Stundenprotokoll
080091 (Gruppe
1) PS STEOP: B120 Einführung in die Europäische Ethnologie EE
Lukasz Nieradzik
2016W
Marie
Hummer (1616508)
Zusammenfassung
der 4. Sitzung (8.11.2016)
Drei Ordnungskategorien des Sozialen (Identität, Ethnizität,
Geschlecht)
Die Identität kann
nicht im Singular angenommen werden. Sie ist verhandelbar, auch wenn sich im
gesellschaftlichen Kontext eine Starrheit mancher Identitätsmerkmale entwickelt
und andere regelrecht gesellschaftlich aufgezwungen werden. Auch selbstgewählte
Merkmale stehen im Zusammenhang mit dem sozialen Kontext. Es handelt sich bei
der Identität um ein ständiges
Aushandeln zwischen Selbst- und Fremdbild. Sie bezeichnet ein Praxis- und
Vorstellungsgeflecht der Distinktion (Inklusion und Exklusion) in bestimmten
sozialen Feldern und die Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen.
Die Ethnizität ist
eine Form der kollektiven Identität, die eine (vermeintlich schicksalsbedingte,
als natürlich und a priori gegeben empfundene) Zugehörigkeit außerhalb des
Kulturellen beschreibt und daher (politisch gebrauchte) Hilfestellung zur
Begreifung von Menschen als Gemeinschaft darstellt. Sie weist jedoch einen
klaren Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen Diskurses) auf. Ethnizität
und Kultur werden in der Gegenwart oft stellvertretend für den Rassebegriff
verwendet. Im 19. Jahrhundert tragen Herders zivilisationskritische Auseinandersetzung
mit der „Volkskultur“, also mit dem Bild des unveränderten Volks, das
angebliche Ursprünglichkeit verkörpert, die Theorie Darwins und die
naturwissenschaftlich-biologisch begründete Klassifizierung zur Etablierung des
ethnischen Paradigmas bei.
Gesellschaftsanalyse
Bei dem Modell der horizontalen Ordnung wird davon
ausgegangen, dass gewisse Lebensfaktoren die
individuelle Position bestimmen. Das Anderssein ist im materiellen und
kulturellen Lebensstil begründet. Die vertikale Ordnung beschreibt die
Positionsbestimmung durch unterschiedliche Kapitale. Durch verschiedene Stati entsteht
Ungleichheit. Die Position in der Hierarchie wird als vererbt und eine
Neupositionierung in Form eines Aufstiegs in der gesellschaftlichen Rangordnung
als kaum möglich angesehen.
In seiner Theorie teilt Marx die Gesellschaft in zwei
Klassen, die aus der ökonomischen Ungleichheit heraus entstehen und
unüberwindbare Interessensgegensätze haben. Für Marx ist die ökonomische
Zuordnung zu einer Klasse klar mit einem Klassenbewusstsein verbunden. Marx
eindeutig antagonistischer Ansatz sieht einen unausweichlichen Klassenkampf als
notwendiges Resultat jener Diskrepanz zwischen den Klassen. Marx entwickelt diese
Ideen nicht vollkommen neu und vorbildlos, sondern beruft sich auf das bereits
etablierte Paradigma der Gegensätzlichkeit. Er bezieht sich beispielsweise auf
Hegels Dialektik. Er vertritt eine materialistische statt idealistische
Auffassung.
Weber sieht im Gegensatz zu Marx nicht die klare und
unbedingte Verbindung von Klassenbewusstsein und ökonomischer Klasse. Er
verwendet den Standesbegriff, um jene Gruppen zu beschreiben, deren Mitglieder
sich nicht nur in ähnlicher materieller Lage befinden, sondern die auch jenes
Klassenbewusstsein verbindet. Er sieht die Lösung in der Vergesellschaftung von
Konflikten.
Die Gesellschaftsanalyse ist durch die Wahrnehmung von Ungleichheiten
und den Versuch, Ordnungen zu erschließen definiert. In den 1960er Jahren
verlegte man den Schwerpunkt der Beobachtungen von der Gemeinschaft zur
Gesellschaft, wobei die Einteilung in den vermeintlich homogenen ländlichen und
heterogenen städtischen Raum erhalten bleibt. In den 1970er Jahren wird die
Gesellschaft im Zusammenhang mit politischen
Entwicklungen und Faktoren betrachtet. Man unterteilt weiterhin klar in zwei
Kategorien, wobei man die Arbeiter- der bürgerlichen Kultur gegenüber stellt.
In den 1980er Jahren wird die Sinnhaftigkeit der Bezeichnung einer
Arbeiterklasse angezweifelt und es etabliert sich das Bild der
Risikogesellschaft (Beck) statt jenem der Klassengesellschaft. Die
Risikobetroffenheit wird als bedeutenderes Merkmal als die Klassenzugehörigkeit
angesehen. Diese These wird verständlicher, wenn man die Verunsicherung, das
Bild des sich selbst überlassenen Menschen und das Auftreten neuer Risikoformen
in den 1980er Jahren bedenkt.
In jenes Jahrzehnt fällt auch Boudieuxs Idee der feinen
Unterschiede, die die individuelle Position in der Gesellschaft bestimmen. Er
teilt die Faktoren dieser in ökonomisches, soziales, symbolisches und
kulturelles Kapital. Er entwickelt ein Klassenmodell, das die Gesellschaft in
drei Klassen teilt, von denen die höchste als „Feld der Macht“ bezeichnet wird.
Im Fokus zur Positionsbestimmung im Modell liegen Bildung und finanzielle
Möglichkeiten. Auf der horizontalen Achse des Modells wird die Gewichtung des
kulturellen bzw. jene des finanziellen Kapitals bei der Standortsbestimmung des
Individuums vermerkt. Vertikal wird die Gesamtheit vorhandenen ökonomischen und
kulturellen Kapitalvolumens verzeichnet. Der Geschmack, den ein jedes
Individuum hat und präsentiert und über den es definiert wird (Klassifizierung),
ist nicht erlernbar.
Zu Beginn befassen wir uns mit der Fragestellung, was die
Europäische Ethnologie mache.
Europäische Ethnologen bestimmen ein bestimmtes Thema, das
sie analysieren und erforschen wollen. Das Festlegen eines solchen
Forschungsfeldes, das es zu beschreiben und weiterführend zu verstehen gilt,
setzt voraus, dass dies zuerst einmal noch nicht erfasst und in seinen
Strukturen und Eigenschaften noch undurchsichtig ist. Daher kann man von einer
bewussten Bezeichnung von Etwas als „anders“ und „fremd“ sprechen und daher von
einer Produktion des „Fremden“.
Die Beobachtung und Beschreibung des menschlichen Handelns
in einem zuvor festgelegten Forschungsfeld erfolgt „weich“, also liegt der
Fokus auf dem qualitativen und nicht auf den quantitativen Wert einer Studie. Ein
veranschaulichendes Beispiel ist die Berechnung der
Durchschnittslebenserwartung in einer bestimmten Epoche, deren Ergebnis im
Grunde wenig Aussagekraft für sich beanspruchen kann, da den Durchschnitt
selbst nur wenige tatsächlich erreichen, sondern andere Phänomene wie eine hohe
Kindersterblichkeit das in Wirklichkeit häufig erreichte Alter beträchtlich
senken können.
