Portolio Coco Chanel
Coco Chanel – Leben und Schaffen einer Legend
Marie Hummer 6B
Bilnerische Erziehung 2014
Mag. Kerstin Lasser

Leben
Gabrielle
Chanel wurde 1883 in einem Armenhaus in Deauville geboren. Sie hatte eine
ältere Schwester und ihr folgten drei kleinere Geschwister. Als sie noch ein
Kind war, starb Gabrielles Mutter und ihr Vater brachte sie und ihre beiden
Schwestern in ein Waisenhaus, das sich in einem Kloster in Auberzine befand,
ihre Brüder kamen zu Bauern, bei denen sie arbeiteten. Ihr Vater ließ seine
Kinder im Stich und versuchte sein Glück in Amerika.
Ihre ältere
Schwester wurde in diesem Kloster auf mysteriöse Art schwanger. Man konnte
einen Mann finden, der dem Jungen einen Namen gab – Andre Palasse. Doch als
Julia 1910 starb, wurde der Junge zum Waisen und fortan kümmerte sich Chanel um
ihren 6-jährigen Neffen. Sie sorgte für ihn wie für ihr eigenes Kind und
erzählte oft widersprüchliche Geschichten, wenn es um seine Mutter ging, sodass
man nie genau um seine Herkunft Bescheid wusste. Manche behaupten sogar, dass
es sich bei Andre um Coco Chanels eigenes Kind handelte. Nicht zuletzt, da ihr
erster Liebhaber Etienne Balsan stets mit Andre in Verbindung blieb.
Bis zu ihrem
18. Lebensjahr blieb Chanel in dem Kloster. Als sie dieses verließ, war Gabrielle
jedoch nicht vollkommen alleine. Sie war schon in den Ferien der vergangene
Jahre oft zu ihren Großeltern väterlicherseits gereist und hatte sich sehr gut
mit deren jüngster Tochter Adrienne angefreundet. Die beiden Mädchen wurden
auch zu Gabrielles Tante und Onkel nach Varennes-sur-Allier eingeladen und so
kam Gabrielle mit 18 auf die Ecole de Notre Dame in Moulins.
Chanel
sprach oft davon, wie schlecht es ihr in ihrer Kindheit erging und erzählte
sogar, dass sie an Selbstmord dachte, da sie sich ungeliebt fühlte. Sie gab
jedoch nie Informationen über ihre wahre Herkunft preis, sondern sagte, dass sie von reichen bösen Tanten
aufgezogen wurde. Es lassen sich jedoch wie stets, wenn sie ihre Vergangenheit
neu erschuf, Parallelen zur Wahrheit erkennen.


Die Zeit bei
Balsan lässt viele Rätsel offen. Chanel stellte sich gerne als minderjähriges
unschuldiges Mädchen dar, das von Balsan in die Welt der Belle Epoque
eingeführt wurde, Balsan, der ihr ihre Jungfräulichkeit nahm und sie erzog. Doch
die damals schon 21-jährige Coco stellte sich oft jünger und hilfloser dar, als
sie wirklich war. In der Zeit in Royallieu lernte Chanel viele Kurtisanen kennen,
die sie sehr mochte und als sauberer als die reichen Damen befand. Doch sie
fühlte sich in dieser Gesellschaft nie wirklich wohl. Sie berichtete oft, wie
schrecklich es ihr manchmal ergangen sei. Und wahrscheinlich fühlte sie sich
wirklich allein gelassen, so am Rande dieser Gesellschaft, nicht zu genüge geachtet
von Balsan und ohne jegliche sich um sie sorgende Familie. Oft betonte sie den,
frei erfundenen, weiterhin bestehenden Kontakt des kleinen Mädchens Coco zu
seiner sich sorgenden Familie.
Doch genau
hier lernte sie den Menschen kennen, der wohl ihre größte Liebe sein sollte: Arthur
Capel. Ein englischer Dandy, der von seinen Freunden liebevoll Boy genannt
wurde. Er war ein Lebemann voller Eleganz und Moral und von britischer
Erziehung. Es entwickelte sich eine merkwürdige Dreiecksbeziehung zwischen
Balsan, Chanel und Capel, die noch lange anhielt.
