Stundenprotokoll


080091 (Gruppe 1) PS STEOP: B120 Einführung in die Europäische Ethnologie EE

Lukasz Nieradzik

2016W



Marie Hummer (1616508)

Zusammenfassung der 4. Sitzung (8.11.2016)



Drei Ordnungskategorien des Sozialen (Identität, Ethnizität, Geschlecht)

Die Identität kann nicht im Singular angenommen werden. Sie ist verhandelbar, auch wenn sich im gesellschaftlichen Kontext eine Starrheit mancher Identitätsmerkmale entwickelt und andere regelrecht gesellschaftlich aufgezwungen werden. Auch selbstgewählte Merkmale stehen im Zusammenhang mit dem sozialen Kontext. Es handelt sich bei der Identität um ein  ständiges Aushandeln zwischen Selbst- und Fremdbild. Sie bezeichnet ein Praxis- und Vorstellungsgeflecht der Distinktion (Inklusion und Exklusion) in bestimmten sozialen Feldern und die Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen.  

Die Ethnizität ist eine Form der kollektiven Identität, die eine (vermeintlich schicksalsbedingte, als natürlich und a priori gegeben empfundene) Zugehörigkeit außerhalb des Kulturellen beschreibt und daher (politisch gebrauchte) Hilfestellung zur Begreifung von Menschen als Gemeinschaft darstellt. Sie weist jedoch einen klaren Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen Diskurses) auf. Ethnizität und Kultur werden in der Gegenwart oft stellvertretend für den Rassebegriff verwendet. Im 19. Jahrhundert tragen Herders zivilisationskritische Auseinandersetzung mit der „Volkskultur“, also mit dem Bild des unveränderten Volks, das angebliche Ursprünglichkeit verkörpert, die Theorie Darwins und die naturwissenschaftlich-biologisch begründete Klassifizierung zur Etablierung des ethnischen Paradigmas bei.

Gesellschaftsanalyse

Bei dem Modell der horizontalen Ordnung wird davon ausgegangen, dass gewisse Lebensfaktoren die  individuelle Position bestimmen. Das Anderssein ist im materiellen und kulturellen Lebensstil begründet. Die vertikale Ordnung beschreibt die Positionsbestimmung durch unterschiedliche Kapitale. Durch verschiedene Stati entsteht Ungleichheit. Die Position in der Hierarchie wird als vererbt und eine Neupositionierung in Form eines Aufstiegs in der gesellschaftlichen Rangordnung als kaum möglich angesehen.

In seiner Theorie teilt Marx die Gesellschaft in zwei Klassen, die aus der ökonomischen Ungleichheit heraus entstehen und unüberwindbare Interessensgegensätze haben. Für Marx ist die ökonomische Zuordnung zu einer Klasse klar mit einem Klassenbewusstsein verbunden. Marx eindeutig antagonistischer Ansatz sieht einen unausweichlichen Klassenkampf als notwendiges Resultat jener Diskrepanz zwischen den Klassen. Marx entwickelt diese Ideen nicht vollkommen neu und vorbildlos, sondern beruft sich auf das bereits etablierte Paradigma der Gegensätzlichkeit. Er bezieht sich beispielsweise auf Hegels Dialektik. Er vertritt eine materialistische statt idealistische Auffassung.

Weber sieht im Gegensatz zu Marx nicht die klare und unbedingte Verbindung von Klassenbewusstsein und ökonomischer Klasse. Er verwendet den Standesbegriff, um jene Gruppen zu beschreiben, deren Mitglieder sich nicht nur in ähnlicher materieller Lage befinden, sondern die auch jenes Klassenbewusstsein verbindet. Er sieht die Lösung in der Vergesellschaftung von Konflikten.

Die Gesellschaftsanalyse ist durch die Wahrnehmung von Ungleichheiten und den Versuch, Ordnungen zu erschließen definiert. In den 1960er Jahren verlegte man den Schwerpunkt der Beobachtungen von der Gemeinschaft zur Gesellschaft, wobei die Einteilung in den vermeintlich homogenen ländlichen und heterogenen städtischen Raum erhalten bleibt. In den 1970er Jahren wird die Gesellschaft im Zusammenhang  mit politischen Entwicklungen und Faktoren betrachtet. Man unterteilt weiterhin klar in zwei Kategorien, wobei man die Arbeiter- der bürgerlichen Kultur gegenüber stellt. In den 1980er Jahren wird die Sinnhaftigkeit der Bezeichnung einer Arbeiterklasse angezweifelt und es etabliert sich das Bild der Risikogesellschaft (Beck) statt jenem der Klassengesellschaft. Die Risikobetroffenheit wird als bedeutenderes Merkmal als die Klassenzugehörigkeit angesehen. Diese These wird verständlicher, wenn man die Verunsicherung, das Bild des sich selbst überlassenen Menschen und das Auftreten neuer Risikoformen in den 1980er Jahren bedenkt.

In jenes Jahrzehnt fällt auch Boudieuxs Idee der feinen Unterschiede, die die individuelle Position in der Gesellschaft bestimmen. Er teilt die Faktoren dieser in ökonomisches, soziales, symbolisches und kulturelles Kapital. Er entwickelt ein Klassenmodell, das die Gesellschaft in drei Klassen teilt, von denen die höchste als „Feld der Macht“ bezeichnet wird. Im Fokus zur Positionsbestimmung im Modell liegen Bildung und finanzielle Möglichkeiten. Auf der horizontalen Achse des Modells wird die Gewichtung des kulturellen bzw. jene des finanziellen Kapitals bei der Standortsbestimmung des Individuums vermerkt. Vertikal wird die Gesamtheit vorhandenen ökonomischen und kulturellen Kapitalvolumens verzeichnet. Der Geschmack, den ein jedes Individuum hat und präsentiert und über den es definiert wird (Klassifizierung), ist nicht erlernbar.



Zu Beginn befassen wir uns mit der Fragestellung, was die Europäische Ethnologie mache.

Europäische Ethnologen bestimmen ein bestimmtes Thema, das sie analysieren und erforschen wollen. Das Festlegen eines solchen Forschungsfeldes, das es zu beschreiben und weiterführend zu verstehen gilt, setzt voraus, dass dies zuerst einmal noch nicht erfasst und in seinen Strukturen und Eigenschaften noch undurchsichtig ist. Daher kann man von einer bewussten Bezeichnung von Etwas als „anders“ und „fremd“ sprechen und daher von einer Produktion des „Fremden“.

Die Beobachtung und Beschreibung des menschlichen Handelns in einem zuvor festgelegten Forschungsfeld erfolgt „weich“, also liegt der Fokus auf dem qualitativen und nicht auf den quantitativen Wert einer Studie. Ein veranschaulichendes Beispiel ist die Berechnung der Durchschnittslebenserwartung in einer bestimmten Epoche, deren Ergebnis im Grunde wenig Aussagekraft für sich beanspruchen kann, da den Durchschnitt selbst nur wenige tatsächlich erreichen, sondern andere Phänomene wie eine hohe Kindersterblichkeit das in Wirklichkeit häufig erreichte Alter beträchtlich senken können.

Herzfeld fordert von der Europäischen Ethnologie die Betrachtung der Kultur mit dem Fokus auf die Art und Weise der Handlungen, auf die Bedeutung für die Gesellschaft und auf die Akteure.

Es folgt eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Bezeichnung der Kultur als Kehrseite der Gesellschaft, da sie im Grunde nicht als von der Gesellschaft abgetrennt gedacht werden sollte. Es wird auch die mögliche Widersprüchlichkeit dieser Definition zu jener Geertz, der von der Kultur als ein „selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe“ spricht, angemerkt.

Als nächstes soll der Begriff „soziales Feld“ definiert werden.

Das „soziale Feld“ beschreibt einen spezifischen, eingegrenzten Raum, in dem verbindende Regeln, Werte, Zielsetzungen und Sichtweisen erkennbar sind.

Es folgt die Besprechung der Definition des „Diskursuniversums“.

Es handelt sich hierbei um eine bestimmte Sichtweise, in der wir uns bewegen. Auch der Begriff des Paradigmas als klarer Glaubensgrundsatz, von dem bei weiterführenden Überlegungen automatisch ausgegangen wird, fällt. Es ist Ziel des Forschers im Zuge der Selbstreflexion seinen eigenen Standpunkt zu erkennen und so möglichst die Überschreitung von Wissensgrenzen zu erreichen.

Weiterführend wird die Bedeutung und Verwendung des Kulturbegriffs im historischen Wandel betrachtet.

In der Antike verwendet Cicero erstmals den Begriff „cultura“ im Zusammenhang mit geistigem Kulturgut. Bei der Widerentdeckung Ciceros im Mittelalter wird auch diese Anwendung übernommen.

Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert wird die Kultur noch mehr als Gegensatz zur Natur angesehen. Dies stellt nicht das einzige Gegensatzpaar dar. Man unterscheidet auch im Zusammenhang mit dem Kulturbegriff zwischen Mann und Frau, wobei der Mann der Kulturträger ist und die Frau zuerst mit der Natur in Verbindung gebracht wird und dann als Reproduzentin der Kultur gilt. Eine weitere Trennlinie wird zwischen Volkskultur und hoher Kultur gezogen, wobei erst durch den Begriff des „gesunkenen Kulturguts“ von Naumann im 20.Jh. eine klare Abwertung des Volks als Kulturträger erfolgt. Zuvor wird insbesondere in der Romantik, wobei Rhiel eine wichtige Rolle spielt, die Volkskultur als Bewahrung der Ursprünglichkeit und Vorbild behandelt, wobei die Tendenz der Homogenisierung (Begriff des einheitlichen „Bauerntums“) und Ideologisierung besonders bei Rhiel deutlich wird.

Ab dem 19.Jahrhundert erlebt der Kulturbegriff eine enorme politische Aufladung, durch diese die Volkskunde in ihrem Themenspektrum extrem eingegrenzt wird. Für die deutsche Politik im 19. Jahrhundert hat die Gegenüberstellung von Kultur und Zivilisation eine enorme Bedeutung, da sie zur Herabsetzung Frankreich und Englands dient. Die „deutsche Kultur“ wird als „natürlicher“ und somit der „künstlichen“ Zivilisationsprozesse Frankreich und Englands überlegen dargestellt. Thomas Manns Stellungnahme zu dieser Gegenüberstellung wird erwähnt und Begriffe wie „ehrliche deutsche Kultur“ werden zitiert. Die Kultur wird zum Kampfbegriff.

Malinowski steht für ein völlig neuartiges Forschungskonzept, da er einen neuen Zugang zum Feld fordert, in dem der Forscher Teil dessen werden soll. Auch der Begriff des Funktionalismus, also die Vorstellung, dass alle Phänomene und Handlungsweisen einer bestimmten Funktion unterliegen, stammt von ihm. Weiters werden die sogenannten Kulturwolken Scharfes besprochen, also die Bereiche, in die sich der Kulturbegriff in der alltäglichen Anwendung teilt.

Ein Studierender unterbricht die historische Abhandlung der Begriffsdefinition durch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Verwendung eines Begriffs, der historisch einem solchen Wandel unterlegen ist.

Geertz spricht von einem „simeotischen Kulturbegriffs“, dessen Bedeutung sich erst über das Feld erschließt, daher kontextabhängig ist.

In den 1950er Jahren fordert die Münchner Schule Historisierung statt mythologischen Erklärungen. Ihre Vertreter arbeiten quellenkritisch und suchen die historischen Zusammenhänge, um Phänomene und Handlungsweisen neu erforschen und erklären zu können.

Die Volkskunde der DDR, als deren Vertreter Steinitz genannt wird, zeigt Interesse an den Beherrschten und an der Funktion von Reliquten.

Als kritische Theorie wird die „Dialektik der Aufklärung“ genannt. Der Begriff des „Klassenantagonismus“ wird geklärt. Die komplexe Gesellschaft wird in Produzenten und Konsumenten geteilt, wobei die Produzenten enormen Einfluss auf die Konsumenten ausüben und diese manipulieren.