Herzfeld fordert von der Europäischen Ethnologie die
Betrachtung der Kultur mit dem Fokus auf die Art und Weise der Handlungen, auf die Bedeutung für die Gesellschaft
und auf die Akteure.
Es folgt eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der
Bezeichnung der Kultur als Kehrseite der Gesellschaft, da sie im Grunde nicht
als von der Gesellschaft abgetrennt gedacht werden sollte. Es wird auch die
mögliche Widersprüchlichkeit dieser Definition zu jener Geertz, der von der
Kultur als ein „selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe“ spricht, angemerkt.
Als nächstes soll der Begriff „soziales Feld“ definiert
werden.
Das „soziale Feld“ beschreibt einen spezifischen,
eingegrenzten Raum, in dem verbindende Regeln, Werte, Zielsetzungen und
Sichtweisen erkennbar sind.
Es folgt die Besprechung der Definition des
„Diskursuniversums“.
Es handelt sich hierbei um eine bestimmte Sichtweise, in der
wir uns bewegen. Auch der Begriff des Paradigmas als klarer Glaubensgrundsatz,
von dem bei weiterführenden Überlegungen automatisch ausgegangen wird, fällt.
Es ist Ziel des Forschers im Zuge der Selbstreflexion seinen eigenen Standpunkt
zu erkennen und so möglichst die Überschreitung von Wissensgrenzen zu
erreichen.
Weiterführend wird die Bedeutung und Verwendung des
Kulturbegriffs im historischen Wandel betrachtet.
In der Antike verwendet Cicero erstmals den Begriff
„cultura“ im Zusammenhang mit geistigem Kulturgut. Bei der Widerentdeckung
Ciceros im Mittelalter wird auch diese Anwendung übernommen.
Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert wird die
Kultur noch mehr als Gegensatz zur Natur angesehen. Dies stellt nicht das
einzige Gegensatzpaar dar. Man unterscheidet auch im Zusammenhang mit dem
Kulturbegriff zwischen Mann und Frau, wobei der Mann der Kulturträger ist und
die Frau zuerst mit der Natur in Verbindung gebracht wird und dann als
Reproduzentin der Kultur gilt. Eine weitere Trennlinie wird zwischen Volkskultur
und hoher Kultur gezogen, wobei erst durch den Begriff des „gesunkenen
Kulturguts“ von Naumann im 20.Jh. eine klare Abwertung des Volks als
Kulturträger erfolgt. Zuvor wird insbesondere in der Romantik, wobei Rhiel eine
wichtige Rolle spielt, die Volkskultur als Bewahrung der Ursprünglichkeit und
Vorbild behandelt, wobei die Tendenz der Homogenisierung (Begriff des
einheitlichen „Bauerntums“) und Ideologisierung besonders bei Rhiel deutlich
wird.
Ab dem 19.Jahrhundert erlebt der Kulturbegriff eine enorme politische
Aufladung, durch diese die Volkskunde in ihrem Themenspektrum extrem
eingegrenzt wird. Für die deutsche Politik im 19. Jahrhundert hat die
Gegenüberstellung von Kultur und Zivilisation eine enorme Bedeutung, da sie zur
Herabsetzung Frankreich und Englands dient. Die „deutsche Kultur“ wird als
„natürlicher“ und somit der „künstlichen“ Zivilisationsprozesse Frankreich und
Englands überlegen dargestellt. Thomas Manns Stellungnahme zu dieser
Gegenüberstellung wird erwähnt und Begriffe wie „ehrliche deutsche Kultur“
werden zitiert. Die Kultur wird zum Kampfbegriff.
Malinowski steht für ein völlig neuartiges
Forschungskonzept, da er einen neuen Zugang zum Feld fordert, in dem der
Forscher Teil dessen werden soll. Auch der Begriff des Funktionalismus, also
die Vorstellung, dass alle Phänomene und Handlungsweisen einer bestimmten
Funktion unterliegen, stammt von ihm. Weiters werden die sogenannten
Kulturwolken Scharfes besprochen, also die Bereiche, in die sich der
Kulturbegriff in der alltäglichen Anwendung teilt.
Ein Studierender unterbricht die historische Abhandlung der
Begriffsdefinition durch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Verwendung eines
Begriffs, der historisch einem solchen Wandel unterlegen ist.
Geertz spricht von einem „simeotischen Kulturbegriffs“,
dessen Bedeutung sich erst über das Feld erschließt, daher kontextabhängig ist.
In den 1950er Jahren fordert die Münchner Schule
Historisierung statt mythologischen Erklärungen. Ihre Vertreter arbeiten
quellenkritisch und suchen die historischen Zusammenhänge, um Phänomene und
Handlungsweisen neu erforschen und erklären zu können.
Die Volkskunde der DDR, als deren Vertreter Steinitz genannt
wird, zeigt Interesse an den Beherrschten und an der Funktion von Reliquten.
Als kritische Theorie wird die „Dialektik der Aufklärung“
genannt. Der Begriff des
„Klassenantagonismus“ wird geklärt. Die komplexe Gesellschaft wird in
Produzenten und Konsumenten geteilt, wobei die Produzenten enormen Einfluss auf
die Konsumenten ausüben und diese manipulieren.
Abschließend wird der Begriff der Identität als sehr weit,
also so wie der der Kultur, dargestellt. Auch er ist politischen Aufladungen
ausgesetzt. Er kann nicht im Singular verstanden werden. Die gröbste
Unterscheidung kann zwischen sozialer und personeller Ebene erfolgen, wobei am
Ende die Faktoren, die die Identitäten bestimmen, zur Diskussion standen.
Antike bis 19.Jh.: Ciceros Verwendung des Begriffs „cultura“ im Zusammenhang mit dem
geistigen Kulturgut wird im Mittelalter übernommen (vgl. Kaschuba 1999: 117).
Durch die Industrialisierung im 19.
Jahrhundert wird Kultur verstärkt
als Gegensatz zu Natur angesehen.
Dies stellt nur eines der Gegensatzpaare
im Zusammenhang mit dem Kulturbegriff dar, zu denen auch Mann und Frau, wobei der
Mann der Kulturträger ist und die Frau mit der Natur in Verbindung gebracht
wird, sowie Volkskultur und hohe Kultur zählen (vgl. Jeggle 2001:
54, 59, 60). Erst Naumanns „gesunkenes Kulturgut“ im 20.Jh. wertet das Volk als
Kulturträger ab. In der Romantik wird die Volkskultur als Vorbild, insbesondere
wegen der vermeintlichen Bewahrung des Ursprünglichen, behandelt, wobei die
Tendenz der Homogenisierung („Bauerntum“) und Ideologisierung deutlich wird
(vgl. ebd.: 61). Im 19.Jahrhundert wird der Kulturbegriff auch zunehmend politisch aufgeladener Kampfbegriff und
die Volkskunde in ihrem Themenspektrum eingegrenzt (vgl. ebd.: 61). In der
deutschen Politik jener Zeit ist die Gegenüberstellung der angeblich
natürlichen, ererbten deutschen Kultur und des sogenannten künstlichen
Zivilisationsprozess Frankreichs und Englands bedeutend (vgl. Kaschuba 1999:
120).