1909 folgte
Chanel Boy im Alter von 26 Jahren nach Paris. In dieser lang andauernden
Liebesbeziehung stellte sich Coco erneut als unschuldiges Kind dar und
behauptete auch von Boy entjungfert geworden zu sein.

Boy
heiratete 1918 eine andere Frau und sie bekamen Kinder. Doch die Beziehung zwischen Coco und ihm bestand
weiter, bis dieser 1919 bei einem Autounfall ums Leben kam.
Nach kurzer
tiefer Trauer verfolgte Coco Chanel weiter unbeirrt ihre Karriere und gewann an
Achtung in der Pariser Gesellschaft, in der ihre beste Freundin, die Muse Misia
Sert, eine
wichtige Persönlichkeit war. Aber je
tiefer die Freundschaft wurde, desto größer wurde auch der Machtkampf zwischen
den beiden Diven. Coco Chanel wurde zwar nicht zur Muse, doch sie entwickelte
sich zur großen Kunstmäzenin und entwarf Kostüme für die revolutionären Tanzaufführungen
der Zeit, wie „Sacre du Printemps“, für die sie in allen großen Zeitschriften
bewundert wurde.

Durch Misia
lernte Chanel ihren Liebhaber, den erfolglosen Dichter Reverdy kennen, mit
welchem sie noch lange, auch als er schon alleine in einem Kloster abseits der
Pariser Boheme lebte, eine Briefreundschaft verband.
1920 lernte
Chanel Ernest Beaux kennen, einen bekannten Parfumeur kennen, mit dem sie gemeinsam
den Duft Chanel No 5 entwickelte. Im hohen Alter, als Chanel No 5 sie schon
längst weltberühmt und zu einer unsterblichen Ikone gemacht hatte, erzählte sie
jedoch gerne verschiedenste Versionen, wie sie den revolutionären Duft alleine
entwickelte hatte. Vermittelt wurde ihr Ernest Beaux durch ihren damaligen
Liebhaber, den Großfürsten Dmitri, der nach der russischen Revolution nach
Europa gekommen war. Eine wichtige Rolle, die Kosmetik und die Parfums Chanel
betreffend, spielte Wertheimer, einer der wichtigsten Kosmetikunternehmer
Frankreichs dieser Zeit, der große Anteile an Chanels Firma besaß und viele
Jahre später sogar den kompletten wirtschaftlichen Teil dieser, wie auch das
Recht am Namen Chanel, erhalten sollte. Die Verbindung zwischen Wertheimer und
Chanel, kann man sich mehr als lange komplizierte Ehe vorstellen, als eine
normale Geschäftsbeziehung, denn trotz Streites um Anteile an der Firma, die
regelmäßig entfachten, verband sie eine tiefe Freundschaft.
Coco Chanel
förderte viele Jahre den Komponisten Strawinsky und ließ ihn sogar in einer
ihrer Villen wohnen. Ihre Freundschaft ging so tief, dass sogar Gerüchte um eine
Affäre zwischen den beiden entstanden. Doch Chanel erzählte bloß eine
Geschichte, in der Strawinsky sie heiraten wollte, sie jedoch nicht
einwilligte.
Der
Beziehung mit Dmitri folgte 1925 eine langjährige Beziehung mit dem Herzog von
Westminster, eine Zeit, in der sich Chanel viel in Schottland aufhielt und 1927
ihren wohl größten Durchbruch mit der Eröffnung einer Boutique in London schaffte.
Denn trotz ihrer anfänglichen Missbilligungen den kalten Engländerinnen
gegenüber, kleidete sie von nun an auch die britische Damenwelt ein.
Ihr Reichtum
nahm zu und sie ließ sich an der französischen Reviera 1929 einen Rückzugsort
erbauen: die Villa La Pausa. Die Reviera war schon lange ein Treffpunkt der
Pariser Boheme und der amerikanischen High Society. Hierher ladete Chanel stets
ihre Freunde ein, veranstaltete Feste und verbrachte Zeit mit dem Herzog. Doch
1929 entschloss dieser sich eine Frau zu suchen, mit der er Kinder zeugen
könne. Das entfachte einen lang andauernden Streit. Ihre Beziehung war trotzdem
noch lange nicht beendet.