Abschließend wird der Begriff der Identität als sehr weit, also so wie der der Kultur, dargestellt. Auch er ist politischen Aufladungen ausgesetzt. Er kann nicht im Singular verstanden werden. Die gröbste Unterscheidung kann zwischen sozialer und personeller Ebene erfolgen, wobei am Ende die Faktoren, die die Identitäten bestimmen, zur Diskussion standen.

Antike bis 19.Jh.: Ciceros Verwendung des Begriffs „cultura“ im Zusammenhang mit dem geistigen Kulturgut wird im Mittelalter übernommen (vgl. Kaschuba 1999: 117). Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert wird Kultur verstärkt als Gegensatz zu Natur angesehen. Dies stellt nur eines der Gegensatzpaare im Zusammenhang mit dem Kulturbegriff dar, zu denen auch Mann und Frau, wobei der Mann der Kulturträger ist und die Frau mit der Natur in Verbindung gebracht wird, sowie Volkskultur und hohe Kultur zählen (vgl. Jeggle 2001: 54, 59, 60). Erst Naumanns „gesunkenes Kulturgut“ im 20.Jh. wertet das Volk als Kulturträger ab. In der Romantik wird die Volkskultur als Vorbild, insbesondere wegen der vermeintlichen Bewahrung des Ursprünglichen, behandelt, wobei die Tendenz der Homogenisierung („Bauerntum“) und Ideologisierung deutlich wird (vgl. ebd.: 61). Im 19.Jahrhundert wird der Kulturbegriff auch zunehmend politisch aufgeladener Kampfbegriff und die Volkskunde in ihrem Themenspektrum eingegrenzt (vgl. ebd.: 61). In der deutschen Politik jener Zeit ist die Gegenüberstellung der angeblich natürlichen, ererbten deutschen Kultur und des sogenannten künstlichen Zivilisationsprozess Frankreichs und Englands bedeutend (vgl. Kaschuba 1999: 120).

20. Jh./21.Jh.: Der Begriff des „Funktionalismus“, dessen Hauptvertreter Malinowski und Radcliff-Brown sind, drückt die Vorstellung aus, dass alle Phänomene und Handlungsweisen einer bestimmten Funktion unterliegen (ebd.: 65f.). Eine neu definierte Vorstellung „gesunkenen Kulturguts“ beschreibt der Begriff des „Klassenantagonismus“ (Horkheimer, Adorno: „Dialektik der Aufklärung“). Die komplexe Gesellschaft wird geteilt. Produzenten üben manipulativ Einfluss auf Konsumenten aus („Absink-Konzept“) (Korff 1999: 34f.). Die Volkskunde der DDR setzt sich mit Beherrschten und der Funktion von Relikten auseinander (ebd.: 28). Die Vertreter der Münchner Schule fordern quellenkritische Arbeit und historische Zusammenhänge anstatt mythologischer Erklärungen (Kaschuba 1999: 96, 104).

Die Bezeichnung der Kultur als Kehrseite der Gesellschaft kann kritisiert werden, da diese im Grunde nicht als von der Gesellschaft abgetrennt gedacht werden sollte. Der Zusammenhang zwischen Kultur und dem Akteur als Erschaffender und Teil dieser macht die Definition „selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe“ von Clifford Geertz deutlich (ebd.: 98). Er spricht auch von einem „semiotischen Kulturbegriff“, dessen Bedeutung sich erst über das Feld erschließt, daher kontextabhängig ist (ebd.: 122f.). Die „Kulturwolken“ Scharfes kennzeichnen die Bereiche, in die sich der Kulturbegriff in der alltäglichen Anwendung teilt (Scharfe 2002: 3ff.).

Wird ein zu erforschendes „soziales Feld“ (spezifischer, eingegrenzter Raum, in dem verbindende Regeln, Werte, Zielsetzungen und Sichtweisen erkennbar sind) ausgewählt, ist dies anfangs in seinen Strukturen und Eigenschaften noch undurchsichtig. Zu dem „Anderen“ und „Fremden“ konstruiert es jedoch der Forscher, indem es Forschungsgegenstand wird. Diesem sich durch Verständnis und Grenzüberwindung zu nähern, ist Aufgabe der Wissenschaft (Kaschuba 1999: 107). [Malinowski fordert in diesem Zusammenhang eine intensive Teilnahme im Feld (ebd.: 65f.).] Die Beobachtung und Beschreibung erfolgt meist „weich“, also liegt der Fokus auf dem qualitativen und nicht auf den quantitativen Wert einer Studie, deren Ergebnis möglichst wirklichkeitsadäquat sein soll (ebd.: 99f., 104).

Bei dem Begriff des „Diskursuniversums“ handelt es sich um die Sichtweise, in der wir uns bewegen, um klare Grundsätze, von denen bei Überlegungen automatisch ausgegangen wird und die selbstreflektorisch erkannt und somit Grenzen überschritten werden sollen (ebd.: 101).

Der Begriff der Identität ist „weit“ und politisch aufladbar. Er kann nicht im Singular verstanden werden. Die signifikanteste Unterscheidung erfolgt zwischen sozialer und personeller Ebene (ebd.: 132ff.).

Zu Beginn befassen wir uns mit der Fragestellung, was die Europäische Ethnologie mache.

Europäische Ethnologen bestimmen ein Thema, das sie analysieren und erforschen wollen. Das Festlegen eines solchen Forschungsobjektes, das es zu beschreiben und weiterführend zu verstehen gilt, setzt voraus, dass dies zuerst einmal noch nicht erfasst und in seinen Strukturen und Eigenschaften noch undurchsichtig ist. Und doch wird davon ausgegangen, das nichts zunächst „anders“ ist, sondern das Etwas als „anders“ und „fremd“ erst konstruiert wird, indem es bewusst zum Forschungsgegenstand gemacht wird. Es geht um die bewusste Produktion des „Fremden“. Diesem sich durch Verständnis und Grenzüberwindung zu nähern, ist Aufgabe der Wissenschaft. (Kaschuba 1999, S. 107)

Die Beobachtung und Beschreibung des menschlichen Handelns in einem zuvor festgelegten Forschungsfeld erfolgt „weich“, also liegt der Fokus auf dem qualitativen und nicht auf den quantitativen Wert einer Studie, deren Ergebnis möglichst wirklichkeitsadäquat sein soll, auch wenn sie sich oft nicht auf die Erhebung großer Zahlen- und Datenmengen berufen kann. Ein veranschaulichendes Beispiel ist die Berechnung der Durchschnittslebenserwartung in einer bestimmten Epoche, deren Ergebnis im Grunde wenig Aussagekraft für sich beanspruchen kann, da den Durchschnitt selbst nur wenige tatsächlich erreichen, sondern andere Phänomene wie eine hohe Kindersterblichkeit das in Wirklichkeit häufig erreichte Alter beträchtlich senken können. (Kaschuba 1999, S.99 f., S. 104)

Herzfeld fordert von der Europäischen Ethnologie die Betrachtung der Kultur mit dem Fokus auf die Art und Weise der Handlungen, auf die Bedeutung für die Gesellschaft und auf die Akteure.

Es folgt eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Bezeichnung der Kultur als Kehrseite der Gesellschaft, da sie im Grunde nicht als von der Gesellschaft abgetrennt gedacht werden sollte. Es wird auch die mögliche Widersprüchlichkeit dieser Definition zu jener Clifford Geertz, der von der Kultur als ein „selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe“ (Kaschuba 1999, S. 98) spricht, angemerkt.

Als nächstes soll der Begriff „soziales Feld“ definiert werden.

Das „soziale Feld“ beschreibt einen spezifischen, eingegrenzten Raum, in dem verbindende Regeln, Werte, Zielsetzungen und Sichtweisen erkennbar sind.

Es folgt die Besprechung der Definition des „Diskursuniversums“.

Es handelt sich hierbei um eine bestimmte Sichtweise, in der wir uns bewegen. Auch der Begriff des Paradigmas als klarer Glaubensgrundsatz, von dem bei weiterführenden Überlegungen automatisch ausgegangen wird, fällt. Es ist Ziel des Forschers im Zuge der Selbstreflexion seinen eigenen Standpunkt zu erkennen und so möglichst die Überschreitung von Wissensgrenzen zu erreichen. (Kaschuba, S. 101)

Weiterführend wird die Bedeutung und Verwendung des Kulturbegriffs im historischen Wandel betrachtet.

In der Antike verwendet Cicero erstmals den Begriff „cultura“ im Zusammenhang mit geistigem Kulturgut. Bei der Widerentdeckung Ciceros im Mittelalter wird auch diese Anwendung übernommen. (Kaschuba 1999, S.117)

Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert wird die Kultur noch mehr als Gegensatz zur Natur angesehen. Dies stellt nicht das einzige Gegensatzpaar dar. Man unterscheidet auch im Zusammenhang mit dem Kulturbegriff zwischen Mann und Frau, wobei der Mann der Kulturträger ist und die Frau zuerst  mit der Natur in Verbindung gebracht wird und dann als Reproduzentin der Kultur gilt. Eine weitere Trennlinie wird zwischen Volkskultur und hoher Kultur gezogen, wobei erst durch den Begriff des „gesunkenen Kulturguts“ von Naumann im 20.Jh. eine klare Abwertung des Volks als Kulturträger erfolgt. (Jeggle 2001, S. 54, 59, 60) Zuvor wird insbesondere in der Romantik, wobei Rhiel eine wichtige Rolle spielt, die Volkskultur als Bewahrung der Ursprünglichkeit und Vorbild behandelt, wobei die Tendenz der Homogenisierung (Begriff des einheitlichen „Bauerntums“) und Ideologisierung besonders bei Rhiel deutlich wird. (Jeggle 2001, S. 61)

Ab dem 19.Jahrhundert erlebt der Kulturbegriff eine enorme politische Aufladung, durch diese die Volkskunde in ihrem Themenspektrum extrem eingegrenzt wird. (Jeggle 2001, S. 61) Für die deutsche Politik im 19. Jahrhundert hat die Gegenüberstellung von Kultur und Zivilisation eine enorme Bedeutung, da sie zur Herabsetzung Frankreich und Englands dient. Die „deutsche Kultur“ wird als „natürliche“ und „ererbt“ und somit der „künstlichen“ Zivilisationsprozesse Frankreich und Englands überlegen dargestellt. (Kaschuba 1999, S. 120) Thomas Manns Stellungnahme zu dieser Gegenüberstellung wird erwähnt und Begriffe wie „ehrliche deutsche Kultur“ werden zitiert. Die Kultur wird zum Kampfbegriff.



Malinowski steht für ein völlig neuartiges Forschungskonzept, da er einen neuen Zugang zum Feld fordert, in dem der Forscher Teil dessen werden soll. Auch der Begriff des Funktionalismus, also die Vorstellung, dass alle Phänomene und Handlungsweisen einer bestimmten Funktion unterliegen, stammt von ihm. (Kaschuba 1999, S.65 f.) Weiters werden die sogenannten Kulturwolken Scharfes besprochen, also die Bereiche, in die sich der Kulturbegriff in der alltäglichen Anwendung teilt. (Scharfe 2002, S. 3 ff.)

Ein Studierender unterbricht die historische Abhandlung der Begriffsdefinition durch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Verwendung eines Begriffs, der historisch einem solchen Wandel unterlegen ist.

Geertz spricht von einem „semiotischen Kulturbegriffs“, dessen Bedeutung sich erst über das Feld erschließt, daher kontextabhängig ist. (Kaschuba 1999, S. 122 f.)

In den 1950er Jahren fordert die Münchner Schule Historisierung statt mythologischen Erklärungen. Ihre Vertreter arbeiten quellenkritisch und suchen die historischen Zusammenhänge, um Phänomene und Handlungsweisen neu erforschen und erklären zu können. (Kaschuba 1999, S.96, 104)

Die Volkskunde der DDR, als deren Vertreter Steinitz genannt wird, zeigt Interesse an den Beherrschten und an der Funktion von Reliquten. (Korff 1999, S. 28)

Als kritische Theorie wird die „Dialektik der Aufklärung“ genannt. Der Begriff des „Klassenantagonismus“ wird geklärt. Die komplexe Gesellschaft wird in Produzenten und Konsumenten geteilt, wobei die Produzenten enormen Einfluss auf die Konsumenten ausüben und diese manipulieren („Absink-Konzept“). (Korff 1999, S. 34 f.)    