20. Jh./21.Jh.: Der Begriff des „Funktionalismus“, dessen Hauptvertreter Malinowski und
Radcliff-Brown sind, drückt die Vorstellung aus, dass alle Phänomene und Handlungsweisen
einer bestimmten Funktion unterliegen (ebd.: 65f.). Eine neu definierte
Vorstellung „gesunkenen Kulturguts“ beschreibt
der Begriff des „Klassenantagonismus“
(Horkheimer, Adorno: „Dialektik der Aufklärung“). Die komplexe Gesellschaft wird geteilt. Produzenten üben
manipulativ Einfluss auf Konsumenten aus („Absink-Konzept“) (Korff 1999: 34f.).
Die Volkskunde der DDR setzt sich
mit Beherrschten und der Funktion von Relikten auseinander (ebd.: 28). Die
Vertreter der Münchner Schule
fordern quellenkritische Arbeit und historische Zusammenhänge anstatt mythologischer
Erklärungen (Kaschuba 1999: 96, 104).
Die
Bezeichnung der Kultur als Kehrseite der Gesellschaft kann kritisiert werden,
da diese im Grunde nicht als von der Gesellschaft abgetrennt gedacht werden
sollte. Der Zusammenhang zwischen Kultur und dem Akteur als Erschaffender und
Teil dieser macht die Definition „selbstgesponnenes
Bedeutungsgewebe“ von Clifford Geertz deutlich (ebd.: 98). Er spricht auch von
einem „semiotischen Kulturbegriff“, dessen Bedeutung sich erst über das Feld
erschließt, daher kontextabhängig ist (ebd.: 122f.). Die „Kulturwolken“ Scharfes kennzeichnen die Bereiche, in die sich der
Kulturbegriff in der alltäglichen Anwendung teilt (Scharfe 2002: 3ff.).
Wird ein zu
erforschendes „soziales Feld“ (spezifischer,
eingegrenzter Raum, in dem verbindende Regeln, Werte, Zielsetzungen und
Sichtweisen erkennbar sind) ausgewählt, ist dies anfangs in seinen Strukturen
und Eigenschaften noch undurchsichtig. Zu dem „Anderen“ und „Fremden“ konstruiert
es jedoch der Forscher, indem es Forschungsgegenstand wird. Diesem sich durch
Verständnis und Grenzüberwindung zu nähern, ist Aufgabe der Wissenschaft
(Kaschuba 1999: 107). [Malinowski fordert in diesem Zusammenhang eine intensive
Teilnahme im Feld (ebd.: 65f.).] Die Beobachtung und Beschreibung erfolgt meist
„weich“, also liegt der Fokus auf
dem qualitativen und nicht auf den quantitativen Wert einer Studie, deren
Ergebnis möglichst wirklichkeitsadäquat sein soll (ebd.: 99f., 104).
Bei dem
Begriff des „Diskursuniversums“ handelt
es sich um die Sichtweise, in der wir uns bewegen, um klare Grundsätze, von
denen bei Überlegungen automatisch ausgegangen wird und die selbstreflektorisch
erkannt und somit Grenzen überschritten werden sollen (ebd.: 101).
Der Begriff
der Identität ist „weit“ und
politisch aufladbar. Er kann nicht im Singular verstanden werden. Die
signifikanteste Unterscheidung erfolgt zwischen sozialer und personeller Ebene
(ebd.: 132ff.).
Zu
Beginn befassen wir uns mit der Fragestellung, was die Europäische Ethnologie
mache.
Europäische
Ethnologen bestimmen ein Thema, das sie analysieren und erforschen wollen. Das
Festlegen eines solchen Forschungsobjektes, das es zu beschreiben und
weiterführend zu verstehen gilt, setzt voraus, dass dies zuerst einmal noch
nicht erfasst und in seinen Strukturen und Eigenschaften noch undurchsichtig
ist. Und doch wird davon ausgegangen, das nichts zunächst „anders“ ist, sondern
das Etwas als „anders“ und „fremd“ erst konstruiert wird, indem es bewusst zum
Forschungsgegenstand gemacht wird. Es geht um die bewusste Produktion des
„Fremden“. Diesem sich durch Verständnis und Grenzüberwindung zu nähern, ist
Aufgabe der Wissenschaft. (Kaschuba 1999, S. 107)
Die
Beobachtung und Beschreibung des menschlichen Handelns in einem zuvor
festgelegten Forschungsfeld erfolgt „weich“, also liegt der Fokus auf dem
qualitativen und nicht auf den quantitativen Wert einer Studie, deren Ergebnis
möglichst wirklichkeitsadäquat sein soll, auch wenn sie sich oft nicht auf die
Erhebung großer Zahlen- und Datenmengen berufen kann. Ein veranschaulichendes
Beispiel ist die Berechnung der Durchschnittslebenserwartung in einer
bestimmten Epoche, deren Ergebnis im Grunde wenig Aussagekraft für sich
beanspruchen kann, da den Durchschnitt selbst nur wenige tatsächlich erreichen,
sondern andere Phänomene wie eine hohe Kindersterblichkeit das in Wirklichkeit
häufig erreichte Alter beträchtlich senken können. (Kaschuba 1999, S.99 f., S.
104)
Herzfeld fordert von der Europäischen
Ethnologie die Betrachtung der Kultur mit dem Fokus auf die Art und Weise der
Handlungen, auf die Bedeutung für die
Gesellschaft und auf die Akteure.
Es
folgt eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Bezeichnung der Kultur als
Kehrseite der Gesellschaft, da sie im Grunde nicht als von der Gesellschaft
abgetrennt gedacht werden sollte. Es wird auch die mögliche Widersprüchlichkeit dieser
Definition zu jener Clifford Geertz, der von der Kultur als ein
„selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe“ (Kaschuba 1999, S. 98) spricht, angemerkt.
Als
nächstes soll der Begriff „soziales Feld“ definiert werden.
Das
„soziale Feld“ beschreibt einen spezifischen, eingegrenzten Raum, in dem
verbindende Regeln, Werte, Zielsetzungen und Sichtweisen erkennbar sind.
Es
folgt die Besprechung der Definition des „Diskursuniversums“.
Es handelt
sich hierbei um eine bestimmte Sichtweise, in der wir uns bewegen. Auch der
Begriff des Paradigmas als klarer Glaubensgrundsatz, von dem bei
weiterführenden Überlegungen automatisch ausgegangen wird, fällt. Es ist Ziel
des Forschers im Zuge der Selbstreflexion seinen eigenen Standpunkt zu erkennen
und so möglichst die Überschreitung von Wissensgrenzen zu erreichen. (Kaschuba,
S. 101)
Weiterführend
wird die Bedeutung und Verwendung des Kulturbegriffs im historischen Wandel
betrachtet.