1929 war
ebenfalls das Jahr, in dem ihr langjähriger Freund, der große Regisseur Diaghilew
starb. Sie reiste, als sie die Nachricht, dass er schwerkrank sei, erfuhr,
sofort mit Misia nach Venedig um ihm beizustehen und gestaltete sein Begräbnis,
als er verstarb.
Anfang der
30er Jahre arbeitete Chanel zum ersten Mal für Hollywood und entwarf, trotz
ihrer anfänglichen Ablehnung Amerikas und der stillosen Schauspielerinnen,
Kostüme für diese. Zu derselben Zeit entwarf sie auch eine große Kollektion
Diamantenschmuck, die sie als Kontrast zur beginnenden Wirtschaftskrise in
ihrem neu erworbenen Herrenhaus ausstellte. Tausende Besucher, darunter
Botschafter und Prinzessinnen, bewunderten die Schmuckstücke.
Ihr neuer
Liebhaber wurde Paul Iribe, der auch für sie arbeitete. Viele sahen in ihm
einen nationalistisch denkenden Teufel und auch Chanel sprach in späteren
Jahren nie so liebevoll über ihn, wie sie es bei ihren anderen Liebhabern stets
zu tun pflegte. Vielleicht auch, weil er der einzige ihrer Liebhaber war, der über
ihre Vergangenheit, die sie lieber unter einem Schleier von erfundenen
Geschichten verbarg, nachforschte. 1935 starb Paul Iribe. Er und Chanel
spielten gerade auf La Pausa Tennis, als er einen Herzinfarkt erlitt. Sie
betrat den Tennisplatz mit Blick auf das blaue Mittelmeer nie wieder.
Nun, mit
Anfang des zweiten Weltkrieges, folgte eine undurchsichtige Zeit in Chanels
Leben, in der sie viel reiste und zu mehreren Geheimdiensten aus
verschiedensten Nationalitäten Verbindungen hatte. So pflegte sie in der Zeit
eine Freundschaft zu Churchill und eine Liebesbeziehung zu einem Deutschen
Offizier. Ich will mich zu dieser Zeit nicht äußern, da dieser verwirrende
politisch und menschlich fragwürdige Abschnitt zu kompliziert ist, um ihn in
diesem Rahmen zu erläutern.
Mit Ende des
Krieges zog sich Chanel in die Schweiz zurück. Sie unternahm zwar einige
Reisen, war jedoch von den Seiten großer Modemagazine verschwunden und machte
mit keinen neuen Kollektionen mehr
Furore. Im Jahr 1950 starb ihre langjährige Freundin Misia, nachdem sie Chanel
in der Schweiz besucht hatte. Coco lebte
in ihrem selbsternannten Exil bis sie ihre Comeback-Kollektion 1954
präsentierte, als Antwort auf Diors New Look. Vom Spott der französischen Presse,
wahrscheinlich auch wegen ihres fragwürdigen Verhaltens während des Krieges,
nicht eingeschüchtert, entwarf sie weiter und erlangte in der USA große Anerkennungen
für ihre neuen Kollektionen. Sie war zurückgekehrt und würde bis heute bleiben.
Ihre Ausstrahlung war die einer jungen aufgeweckten Frau und sie arbeitete
unermüdlich weiter. Auch für Hollywood entwarf sie wieder Kostüme und die
großen Stars der Zeit trugen wieder Chanel.
Ihr zu Ehren
wurde sogar ein Musical über ihr Leben aufgeführt. Sie erschien jedoch nicht zu
der Premiere am Broadway, da ihre rechte Hand plötzlich gelähmt war.
Sie erholte
sich wieder und arbeitete unermüdlich bis zu dem letzten Tag vor ihrem Tod. In
den Nächten fühlte sie sich jedoch einsam, sie hatte niemand, keinen Mann und
keine Kinder. Sie wollte stets auf eigenen Beinen stehen und nun brauchte sie
Medikamente um endlich von ihren quälenden Gedanken erlöst schlafen zu können.