Abschließend wird der Begriff der Identität als sehr weit, also so wie der der Kultur, dargestellt. Auch er ist politischen Aufladungen ausgesetzt. Er kann nicht im Singular verstanden werden. Die gröbste Unterscheidung kann zwischen sozialer und personeller Ebene erfolgen, wobei am Ende die Faktoren, die die Identitäten bestimmen, zur Diskussion standen. (Kaschuba 1999, S. 132 ff.)

Zusammenfassung: politischer Kulturbegriff (Zivilisation und Zivilisation), semiotischer Kulturbegriff (Clifford Geertz: selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe, Bedeutung eines Zeichens erschließt sich im Feld), Funktionalismus (Malinowski, Radcliff-Brown: Handeln hat eine Funktion (Studie bei Weber-Kellermann: neues Lesen altes Texts von Mannhart: Zusammenarbeit Mann und Frau nicht fruchtbarkeitskultische Zusammenhänge, sondern funktional aufgrund ökonomischer Interesse an möglichst hohem Ertrag erklärbar), Münchner Schule (Quellenkritik und -analyse, Historisierung), Dialektik der Aufklärung (Wer übt Kritik aus? Wer produziert Kultur? Klassenantagonismus, Aufklärung schlägt um (Vernunft steht über allen anderen Kategorien), DDR Volkskunde (gesellschaftliche Widersprüche, Steinitz Liedsammlung)

Drei Ordnungskategorien des Sozialen

Identität: nicht im Singular, kollektiv und personell, aussuchen möglich und verhandelbar (im Feldkontext entwickelt sich eine Starrheit mancher Identitätsmerkmale (gesellschaftlich aufgezwungen (Abhängigkeit und Determinierung), selbstgewählte Merkmale mit sozialen Kontext zusammenhängend), ständiges Aushandeln wischen Selbst- und Fremdbild, Distinktion, Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen, Bündel von Praktiken, Selbstverortung (distinktive Praktiken der Abgrenzung), Praxis- und Vorstellungsgeflecht der Selbstverortung (Inklusion und Exklusion) in bestimmten sozialen Feldern

Ethnizität: Form der kollektiven Identität, Beschreibung einer Schicksalshaftigkeit außerhalb des Kulturellen, Hilfe Leute als Gemeinschaft zu begreifen, politisch gebraucht, Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen Diskureses); ethnisches Paradigma beschreibt die kulturelle Argumentation von Fremdartigkeit (Ethnizität und Kultur stellvertretend für Rassebegriff), das als natürlich a priori empfunden wird; 19.Jh.: Herder „Volkskultur“(zivilisationskritisch, Suche nach Felsen (unverändertes Volk) inmitten der Brandung), Darwin, Klassifizierung (biologisches Modell, naturwissenschaftliche Begründung)

Geschlecht

Gesellschaftsanalyse und  -modell

Horizontale Ordnung: gewisse Lebensfaktoren wirken in individuelle Machtposition ein, Anderssein in materiellem und kulturellen Lebensstil; Vertikale Ordnung: eigene Kapitale bestimmen über Position, durch Statussymbole entsteht Ungleichheit, Kapitale bestimmen über vererbte Position, Hierarchisierung; Marx: zwei Klassen entstehen aus ökonomischen Voraussetzungen und haben unüberwindbaren Interessensgegensatz (Klassenlage=Klassenbewusstsein) -> Klassenkampf (Marx= antagonistisch), keine Erfindung des Paradigmas der Gegensätzlichkeit (Beziehung auf Hegel beispielsweise (Dialektik)), Materialismus statt Idealismus; Weber: Klasse ist nicht Klassenbewusstsein (Stand = ist Gruppe in ähnlicher materieller Lage mit Klassenbewusstsein) -> Vergesellschaftung von Konflikten; Gesellschaftsanalyse: Blick auf Ungleichheiten, Ordnungen erschließen, 1960er: Gemeinschaft zur Gesellschaft (ländlicher (homogen) und städtischer (heterogen) Raum, 1970er: Kontroverse: Zusammenhang Gesellschaft und Politik (Arbeiter- versus bürgerliche Kultur), 1980er (Momentaufnahmen): Ende der Arbeiterklasse, Risikogesellschaft (Beck, 1980er) (im Unterschied zur Klassengesellschaft: Risikobetroffenheit ist größeres Merkmal als Klasse (in den 1980er Jahren tritt Verunsicherung (neue Formen von Risiken, Mensch ist sich selbst überlassen) ein, daher These verständlicher), Boudieux: feine Unterschiede (1980er) Einteilung in ökonomisches, soziales, symbolisches und kulturelles Kapital (Zusammenhang Bildung + finanzielle Möglichkeiten) (ausgehend von Klassenmodell: oben Feld der Macht (auch arbeitsloser Akademiker enthalten), und horizontale (Kapitalstruktur: links nur kulturelles Kapital, rechts nur finanzielles) und vertikale (ökonomisches und kulturelles Kapitalvolumen) Achse), Geschmack ist nicht erlernbar

Zusammenfassung: politischer Kulturbegriff (Zivilisation und Zivilisation), semiotischer Kulturbegriff (Clifford Geertz: selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe, Bedeutung eines Zeichens erschließt sich im Feld), Funktionalismus (Malinowski, Radcliff-Brown: Handeln hat eine Funktion (Studie bei Weber-Kellermann: neues Lesen altes Texts von Mannhart: Zusammenarbeit Mann und Frau nicht fruchtbarkeitskultische Zusammenhänge, sondern funktional aufgrund ökonomischer Interesse an möglichst hohem Ertrag erklärbar), Münchner Schule (Quellenkritik und -analyse, Historisierung), Dialektik der Aufklärung (Wer übt Kritik aus? Wer produziert Kultur? Klassenantagonismus, Aufklärung schlägt um (Vernunft steht über allen anderen Kategorien), DDR Volkskunde (gesellschaftliche Widersprüche, Steinitz Liedsammlung)

Drei Ordnungskategorien des Sozialen

Identität: nicht im Singular, kollektiv und personell, aussuchen möglich und verhandelbar (im Feldkontext entwickelt sich eine Starrheit mancher Identitätsmerkmale (gesellschaftlich aufgezwungen (Abhängigkeit und Determinierung), selbstgewählte Merkmale mit sozialen Kontext zusammenhängend), ständiges Aushandeln wischen Selbst- und Fremdbild, Distinktion, Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen, Bündel von Praktiken, Selbstverortung (distinktive Praktiken der Abgrenzung), Praxis- und Vorstellungsgeflecht der Selbstverortung (Inklusion und Exklusion) in bestimmten sozialen Feldern

Ethnizität: Form der kollektiven Identität, Beschreibung einer Schicksalshaftigkeit außerhalb des Kulturellen, Hilfe Leute als Gemeinschaft zu begreifen, politisch gebraucht, Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen Diskureses); ethnisches Paradigma beschreibt die kulturelle Argumentation von Fremdartigkeit (Ethnizität und Kultur stellvertretend für Rassebegriff), das als natürlich a priori empfunden wird; 19.Jh.: Herder „Volkskultur“(zivilisationskritisch, Suche nach Felsen (unverändertes Volk) inmitten der Brandung), Darwin, Klassifizierung (biologisches Modell, naturwissenschaftliche Begründung)

Geschlecht

Gesellschaftsanalyse und  -modell

Horizontale Ordnung: gewisse Lebensfaktoren wirken in individuelle Machtposition ein, Anderssein in materiellem und kulturellen Lebensstil; Vertikale Ordnung: eigene Kapitale bestimmen über Position, durch Statussymbole entsteht Ungleichheit, Kapitale bestimmen über vererbte Position, Hierarchisierung; Marx: zwei Klassen entstehen aus ökonomischen Voraussetzungen und haben unüberwindbaren Interessensgegensatz (Klassenlage=Klassenbewusstsein) -> Klassenkampf (Marx= antagonistisch), keine Erfindung des Paradigmas der Gegensätzlichkeit (Beziehung auf Hegel beispielsweise (Dialektik)), Materialismus statt Idealismus; Weber: Klasse ist nicht Klassenbewusstsein (Stand = ist Gruppe in ähnlicher materieller Lage mit Klassenbewusstsein) -> Vergesellschaftung von Konflikten; Gesellschaftsanalyse: Blick auf Ungleichheiten, Ordnungen erschließen, 1960er: Gemeinschaft zur Gesellschaft (ländlicher (homogen) und städtischer (heterogen) Raum, 1970er: Kontroverse: Zusammenhang Gesellschaft und Politik (Arbeiter- versus bürgerliche Kultur), 1980er (Momentaufnahmen): Ende der Arbeiterklasse, Risikogesellschaft (Beck, 1980er) (im Unterschied zur Klassengesellschaft: Risikobetroffenheit ist größeres Merkmal als Klasse (in den 1980er Jahren tritt Verunsicherung (neue Formen von Risiken, Mensch ist sich selbst überlassen) ein, daher These verständlicher), Boudieux: feine Unterschiede (1980er) Einteilung in ökonomisches, soziales, symbolisches und kulturelles Kapital (Zusammenhang Bildung + finanzielle Möglichkeiten) (ausgehend von Klassenmodell: oben Feld der Macht (auch arbeitsloser Akademiker enthalten), und horizontale (Kapitalstruktur: links nur kulturelles Kapital, rechts nur finanzielles) und vertikale (ökonomisches und kulturelles Kapitalvolumen) Achse), Geschmack ist nicht erlernbar

Der Kulturbegriff ist politisch aufladbar. Beispiel ist die Gegenüberstellung der „deutschen“ Kultur und der französischen und englischen „Zivilisation“ im 19. Jahrhundert.

Clifford Geertz entwickelt zur Kulturdefinition den semiotischen Kulturbegriff und jenen des selbstgesponnenen Bedeutungsgewebes. Die Idee hinter der Bezeichnung als „semiotisch“ ist, dass die Bedeutung eines Zeichens sich erst im Feld erschließt.

Der Begriff des Funktionalismus, dessen Hauptvertreter Malinowski und Radcliff-Brown sind beschreibt in Zusammenhang mit der Kultur, dass jedes Handeln eine Funktion hat und durch diese erklärbar ist. Ein passendes Beispiel ist eine Studie, die Weber-Kellermann eines alten Texts Mannharts entnahm und neu interpretierte, indem sie die Zusammenarbeit von Mann und Frau zu einer bestimmten Jahreszeit nicht in ihren fruchtbarkeitskultischen Zusammenhängen zu verstehen versuchte, sondern funktional aufgrund ökonomischer Interesse an möglichst hohem Ertrag erklärte,

Die Münchner Schule steht für eine quellenkritische und historisierende Analyse.

In der „Dialektik der Aufklärung“ wird konkret auf die Fragen, wer Kritik ausübt und wer Kultur produziert  eingegangen und unter dem Begriff des „Klassenantagonismus“ die Manipulation der Konsumenten durch die Produzenten beschrieben. Von Dialektik wird gesprochen, da die Aufklärung regelrecht umschlägt. Es gibt erstrecht eine Einschränkung und Vorgaben, da die Vernunft über allen anderen Kategorien gestellt wird.

Die DDR Volkskunde beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Widersprüche und der neuartigen Reliktforschung fern von den Sammlungen der Zeit des Nationalsozialismus (Bespiel: Liedsammlung von Steinitz)

Drei Ordnungskategorien des Sozialen (Identität, Ethnizität, Geschlecht)

Die Identität kann nicht im Singular angenommen werden. Sie ist verhandelbar, auch wenn sich im Feldkontext eine Starrheit mancher Identitätsmerkmale entwickelt und andere regelrecht gesellschaftlich aufgezwungen werden. Auch selbstgewählte Merkmale sind mit dem sozialen Kontext zusammenhängend. Es handelt sich bei der Identität um ein  ständiges Aushandeln zwischen Selbst- und Fremdbild. Sie bezeichnet ein Praxis- und Vorstellungsgeflecht der  Distinktion (distinktive Praktiken der Abgrenzung)und Selbstverortung (Inklusion und Exklusion) in bestimmten sozialen Feldern und die Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen.  