In der
Antike verwendet Cicero erstmals den Begriff „cultura“ im Zusammenhang mit
geistigem Kulturgut. Bei der Widerentdeckung Ciceros im Mittelalter wird auch
diese Anwendung übernommen. (Kaschuba 1999, S.117)
Durch die
Industrialisierung im 19. Jahrhundert wird die Kultur noch mehr als Gegensatz
zur Natur angesehen. Dies stellt nicht das einzige Gegensatzpaar dar. Man
unterscheidet auch im Zusammenhang mit dem Kulturbegriff zwischen Mann und
Frau, wobei der Mann der Kulturträger ist und die Frau zuerst mit der Natur in Verbindung gebracht wird und
dann als Reproduzentin der Kultur gilt. Eine weitere Trennlinie wird zwischen
Volkskultur und hoher Kultur gezogen, wobei erst durch den Begriff des
„gesunkenen Kulturguts“ von Naumann im 20.Jh. eine klare Abwertung des Volks
als Kulturträger erfolgt. (Jeggle 2001, S. 54, 59, 60) Zuvor wird insbesondere
in der Romantik, wobei Rhiel eine wichtige Rolle spielt, die Volkskultur als
Bewahrung der Ursprünglichkeit und Vorbild behandelt, wobei die Tendenz der
Homogenisierung (Begriff des einheitlichen „Bauerntums“) und Ideologisierung
besonders bei Rhiel deutlich wird. (Jeggle 2001, S. 61)
Ab dem
19.Jahrhundert erlebt der Kulturbegriff eine enorme politische Aufladung, durch
diese die Volkskunde in ihrem Themenspektrum extrem eingegrenzt wird. (Jeggle
2001, S. 61) Für die deutsche Politik im 19. Jahrhundert hat die
Gegenüberstellung von Kultur und Zivilisation eine enorme Bedeutung, da sie zur
Herabsetzung Frankreich und Englands dient. Die „deutsche Kultur“ wird als
„natürliche“ und „ererbt“ und somit der „künstlichen“ Zivilisationsprozesse
Frankreich und Englands überlegen dargestellt. (Kaschuba 1999, S. 120) Thomas Manns Stellungnahme zu dieser Gegenüberstellung wird
erwähnt und Begriffe wie „ehrliche deutsche Kultur“ werden zitiert. Die Kultur
wird zum Kampfbegriff.
Malinowski
steht für ein völlig neuartiges Forschungskonzept, da er einen neuen Zugang zum
Feld fordert, in dem der Forscher Teil dessen werden soll. Auch der Begriff des
Funktionalismus, also die Vorstellung, dass alle Phänomene und Handlungsweisen
einer bestimmten Funktion unterliegen, stammt von ihm. (Kaschuba 1999, S.65 f.)
Weiters werden die sogenannten Kulturwolken Scharfes besprochen, also die
Bereiche, in die sich der Kulturbegriff in der alltäglichen Anwendung teilt.
(Scharfe 2002, S. 3 ff.)
Ein
Studierender unterbricht die historische Abhandlung der Begriffsdefinition
durch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Verwendung eines Begriffs, der
historisch einem solchen Wandel unterlegen ist.
Geertz
spricht von einem „semiotischen Kulturbegriffs“, dessen Bedeutung sich erst
über das Feld erschließt, daher kontextabhängig ist. (Kaschuba 1999, S. 122 f.)
In den
1950er Jahren fordert die Münchner Schule Historisierung statt mythologischen
Erklärungen. Ihre Vertreter arbeiten quellenkritisch und suchen die
historischen Zusammenhänge, um Phänomene und Handlungsweisen neu erforschen und
erklären zu können. (Kaschuba 1999, S.96, 104)
Die
Volkskunde der DDR, als deren Vertreter Steinitz genannt wird, zeigt Interesse
an den Beherrschten und an der Funktion von Reliquten. (Korff 1999, S. 28)
Als
kritische Theorie wird die „Dialektik der Aufklärung“ genannt. Der Begriff des
„Klassenantagonismus“ wird geklärt. Die komplexe Gesellschaft wird in
Produzenten und Konsumenten geteilt, wobei die Produzenten enormen Einfluss auf
die Konsumenten ausüben und diese manipulieren („Absink-Konzept“). (Korff 1999,
S. 34 f.)
Abschließend
wird der Begriff der Identität als sehr weit, also so wie der der Kultur,
dargestellt. Auch er ist politischen Aufladungen ausgesetzt. Er kann nicht im
Singular verstanden werden. Die gröbste Unterscheidung kann zwischen sozialer
und personeller Ebene erfolgen, wobei am Ende die Faktoren, die die Identitäten
bestimmen, zur Diskussion standen. (Kaschuba 1999, S. 132 ff.)
Zusammenfassung: politischer Kulturbegriff (Zivilisation und
Zivilisation), semiotischer Kulturbegriff (Clifford Geertz: selbstgesponnenes
Bedeutungsgewebe, Bedeutung eines Zeichens erschließt sich im Feld),
Funktionalismus (Malinowski, Radcliff-Brown: Handeln hat eine Funktion (Studie
bei Weber-Kellermann: neues Lesen altes Texts von Mannhart: Zusammenarbeit Mann
und Frau nicht fruchtbarkeitskultische Zusammenhänge, sondern funktional
aufgrund ökonomischer Interesse an möglichst hohem Ertrag erklärbar), Münchner
Schule (Quellenkritik und -analyse, Historisierung), Dialektik der Aufklärung
(Wer übt Kritik aus? Wer produziert Kultur? Klassenantagonismus, Aufklärung
schlägt um (Vernunft steht über allen anderen Kategorien), DDR Volkskunde
(gesellschaftliche Widersprüche, Steinitz Liedsammlung)
Drei Ordnungskategorien des Sozialen
Identität: nicht im Singular, kollektiv und personell,
aussuchen möglich und verhandelbar (im Feldkontext entwickelt sich eine
Starrheit mancher Identitätsmerkmale (gesellschaftlich aufgezwungen
(Abhängigkeit und Determinierung), selbstgewählte Merkmale mit sozialen Kontext
zusammenhängend), ständiges Aushandeln wischen Selbst- und Fremdbild,
Distinktion, Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen, Bündel von Praktiken,
Selbstverortung (distinktive Praktiken der Abgrenzung), Praxis- und
Vorstellungsgeflecht der Selbstverortung (Inklusion und Exklusion) in
bestimmten sozialen Feldern
Ethnizität: Form der kollektiven Identität, Beschreibung
einer Schicksalshaftigkeit außerhalb des Kulturellen, Hilfe Leute als
Gemeinschaft zu begreifen, politisch gebraucht, Konstruktionscharakter (Produkt
eines intellektuellen Diskureses); ethnisches Paradigma beschreibt die
kulturelle Argumentation von Fremdartigkeit (Ethnizität und Kultur
stellvertretend für Rassebegriff), das als natürlich a priori empfunden wird;
19.Jh.: Herder „Volkskultur“(zivilisationskritisch, Suche nach Felsen
(unverändertes Volk) inmitten der Brandung), Darwin, Klassifizierung
(biologisches Modell, naturwissenschaftliche Begründung)