Es war ein Sonntag, der 10. Jänner 1971, Chanel hatte am Nachmittag eine Fahrt
durch Paris mit einer engen Freundin unternommen, als sie sich abends in ihrer
vollen Kleidung erschöpft ins Bett in ihrem schlichten Zimmer im Ritz legte,
das sie seit Kriegsanfang bewohnte, nachdem sie ihr großes prunkvolles Zimmer
mit Blick auf den Platz Vendome den Deutschen überlassen musste, und nach ihrer
Bediensteten rief, dass sie ihr ein Fenster öffnen sollte, da Coco keine Luft
mehr bekam. Dann verabschiedete sie sich
mit den Worten: „Siehst du, so sieht es
aus, wenn jemand stirbt“ während sie sich zum letzten Mal, eine Injektion, die
ihr Ruhe bringen sollte, mithilfe einer Spritze in die Hüfte stieß. Am nächsten
Morgen wurde sie tot in ihrem Bett
aufgefunden.
Stil Coco
Chanels
Es gab
einige wesentliche Faktoren, die in allen Kollektionen Chanels berücksichtigt
wurden:
Es war
wichtig, dass sich eine Frau in ihren Kleidern wohl fühlte, dass ihre Kleidung
sie an keinen Aktivitäten hinderte und stets sportlich wirkte. Weiters war es von
Bedeutung, dass ein Chanel Kleid seine Trägerin stets zu einer jugendlichen
Erscheinung verhalf und dass ihre Ausstrahlung voller zurückhaltender zeitloser
Eleganz war.
Auch die
Farben waren bedeutsam für Chanels Kreationen. Schon in ihren Anfängen
begeisterte sie eine bestimmte Farbe. Sie verabscheute beinahe extrem auffällige
Farben wie Kobaltblau oder grelle Grün- und Rottöne. Sie erzählte als alte Dame
einem guten Freund von der plötzlichen Eingebung, alle Frauen in Schwarz zu
kleiden. Diese beruhte auf ihrem Erlebnis in der Oper und ihrem Beschluss, all
diese Frauen in die einzig wahre Farbe purer Eleganz zu stecken: die Farbe Schwarz.
Eines der Kleidungsstücke, die sie so weltberühmt machten, trägt sogar in
seinem Namen, die für sie größte aller Farben: Das kleine Schwarze.
Doch wenige
Jahre später sollte eine zweite Farbe ihre volle Zuneigung erhalten. Genauso
schlicht, klar, zurückhaltend und voller Anmut wie seine Komplementärfarbe
Schwarz, nämlich Weiß.
Die Farbe
Schwarz hatte die Modewelt unter der Regierung der Königin Chanel lange
geprägt, doch mit dem Einsturz der Aktienkurse 1929 gewann weiß an Bedeutung.
Eine Farbe, die den Despressionen der Zeit durch ihre helle Unschuld
entgegenwirken sollte.
Chanel sagte
oft, dass eine Frau, die schwarz oder weiß, die beiden Farben, die alles
beinhalteten und von vollkommener
Schönheit sind, zu einem Ball trägt, die einzige sein wird, die man sieht.
Ihr Stil
wirkte nie zu exzentrisch, abgehoben oder gar verrückt. Die Trägerin ihrer
Kleider sollte durch diese Eleganz an Selbstbewusstsein gewinnen und genau
dieses Selbstbewusstsein wollten viele Frauen ausstrahlen, weswegen sie in
jeder modischen Epoche Anklang fand.
Doch Chanel
reformierte das Bild einer schönen Frau nicht nur durch ihre Kleidung. Sie war
es auch, die einen androgyn wirkenden Körper mit schön gebräunter Haut
zumindest bis zu den 50er Jahren zum neuen Schönheitsideal machte. Auch ihre
kurzen Haare und ihre schmalen Lippen, waren durch sie selbst in der Rolle
eines Modevorbilds, nun ein wichtiger Bestandteil einer unabhängigen mondänen
Dame der Gesellschaft.