Die Ethnizität ist eine Form der kollektiven Identität, die eine (schicksalsbedingte, als natürlich und a priori gegeben empfundene) Zugehörigkeit außerhalb des Kulturellen beschreibt und daher (politisch gebrauchte) Hilfestellung zur Begreifung von Leute als Gemeinschaft ist. Sie weist aber einen klaren Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen Diskureses) auf. Das Ethnizität und Kultur werden in der Gegenwart oft stellvertretend für den Rassebegriff verwendet. Im 19.Jh. tragen Herders zivilisationskritische Auseinandersetzung mit der sogenannten „Volkskultur“, also mit dem Bild des unveränderten Volks, das angeblich den „Felsen inmitten der Brandung“ darstellt, die Theorie Darwin und die naturwissenschaftlich-biologisch begründete Klassifizierung zu der Etablierung des ethnischen Paradigmas (Beschreibung kultureller Argumentation von Fremdartigkeit) bei.

Gesellschaftsanalyse

Bei Annahme der horizontalen Ordnung wird davon ausgegangen, dass gewisse Lebensfaktoren die  individuelle Position bestimmen. Das Anderssein ist im materiellen und kulturellen Lebensstil begründet. Die vertikale Ordnung beschreibt die Positionsbestimmung durch unterschiedliche Kapitale. Durch verschiedene Stati entsteht Ungleichheit. Die Position in der Hierarchie wird als vererbt empfunden und eine Neupositionierung in Form eines Aufstiegs in der gesellschaftlichen Rangordnung ist kaum möglich.

In seiner Theorie teilt Marx die Gesellschaft in zwei Klassen, die aus der ökonomischen Ungleichheit heraus entstehen und unüberwindbare Interessensgegensätze haben. Für ist die ökonomische Zuordnung zu einer Klassen klar mit einem Klassenbewusstsein verbunden. Marx klar antagonistischer Ansatz sieht einen unausweichlichen Klassenkampf als notwendiges Resultat jener Diskrepanz zwischen den Klassen. Marx entwickelt nicht das ganze Konzept neu und vorbildlos, sondern beruft sich auf das bereits etablierte Paradigma der Gegensätzlichkeit. Er bezieht sich beispielsweise auf Hegels Dialektik.  Er vertritt eine materialistische statt idealistische Auffassung.

Weber sieht im Gegensatz zu Marx die klare und unbedingte Verbindung von Klassenbewusstsein und ökonomischer Klasse. Er verwendet den Standesbegriff, um jene Gruppen zu beschreiben, deren Mitglieder sich nicht nur in ähnlicher materieller Lage befinden, sondern die auch jenes Klassenbewusstsein verbindet. Er sieht die Lösung in der Vergesellschaftung von Konflikten.

Die Gesellschaftsanalyse ist also durch den Blick auf Ungleichheiten und dem Versuch Ordnungen zu erschließen definiert. In den 1960er Jahren verlegte man den Schwerpunkt der Beobachtungen von der Gemeinschaft zur Gesellschaft, wobei das Bild und die Einteilung in den vermeintlich homogenen ländlichen und heterogenen städtischen Raum erhalten bleiben. In den  1970er  wird die Gesellschaft im Zusammenhang  mit politischen Entwicklungen und -faktoren betrachtet. Man unterteilt weiterhin klar in zwei Kategorien, wobei man die Arbeiter- der bürgerlichen Kultur gegenüber stellt. In den 1980er Jahren wird die Sinnhaftigkeit der Annahme einer Arbeiterklasse angezweifelt und es etabliert sich das Bild der Risikogesellschaft (Beck) statt jenem der Klassengesellschaft. Die Risikobetroffenheit wird als bedeutenderes Merkmal als die Klassenzugehörigkeit angesehen. Diese These wird verständlicher, wenn man mit der Verunsicherung, das Bild des sich selbst überlassenen Menschen und das Auftreten neuer Risikoformen in den 1980er Jahren bedenkt. In jenes Jahrzehnt fällt auch Boudieux Idee der feinen Unterschiede, die die individuelle Position bestimmen. Er teilt die Faktoren dieser in ökonomisches, soziales, symbolisches und kulturelles Kapital ein. Er entwickelt ein Klassenmodell, das die Gesellschaft in drei Klassen teilt, von denen die höchste als „Feld der Macht“ bezeichnet wird. Im Fokus liegen die Bildung  und finanzielle Möglichkeiten). Auf der horizontalen Achse des Modells wird die Gewichtung  des kulturellen bzw. finanziellen Kapitals bei der Standortsbestimmung des Individuums vermerkt. Vertikal wird das ökonomische und kulturelle Kapitalvolumen verzeichnet. Der Geschmack den ein jedes Individuum hat und präsentiert und über den es definiert wird (Klassifizierung) ist nicht erlernbar.



Drei Ordnungskategorien des Sozialen (Identität, Ethnizität, Geschlecht)

Die Identität kann nicht im Singular angenommen werden. Sie ist verhandelbar, auch wenn sich im Feldkontext eine Starrheit mancher Identitätsmerkmale entwickelt und andere regelrecht gesellschaftlich aufgezwungen werden. Auch selbstgewählte Merkmale sind mit dem sozialen Kontext zusammenhängend. Es handelt sich bei der Identität um ein  ständiges Aushandeln zwischen Selbst- und Fremdbild. Sie bezeichnet ein Praxis- und Vorstellungsgeflecht der  Distinktion (distinktive Praktiken der Abgrenzung)und Selbstverortung (Inklusion und Exklusion) in bestimmten sozialen Feldern und die Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen.  

Die Ethnizität ist eine Form der kollektiven Identität, die eine (schicksalsbedingte, als natürlich und a priori gegeben empfundene) Zugehörigkeit außerhalb des Kulturellen beschreibt und daher (politisch gebrauchte) Hilfestellung zur Begreifung von Leute als Gemeinschaft ist. Sie weist aber einen klaren Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen Diskureses) auf. Das Ethnizität und Kultur werden in der Gegenwart oft stellvertretend für den Rassebegriff verwendet. Im 19.Jh. tragen Herders zivilisationskritische Auseinandersetzung mit der sogenannten „Volkskultur“, also mit dem Bild des unveränderten Volks, das angeblich den „Felsen inmitten der Brandung“ darstellt, die Theorie Darwin und die naturwissenschaftlich-biologisch begründete Klassifizierung zu der Etablierung des ethnischen Paradigmas (Beschreibung kultureller Argumentation von Fremdartigkeit) bei.

Gesellschaftsanalyse

Bei Annahme der horizontalen Ordnung wird davon ausgegangen, dass gewisse Lebensfaktoren die  individuelle Position bestimmen. Das Anderssein ist im materiellen und kulturellen Lebensstil begründet. Die vertikale Ordnung beschreibt die Positionsbestimmung durch unterschiedliche Kapitale. Durch verschiedene Stati entsteht Ungleichheit. Die Position in der Hierarchie wird als vererbt empfunden und eine Neupositionierung in Form eines Aufstiegs in der gesellschaftlichen Rangordnung ist kaum möglich.

In seiner Theorie teilt Marx die Gesellschaft in zwei Klassen, die aus der ökonomischen Ungleichheit heraus entstehen und unüberwindbare Interessensgegensätze haben. Für ist die ökonomische Zuordnung zu einer Klassen klar mit einem Klassenbewusstsein verbunden. Marx klar antagonistischer Ansatz sieht einen unausweichlichen Klassenkampf als notwendiges Resultat jener Diskrepanz zwischen den Klassen. Marx entwickelt nicht das ganze Konzept neu und vorbildlos, sondern beruft sich auf das bereits etablierte Paradigma der Gegensätzlichkeit. Er bezieht sich beispielsweise auf Hegels Dialektik.  Er vertritt eine materialistische statt idealistische Auffassung.

Weber sieht im Gegensatz zu Marx die klare und unbedingte Verbindung von Klassenbewusstsein und ökonomischer Klasse. Er verwendet den Standesbegriff, um jene Gruppen zu beschreiben, deren Mitglieder sich nicht nur in ähnlicher materieller Lage befinden, sondern die auch jenes Klassenbewusstsein verbindet. Er sieht die Lösung in der Vergesellschaftung von Konflikten.

Die Gesellschaftsanalyse ist also durch den Blick auf Ungleichheiten und dem Versuch Ordnungen zu erschließen definiert. In den 1960er Jahren verlegte man den Schwerpunkt der Beobachtungen von der Gemeinschaft zur Gesellschaft, wobei das Bild und die Einteilung in den vermeintlich homogenen ländlichen und heterogenen städtischen Raum erhalten bleiben. In den  1970er  wird die Gesellschaft im Zusammenhang  mit politischen Entwicklungen und -faktoren betrachtet. Man unterteilt weiterhin klar in zwei Kategorien, wobei man die Arbeiter- der bürgerlichen Kultur gegenüber stellt. In den 1980er Jahren wird die Sinnhaftigkeit der Annahme einer Arbeiterklasse angezweifelt und es etabliert sich das Bild der Risikogesellschaft (Beck) statt jenem der Klassengesellschaft. Die Risikobetroffenheit wird als bedeutenderes Merkmal als die Klassenzugehörigkeit angesehen. Diese These wird verständlicher, wenn man mit der Verunsicherung, das Bild des sich selbst überlassenen Menschen und das Auftreten neuer Risikoformen in den 1980er Jahren bedenkt. In jenes Jahrzehnt fällt auch Boudieux Idee der feinen Unterschiede, die die individuelle Position bestimmen. Er teilt die Faktoren dieser in ökonomisches, soziales, symbolisches und kulturelles Kapital ein. Er entwickelt ein Klassenmodell, das die Gesellschaft in drei Klassen teilt, von denen die höchste als „Feld der Macht“ bezeichnet wird. Im Fokus liegen die Bildung  und finanzielle Möglichkeiten). Auf der horizontalen Achse des Modells wird die Gewichtung  des kulturellen bzw. finanziellen Kapitals bei der Standortsbestimmung des Individuums vermerkt. Vertikal wird das ökonomische und kulturelle Kapitalvolumen verzeichnet. Der Geschmack den ein jedes Individuum hat und präsentiert und über den es definiert wird (Klassifizierung) ist nicht erlernbar.



Drei Ordnungskategorien des Sozialen (Identität, Ethnizität, Geschlecht)

Die Identität kann nicht im Singular angenommen werden. Sie ist verhandelbar, auch wenn sich im gesellschaftlichen Kontext eine Starrheit mancher Identitätsmerkmale entwickelt und andere regelrecht gesellschaftlich aufgezwungen werden. Auch selbstgewählte Merkmale sind mit dem sozialen Kontext zusammenhängend. Es handelt sich bei der Identität um ein  ständiges Aushandeln zwischen Selbst- und Fremdbild. Sie bezeichnet ein Praxis- und Vorstellungsgeflecht der Distinktion (Inklusion und Exklusion) in bestimmten sozialen Feldern und die Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen.  

Die Ethnizität ist eine Form der kollektiven Identität, die eine (vermeintlich schicksalsbedingte, als natürlich und a priori gegeben empfundene) Zugehörigkeit außerhalb des Kulturellen beschreibt und daher (politisch gebrauchte) Hilfestellung zur Begreifung von Menschen als Gemeinschaft darstellt. Sie weist jedoch einen klaren Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen Diskureses) auf. Ethnizität und Kultur werden in der Gegenwart oft stellvertretend für den Rassebegriff verwendet. Im 19.Jh. tragen Herders zivilisationskritische Auseinandersetzung mit der „Volkskultur“, also mit dem Bild des unveränderten Volks, das angebliche Ursprünglichkeit verkörpert, die Theorie Darwins und die naturwissenschaftlich-biologisch begründete Klassifizierung zu der Etablierung des ethnischen Paradigmas bei.

Gesellschaftsanalyse

Bei dem Modell der horizontalen Ordnung wird davon ausgegangen, dass gewisse Lebensfaktoren die  individuelle Position bestimmen. Das Anderssein ist im materiellen und kulturellen Lebensstil begründet. Die vertikale Ordnung beschreibt die Positionsbestimmung durch unterschiedliche Kapitale. Durch verschiedene Stati entsteht Ungleichheit. Die Position in der Hierarchie wird als vererbt und eine Neupositionierung in Form eines Aufstiegs in der gesellschaftlichen Rangordnung als kaum möglich angesehen.