Geschlecht
Gesellschaftsanalyse und
-modell
Horizontale Ordnung: gewisse Lebensfaktoren wirken in
individuelle Machtposition ein, Anderssein in materiellem und kulturellen
Lebensstil; Vertikale Ordnung: eigene Kapitale bestimmen über Position, durch
Statussymbole entsteht Ungleichheit, Kapitale bestimmen über vererbte Position,
Hierarchisierung; Marx: zwei Klassen entstehen aus ökonomischen Voraussetzungen
und haben unüberwindbaren Interessensgegensatz (Klassenlage=Klassenbewusstsein)
-> Klassenkampf (Marx= antagonistisch), keine Erfindung des Paradigmas der
Gegensätzlichkeit (Beziehung auf Hegel beispielsweise (Dialektik)),
Materialismus statt Idealismus; Weber: Klasse ist nicht Klassenbewusstsein
(Stand = ist Gruppe in ähnlicher materieller Lage mit Klassenbewusstsein) ->
Vergesellschaftung von Konflikten; Gesellschaftsanalyse: Blick auf
Ungleichheiten, Ordnungen erschließen, 1960er: Gemeinschaft zur Gesellschaft
(ländlicher (homogen) und städtischer (heterogen) Raum, 1970er: Kontroverse:
Zusammenhang Gesellschaft und Politik (Arbeiter- versus bürgerliche Kultur),
1980er (Momentaufnahmen): Ende der Arbeiterklasse, Risikogesellschaft (Beck,
1980er) (im Unterschied zur Klassengesellschaft: Risikobetroffenheit ist
größeres Merkmal als Klasse (in den 1980er Jahren tritt Verunsicherung (neue
Formen von Risiken, Mensch ist sich selbst überlassen) ein, daher These
verständlicher), Boudieux: feine Unterschiede (1980er) Einteilung in
ökonomisches, soziales, symbolisches und kulturelles Kapital (Zusammenhang
Bildung + finanzielle Möglichkeiten) (ausgehend von Klassenmodell: oben Feld
der Macht (auch arbeitsloser Akademiker enthalten), und horizontale
(Kapitalstruktur: links nur kulturelles Kapital, rechts nur finanzielles) und
vertikale (ökonomisches und kulturelles Kapitalvolumen) Achse), Geschmack ist
nicht erlernbar
Zusammenfassung: politischer Kulturbegriff (Zivilisation und
Zivilisation), semiotischer Kulturbegriff (Clifford Geertz: selbstgesponnenes
Bedeutungsgewebe, Bedeutung eines Zeichens erschließt sich im Feld),
Funktionalismus (Malinowski, Radcliff-Brown: Handeln hat eine Funktion (Studie
bei Weber-Kellermann: neues Lesen altes Texts von Mannhart: Zusammenarbeit Mann
und Frau nicht fruchtbarkeitskultische Zusammenhänge, sondern funktional
aufgrund ökonomischer Interesse an möglichst hohem Ertrag erklärbar), Münchner
Schule (Quellenkritik und -analyse, Historisierung), Dialektik der Aufklärung
(Wer übt Kritik aus? Wer produziert Kultur? Klassenantagonismus, Aufklärung
schlägt um (Vernunft steht über allen anderen Kategorien), DDR Volkskunde
(gesellschaftliche Widersprüche, Steinitz Liedsammlung)
Drei Ordnungskategorien des Sozialen
Identität: nicht im Singular, kollektiv und personell,
aussuchen möglich und verhandelbar (im Feldkontext entwickelt sich eine
Starrheit mancher Identitätsmerkmale (gesellschaftlich aufgezwungen
(Abhängigkeit und Determinierung), selbstgewählte Merkmale mit sozialen Kontext
zusammenhängend), ständiges Aushandeln wischen Selbst- und Fremdbild,
Distinktion, Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen, Bündel von Praktiken,
Selbstverortung (distinktive Praktiken der Abgrenzung), Praxis- und
Vorstellungsgeflecht der Selbstverortung (Inklusion und Exklusion) in
bestimmten sozialen Feldern
Ethnizität: Form der kollektiven Identität, Beschreibung
einer Schicksalshaftigkeit außerhalb des Kulturellen, Hilfe Leute als
Gemeinschaft zu begreifen, politisch gebraucht, Konstruktionscharakter (Produkt
eines intellektuellen Diskureses); ethnisches Paradigma beschreibt die
kulturelle Argumentation von Fremdartigkeit (Ethnizität und Kultur
stellvertretend für Rassebegriff), das als natürlich a priori empfunden wird;
19.Jh.: Herder „Volkskultur“(zivilisationskritisch, Suche nach Felsen
(unverändertes Volk) inmitten der Brandung), Darwin, Klassifizierung
(biologisches Modell, naturwissenschaftliche Begründung)
Geschlecht
Gesellschaftsanalyse und
-modell
Horizontale Ordnung: gewisse Lebensfaktoren wirken in
individuelle Machtposition ein, Anderssein in materiellem und kulturellen
Lebensstil; Vertikale Ordnung: eigene Kapitale bestimmen über Position, durch
Statussymbole entsteht Ungleichheit, Kapitale bestimmen über vererbte Position,
Hierarchisierung; Marx: zwei Klassen entstehen aus ökonomischen Voraussetzungen
und haben unüberwindbaren Interessensgegensatz (Klassenlage=Klassenbewusstsein)
-> Klassenkampf (Marx= antagonistisch), keine Erfindung des Paradigmas der
Gegensätzlichkeit (Beziehung auf Hegel beispielsweise (Dialektik)),
Materialismus statt Idealismus; Weber: Klasse ist nicht Klassenbewusstsein
(Stand = ist Gruppe in ähnlicher materieller Lage mit Klassenbewusstsein) ->
Vergesellschaftung von Konflikten; Gesellschaftsanalyse: Blick auf
Ungleichheiten, Ordnungen erschließen, 1960er: Gemeinschaft zur Gesellschaft
(ländlicher (homogen) und städtischer (heterogen) Raum, 1970er: Kontroverse:
Zusammenhang Gesellschaft und Politik (Arbeiter- versus bürgerliche Kultur),
1980er (Momentaufnahmen): Ende der Arbeiterklasse, Risikogesellschaft (Beck,
1980er) (im Unterschied zur Klassengesellschaft: Risikobetroffenheit ist
größeres Merkmal als Klasse (in den 1980er Jahren tritt Verunsicherung (neue
Formen von Risiken, Mensch ist sich selbst überlassen) ein, daher These
verständlicher), Boudieux: feine Unterschiede (1980er) Einteilung in
ökonomisches, soziales, symbolisches und kulturelles Kapital (Zusammenhang
Bildung + finanzielle Möglichkeiten) (ausgehend von Klassenmodell: oben Feld
der Macht (auch arbeitsloser Akademiker enthalten), und horizontale
(Kapitalstruktur: links nur kulturelles Kapital, rechts nur finanzielles) und
vertikale (ökonomisches und kulturelles Kapitalvolumen) Achse), Geschmack ist
nicht erlernbar
Der Kulturbegriff ist politisch aufladbar. Beispiel ist die
Gegenüberstellung der „deutschen“ Kultur und der französischen und englischen
„Zivilisation“ im 19. Jahrhundert.