All diese
Neuheiten setzte Chanel nur durch, da sie stets ihr Gespür für die Zeit und die
Bedürfnisse der Frauen erkannte und perfekt modisch umsetze.
Sie selbst
war in jungen Jahren oft im kleinen Schwarzen zu sehen und dann, als sie älter
wurde, in den weltbekannten praktischen jedoch eleganten Kostümen. Sie
kombinierte schlichtes Gewand besonders nach ihrem zweiten großen Erflog in den
1950er Jahren mit Schmuck. Vor allem trug sie Perlen und reich verzierte
Knöpfe.
Werke
Frühphase
1900-1920:
In ihrer
Zeit bei Etienne Balsan begann Coco Chanel ihren eigenen Stil zu entwickeln.
Vielleicht war es ihr Wunsch sich von den Kurtisanen und reichen Damen, die
sich ebenfalls auf Balsans Anwesen aufhielten zu unterscheiden. Aus ihren
Erzählungen ist öfters herauszuhören, dass sie sich in dieser Zeit oft unwohl
fühlte. Sie war nicht das Stubenmädchen und auch nicht die Hausherrin. Oft
beschrieb sie sich in diesen Jahren bei Etienne als unsicheres Kind.
Wahrscheinlich wollte sie mit ihrem Stil anders sein. Sie wollte damit ihre
ganz eigene Rolle in dieser Gesellschaft, die sich auf dem Landsitz aufhielt,
demonstrieren. Also entstand ihr Stil, der sie unverwechselbar machen sollte,
vielleicht aus Unsicherheit und dem Wunsch herauszustechen. Sie trug im Gegensatz
zu den reich geschmückten Kurtisanen und adeligen Damen schlichte Reiterhosen
und Jacken, Hemden mit Bubikragen, Krawatten und Strohhüte, mit dieser
schlichten Eleganz, die sie von ihrer Zeit im Kloster gewöhnt war. So war sie
zwar noch nicht eine neue Stilikone, doch zumindest war sie nicht wie jede
andere Liebhaberin Balsans.
Als sie Boy
nach Paris folgte, kam sie erst auf die Idee, Hüte zu verkaufen, da ihre
Hutkreationen schon in Royallieu großen Anklang gefunden hatten. Es war jedoch
unklar, wer ihre Pläne finanzieren sollte. Schlussendlich stellte Balsan ihr
die Räumlichkeiten in seiner Pariser Junggesellen Wohnung zu Verfügung und Boy
kam für die laufenden Kosten auf. Chanel war zu diesem Zeitpunkt weit über
zwanzig, sie stellte sich jedoch in Erzählungen über diese Zeit wieder gerne
als junges hilfloses Kind dar, dem zwei Männer ein bisschen Raum zum spielen
gaben, doch wahrscheinlich wusste sie sehr wohl, wie gut die Lage war und wie
glücklich sich alles gefügt hatte. Doch vielleicht empfand sie durchaus eine
gewisse hilflose Unsicherheit, da sie nicht wusste wie lange diese beiden
Männer, auf die sie angewiesen war, noch Gefühle für sie hatten und sie
unterstützten. Jedenfalls behielt sie ihren Stil eines Schulmädchens bei und
verzierte einfache Strohhüte, die sie in der Galerie Lafayette kaufte. Diese
Kreationen waren wenig originell, doch sie waren anders und chic. Coco gewann
zunehmend an Aufmerksamkeit und die Pariser Gesellschaft war neugierig und
beobachtete gespannt die Entwicklung dieser jungen Dame. Sie strömten
scharenweise in ihr kleines Putzmachergeschäft. Sie wurde immer erfolgreicher
und eröffnete 1910 mit Capels Unterstützung ihr Geschäft in der Rue Cambon 21,
welches noch immer existiert.
Sie begann,
abgesehen von Hüten, auch Kleider zu verkaufen. Dabei ging sie wie immer davon
aus, was ihr selbst passte. Sie entwarf Jerseykleider, die eine jungenhafte
Eleganz hatten. Sie ließ nun endgültig von den Träumen von wunderbarer Spitze
und Extravaganz los, die sie in früheren Zeiten an den Damen der Gesellschaft
bewundert hatte. Sie sagte oft, dass ihr solche Kleider sowieso nicht standen.