In seiner Theorie teilt Marx die Gesellschaft in zwei Klassen, die aus der ökonomischen Ungleichheit heraus entstehen und unüberwindbare Interessensgegensätze haben. Für Marx ist die ökonomische Zuordnung zu einer Klasse klar mit einem Klassenbewusstsein verbunden. Marx eindeutig antagonistischer Ansatz sieht einen unausweichlichen Klassenkampf als notwendiges Resultat jener Diskrepanz zwischen den Klassen. Marx entwickelt diese Ideen nicht vollkommen neu und vorbildlos, sondern beruft sich auf das bereits etablierte Paradigma der Gegensätzlichkeit. Er bezieht sich beispielsweise auf Hegels Dialektik. Er vertritt eine materialistische statt idealistische Auffassung.

Weber sieht im Gegensatz zu Marx nicht die klare und unbedingte Verbindung von Klassenbewusstsein und ökonomischer Klasse. Er verwendet den Standesbegriff, um jene Gruppen zu beschreiben, deren Mitglieder sich nicht nur in ähnlicher materieller Lage befinden, sondern die auch jenes Klassenbewusstsein verbindet. Er sieht die Lösung in der Vergesellschaftung von Konflikten.

Die Gesellschaftsanalyse ist durch die Wahrnehmung von Ungleichheiten und den Versuch, Ordnungen zu erschließen definiert. In den 1960er Jahren verlegte man den Schwerpunkt der Beobachtungen von der Gemeinschaft zur Gesellschaft, wobei die Einteilung in den vermeintlich homogenen ländlichen und heterogenen städtischen Raum erhalten bleibt. In den 1970er Jahren wird die Gesellschaft im Zusammenhang  mit politischen Entwicklungen und -faktoren betrachtet. Man unterteilt weiterhin klar in zwei Kategorien, wobei man die Arbeiter- der bürgerlichen Kultur gegenüber stellt. In den 1980er Jahren wird die Sinnhaftigkeit der Bezeichnung einer Arbeiterklasse angezweifelt und es etabliert sich das Bild der Risikogesellschaft (Beck) statt jenem der Klassengesellschaft. Die Risikobetroffenheit wird als bedeutenderes Merkmal als die Klassenzugehörigkeit angesehen. Diese These wird verständlicher, wenn man die Verunsicherung, das Bild des sich selbst überlassenen Menschen und das Auftreten neuer Risikoformen in den 1980er Jahren bedenkt.

In jenes Jahrzehnt fällt auch Boudieux Idee der feinen Unterschiede, die die individuelle Position in der Gesellschaft bestimmen. Er teilt die Faktoren dieser in ökonomisches, soziales, symbolisches und kulturelles Kapital. Er entwickelt ein Klassenmodell, das die Gesellschaft in drei Klassen teilt, von denen die höchste als „Feld der Macht“ bezeichnet wird. Im Fokus zur Positionsbestimmung im Modell liegen Bildung und finanzielle Möglichkeiten. Auf der horizontalen Achse des Modells wird die Gewichtung des kulturellen bzw. jene des finanziellen Kapitals bei der Standortsbestimmung des Individuums vermerkt. Vertikal wird die Gesamtheit vorhandenen ökonomischen und kulturellen Kapitalvolumens verzeichnet. Der Geschmack den ein jedes Individuum hat und präsentiert und über den es definiert wird (Klassifizierung) ist nicht erlernbar.

Geschlecht


Die Kategorie des Geschlechts wird in der Volkskunde/Europäischen Ethnologie als Ungleichheitsdimension der Gesellschaft erst spät beachtet. In den 1970er Jahren entwickelt sich aus der Erforschung der Arbeitswelten die Frauenforschung. Ein bedeutendes Ereignis in der Etablierung der Forschungsrichtung stellt eine Tagung in Tübingen im Jahr 1984 dar, bei der die Thematik der Frau in der Volkskunde behandelt wird. Neuer Ansatz ist die Erforschung der Frauen als Subjekte statt als Objekte und ihrer Lebenswelten. Die Weiterentwicklung geschieht jedoch unter dem Paradigma der Differenz. Es werden stets die geschlechtsbedingten Unterschiede betrachtet. In den 1990er Jahren spricht man von dem Übergang zur Geschlechterforschung. Zunehmend wird die Aufhebung des Paradigmas der Differenz gefordert. Judith Butler erklärt unter dem Stichwort der Performanz, dass biologisches und kulturelles Geschlecht nicht automatisch miteinander einhergehen, viel mehr geht sie bei beiden von kulturell-historisch bedingten Produkten der Gesellschaft aus. Sie sieht die Notwendigkeit eines vollkommenen Aufbrechens der Kategorisierung von Mann und Frau, nicht zuletzt, da das Denken in Kategorien zur gesellschaftlichen Beschränkung auf die alleinige Akzeptanz von Heterosexualität führt. Dass das Aufgeben anerkannter Kategorisierungen real umgesetzt zu Identitäts- und Orientierungsproblemen führt, ist unausweichlich.

Kontinuität und Wandel


Wolfgang Kaschuba sieht Kontinuität und Wandel im ständigen Wechselspiel. An magischen Daten lässt sich nicht nur eine verstärkte selbstreflexive Kulturanalyse ausmachen, sondern auch eine Berufung auf Kontinuität, wobei historisch betrachtet in diesem Zusammenhang nicht zuletzt die Volkskunde als Lieferant des nostalgischen Stoffes eine entscheidende Position einnimmt.

Sitte – Brauch – Tradition


Sitte kann als übergeordnete, normative Ordnung definiert werden, der Brauch als Handlungsmuster. Die Tradition umfasst Sitte und Brauch. Sie zeichnet sich durch ihre vermeintliche Kontinuität aus. Sie ist teils konstruiert und bleibt oft über lange Perioden unhinterfragt.

Kollektives Gedächtnis


Das kollektive Gedächtnis kann nach Jan Assmann und Aleida Assmann in ein kulturelles und ein kommunikatives Gedächtnis geteilt betrachtet werden. Ersteres habe länger Bestand, da zweites mündlich übermittelt werde und daher höchstens drei Generationen überdauere. Die von Pierre Nora als lieux de mémoire bezeichneten Erinnerungsstätten sollen bestärkend und identitätsstiftend auf das kollektive  Gedächtnis wirken.

Folklorismus


Die Begriffsdefinitionen sind zahlreich und sehr unterschiedlich. Kaschuba bezeichnet den Folklorismus als Ideologie der Kontinuität und Geschäft mit der Tradition. Oft zitiert wird Hans Mosers Definition des Folklorismus als Vermittlung von Volkskultur aus zweiter Hand. Hermann Bausinger spricht von der angewandten Volkskunde von gestern. Er glaubt, dass man von keiner eigentlichen Volkskultur ausgehen kann und deswegen diese nicht gegen den Folklorismus einsetzbar ist. Die Folklorismusdebatte sei daher insofern zu kritisieren, da eigentliche Ursprünglichkeit Verfälschtem gegenübergestellt wird. Sie fährt als in leicht veränderter Form mit der Trennung zwischen wahr und falsch fort. Weiters erklärt Bausinger, dass folkloristische soziale Phänomene als  Produkte von Rollenerwartungen nicht nur kommerziellen Nutzen, sondern auch andere kontextbezogene Funktionen haben. Traditionen gehen nach Bausinger ineinander über, was von der Wissenschaft nicht ausgeblendet werden dürfe. Die Deutung der Akteure soll nach Bausinger in den Vordergrund gerückt werden. Konrad Köstlin sieht im Folklorismus eine sehnsüchtige Hinwendung zum vermeintlich Ursprünglichen, jedoch auch eine kulturpessimistische Perspektive. Er äußert sich kritisch zur Auseinandersetzung mit dem Folklorismus. Utz Jeggle und Gottfried Korff untersuchen den Folklorismus als alltägliches Phänomen, das ökonomische Rückstände auf verschiedene Arten kompensieren soll. Sie verlangen stärkere Kontextualisierung. Das Interesse am Folklorismus erklärt sich durch das Überzeitliche und die Omnipräsenz dieses alltäglichen Phänomens. Kaschuba sieht, trotz der vielseitigen Kritik an dem Begriff, Gründe, ihn beizubehalten.

Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen


Karl Marx erklärt, dass in seiner Gegenwart die theoretisch ungleichzeitige feudale Arbeits- und industrielle Denkweise empirisch gleichzeitig stattfindet. Ernst Bloch beschreibt, dass in der Moderne die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen kennzeichnend ist, wobei er dem technischen Fortschritt und der Modernisierung verschiedener Lebensbereiche die mentale Modernitätsverweigerung und weiterführend die Mythologisierung gegenüberstellt. Er spricht von einer unterschiedlichen Entwicklung verschiedener Schichten und einer daraus resultierenden Schieflage. Anhand seines Modells erklärt er auch die Attraktivität des Nationalsozialismus in seiner Zeit [Werk: Erbschaft dieser Zeit (1935)].

Symbole und Rituale


Diese kulturellen Steuerzeichen werden von allen Mitgliedern eines Kollektivs verstanden. Das Symbol ist ein verkörperndes Zeichen und das Ritual eine verbindende Handlung. Arnold van Genneps Anliegen besteht darin, Rituale kontextbezogen zu untersuchen, wobei er sich in seinem Hauptwerk Les rites de passage (1909) speziell mit den Übergangsriten beschäftigt, also jenen rituellen Handlungen, die dann Sicherheit bieten, wenn ein Wechsel eines Individuums zwischen zwei klar definierten und strukturierten Situationen stattfindet. Victor Tuner wendete dieses Prinzip in der gesamtgesellschaftlichen Analyse an. Auch die Gesellschaft kann solche Wechsel erleben, die zwar möglicherweise eine positive Entwicklung jedoch auch organisatorische Gefahren und das Gefühl eines Sicherheitsverlusts mit sich bringen, woraus oft eine nostalgische Hinwendung zur Vergangenheit resultiert. 



Geschlecht


Die Kategorie des Geschlechts wird in der Volkskunde/Europäischen Ethnologie als Ungleichheitsdimension der Gesellschaft erst spät beachtet. In den 1970er Jahren entwickelt sich aus der Erforschung der Arbeitswelten die Frauenforschung. Ein bedeutendes Ereignis in der Etablierung der Forschungsrichtung stellt eine Tagung in Tübingen im Jahr 1984 dar, bei der die Thematik der Frau in der Volkskunde behandelt wird. Neuer Ansatz ist die Erforschung der Frauen als Subjekte statt als Objekte und ihrer Lebenswelten. Die Weiterentwicklung geschieht jedoch unter dem Paradigma der Differenz. Es werden stets die geschlechtsbedingten Unterschiede betrachtet. In den 1990er Jahren spricht man von dem Übergang zur Geschlechterforschung. Zunehmend wird die Aufhebung des Paradigmas der Differenz gefordert. Judith Butler erklärt unter dem Stichwort der Performanz, dass biologisches und kulturelles Geschlecht nicht automatisch miteinander einhergehen, viel mehr geht sie bei beiden von kulturell-historisch bedingten Produkten der Gesellschaft aus. Sie sieht die Notwendigkeit eines vollkommenen Aufbrechens der Kategorisierung von Mann und Frau, nicht zuletzt, da das Denken in Kategorien zur gesellschaftlichen Beschränkung auf die alleinige Akzeptanz von Heterosexualität führt. Dass das Aufgeben anerkannter Kategorisierungen real umgesetzt zu Identitäts- und Orientierungsproblemen führt, ist unausweichlich.

Kontinuität und Wandel


Wolfgang Kaschuba sieht Kontinuität und Wandel im ständigen Wechselspiel. An magischen Daten lässt sich nicht nur eine verstärkte selbstreflexive Kulturanalyse ausmachen, sondern auch eine Berufung auf Kontinuität, wobei historisch betrachtet in diesem Zusammenhang nicht zuletzt die Volkskunde als Lieferant des nostalgischen Stoffes eine entscheidende Position einnimmt.