Clifford Geertz entwickelt zur Kulturdefinition den semiotischen
Kulturbegriff und jenen des selbstgesponnenen Bedeutungsgewebes. Die Idee
hinter der Bezeichnung als „semiotisch“ ist, dass die Bedeutung eines Zeichens
sich erst im Feld erschließt.
Der Begriff des Funktionalismus, dessen Hauptvertreter
Malinowski und Radcliff-Brown sind beschreibt in Zusammenhang mit der Kultur,
dass jedes Handeln eine Funktion hat und durch diese erklärbar ist. Ein
passendes Beispiel ist eine Studie, die Weber-Kellermann eines alten Texts
Mannharts entnahm und neu interpretierte, indem sie die Zusammenarbeit von Mann
und Frau zu einer bestimmten Jahreszeit nicht in ihren fruchtbarkeitskultischen
Zusammenhängen zu verstehen versuchte, sondern funktional aufgrund ökonomischer
Interesse an möglichst hohem Ertrag erklärte,
Die Münchner Schule steht für eine quellenkritische und
historisierende Analyse.
In der „Dialektik der Aufklärung“ wird konkret auf die
Fragen, wer Kritik ausübt und wer Kultur produziert eingegangen und unter dem Begriff des „Klassenantagonismus“
die Manipulation der Konsumenten durch die Produzenten beschrieben. Von
Dialektik wird gesprochen, da die Aufklärung regelrecht umschlägt. Es gibt
erstrecht eine Einschränkung und Vorgaben, da die Vernunft über allen anderen
Kategorien gestellt wird.
Die DDR Volkskunde beschäftigt sich mit gesellschaftlichen
Widersprüche und der neuartigen Reliktforschung fern von den Sammlungen der
Zeit des Nationalsozialismus (Bespiel: Liedsammlung von Steinitz)
Drei Ordnungskategorien des Sozialen (Identität, Ethnizität,
Geschlecht)
Die Identität kann nicht im Singular angenommen werden. Sie
ist verhandelbar, auch wenn sich im Feldkontext eine Starrheit mancher
Identitätsmerkmale entwickelt und andere regelrecht gesellschaftlich
aufgezwungen werden. Auch selbstgewählte Merkmale sind mit dem sozialen Kontext
zusammenhängend. Es handelt sich bei der Identität um ein ständiges Aushandeln zwischen Selbst- und
Fremdbild. Sie bezeichnet ein Praxis- und Vorstellungsgeflecht der Distinktion (distinktive Praktiken der
Abgrenzung)und Selbstverortung (Inklusion und Exklusion) in bestimmten sozialen
Feldern und die Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen.
Die Ethnizität ist eine Form der kollektiven Identität, die eine
(schicksalsbedingte, als natürlich und a priori gegeben empfundene)
Zugehörigkeit außerhalb des Kulturellen beschreibt und daher (politisch
gebrauchte) Hilfestellung zur Begreifung von Leute als Gemeinschaft ist. Sie
weist aber einen klaren Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen
Diskureses) auf. Das Ethnizität und Kultur werden in der Gegenwart oft
stellvertretend für den Rassebegriff verwendet. Im 19.Jh. tragen Herders zivilisationskritische
Auseinandersetzung mit der sogenannten „Volkskultur“, also mit dem Bild des unveränderten
Volks, das angeblich den „Felsen inmitten der Brandung“ darstellt, die Theorie Darwin
und die naturwissenschaftlich-biologisch begründete Klassifizierung zu der
Etablierung des ethnischen Paradigmas (Beschreibung kultureller Argumentation
von Fremdartigkeit) bei.
Gesellschaftsanalyse
Bei Annahme der horizontalen Ordnung wird davon ausgegangen,
dass gewisse Lebensfaktoren die
individuelle Position bestimmen. Das Anderssein ist im materiellen und
kulturellen Lebensstil begründet. Die vertikale Ordnung beschreibt die
Positionsbestimmung durch unterschiedliche Kapitale. Durch verschiedene Stati entsteht
Ungleichheit. Die Position in der Hierarchie wird als vererbt empfunden und
eine Neupositionierung in Form eines Aufstiegs in der gesellschaftlichen
Rangordnung ist kaum möglich.
In seiner Theorie teilt Marx die Gesellschaft in zwei
Klassen, die aus der ökonomischen Ungleichheit heraus entstehen und
unüberwindbare Interessensgegensätze haben. Für ist die ökonomische Zuordnung
zu einer Klassen klar mit einem Klassenbewusstsein verbunden. Marx klar
antagonistischer Ansatz sieht einen unausweichlichen Klassenkampf als
notwendiges Resultat jener Diskrepanz zwischen den Klassen. Marx entwickelt
nicht das ganze Konzept neu und vorbildlos, sondern beruft sich auf das bereits
etablierte Paradigma der Gegensätzlichkeit. Er bezieht sich beispielsweise auf
Hegels Dialektik. Er vertritt eine
materialistische statt idealistische Auffassung.
Weber sieht im Gegensatz zu Marx die klare und unbedingte
Verbindung von Klassenbewusstsein und ökonomischer Klasse. Er verwendet den Standesbegriff,
um jene Gruppen zu beschreiben, deren Mitglieder sich nicht nur in ähnlicher
materieller Lage befinden, sondern die auch jenes Klassenbewusstsein verbindet.
Er sieht die Lösung in der Vergesellschaftung von Konflikten.
Die Gesellschaftsanalyse ist also durch den Blick auf
Ungleichheiten und dem Versuch Ordnungen zu erschließen definiert. In den
1960er Jahren verlegte man den Schwerpunkt der Beobachtungen von der
Gemeinschaft zur Gesellschaft, wobei das Bild und die Einteilung in den
vermeintlich homogenen ländlichen und heterogenen städtischen Raum erhalten
bleiben. In den 1970er wird die Gesellschaft im Zusammenhang mit politischen Entwicklungen und -faktoren
betrachtet. Man unterteilt weiterhin klar in zwei Kategorien, wobei man die
Arbeiter- der bürgerlichen Kultur gegenüber stellt. In den 1980er Jahren wird
die Sinnhaftigkeit der Annahme einer Arbeiterklasse angezweifelt und es
etabliert sich das Bild der Risikogesellschaft (Beck) statt jenem der
Klassengesellschaft. Die Risikobetroffenheit wird als bedeutenderes Merkmal als
die Klassenzugehörigkeit angesehen. Diese These wird verständlicher, wenn man
mit der Verunsicherung, das Bild des sich selbst überlassenen Menschen und das
Auftreten neuer Risikoformen in den 1980er Jahren bedenkt. In jenes Jahrzehnt
fällt auch Boudieux Idee der feinen Unterschiede, die die individuelle Position
bestimmen. Er teilt die Faktoren dieser in ökonomisches, soziales, symbolisches
und kulturelles Kapital ein. Er entwickelt ein Klassenmodell, das die
Gesellschaft in drei Klassen teilt, von denen die höchste als „Feld der Macht“
bezeichnet wird. Im Fokus liegen die Bildung
und finanzielle Möglichkeiten). Auf der horizontalen Achse des Modells
wird die Gewichtung des kulturellen bzw.
finanziellen Kapitals bei der Standortsbestimmung des Individuums vermerkt.
