rechte zugesprochen, wie auch den Namen Chanel und Coco Chanel war nur noch für den kreativen Bereich zuständig.







Abbildungen

1.      Cocos Lieblingsmannequin Marie – Helene Arnaud in einem Chanel Kostüm - 1955

2.      Mannequins in Chanel Kostümen – um1955

3.      Chanel präsentiert ihre geliebten Perlen

4.      Chanel geschmückt mit edlen Perlen

5.      Dame mit Chanel Hut – 1912

6.      Chanel in Deauville – 1913

7.      Eine Variation des kleinen Schwarzem

8.      Marilyn Monroe mit Chanel N°5

9.      Coco an der Riviera

10.  Chanels Diamantenkollektion – 1932

11.  Chanel mit Mannequins

12.  Chanel mit Mannequin – 1955

13.  Marie-Helene Arnaud in der amerikanischen Vogue – 1954

14.  Die junge Coco Chanel

15.  Coco und Boy Capel – 1907

16.  Chanel mit Etienne Balsan und Boy Capel vor einer ihrer ersten Boutiquen

17.  Chanel mit Misia Sert auf Urlaub

18.  Coco Chanel – 1962

                         









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