Sitte – Brauch – Tradition


Sitte kann als übergeordnete, normative Ordnung definiert werden, der Brauch als Handlungsmuster. Die Tradition umfasst Sitte und Brauch. Sie zeichnet sich durch ihre vermeintliche Kontinuität aus. Sie ist teils konstruiert und bleibt oft über lange Perioden unhinterfragt.

Kollektives Gedächtnis


Das kollektive Gedächtnis kann nach Jan Assmann und Aleida Assmann in ein kulturelles und ein kommunikatives Gedächtnis geteilt betrachtet werden. Ersteres habe länger Bestand, da zweites mündlich übermittelt werde und daher höchstens drei Generationen überdauere. Die von Pierre Nora als lieux de mémoire bezeichneten Erinnerungsstätten sollen bestärkend und identitätsstiftend auf das kollektive  Gedächtnis wirken.

Folklorismus


Die Begriffsdefinitionen sind zahlreich und sehr unterschiedlich. Kaschuba bezeichnet den Folklorismus als Ideologie der Kontinuität und Geschäft mit der Tradition. Oft zitiert wird Hans Mosers Definition des Folklorismus als Vermittlung von Volkskultur aus zweiter Hand. Hermann Bausinger spricht von der angewandten Volkskunde von gestern. Er glaubt, dass man von keiner eigentlichen Volkskultur ausgehen kann und deswegen diese nicht gegen den Folklorismus einsetzbar ist. Die Folklorismusdebatte sei daher insofern zu kritisieren, da eigentliche Ursprünglichkeit Verfälschtem gegenübergestellt wird. Sie fährt als in leicht veränderter Form mit der Trennung zwischen wahr und falsch fort. Weiters erklärt Bausinger, dass folkloristische soziale Phänomene als  Produkte von Rollenerwartungen nicht nur kommerziellen Nutzen, sondern auch andere kontextbezogene Funktionen haben. Traditionen gehen nach Bausinger ineinander über, was von der Wissenschaft nicht ausgeblendet werden dürfe. Die Deutung der Akteure soll nach Bausinger in den Vordergrund gerückt werden. Konrad Köstlin sieht im Folklorismus eine sehnsüchtige Hinwendung zum vermeintlich Ursprünglichen, jedoch auch eine kulturpessimistische Perspektive. Er äußert sich kritisch zur Auseinandersetzung mit dem Folklorismus. Utz Jeggle und Gottfried Korff untersuchen den Folklorismus als alltägliches Phänomen, das ökonomische Rückstände auf verschiedene Arten kompensieren soll. Sie verlangen stärkere Kontextualisierung. Das Interesse am Folklorismus erklärt sich durch das Überzeitliche und die Omnipräsenz dieses alltäglichen Phänomens. Kaschuba sieht, trotz der vielseitigen Kritik an dem Begriff, Gründe, ihn beizubehalten.

Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen


Karl Marx erklärt, dass in seiner Gegenwart die theoretisch ungleichzeitige feudale Arbeits- und industrielle Denkweise empirisch gleichzeitig stattfindet. Ernst Bloch beschreibt, dass in der Moderne die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen kennzeichnend ist, wobei er dem technischen Fortschritt und der Modernisierung verschiedener Lebensbereiche die mentale Modernitätsverweigerung und weiterführend die Mythologisierung gegenüberstellt. Er spricht von einer unterschiedlichen Entwicklung verschiedener Schichten und einer daraus resultierenden Schieflage. Anhand seines Modells erklärt er auch die Attraktivität des Nationalsozialismus in seiner Zeit [Werk: Erbschaft dieser Zeit (1935)].

Symbole und Rituale


Diese kulturellen Steuerzeichen werden von allen Mitgliedern eines Kollektivs verstanden. Das Symbol ist ein verkörperndes Zeichen und das Ritual eine verbindende Handlung. Arnold van Genneps Anliegen besteht darin, Rituale kontextbezogen zu untersuchen, wobei er sich in seinem Hauptwerk Les rites de passage (1909) speziell mit den Übergangsriten beschäftigt, also jenen rituellen Handlungen, die dann Sicherheit bieten, wenn ein Wechsel eines Individuums zwischen zwei klar definierten und strukturierten Situationen stattfindet. Victor Tuner wendete dieses Prinzip in der gesamtgesellschaftlichen Analyse an. Auch die Gesellschaft kann solche Wechsel erleben, die zwar möglicherweise eine positive Entwicklung jedoch auch organisatorische Gefahren und das Gefühl eines Sicherheitsverlusts mit sich bringen, woraus oft eine nostalgische Hinwendung zur Vergangenheit resultiert. 



Romantik und Aufklärung

Diese beiden Geisteshaltungen sind nicht so klar voneinander trennbar, wie oft vermutet und spielen beide eine prägende Rolle in der Fachgeschichte der Volkskunde. Beide zeichnen ähnliche Forschungsrichtungen aus.

Aufklärung (18.Jh.)

Die Aufklärung spannt sich wie ein Bogen über die Politik und Gesellschaft wandelnden Ereignisse jener Zeit. Die Aufklärer verstehen die Gesellschaft als  vom Menschen gemacht  anstatt wie bisher angenommen als gottgewollt. Die Geschichte wird nicht mehr als zyklische Abfolge gesehen, sondern als Prozess des Fortschritts, der vom Menschen verändert werden kann. Der Mensch hat in Augen der Aufklärer ein Recht auf ein Leben in Würde. Das Volk sind alle Menschen auf dem Planten die natürlich gleich sind und sich durch Selbstbefreiung, Bildungsideal, Befreiung aus der Unmündigkeit definieren, nicht territorial eingegrenzt.

In Göttingen entsteht eine Art „Volks-und Völker Forschung („Volkskunde“ (Friedrich Ekkard), „Völkerkunde“, „Ethnograph“, „ethnographisch“ (August Ludwig Schlözel)), die sich sogenannter „harter“ Methoden bedient und stark mit dem Fortschrittsglauben an eine neuartige soziale Humanität verbunden und in andere Auseinandersetzungen eingebunden ist. In der zweiten Hälfte des 18.Jh.  verstärkt sich das Interesse an Volk und Gesellschaft in einigen Ländern Europas, wobei in Deutschland die politische Situation und die konfessionelle Spaltung Ursprünge dieser Entwicklung darstellen.

Im staatswissenschaftlichen Bereich stellt sich die Frage, wie ist ein Herrschaftsgebiet in seinen natürlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen sinnvoll erfassbar sei. Topographie, Statistik und Kameralistik (= Buchhaltung): Zur Beantwortung von Regierungsfragen, wirtschaftlichen Maximierung und aus finanzieller Interesse  wurden Bestandsaufnahmen (Erfassung des wirtschaftlichen Potentials, Staatsmerkmale, „Merkwürdigem“ etc.) unternommen, wobei das Volk bereits als homogene, ethnisch verbundene Gemeinschaft behandelt wird und der Fokus auf dem bäuerlichen Bereich liegt.

Reisebericht (= literarische Gattung mit wissenschaftlichem Anspruch):  Das große Interesse an fremden Ländern und Selbstentdeckung bzw. Entdeckung der eigenen Kultur  in anderen Kulturen  ist schon vor der Aufklärung groß, doch entsteht eine neue Reiseweise im Sinne einer Bildungsreise. Man hält seine Erfahrungen fest und weiterführend entstehen erste Reiseführer, die Hilfe zur Schulung des ethnographischen Blicks und als informationsgebende Medien dienen und welchen neuartige Erschließungsmethoden vorangehen, die in der Volkskunde weiterhin Anwendung finden.





Romantik

Der Beginn der Romantik ist historisch betrachtet später als jener der Aufklärung zu setzen, wobei es sich in beiden Fällen um bürgerliche Kulturbewegungen handelt, die ein neues Gesellschafts- und Menschenbild entwerfen. Im Falle der Romantik geht es jedoch nicht um die hohe Stellung des Rationalen, sondern um den Menschen als „Empfindungswesen“. Die Romantiker begeben sich auf die Suche nach der „heilen“ Vergangenheit, den Überlieferungsformen und dem nationalem „Volksgeist“ und verschließen sich insofern vor der Gegenwart. In dieser Epoche wird die Volkskunde zur wissenschaftlichen Manifestation bürgerlicher Nationalgedanken instrumentalisiert. Das Volk hat einen archaischen, natürlichen Ursprung und wird zu einer Schicksalsgemeinschaft stilisiert.

Herders Bezeichnung einer Volkskultur spricht nicht unbedingt etwas Nationales an. Er zweifelt den Fortschritt an, da er ein Sich-zu-Ruhe-Setzen als Reaktion vieler Menschen auf einkehrende Zufriedenheit sieht und auch die Art und Weise wie andere Völker in Berichten kategorisiert und erfasst werden ist in seinen Augen kritisch zu überdenken. Seine Stütze ist der Glaube an einen ursprünglichen Volkscharakter, der zur Verjüngung dient. Er glaubt nicht an die Volkskultur als materielles, sondern metaphysisches Prinzip. Das Herz ersetzt den Verstand und so ist das Volk alle die mittels ihres Herzens zusammen finden.

Die Gebrüder Grimm verfassen das erste Deutsche Wörterbuch, was eine Sensation darstellt, da sie hiermit eine davor nicht vorhandene Hochsprache definieren und veröffentlichen eine Vielzahl an Sammlungen, wobei die Berufung auf das Archaische als Stütze in der Zeit des Umbruchs ihr Hauptmotiv ist und die nationalen Interessen unterstrichen werden müssen.

Friedrich Ludwig Jahn  zeigt großes Interesse an Einigung Deutschlands im Sinne eines Gemeinschaftsgefühls in der Nation, das alle sozialen Grenzen überwindet und sieht eine Notwendigkeit in der spezifisch auf seine Ideen ausgerichteten Erziehung. Er führt auch die Begriffe der Abstammungs- und Nationalgemeinschaft  untrennbar voneinander an. Seine Definition des Volks unter dem ethnischen Paradigma beinhaltet daher bereits die Idee der Zusammengehörigkeit durch genetische Ähnlichkeit.

Wilhelm Heinrich Rhiel  stellt im (19.Jh.) in gewisser Weise eine Ausnahmepersönlichkeit unter den Forschern dar, da er, die romantische Volkskunde mit einer modernen Soziologie des Volkes verbindend, für eine, wenn auch höchst konservative und ideologische,, „Volkskunde als Wissenschaft“ plädiert. Er untersucht die Strukturen und einzelnen Gruppierungen der „organische Gesamtpersönlichkeit des Volkes“, wobei diese Idee einer „Volkspersönlichkeit“ erfüllt sich  in Rhiels Augen in der Nation. Er denkt das Volk durch das „Band der Natur“ zusammengehalten und steht Veränderungen im Sinne negativer Entwurzelung kritisch gegenüber. Er sieht in allem traditionell Überlieferten die „nationale Volksseele“ aufscheinen. Rhiels Beobachtungen sind jedoch, wenn man sie getrennt von ideologischen Interpretationen fortschrittlich und enorm präzise, allein sein auf diese aufbauendes Vorgehen weist eher auf das Erschaffen einer ideologischen Richtung der Volkskunde als einer solchen als Wissenschaft hin.

 








Weitere Begriffe und Persönlichkeiten

Zeit

In der Epoche der Aufklärung wird der geschichtliche Verlauf neu gedeutet und es zeigt sich eine neue Hektik und Geschwindigkeit in dieser Zeit des Wandels. Ein Umstand, dem um 1800 bewusst in Form von Entschleunigung ausdrückender Demonstrationen entgegengewirkt wird.