Vertikal wird das ökonomische und kulturelle Kapitalvolumen verzeichnet. Der
Geschmack den ein jedes Individuum hat und präsentiert und über den es
definiert wird (Klassifizierung) ist nicht erlernbar.
Drei Ordnungskategorien des Sozialen (Identität, Ethnizität,
Geschlecht)
Die Identität kann nicht im Singular angenommen werden. Sie
ist verhandelbar, auch wenn sich im Feldkontext eine Starrheit mancher
Identitätsmerkmale entwickelt und andere regelrecht gesellschaftlich
aufgezwungen werden. Auch selbstgewählte Merkmale sind mit dem sozialen Kontext
zusammenhängend. Es handelt sich bei der Identität um ein ständiges Aushandeln zwischen Selbst- und
Fremdbild. Sie bezeichnet ein Praxis- und Vorstellungsgeflecht der Distinktion (distinktive Praktiken der
Abgrenzung)und Selbstverortung (Inklusion und Exklusion) in bestimmten sozialen
Feldern und die Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen.
Die Ethnizität ist eine Form der kollektiven Identität, die eine
(schicksalsbedingte, als natürlich und a priori gegeben empfundene)
Zugehörigkeit außerhalb des Kulturellen beschreibt und daher (politisch gebrauchte)
Hilfestellung zur Begreifung von Leute als Gemeinschaft ist. Sie weist aber
einen klaren Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen Diskureses)
auf. Das Ethnizität und Kultur werden in der Gegenwart oft stellvertretend für den
Rassebegriff verwendet. Im 19.Jh. tragen Herders zivilisationskritische
Auseinandersetzung mit der sogenannten „Volkskultur“, also mit dem Bild des unveränderten
Volks, das angeblich den „Felsen inmitten der Brandung“ darstellt, die Theorie Darwin
und die naturwissenschaftlich-biologisch begründete Klassifizierung zu der
Etablierung des ethnischen Paradigmas (Beschreibung kultureller Argumentation
von Fremdartigkeit) bei.
Gesellschaftsanalyse
Bei Annahme der horizontalen Ordnung wird davon ausgegangen,
dass gewisse Lebensfaktoren die
individuelle Position bestimmen. Das Anderssein ist im materiellen und
kulturellen Lebensstil begründet. Die vertikale Ordnung beschreibt die
Positionsbestimmung durch unterschiedliche Kapitale. Durch verschiedene Stati entsteht
Ungleichheit. Die Position in der Hierarchie wird als vererbt empfunden und
eine Neupositionierung in Form eines Aufstiegs in der gesellschaftlichen
Rangordnung ist kaum möglich.
In seiner Theorie teilt Marx die Gesellschaft in zwei
Klassen, die aus der ökonomischen Ungleichheit heraus entstehen und
unüberwindbare Interessensgegensätze haben. Für ist die ökonomische Zuordnung
zu einer Klassen klar mit einem Klassenbewusstsein verbunden. Marx klar
antagonistischer Ansatz sieht einen unausweichlichen Klassenkampf als
notwendiges Resultat jener Diskrepanz zwischen den Klassen. Marx entwickelt
nicht das ganze Konzept neu und vorbildlos, sondern beruft sich auf das bereits
etablierte Paradigma der Gegensätzlichkeit. Er bezieht sich beispielsweise auf Hegels
Dialektik. Er vertritt eine
materialistische statt idealistische Auffassung.
Weber sieht im Gegensatz zu Marx die klare und unbedingte
Verbindung von Klassenbewusstsein und ökonomischer Klasse. Er verwendet den Standesbegriff,
um jene Gruppen zu beschreiben, deren Mitglieder sich nicht nur in ähnlicher
materieller Lage befinden, sondern die auch jenes Klassenbewusstsein verbindet.
Er sieht die Lösung in der Vergesellschaftung von Konflikten.
Die Gesellschaftsanalyse ist also durch den Blick auf Ungleichheiten
und dem Versuch Ordnungen zu erschließen definiert. In den 1960er Jahren
verlegte man den Schwerpunkt der Beobachtungen von der Gemeinschaft zur
Gesellschaft, wobei das Bild und die Einteilung in den vermeintlich homogenen
ländlichen und heterogenen städtischen Raum erhalten bleiben. In den 1970er
wird die Gesellschaft im Zusammenhang
mit politischen Entwicklungen und -faktoren betrachtet. Man unterteilt
weiterhin klar in zwei Kategorien, wobei man die Arbeiter- der bürgerlichen
Kultur gegenüber stellt. In den 1980er Jahren wird die Sinnhaftigkeit der
Annahme einer Arbeiterklasse angezweifelt und es etabliert sich das Bild der
Risikogesellschaft (Beck) statt jenem der Klassengesellschaft. Die
Risikobetroffenheit wird als bedeutenderes Merkmal als die Klassenzugehörigkeit
angesehen. Diese These wird verständlicher, wenn man mit der Verunsicherung,
das Bild des sich selbst überlassenen Menschen und das Auftreten neuer
Risikoformen in den 1980er Jahren bedenkt. In jenes Jahrzehnt fällt auch Boudieux
Idee der feinen Unterschiede, die die individuelle Position bestimmen. Er teilt
die Faktoren dieser in ökonomisches, soziales, symbolisches und kulturelles
Kapital ein. Er entwickelt ein Klassenmodell, das die Gesellschaft in drei
Klassen teilt, von denen die höchste als „Feld der Macht“ bezeichnet wird. Im
Fokus liegen die Bildung und finanzielle
Möglichkeiten). Auf der horizontalen Achse des Modells wird die Gewichtung des kulturellen bzw. finanziellen Kapitals
bei der Standortsbestimmung des Individuums vermerkt. Vertikal wird das
ökonomische und kulturelle Kapitalvolumen verzeichnet. Der Geschmack den ein
jedes Individuum hat und präsentiert und über den es definiert wird
(Klassifizierung) ist nicht erlernbar.
Drei Ordnungskategorien des Sozialen (Identität, Ethnizität,
Geschlecht)
Die Identität kann
nicht im Singular angenommen werden. Sie ist verhandelbar, auch wenn sich im
gesellschaftlichen Kontext eine Starrheit mancher Identitätsmerkmale entwickelt
und andere regelrecht gesellschaftlich aufgezwungen werden. Auch selbstgewählte
Merkmale sind mit dem sozialen Kontext zusammenhängend. Es handelt sich bei der
Identität um ein ständiges Aushandeln zwischen
Selbst- und Fremdbild. Sie bezeichnet ein Praxis- und Vorstellungsgeflecht der
Distinktion (Inklusion und Exklusion) in bestimmten sozialen Feldern und die
Diskrepanz zwischen Sein und Sein wollen.
