psychoanalytische Prosa


1.

Wir befinden uns in dem etwas schmuddeligen Appartement des Monsieur. Es weht eine leichte Brise durch den kleinen Raum. Ja schmuddelig, das war es, aber auch hübsch, hübsch weil sich eine kleine Schräge über das Bett legt, wie ein Baldachin, und weil das Licht golden durch das kleine Fenster gegenüber der Tür leuchtet.

In der Mitte des Raumes saß der Monsieur auf einem Holsessel und starte auf seine Schräge. Seine geliebte Schräge. Und er starrte auf seine Uhren und auf seine Vögel. Nein, nein der Monsieur hatte keine Vögel. Was haben Sie denn erwartet? Der arme Mann hat nur ein Zimmer, ein bescheidenes Kämmerchen.

Zumindest hatte er keine echten Vögel. Die Vögel des Monsieur saßen fein aufgereiht auf dünnen hölzernen Stangen. Die Vögel waren golden, golden durch und durch. Aber das Licht, das ließ manche grün, manche rötlich und manche sogar Meeresblau glänzen.

Der Monsieur hielt es für reichlich überheblich mit diesen Schmuckstücken bei seinen seltenen Gästen zu prahlen. Man sagte ja auch nicht, schaut euch an was wir für herrliche Katzen haben. Man pflegte eben nicht mit Haustieren zu prahlen und die Vögel waren die Haustiere des Monsieur.

Doch nicht mehr lange, nicht mehr allzu lange. Ja, um die tat es ihm wirklich leid. Aber eben nur um die Sonst würde ihm nichts fehlen, dem Monsieur, aber auch rein gar nichts würde ihm fehlen wenn er geht. Ja früher hätte es vielen um ihn Leid getan. Wie schade um den armen Monsieur, hätten sie alle gesagt. Aber damals, da häte er nicht einmal daran gedacht, sie wissen schon, an dieses freiwillige Ableben. Er war nie in Versuchung sich umzubringen, also zumindest nicht mehr oder weniger als der Durchschnitt.

Aber jetzt, jetzt schien ihm es nicht zutun so unmöglich und schrecklich, dass es der Gedanke bleiben zu müssen ihn grauste.

Eigentlich war es nicht seine Art einfach nur herumzusitzen und die Zeit an ihm vorbeiziehen zu lassen, doch nun war ihm nicht nach Bewegung. Er wollte einfach warten. Warten ohne etwas zu erwarten. Er erwartete nicht, dass jemand ihn anriefe und ihm erkläre, wie unglaublich wichtig es wäre zu bleiben. Er erwartete nicht, dass eine schöne Dame an seiner Tür klopfte und ihm den Sinn in sein Dasein zurück brächte. Und schon gar nicht erwartete er jene schöne Dame, die ihm den Sinn genommen hatte.

Nein, die erwartete der Monsieur schon gar nicht.

Er war nun einmal keine jungen 16 mehr und in Besitz dieser Hoffnung der Unsterblichkeit wahrer Liebe.

Er erwartete sich gar nicht mehr. Von niemanden.









2.

Das einzige was der Monsieur tat war warten. Warten bis es dunkel werden würde und er endlich losgehen könnte. Er hatte die Nacht als Zeit seines Ablebens gewählt. Nicht weil er dramatisch war. Nein, der Monsieur wollte einfach keine Aufmerksamkeit, keine Zuschauer bei dem Sprung von der Brücke.

Ja, von der Brücke in den von Lichtern geschmückten Fluss. Aufprallen auf einer dunklen Wasseroberfläche, der die Lichter der Stadt kläglich versuchen die Unheimlichkeit zu nehmen. Ein oberflächiges Auge würde das Zusammenspeil aus Lichtern und Wasser als romantisch bezeichnen, doch so ein Auge besaß der Monsieur schon lange nicht mehr.

Ja, von der Brücke runter, der Klassiker. Eine klassische und dramatische Methode sich das Leben zu nehmen. Fast schon langweilig, denken Sie vielleicht. Doch der Monsieur war nun einmal klassisch und er befand diese Methode als äußerst zufriedenstellend.