Bürgerlichkeit

In Deutschland wird in der Zeit der späten Aufklärung zunehmend ein kultureller und sozialer Wandel bemerkbar, wenn dies auch weit später als in anderen Ländern vonstattengeht. Die „Bürgerlichkeit“ gilt als neue Idee der Selbstinszenierung und -positionierung im sozialen Raum. Viele Lebensbereiche werden überdacht, wobei Salons und Vereine und weiterführend Museen als Treffpunkt für Diskussionen über alte und neue Anschauungen dienen. Es kommt zu einer neuartigen „Öffentlichkeit“ des Bürgertums und zu einem Aufbruch in ein neues Zeitalter, mit welchem allerdings das Gefühl eines Verlusts Traditionellen und der Wunsch all das zu verschwinden Drohende zu sammeln einhergeht. Diese Sammeltätigkeit wird nicht zuletzt von Laien ausgeübt, die das eigene Ursprüngliche in der bäuerlichen Kultur noch vorhanden vermuten. Das Erwarten eines neuen Zeitalters ist nicht zuletzt mit dem Wunsch nach einem neuen Nationsgefühl verbunden, der zunächst auf kulturnationalistischer Ebene durch Pflege der „deutschen Art“ weiterverfolgt wird, wobei es zu einer zunehmenden gedanklichen Entfernung von den aufklärerischen Prinzipien kommt. Es erfolgt eine starke Kritik an der napoleonischen Fremdherrschaft und eine moralische bürgerliche Abgrenzung, wobei die Emporhebung der deutschen Sprache eine entscheidende Rolle spielt. Dieses Motiv zieht sich weiter taucht 100 Jahre später in der Argumentation gegen Frankreich im Sinnen einer Gegenüberstellung von Kultur und Zivilisation auf.

selbsterarbeiteter Wohlstand ermöglicht durch Bildung im aufklärerischen Sinne, Interesse an Meinungs- und Wissensanreicherung, Industrialisierungsentwicklungen, neues Sozialleben nicht nur aus Notwendigkeit sondern als Vergnügen (Selbstverwirklichung und bewusst gelebter Lebensstils nach finanzieller Absicherung (Bohemien lehnt bürgerliche Welt ab = Widersprüchlichkeit)) (Salons, Museen etc.) wobei nur männliche Mitglieder der bürgerlichen Öffentlichkeit.

Sozialistische Gesellschaftstheorien (zeitlich nach dem Biedermeier)

Die Definition unter dem historischen Materialismus beschreibt das Volk als die treibende, unterdrückte Kraft. Der Volksbegriff von Marx und Engels ist ein aufklärerischer, von Hegel übernommener, jedoch materialistisch statt idealistisch interpretiert. Die Volkskunde verschließt sich vor den neu aufkommenden sozialen Fragen.

Die Frage nach dem Gründungsvater und der Gründungszeit

Es bedarf keiner Gründungsstunde oder eines Gründungsvaters, da die Sicht auf Persönlichkeiten und Werke im ständigen Wandel ist und daher diese beiden Faktoren nie klar feststellbar sind.

Ab Durchbruch zur Wissenschaft nicht in der Stunde behandelt

Romantik und Aufklärung (17./18./19.Jh.)




Diese beiden Geisteshaltungen sind nicht derart klar voneinander trennbar, wie oft vermutet wird, und spielen beide eine prägende Rolle in der Fachgeschichte der Volkskunde. Der Beginn der Romantik ist zeitgeschichtlich später als jener der Aufklärung zu setzen. In beiden Fällen handelt es sich um bürgerliche Kulturbewegungen, die ein neues Gesellschafts- und Menschenbild entwerfen.

Aufklärung

Die Vertreter der Aufklärung verstehen die Gesellschaft als vom Menschen gemacht, anstatt wie bisher angenommen als gottgewollt. Die Geschichte wird nicht mehr als zyklische Abfolge gesehen, sondern als Prozess des Fortschritts, der vom Menschen verändert werden kann. Das Volk beschreibt all jene, die sich durch ihr Bildungsideal und den Willen zur Befreiung aus der Unmündigkeit definieren und ist somit nicht territorial eingegrenzt.

Im staatswissenschaftlichen Bereich stellt sich die Frage, wie ein Herrschaftsgebiet in seinen natürlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen sinnvoll erfassbar ist. Topographie, Statistik und Kameralistik dienen zur Beantwortung von Finanz- und Regierungsfragen und zur wirtschaftlichen Maximierung. In Bestandsaufnahmen sollen die Staatsmerkmale, also das sogenannte „Merkwürdige“, erfasst werden. Das Volk wird im staatswissenschaftlichen Bereich als homogene, ethnisch verbundene Gemeinschaft behandelt und es wird der Fokus auf den bäuerlichen Bereich gelegt.

Der Reisebericht ist eine literarische Gattung mit wissenschaftlichem Anspruch. Das Interesse an fremden Ländern und Selbstentdeckung bzw. Entdeckung der eigenen Kultur in anderen Kulturen ist schon vor der Aufklärung groß, doch entwickelt sich nun eine vollkommen neue Reiseweise im Sinne einer Bildungsreise. Man hält seine Erfahrungen fest und es entstehen erste Reiseführer, die als Hilfestellung zur Schulung des ethnographischen Blicks und als informationsgebende Medien dienen und welchen neuartige Erschließungsmethoden vorangehen, die in der Volkskunde weiterhin Anwendung finden.

Romantik

In der Romantik geht es nicht wie in der Aufklärung um das Rationale, sondern um den empfindenden Menschen. Die Romantiker begeben sich auf die Suche nach der „heilen“ Vergangenheit, den Überlieferungsformen und dem (nationalen) „Volksgeist“. In dieser Epoche wird die Volkskunde zur wissenschaftlichen Manifestation bürgerlicher Nationalgedanken instrumentalisiert. Das Volk hat nach der romantischen Definition einen archaischen, natürlichen Ursprung und wird zu einer Schicksalsgemeinschaft stilisiert.

Herders Anschauungen zu der Volkskultur zeigen noch nicht eine klare Verbindung zum Nationalen. Er spricht von dem ursprünglichen Volkscharakter und glaubt nicht an die Volkskultur als materielles, sondern als metaphysisches Prinzip. Im Gegensatz zur Aufklärung ersetzt das Herz hier in gewisser Weise den Verstand und so sind alle ein Volk, die mittels ihres Herzens zusammen finden.

Friedrich Ludwig Jahn zeigt großes Interesse an der Einigung Deutschlands durch ein starkes Gemeinschaftsgefühl der Nation, das alle sozialen Grenzen überwindet. Er sieht eine Untrennbarkeit der Abstammungs- und der Nationalgemeinschaft. Seine Definition des Volks unter dem ethnischen Paradigma beinhaltet daher bereits die Idee der Zusammengehörigkeit durch genetische Ähnlichkeit.

Wilhelm Heinrich Rhiel verbindet im 19.Jh. die romantische Volkskunde mit einer modernen Soziologie des Volkes. Er plädiert für eine höchst konservative und ideologische „Volkskunde als Wissenschaft“. Er untersucht die Strukturen und einzelnen Gruppierungen der „organische Gesamtpersönlichkeit des Volkes“, wobei diese Idee einer „Volkspersönlichkeit“ sich in Rhiels Augen in der Nation erfüllt. Er denkt das Volk durch das „Band der Natur“ zusammengehalten und steht Veränderungen im Sinne negativer Entwurzelung kritisch gegenüber. Er sieht in allem traditionell Überlieferten die „nationale Volksseele“ aufscheinen. Rhiels Beobachtungen sind jedoch, wenn man sie getrennt von den ideologischen Interpretationen betrachtet, fortschrittlich und präzise.

Bürgerlichkeit

In Deutschland wird in der Zeit der späten Aufklärung zunehmend ein kultureller und sozialer Wandel bemerkbar. Die „Bürgerlichkeit“ gilt als neue Idee der Selbstinszenierung und -positionierung im sozialen Raum. Viele Lebensbereiche werden überdacht, wobei Salons und Vereine und weiterführend Museen als Treffpunkt für Diskussionen über alte und neue Anschauungen dienen. Der Aufbruch in ein neues Zeitalters ist nicht zuletzt mit dem Wunsch nach einem neuen Nationsbewusstseins und der aus dem Gefühl eines Verlusts des Traditionellen resultierenden Konservierung des vermeintlich Verschwindenden einhergehend. Die Sammeltätigkeit erfolgt nicht zuletzt durch Laien, die das eigene Ursprüngliche noch vorhanden in der bäuerlichen Kultur vermuten. Das Nationalgefühl wird zunächst auf kulturnationalistischer Ebene durch Pflege der „deutschen Art“ gestärkt, wobei es zu einer zunehmenden gedanklichen Entfernung von den aufklärerischen Prinzipien kommt. Es erfolgt eine starke Kritik an der napoleonischen Fremdherrschaft und eine moralische bürgerliche Abgrenzung vom Adel, wobei die Emporhebung der deutschen Sprache eine entscheidende Rolle spielt. Selbiges Motiv taucht 100 Jahre später in der Argumentation gegen Frankreich im Sinnen einer Gegenüberstellung von Kultur und Zivilisation auf.



Romantik und Aufklärung (17./18./19.Jh.)


Diese beiden Geisteshaltungen sind nicht so klar voneinander trennbar, wie oft vermutet und spielen beide eine prägende Rolle in der Fachgeschichte der Volkskunde. Der Beginn der Romantik ist historisch später als jener der Aufklärung zu setzen. In beiden Fällen handelt es sich um bürgerliche Kulturbewegungen, die ein neues Gesellschafts- und Menschenbild entwerfen.

Aufklärung


Die Aufklärung spannt sich wie ein Bogen über die Politik und Gesellschaft wandelnden Ereignisse. Die Aufklärer verstehen die Gesellschaft als  vom Menschen gemacht  anstatt wie bisher angenommen als gottgewollt. Die Geschichte wird nicht mehr als zyklische Abfolge gesehen, sondern als Prozess des Fortschritts, der vom Menschen verändert werden kann. Das Volk beschreibt alle Menschen die sich durch ihr Bildungsideal und die Befreiung aus der Unmündigkeit definieren und ist somit nicht territorial eingegrenzt.

Im staatswissenschaftlichen Bereich stellt sich die Frage, wie ist ein Herrschaftsgebiet in seinen natürlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen sinnvoll erfassbar sei. Topographie, Statistik und Kameralistik (= Buchhaltung) dienen zur Beantwortung von Finanz- und Regierungsfragen und zur wirtschaftlichen Maximierung. In Bestandsaufnahmen sollte wirtschaftliches Potential, Staatsmerkmale  etc., also das „Merkwürdige“ erfasst werden. Das Volk wird im staatswissenschaftlichen Bereich als homogene, ethnisch verbundene Gemeinschaft behandelt und es wird bereits der Fokus auf dem bäuerlichen Bereich liegt.

Der Reisebericht ist eine literarische Gattung mit wissenschaftlichem Anspruch. Das große Interesse an fremden Ländern und Selbstentdeckung bzw. Entdeckung der eigenen Kultur  in anderen Kulturen  ist schon vor der Aufklärung groß, doch entsteht eine neue Reiseweise im Sinne einer Bildungsreise. Man hält seine Erfahrungen fest und weiterführend entstehen erste Reiseführer, die Hilfe zur Schulung des ethnographischen Blicks und als informationsgebende Medien dienen und welchen neuartige Erschließungsmethoden vorangehen, die in der Volkskunde weiterhin Anwendung finden.

In Göttingen entsteht eine Art „Volks-und Völker Forschung („Volkskunde“ (Friedrich Ekkard), „Völkerkunde“, „Ethnograph“, „ethnographisch“ (August Ludwig Schlözel)), die sich „harter“ Methoden bedient und stark mit dem Fortschrittsglauben an eine neuartige soziale Humanität verbunden und in andere wissenschaftliche Auseinandersetzungen eingebunden ist. In der zweiten Hälfte des 18.Jh.  verstärkt sich das Interesse an Volk und Gesellschaft in einigen Ländern Europas, wobei in Deutschland die politische Situation und die konfessionelle Spaltung ausschlaggebende Faktoren dieser Entwicklung darstellen.

Romantik


In der Romantik geht es nicht wie in der Aufklärung um das Rationale, sondern um den empfindenden Menschen. Die Romantiker begeben sich auf die Suche nach der „heilen“ Vergangenheit, den Überlieferungsformen und dem nationalem „Volksgeist“. In dieser Epoche wird die Volkskunde zur wissenschaftlichen Manifestation bürgerlicher Nationalgedanken instrumentalisiert. Das Volk hat in der romantischen Definition einen archaischen, natürlichen Ursprung und wird zu einer Schicksalsgemeinschaft stilisiert.