Ihre Kleider waren einfach und glatt. Sie waren fließend und schmeichelten dem
Körper statt ihn einzuengen und unförmig erscheinen zu lassen. Als der erste
Weltkrieg 1914 begann, zog sich Chanel nach Deauville zurück, wo sie bereits
1913 eine Boutique eröffnet hatte. Die schwierigen Zeiten führten zu noch
höheren Umsätzen des Hauses Chanel. Sie traf mit ihren einfachen
Jerseykleidern, ihren geraden Röcken und ihren einfachen Blusen den Geist der
Zeit. Die pompösen Kleider der Belle Epoque schienen nicht mehr angemessen, die
barocken reichgeschmückten Gewänder passten nicht mehr zu der schwierigen Zeit.
Chanel passte jedoch perfekt in diese Zeit. Coco wurde von der einfachen
Putzmacherin zu einer Modeschöpferin. Sie schnitt sich die Haare kurz, laut ihr
durch eine Explosion des Heizkessels in ihrem Badezimmer, die sie ihre langen
Zöpfe kostete und trug schwarze Kleider. Als Boy starb, gewann die Farbe Schwarz
für sie an zusätzlicher Bedeutung und sie entwarf das kleine Schwarze. Schwarz
wurde zum Inbegriff der Eleganz und auch die Vogue bestätigte 1926 das dem
kleinen Schwarzen die Zukunft gehörte. Die Idee zu diesem Kleid kam Chanel doch
schon früher. Als sie 1920 in der Oper eine Vorstellung ansah, war sie
regelrecht angewidert von den vielen Farbtönen, sie beschloss diese Menschen in
Schwarz zu kleiden.


Hauptphase 1920-1940

Sie wurde
durch ihren Reichtum und ihr Kunstinteresse zur Mäzenin und unterstützte
Diaghilew, der das Ballet Russes leitete und Igor Strawinsky, der die Musik für
die Choreographien komponierte, finanziell. Dass Chanel endgültig in der
künstlerischen Szene der frühen 20er angekommen war, zeigte sich, als sie von
Cocteau beauftragt wurde, Kostüme für ein Theaterstück zu entwerfen. Diese
Kostüme wurden 1923 von der amerikanischen wie auch der französischen Vogue
gelobt.
In dieser
Zeit lernte Coco auch ihren neuen Liebhaber kennen, einen verarmten
Großfürsten, geflüchtet aus Russland, im Zuge der russischen Revolution. Wie
schon von der Reitermode Etienne Balsans und dem englischen Chic Boys, ließ sie
sich nun von der russischen Mode Dmitris inspirieren. Auch das Ballet Russes und
Diaghilew gewannen an Bedeutung. Chanel beschrieb die Musik, die Inszenierungen
und die Kostüme des Balletts als ein fiktives Russland. Sie erkannte, wie schon
Diaghilew, die große Nachfrage nach russischer Romantik und setze diese modisch
um. Sie ließ die ältere Schwester Dmitris,
Marie, für sie Stoffe mit Stickmustern ganz im russischen Stil herstellen.
So ließ Chanel, in Zusammenarbeit mit Marie, alte russische Stoffe mit den für
sie typischen Schnitten verschmelzen und schaffte etwas völlig Neues, das wie
schon ihre vorherigen Kreationen wieder genau in die damalige Zeit passte.
Ihr Stil
sollte sich wieder mit der langjährigen Beziehung zum Herzog von Westminster
verändern. Sie lebte mit diesem viele Jahre auf seinen zahlreichen Anwesen in
England und Schottland. Und obwohl sie die Engländerinnen als kalt und nicht so
liebevoll wie Französinnen bezeichnete und betonte, dass sich der Herzog nicht
mit ihren französischen Freunden verstand, da diese kaum Gemeinsamkeiten
hatten, verbrachte sie jedoch immer mehr Zeit in England und eröffnete 1927 ein
Geschäft in London, was die britische Vogue voller Freude verkündete. Auf den
Bildern, die sich unter der Schlagzeile befinden, sieht man einfache,
unverzierte weiße Kleider, ein kleines Schwarzes aus Spitze und ein
Nachmittagskleid mit blauen Punkten. Wieder spiegelte sich die Beziehung zu dem
Herzog in ihrer Kollektion wider. Sie kreierte Kleider, die englische Tradition
mit französischem Chic verbanden. Sie ließ auch schottische Elemente in ihre neue
Kollektion einfließen. Coco kombinierte locker fallende Wolljacken, die
eindeutig englisch waren, mit ihren geliebten langen Perlenketten.