Als es endlich Zeit war zu gehen, ließ der Monsieur die Jalousie hinunter und betrachtet sich in seinen Mantel zwängend noch ein letztes Mal sein Zimmer. Das Licht, dass durch die Jalousie in das Zimmer eindrang, zeichnete streifenartige Muster auf die Wände. Nur zum dem Bett gelang kaum Licht. Der Baldachin beschützte das Bett, vor diesem, beim Schlaf störenden, Licht- und Schattenspielen, ließ es aber gleichzeitig wie ein dunkles Loch wirken.

Der Monsieur zeigte seit langem wieder Regung in seinen Zügen. Er lächelte zuerst ein wenig, bei dem Gedanken nie mehr in diesem schrecklichen finsteren Bett liegen zu müssen. Ein zartes sanftes Lächeln. Doch dann begann er zu kichern und er kicherte bis es ihn schüttelte, bis er fast tanzte. Und während er so vor sich hin lachte, schrie er das Bett an.

Das dunkle Loch würde ihn nicht mehr kriegen. Der Monsieur würde sich nicht mehr einsaugen lassen.

Als er zum Stehen kam, fiel sein Blick auf die Vögel. Die Vögel blickten starr und unberührt aus dem kleinen Fenster. Ihre Teilnahmslosigkeit verletzte den Monsieur in einer zutiefst schmerzenden Weise. Er strich seine wenigen Haare, die durch den Tanz verloren und verwirrt auf seinem Kopf herumstanden mit einer unbeholfenen Handbewegung zurück und ging näher zu den starren Wesen, die auf der Holzstange sitzend noch immer keine Anzeichen machten dem Monsieur gebührend zu verabschieden.

Dieser trat nun ganz Nahe und schaute dem hübschen Blauen direkt in die gläsernen Augen. Der Monsieur hatte es ja gewusst. Hinter der scheinbar unberührten Fassade ließen sich bei genauerem Hinsehen kleine Tränen erkennen. Kleine wassergraublaue Perlen, die fast unbemerkbar, die sonst so klaren gläsernen Augen des Vogels trübten. Der Fisch der tiefsten Emotionen, der untröstlichen Trauer schwamm unter der gläsernen Oberfläche des Auges. Seine kleinen Luftblasen, die durch den schweren Atem an die Oberfläche stießen, verrieten die wahren Gefühle, trotz des Versuches der kleine Augen den Fisch mit strengen schweren Wellen weit unter die harte Oberfläche zu drücken.

Der Monsieur wendete sich zufrieden, mit behutsamen Bewegungen über die glatte glänzende Oberfläche des Vogels streichend, ab und blickte, es dem Wesen auf der Stange gleichtuend mit gläsernem Augen aus dem Fenster.

3.

Der Monsieur erblickte lediglich sich selbst in dem Fenster. Es war nun draußen dunkel geworden und um einem den Blick ins Schwarze, in das ewige Nichts, das das Licht unter Tags so grandios durch das Beleuchten allerlei netter Objekte so wunderbar zu verstecken wusste, zu ersparen, spiegelte das Fenster den Rau.

Auch der Monsieur hatte sich nicht nur einmal von dem warmen Licht, das den Park so unglaublich grün und das gegenüberliegende Haus einladend und freundlich wirken ließ, täuschen lassen. Insbesondere wenn er mit Louise all die schönen, oder wie er nun wusste, nur scheinbar schönen Dinge betrachtet hatte.  Nun wusste es der Monsieur besser, denn er ließ sich nicht mehr täuschen. Auch wenn das Licht dem Schnee auf dem Schornstein des gegenüberliegenden Hauses zu tanzen schien und diesen wie einen Diamanten glitzern ließ. Oder den Blumen Mut machte sich in seine Richtung zu drehen und naiv und geblendet zu öffnen.

Was geschah denn, wenn die sich blöden Dinger einmal vom licht schmeicheln und sich dazu hinreißen ließen ihre intimste Ästhetik für jeden beliebigen Beobachter sichtbar zu machen?

Man musste nur wenige Tage abwarten und schon zerfielen sie geschwächt von den Bemühungen dem Licht zu imponieren, welches schlussendlich ohnehin kein Interesse mehr zeigte.

Dann würden die einzelnen Blütenblätter soweit vom Wind geweht bis niemand mehr merken würde, dass hier einst ein solches unschuldiges Ding gestanden hatte.

Der Monsieur verabscheute das Licht. Den scheinheiligen Casanova der Natur. Ihn hatte es auch getäuscht. An manchen Tagen, wenn Louises Stirn sanft von ihm beschienen wurde, es sich warm wie eine leichte Decke auf die beiden Liebenden auf der Wiese legte, hatte er das uneingeschränkte Vertrauen eines Schuljunge zu seiner fürsorglichen Mutter empfunden.