Herders Bezeichnung einer Volkskultur spricht nicht unbedingt etwas Nationales an. Er zweifelt den Fortschritt an, da er ein Sich-zu-Ruhe-Setzen als Reaktion vieler Menschen auf einkehrende Zufriedenheit sieht und auch die Art und Weise wie andere Völker in Berichten kategorisiert und erfasst werden ist in seinen Augen kritisch zu überdenken. Seine Stütze ist der Glaube an einen ursprünglichen Volkscharakter, der zur Verjüngung dient. Er glaubt nicht an die Volkskultur als materielles, sondern metaphysisches Prinzip. Das Herz ersetzt den Verstand und so ist das Volk alle die mittels ihres Herzens zusammen finden.

Die Gebrüder Grimm verfassen das erste Deutsche Wörterbuch, was eine Sensation darstellt, da sie hiermit eine davor nicht vorhandene Hochsprache definieren und sie veröffentlichen eine Vielzahl an Sammlungen, wobei die Berufung auf das Archaische als Stütze in der Zeit des Umbruchs ihr Hauptmotiv ist und die nationalen Interessen unterstrichen werden müssen.

Friedrich Ludwig Jahn  zeigt großes Interesse an Einigung Deutschlands im Sinne eines Gemeinschaftsgefühls in der Nation, das alle sozialen Grenzen überwindet und sieht eine Notwendigkeit in der spezifisch auf seine Ideen ausgerichteten Erziehung. Er führt auch die Begriffe der Abstammungs- und Nationalgemeinschaft  untrennbar voneinander an. Seine Definition des Volks unter dem ethnischen Paradigma beinhaltet daher bereits die Idee der Zusammengehörigkeit durch genetische Ähnlichkeit.

Wilhelm Heinrich Rhiel  stellt im 19.Jh. in gewisser Weise eine Ausnahmepersönlichkeit unter den Forschern dar, da er, die romantische Volkskunde mit einer modernen Soziologie des Volkes verbindend und für eine, wenn auch höchst konservative und ideologische, „Volkskunde als Wissenschaft“ plädiert. Er untersucht die Strukturen und einzelnen Gruppierungen der „organische Gesamtpersönlichkeit des Volkes“, wobei diese Idee einer „Volkspersönlichkeit“ sich  in Rhiels Augen in der Nation erfüllt. Er denkt das Volk durch das „Band der Natur“ zusammengehalten und steht Veränderungen im Sinne negativer Entwurzelung kritisch gegenüber. Er sieht in allem traditionell Überlieferten die „nationale Volksseele“ aufscheinen. Rhiels Beobachtungen sind jedoch, wenn man sie getrennt von ideologischen Interpretationen betrachtet, fortschrittlich und enorm präzise, allein sein auf diese aufbauendes Vorgehen weist eher auf das Erschaffen einer ideologischen Richtung der Volkskunde als einer solchen als Wissenschaft hin.

Weitere Begriffe


Zeit

In der Epoche der Aufklärung wird der geschichtliche Verlauf neu gedeutet und es zeigt sich eine neue Hektik und Geschwindigkeit in dieser Zeit des Wandels. Ein Umstand, dem um 1800 bewusst in Form von Entschleunigung ausdrückender Demonstrationen entgegengewirkt wird.

Bürgerlichkeit

In Deutschland wird in der Zeit der späten Aufklärung zunehmend ein kultureller und sozialer Wandel bemerkbar, wenn dies auch weit später als in anderen Ländern vonstattengeht. Die „Bürgerlichkeit“ gilt als neue Idee der Selbstinszenierung und -positionierung im sozialen Raum. Viele Lebensbereiche werden überdacht, wobei Salons und Vereine und weiterführend Museen als Treffpunkt für Diskussionen über alte und neue Anschauungen dienen. Es kommt zu einer neuartigen „Öffentlichkeit“ des Bürgertums. Der Aufbruch in ein neues Zeitalters ist nicht zuletzt mit dem Wunsch nach einem neuen Nationsbewusstseins und dem Gefühl eines Verlusts des Traditionellen und deswegen der Konservierung des zu verschwinden Drohenden einhergehend. Diese Sammeltätigkeit wird nicht zuletzt von Laien ausgeübt, die das eigene Ursprüngliche in der bäuerlichen Kultur noch vorhanden vermuten. Das Nationalgefühl wird zunächst auf kulturnationalistischer Ebene durch Pflege der „deutschen Art“ gestärkt, wobei es zu einer zunehmenden gedanklichen Entfernung von den aufklärerischen Prinzipien kommt. Es erfolgt eine starke Kritik an der napoleonischen Fremdherrschaft und eine moralische bürgerliche Abgrenzung vom Adel, wobei die Emporhebung der deutschen Sprache eine entscheidende Rolle spielt. Dieses Motiv zieht sich weiter und taucht 100 Jahre später in der Argumentation gegen Frankreich im Sinnen einer Gegenüberstellung von Kultur und Zivilisation auf.

Stichworte: selbsterarbeiteter Wohlstand ermöglicht durch Bildung im aufklärerischen Sinne, Interesse an Meinungs- und Wissensanreicherung, Industrialisierungsentwicklungen, neues Sozialleben nicht nur aus Notwendigkeit sondern als Vergnügen (Salons, Museen etc.), Selbstverwirklichung und bewusst gelebter Lebensstils nach finanzieller Absicherung, Bohemien (lehnt bürgerliche Welt ab = Widersprüchlichkeit)

Sozialistische Gesellschaftstheorien (zeitlich nach dem Biedermeier)

Die Definition unter dem historischen Materialismus beschreibt das Volk als die treibende, unterdrückte Kraft. Der Volksbegriff von Marx und Engels ist ein aufklärerischer, von Hegel übernommener, jedoch materialistisch statt idealistisch interpretiert. Die Volkskunde verschließt sich vor den neu aufkommenden sozialen Fragen.

Die Frage nach dem Gründungsvater und der Gründungszeit

Es bedarf keiner Gründungsstunde oder eines Gründungsvaters, da die Sicht auf Persönlichkeiten und Werke im ständigen Wandel ist und daher diese beiden Faktoren nie klar feststellbar sind.

Ab Durchbruch zur Wissenschaft nicht in der Stunde behandelt

Die Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Währende andere wissenschaftliche Disziplinen bereits an der Untersuchung von Moderne und Gesellschaft interessiert sind, richtet sich der Blick der Volkskunde noch immer klar auf Dorf und Gemeinschaft. Die volkskundlichen Betrachtungen sind weder historisch-exakt, noch gegenwartsinteressiert. Es ist noch immer die Mythologisierungstendenz im Fach erkennbar.

      Karl Weinhold sieht das Volk als „Menschenverbindung“ (Bevölkerung). Er ist an der Erfassung des „Ursprünglichen“ interessiert, doch gegen zu stark mythologisch interpretierende Analysen. Seine Arbeit zeigt Tendenzen zum historischen Erklären. Er fordert Abgrenzung zu sammelnden Laien und wissenschaftliche Etablierung der Volkskunde. Er plädiert für die Erforschung des Volks „in allen Lebensäußerung“ und Zurückhaltung in nationalen Fragen.

      Eduard Hoffmann-Krayer vollzieht eine Eingrenzung des volkskundlich zu erforschenden Volks. Zu untersuchen sei der „vulgus in populo“, nicht die produzierende Elite. Er spricht von einer „Volksseele“, die für Tradition und Kontinuität steht.

      Otto Lauffer fordert die Betrachtung des Volkslebens in der Gegenwart, wobei sein Ansatz in der Volkskunde kaum weiterverfolgt wird und der Schwerpunkt weiterhin auf der verklärten Vergangenheit liegt.

      Will-Erich Peuckerts Auseinandersetzung mit dem Proletariat als Teil der städtischen Klassengesellschaft ist modern und neu in der Volkskunde. Er interpretiert jedoch das Zuziehen der Landbevölkerung in die Städte als Entwurzelung und Verlust des volkstümlichen Gutes. Wie Peuckert setzt sich Max Rumpf mit der  Handwerkervolkskunde auseinander und legt den Fokus auf die Sittenthematik.

Problematisch in der Volkskunde der 1930er Jahre sind ausbleibende universitäre Etablierung und fehlende akademische Lehre, so wie Definierung als nationale Wissenschaft.

Hermann Bausinger gibt einen kategorischen Überblick über die Volkskunde in der NS-Zeit, wobei er vermerkt, dass der Nationalsozialismus bloß zentrale Aussagen der Wissenschaft unterstreicht, als das Fach politisch instrumentalisiert wird. Die mythologische Vorstellung und Begrifflichkeiten sind zuvor bereits in der Volkskunde vorhanden.

      Verklärung des Bauerntums als Fundament der Nation und Lobschätzung der Kernfamilie und der Natur (im Gegensatz zur Zivilisation) (Ideen aus der Romantik)

      Einteilung in Rassen

      Selbstzuteilung zur nordischen Rasse

      Suche nach Sinnbildern

      Religiöser Charakter der Wissenschaft (z.B. Lichtsymbolik der NSDAP)

      Die Vorstellung von einer organisch konstruierten Volksgemeinschaft (Volkskörper aus verschiedenen Gliedern, die unterschiedliche Aufgaben inne haben)

      Unhinterfragter Nationsbegriff, der als Antwort benutzt wird (Nation jenseits staatlicher Grenzen, Auflösung in der Masse der Volksgemeinschaft)

      Behauptung einer germanischen Abstammung der Deutschen (Mythos von Ursprung und Kontinuität)

Arthur Haberlandt ist von 1924 bis 1945 Direktor des Volkskunde Museums in Wien und agiert im Sinne des Nationalsozialismus. Unter seiner Leitung kommt es während der NS-Zeit zu einer starken Veränderung musealer Praktiken. Das Museum wird verstaatlicht und es gibt neue Aufstiegschancen im musealen Bereich. Bestimmte Thematiken werden intensiviert und ideologisiert behandelt und die Ausstellung über das Judentum aufgelöst. In Reise- und Sammelausstellungen so wie auch Vorträgen werden verschiedene Lebensstile und –räume präsentiert und einander gegenübergestellt, wodurch das Heimatgefühl und der Binnentourismus gestärkt werden. Staatliche Förderung und Enteignung jüdischer Bürger führen zur Bestandsvergrößerung und zur Etablierung des Museums.

Bronisław Malinowski ist der einflussreichste Wissenschaftler in der Völkerkunde seiner Zeit. Malinowskis neuartige Feldforschung auf den Trobriand-Inseln entwickelt sich, da die ursprünglich geplante Heimreise aufgrund des Ausbruchs des ersten Weltkriegs vorerst unmöglich ist. Malinowski stellt die intensive Forschung im Feld als Teil dessen über den oft erfolgenden Ortswechsel oder das rein theoretische Arbeitsverfahren im Forschungsprozess. Malinowski fordert Regeln für ein objektives Forschen wie ein fixes, kontinuierliches Beobachtungssystem, reiche Informationensammlung und statistische und historische Absicherung. Der Forscher müsse bestimmte Kompetenzen haben. Eine weitere Neuheit „Malinwoskis Paradigmas“ ist die „Fremdheit“ als methodisches Prinzip (produktive Irritation).In seinen Tagebüchern zeigt er Überdruss an dem Forschungsfeld. Dies führt bei Entdeckung jener in den 1960er Jahren zu Erschütterung in der Wissenschaftswelt, da all das in offiziellen Auseinandersetzungen unerwähnt bleibt. Malinowski ist ein Vertreter des Funktionalismus, also der Untersuchung des kulturabhängig bestimmten und wandelbaren Zwecks traditioneller Handlungen.

In der Biologie jener Zeit ist die Evolutionslehre (Darvin) aktuell.

Die Soziologie beschäftigt sich im Gegensatz zur Volkskunde bereits intensiv mit der Gesellschaft und deren Modernisierung. Max Weber geht davon aus, dass Gemeinschaften „vergesellschaftlicht“ werden. Diese „Vergesellschaftung“ stelle eine „innovative Macht“ dar und die Kultur sei das form- und sinngebende Medium, der bedeutungsverleihender Aspekt im sozialen Handeln, wobei hier möglicherweise eine Teilung in sinngebende Normen und formgebende Rituale erfolgen kann. Ferdinand Tönnies argumentiert ähnlich zu Weber anhand der Begriffe „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“, wobei diese zwei Idealtypen darstellen, die historisch aufeinander folgen.






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