In ihrer
Blütezeit sollte sich ihr persönlicher Stil und ihre Kreationen, die man in
ihren nun schon zahlreichen Boutiquen bewundern konnte, noch einmal grundlegend
ändern, als sie sich eine Villa an der französischen Riviera baute. Die Cote
d’Azur, bereits ein Treffpunkt der Pariser Boheme und der amerikanischen Elite
bevor Chanel kam, war von luftiger Strandmode statt von Wolljacken geprägt. Sie
fand gefallen an den gestreiften Pullovern in den Marinefarben blau und weiß.
Viel mehr Aufmerksamkeit als ihrer Mode galt jedoch in dieser Zeit ihrer neuen
Villa, La Pausa. Die Vogue widmete dieser sogar einen Artikel und beschrieb sie
als eine der schönsten an der Reviera, nüchtern und dadurch völlig anders als
Chanels barockes Apartment in der Rue Cambon.

Der
Ausbrauch des Krieges im September 1939 war für Frankreich natürlich nicht
überraschend und wahrscheinlich aus Angst vor dem, was dem Land nun bevorstand,
war der Sommer 1939 so voller Feste und Glanz, wie man es schon lange nicht
mehr in Paris gesehen hatte. Niemand wollte wahrhaben, was den meisten schon
seit dem vorangegangenen Sommer bewusst war. Es bedurfte dieser Angst und
Ungewissheit vor dem drohenden Krieg, dass Paris so von Menschen, die feierten
und ausgelassen lebten, wie selten zuvor, gefüllt war. Auch Chanel besuchte
einige dieser pompösen Feste und entwarf, von diesen inspiriert, eine weitere
Kollektion, „Zigeunerkleider“ zum Tanzen, kombiniert mit Boleros und Rosen im
Haar und bewies damit wieder ihr Gespür für die Zeit und die modischen
Bedürfnisse ihrer Kundinnen.
Doch nach
diesem Sommer schloss sie ihr Geschäft mit Ausbruch des Krieges und Chanel schien
zuerst aus der modischen Welt und dann nach Ende des Krieges komplett aus dem
öffentlichen Leben verschwunden zu sein.

Chanel, die
sich nach dem Krieg in die Schweiz zurückzog, hatte schon länger mit
Missbilligung die neue Modeerscheinung des New Look von Dior beobachtet. Es war
wahrscheinlich einerseits die Enttäuschung zu sehen, wie die Prinzipien einer
neuen, zugleich bequemen wie auch edlen Mode, die man über lange Zeit
durchgesetzt hatte, wieder zu schwinden schienen und extravagante Designs die
Mode bestimmten. So gehörte das Korsett, der Feind einer jeden Frau, wieder zu
einem schicken Kleid dazu. Andererseits war es vielleicht die Angst davor, alt
zu werden und in Vergessenheit zu geraten, immerhin war Coco Chanel schon 70
Jahre alt, als sie 1954 mit ihrer Comeback Kollektion die Antwort auf den New
Look gab.
Doch die
schlichten Kostüme und die leicht fließenden Kleider in blassen zurückhaltenden
Farben, die einst so revolutionär waren, wurden nun von der Presse als
altmodisch und unkreativ eingestuft. Die europäische Presse verlor kein gutes
Wort über die Modenschau, die mit den unweiblichen Mannequins und den
schlichten Kleidern, laut ihnen, wie die Reise in eine vergangene Zeit wirkte
und keinen wegweisenden Blick in die Zukunft der Mode gab.