Doch sobald sie in seinem Bett lagen, Louises Kopf warm und schwer auf seiner Brust, die er kaum durch seine Atem zu bewegen wagte, sah der Monsieur durch das kleine Fenster, das das Licht ihn verlassen hatte. Zuerst unbemerkt unter dem Schutz des elektrischen Lichts um Zimmer, das sich so im Glas spiegelte. Doch sobald dieses erlosch, sah man das Nichts.

Dieses erschreckend ehrliche und einzig wahre Nichts.

Nun hatte der Monsieur sich wieder in seinen melancholischen Gedanken verloren, eigentlich wollte er ja gehen sobald es dunkel werde. Er richtete sich seufzend auf und verließ zum aller letzten Mal das kleine etwas schmuddelige Zimmer. Schmuddelig, das war es gewesen, aber auch hübsch, hübsch weil sich eine kleine Schräge über das Bett gelegt hatte und wie das Licht einst golden durch das kleine Fenster gegenüber der Tür geleuchtet hatte.











4.

Die Straßen waren erstaunlich wenig befahren. Der Monsieur traf nur auf wenige Fußgänger. Ein paar einsame Seelen gingen, geduckt den hell erleuchteten Laternen ausweichend, im Schutz der Schatten, die die alten Wohnhäuser auf die gepflasterten Gassen warfen, diese entlang.

Insbesondere die Frauen unter ihnen mieden jeglichen Blickkontakt aus Angst er könnte in Gegenden wie dieser falsch gedeutet werden. Würden Sie um diese Zeit durch das Viertel des Monsieurs gehen, wären Sie vielleicht entsetzt, würden schnell in das nächste Taxi steigen und das Weite suchen.

Doch für den Monsieur gehörte die Gegend und sein zugegeben wirklich winziges Appartement zu den wenigen Dingen, die er noch zu schätze wusste. Hier gab es kaum Geschäfte, auch die Anzahl an Bars war gering und die wenigen die noch nicht aufgegeben wurden  waren kein bisschen einladend. Doch die Inhaber dieser Bars waren nicht die einzigen Bewohner dieses Viertels, die an einem Traum festhielten, der nicht in Erfüllung zu gehen schien. Ob es um ein gut gehendes Lokal, ein verkauftes Gemälde oder um die Rolle in einem zur Abwechslung einmal ernstzunehmenden Film ging, alle, die hier lebten, verband dieses Gefühl von ständigem Verlust und scheitern.





































5.

Die Straßenbahn stand hell erleuchtet in der Station. Außen Werbeplakate, innen müde Gesichter, von denen manche an der Scheibe klebten. Andere versuchten sich die Müdigkeit nicht anmerken zu lassen, streckten ihren Rücken und drückten die Lesebrille zurück auf die Nase, fest entschlossen die letzten E- Mails zu beantworte oder das Kapitel zu Ende zu lesen.

Der Monsieur saß wie immer an dem herrlich versteckt scheinenden Einzelplatz. Selbst war man hier unsichtbar und doch hatte man den ganzen Waggon im Blickfeld. Eine Dame, jung und schön glänzend wie eine Perle, die erst vor wenigen Sekunden einer zarten Muschel entrissen wurde. Sie las in einem Magazin und bohrte dabei ihren Stöckel in den Boden, die glänzende Lackspitze nach oben gestreckt. Wahrscheinlich würde sie heute noch in eine Bar gehen, einmal wieder so richtig ausspannen. Mit Arbeitskollegen? Wohl eher nicht. Immerhin war ihr Absatz keine fünf Zentimeter hoch. Bewusst niedrig gewählt, wenn man den Monsieur fragt, immerhin musste die Frau über 1 Meter 80 groß sein. Also ein treffen mit einem Mann und Angst diesen zu überragen? Aus Bequemlichkeit hatte sie sich jedenfalls nicht für das Modell entschieden, dafür war ihr Kleid deutlich zu eng. Sie positionierte sich neu. Das Magazincover war nun gut zu erkennen. Eine Fernsehzeitschrift. Also doch ein Abend zu Hause. Dann war das rendez-vous wohl schon vorbei. Es musste sich dabei um ein luxuriöses ruhiges Abendessen gehandelt haben, nach der Uhrzeit zu schließen. Also ein ernstzunehmender Kavalier der sich aufrichtig um die Frau bemühte?

Verurteilen Sie den Monsieur nicht. Nicht für sowas. Er schaute ja nur. Nicht einmal auffällig. Nur aus dem Augenwinkel.

Tat er schon seit der ersten Straßenbahnfahrt. Als kleiner Junge hatte er sich diese Studien angewöhnt und nicht mehr abgewöhnt. Jetzt schien es eine wunderbare Ablenkung zu sein.

Der Monsieur wollte nur nicht mehr an sich denken. Sein Schicksal war nun besiegelt. Er hatte seine Gedanken gesammelt, geordnet und ist zu einem Entschluss gekommen. Und jetzt nur ja nicht mehr Nachdenken. Nur keine neuen Gedanken mehr entstehen lassen. Sie würden nur wieder hinterfragt werden. Gedanken würden entstehen und jene Neuen Gedanken in Frage stellten und daraufhin würden die nächsten folgen.

Es würde entstehen und hinterfragt werden. Unendlich viele Gedankenebenen würde gebildet werden bis nichts mehr wahrhaftig oder sinnvoll scheinen würde und der Monsieur nichts mehr fassen könnte. Keinen seiner Gedanken mehr trauen könnte. Alles unsinnig. Alles subjektiv. Alles blass und unvollständig.

So ging es dem Monsieur, wenn er über sich und sein Leben Klarheit schaffen wollte. Deswegen beschäftigte er seinen unruhigen Kopf mit Gedankenbildung über andere über alles außer den Monsieur selbst.

Denn über sich selbst war das einzige über was er sich nie ihm Klaren war. Er wünschte sich oft, dass er irgendeine objektive allwissende Zentralstelle anrufen könnte. Sie würde ihm dann sagen welche Gedanken er ausmerzen sollte und was er in Erinnerung behalten und weiter behandeln dürfe.

Ja ab zum Psychiater, sagen Sie. Los Monsieur, erzähl doch jemandem von den wirren Gedanken, der ordnet die dann!
Hatte der Monsieur doch längst versucht, das mit dem Psychiater. Aber wie sollte ein anderer ordnen?

Der Monsieur hatte sich im großen, Patienten einsaugenden und gleichzeitig diese Gemütlichkeit vorheuchelnd abstoßenden, Lehnstuhl gewunden und nach Worten gesucht um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Zu erklären, wie man sich da fühlt, wenn das Chaos entsteht. Der Psychiater hatte ihn angelächelt, den Stift erwartungsvoll auf das Papier gerichtet.

Doch das Papier war leer geblieben. Zuerst hatte der Monsieur alles versucht einen sinnvollen, aussagekräftigen Satz zu sagen, hatte auf den liebevoll geschwungenen Lippenbogen des Mannes mit dem Papier geblickt. Doch dann hatte er die Augen des Mannes erblickt und er hatte plötzlich durch sie hindurchgesehen, wie durch ein hauchdünnes Löschpapier und hinter ihnen rasten ungeordnete Gedanken. Sie flitzten hastig und ruckartig hin und her.  Rissen alles mit sich wie Kometen.

Und plötzlich hatte der Monsieur erkannt, dass der Psychiater ihn vielleicht längst verstanden hatte, ihm aber nicht helfen könne, da er selbst keine Ordnung erschaffen hatte. Sie nicht erschaffen konnte, weil niemand das konnte.

Weil es keine Zentrale gab. Und keine Wahrheit.

Es gab nur Chaos und noch mehr Chaos.

So war der Monsieur gegangen. Er war nicht aufgesprungen und schreiend rausgestürmt. Das hätte nicht dem Naturell des Monsieur entsprochen. Er war bis zum Ende der Sitzung geblieben. Er hatte ein paar seine lyrischsten Träumereien erzählt, während er innerlich schrie und die Kometen explodierten und genauso schrien. Wie erschreckte Säuglinge. Und  dann war er gegangen

Und hatte gewusst, dass es nicht mehr lange dauern  würde und er würde in der Straßenbahn, die hell erleuchtet war und auf der Werbereklamen zu sehen waren, sitzen, gegenüber von der Frau mit den niedrigen Absätzen und dem Fernsehmagazin, während der Fluss steif wie ein Brett in seiner Betonmulde wartend liegen würde, die Lichter auf seiner Oberfläche fesselnd.





