Ganz anders
nahm man die neue Kollektion in Amerika auf. Die amerikanische Vogue platzierte
auf das Titelbild ihrer Märzausgabe ein Mannequin, das ein marineblaues Jersey
Kostüm von Chanel kombiniert mit einem
Strohhut trug. Doch anfangs reichte der Aufschwung in den USA nicht aus um die
verlorenen Aufträge auszugleichen und die Kosten für die Kollektion zu
bezahlen. Glücklicherweise erhielt Chanel Unterstützung von dem reichen
Unternehmer Pierre Wertheimer, der ihre Düfte und Kosmetika in seinen
Manufakturen produzierte.
Doch die
amerikanische Modepresse fand immer mehr Gefallen an den eleganten bequem
sitzenden Kleidern, die laut ihnen eine Erfrischung im Gegensatz zu den
hautengen Kleidern mancher Modemacher der Zeit waren. Es kamen immer mehr
Aufträge aus Amerika. Der Chanel Look wurde hier, nachdem die zweite Kollektion
präsentierte wurde, sogar als revolutionär bezeichnet.
Doch
abgesehen von den Kleidern, war es Chanel selbst, die mit ihren 71 Jahren immer
noch eine Modeikone und ein Vorbild für viele jungen Frauen darstellte.
Wieder war
Chanels bequeme und doch elegante Jacke sehr gefragt, die sich von Zeit zu Zeit
immer ein wenig veränderte. In den 1950er Jahren besetze Chanel sie mit
grobgerippten Bändern und arbeitete vergoldete Knöpfe mit den typischen Chanel
Symbolen, die an ihre Vergangenheit erinnerten, ein.
Zur Jacke
kam nun eine für den Chanel Look typische Tasche. Die sogenannte 2.55 wurde
schnell zum Klassiker. Besonders machten sie die Kettenriemen. Eine Tasche in
der Art hatte Chanel schon in den 20er Jahren entworfen. Sie war es leid ihre
Geldbörse in der Hand zu tragen und trug sie um die Schulter mit einer Kette.
Das gesteppte Leder wies auf ihre ewige Liebe zum Reiten hin, da zu der Zeit
nur Stallburschen Leder trugen, und die Kette, die aus einem goldfarbenen Metall
mit lederner Schnur bestand, wies auf die Zügel und das Pferdegeschirr hin.
1957 kam ein
weiterer Klassiker zum Chanel Look hinzu: Die zweifärbigen Slingpumps. Auch
diese Schuhe wiesen auf ihre Vergangenheit hin, da der Herzog von Westminster
und seine Freunde zum Golfspielen zweifärbige Schuhe trugen.
In dieser
Zeit arbeitete Chanel wieder für Film und Theater und kleidete junge Schönheiten wie Brigitte Bardot und Romy Schneider ein.
1954 zog
Chanel sich auch vollkommen aus dem geschäftlichen Leben zurück. Die
Wertheimers, mit denen sie schon lange Zeit zusammen gearbeitet hatte,
übernahmen das Modehaus, bekamen alle Rechte zugesprochen, wie auch den Namen
Chanel und Coco Chanel war nur noch für den kreativen Bereich zuständig.

Abbildungen
1. Cocos
Lieblingsmannequin Marie – Helene Arnaud in einem Chanel Kostüm - 1955
2. Mannequins in
Chanel Kostümen – um1955
3. Chanel
präsentiert ihre geliebten Perlen
4. Chanel
geschmückt mit edlen Perlen
5. Dame mit Chanel
Hut – 1912
6. Chanel in
Deauville – 1913
7. Eine Variation
des kleinen Schwarzem
8.
Marilyn
Monroe mit Chanel N°5
9.
Coco an der
Riviera
10. Chanels Diamantenkollektion – 1932
11. Chanel mit Mannequins
12. Chanel mit Mannequin – 1955
13. Marie-Helene
Arnaud in der amerikanischen Vogue – 1954
14. Die junge Coco
Chanel
15. Coco und Boy
Capel – 1907
16. Chanel mit
Etienne Balsan und Boy Capel vor einer ihrer ersten Boutiquen
17. Chanel mit Misia
Sert auf Urlaub
18. Coco Chanel –
1962
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