6.

Die Straßenbahn spuckte die müde Menschentraube beim Bahnhof aus.

Eine Gruppe Verbleibender, die nicht, als die Straßenbahn in der hell glitzernden Stadt hielt, ausgestiegen waren, sondern nun die lange Straße zum Bahnhof hinunterschlichen. Wie ein stiller Trauerzug, der von der Außenwelt unbemerkt ziehen wollte.

Auf all den Schultern thronte ein riesiger unsichtbarer Sarg in dem, zwischen unsichtbaren Knospen, die den Duft von Langweile versprühten, und eingehüllt in riechende alte Tücher, der vergangene Tag gebettet lag. Nackt und nichts sagend.

Und den Menschen flossen unsichtbare Tränen aus den zu Boden blickenden Augen. Sie hatte erkannt, dass der tote Tage ein Stück von ihnen in das schwere Grab mitgezogen hatte. Dass das Begräbnis des Tages wieder viel zu schnell gekommen war, schneller als erwartet.

War nicht gerade erst das Letzte gewesen? War man nicht gerade erst die lange Straße hinuntergeschlichen? Die Hoffnung, die man früh morgens gespürt hatte, wie einmal zwischen den Kometen, die nicht müde zu werden scheinen, suchend? Die Kometen. Kommt der Abend werden sie noch schneller. Noch undurchschaubarer. Treiben ihr Unwesen in dem müden Köpfen.

Der Monsieur wusste über die Kometen der Schleichenden Bescheid. Trotz gesenkter Blicke. Er brauchte nicht mehr durch ihre zarten Augen zu sehen, um zu sehen was sich dahinter verbarg.

Was dahinter tobte.





























7.

Der Monsieur ging am Bahnhof vorbei. Nun  alleine. Nun am eigenen Trauerweg oder am Weg in die paradiesische Erlösung. Wie man es eben nahm. Der Monsieur glaubte weder an das eine noch an das andere. Trauer war nur wieder eine dieser Ansammlungen an Kometen, die einem etwas vorgaukelten, nämlich das empfinden von Gefühlen. Und Erlösung und Paradies waren Produkte des Versuchs den Kometen und den daraus entehenden Handlungen Sinn zu verleihen.

Der Monsieur legte seine Mantel ab und platzierte ihn fein säuberlich neben sich auf der Mauer, die es nicht zu übertreten galt, wenn man nicht auf das Brett, das unten lag, aufprallen wollte. Der Monsieur hatte gehört, dass Betrunken den Lichterspielen auf der Wasseroberfläche in ihrer wunderbaren Trunkenheit verfallen waren. Sie waren ihnen betört entgegengesprungen. Hoffnungsvoll, dass sie da unten etwas Unglaubliches erwarten würde.

Hatten sie ein Glück gehabt. Sie hatte getrunken. Dadurch legt man alle Gedankenebene lahm, die auf die aller erste Ebene folgen. Sie hinterfragen. Zerlegen.

Dadurch hatten sie nur noch diese eine kindliche simple Ebene. Fein säuberlich in ihrem Kopf liegend. Und wenige Kometen kreisten geordnet in eine Richtung.

Auf, Ich springe dem Licht entgegen, folgt so kein Hinterfragen der Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung, sondern nur Zustimmung und Bestärkung. Der Monsieur merkte, wie ihm dieses Glück nicht zu Teil wurde.

Er brauchte Alkohol. Wieso hatte er bloß nicht früher daran gedacht? Gestern war er doch bei dem Kreisler gewesen. Frischen Schinken holen. Der Monsieur ärgerte sich über derart wenig Planung. Er würde sich nun auf die Suche nach einem Tropfen Alkohol machen. Gewiss, er hatte kein Geld bei sich, aber die Gegend war die richtige. Gerade zog er seinen wieder Mantel an, als ihn eine Stimme von hinten zusammenzucken ließ.

Was soll das?

Der Monsieur schaute den jungen Mann fragend an. Er stand hinter ihm wie ein Wachmann. Beide Beine in den Boden gestemmt. Seine dreckige Kleidung ließ jedoch auf eine andere oder nicht vorhandene Karriere schließen.

Was das denn solle, wieso er wieder runtersteige, hatte ja schon die Zehen über dem Mauerrand gehabt, hatte entschlossen ausgesehen.

Enttäuschend war sowas.

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