Die Ethnizität ist
eine Form der kollektiven Identität, die eine (vermeintlich schicksalsbedingte,
als natürlich und a priori gegeben empfundene) Zugehörigkeit außerhalb des
Kulturellen beschreibt und daher (politisch gebrauchte) Hilfestellung zur
Begreifung von Menschen als Gemeinschaft darstellt. Sie weist jedoch einen
klaren Konstruktionscharakter (Produkt eines intellektuellen Diskureses) auf. Ethnizität
und Kultur werden in der Gegenwart oft stellvertretend für den Rassebegriff
verwendet. Im 19.Jh. tragen Herders zivilisationskritische Auseinandersetzung
mit der „Volkskultur“, also mit dem Bild des unveränderten Volks, das
angebliche Ursprünglichkeit verkörpert, die Theorie Darwins und die
naturwissenschaftlich-biologisch begründete Klassifizierung zu der Etablierung
des ethnischen Paradigmas bei.
Gesellschaftsanalyse
Bei dem Modell der horizontalen Ordnung wird davon
ausgegangen, dass gewisse Lebensfaktoren die
individuelle Position bestimmen. Das Anderssein ist im materiellen und
kulturellen Lebensstil begründet. Die vertikale Ordnung beschreibt die
Positionsbestimmung durch unterschiedliche Kapitale. Durch verschiedene Stati entsteht
Ungleichheit. Die Position in der Hierarchie wird als vererbt und eine
Neupositionierung in Form eines Aufstiegs in der gesellschaftlichen Rangordnung
als kaum möglich angesehen.
In seiner Theorie teilt Marx die Gesellschaft in zwei
Klassen, die aus der ökonomischen Ungleichheit heraus entstehen und
unüberwindbare Interessensgegensätze haben. Für Marx ist die ökonomische
Zuordnung zu einer Klasse klar mit einem Klassenbewusstsein verbunden. Marx
eindeutig antagonistischer Ansatz sieht einen unausweichlichen Klassenkampf als
notwendiges Resultat jener Diskrepanz zwischen den Klassen. Marx entwickelt
diese Ideen nicht vollkommen neu und vorbildlos, sondern beruft sich auf das
bereits etablierte Paradigma der Gegensätzlichkeit. Er bezieht sich
beispielsweise auf Hegels Dialektik. Er vertritt eine materialistische statt idealistische
Auffassung.
Weber sieht im Gegensatz zu Marx nicht die klare und
unbedingte Verbindung von Klassenbewusstsein und ökonomischer Klasse. Er
verwendet den Standesbegriff, um jene Gruppen zu beschreiben, deren Mitglieder
sich nicht nur in ähnlicher materieller Lage befinden, sondern die auch jenes
Klassenbewusstsein verbindet. Er sieht die Lösung in der Vergesellschaftung von
Konflikten.
Die Gesellschaftsanalyse ist durch die Wahrnehmung von Ungleichheiten
und den Versuch, Ordnungen zu erschließen definiert. In den 1960er Jahren
verlegte man den Schwerpunkt der Beobachtungen von der Gemeinschaft zur
Gesellschaft, wobei die Einteilung in den vermeintlich homogenen ländlichen und
heterogenen städtischen Raum erhalten bleibt. In den 1970er Jahren wird die
Gesellschaft im Zusammenhang mit
politischen Entwicklungen und -faktoren betrachtet. Man unterteilt weiterhin
klar in zwei Kategorien, wobei man die Arbeiter- der bürgerlichen Kultur
gegenüber stellt. In den 1980er Jahren wird die Sinnhaftigkeit der Bezeichnung
einer Arbeiterklasse angezweifelt und es etabliert sich das Bild der
Risikogesellschaft (Beck) statt jenem der Klassengesellschaft. Die
Risikobetroffenheit wird als bedeutenderes Merkmal als die Klassenzugehörigkeit
angesehen. Diese These wird verständlicher, wenn man die Verunsicherung, das
Bild des sich selbst überlassenen Menschen und das Auftreten neuer Risikoformen
in den 1980er Jahren bedenkt.
In jenes Jahrzehnt fällt auch Boudieux Idee der feinen
Unterschiede, die die individuelle Position in der Gesellschaft bestimmen. Er
teilt die Faktoren dieser in ökonomisches, soziales, symbolisches und
kulturelles Kapital. Er entwickelt ein Klassenmodell, das die Gesellschaft in
drei Klassen teilt, von denen die höchste als „Feld der Macht“ bezeichnet wird.
Im Fokus zur Positionsbestimmung im Modell liegen Bildung und finanzielle
Möglichkeiten. Auf der horizontalen Achse des Modells wird die Gewichtung des
kulturellen bzw. jene des finanziellen Kapitals bei der Standortsbestimmung des
Individuums vermerkt. Vertikal wird die Gesamtheit vorhandenen ökonomischen und
kulturellen Kapitalvolumens verzeichnet. Der Geschmack den ein jedes Individuum
hat und präsentiert und über den es definiert wird (Klassifizierung) ist nicht
erlernbar.
Geschlecht
Die Kategorie des
Geschlechts wird in der Volkskunde/Europäischen Ethnologie als Ungleichheitsdimension der Gesellschaft
erst spät beachtet. In den 1970er Jahren entwickelt sich aus der Erforschung
der Arbeitswelten die Frauenforschung. Ein bedeutendes Ereignis in der
Etablierung der Forschungsrichtung stellt eine Tagung in Tübingen im Jahr 1984
dar, bei der die Thematik der Frau in der Volkskunde behandelt wird. Neuer
Ansatz ist die Erforschung der Frauen als Subjekte statt als Objekte und ihrer
Lebenswelten. Die Weiterentwicklung geschieht jedoch unter dem Paradigma der Differenz. Es werden stets
die geschlechtsbedingten Unterschiede betrachtet. In den 1990er Jahren spricht
man von dem Übergang zur Geschlechterforschung. Zunehmend wird die Aufhebung
des Paradigmas der Differenz gefordert.
Judith Butler erklärt unter dem Stichwort der Performanz, dass biologisches und kulturelles Geschlecht nicht
automatisch miteinander einhergehen, viel mehr geht sie bei beiden von
kulturell-historisch bedingten Produkten der Gesellschaft aus. Sie sieht die
Notwendigkeit eines vollkommenen Aufbrechens der Kategorisierung von Mann und
Frau, nicht zuletzt, da das Denken in Kategorien zur gesellschaftlichen
Beschränkung auf die alleinige Akzeptanz von Heterosexualität führt. Dass das
Aufgeben anerkannter Kategorisierungen real umgesetzt zu Identitäts- und
Orientierungsproblemen führt, ist unausweichlich.
Kontinuität und Wandel
Wolfgang Kaschuba sieht
Kontinuität und Wandel im ständigen Wechselspiel. An magischen Daten lässt sich nicht nur eine verstärkte
selbstreflexive Kulturanalyse ausmachen, sondern auch eine Berufung auf
Kontinuität, wobei historisch betrachtet in diesem Zusammenhang nicht zuletzt
die Volkskunde als Lieferant des
nostalgischen Stoffes eine entscheidende Position einnimmt.
Sitte – Brauch – Tradition
Sitte kann als
übergeordnete, normative Ordnung definiert werden, der Brauch als
Handlungsmuster. Die Tradition umfasst Sitte und Brauch. Sie zeichnet sich
durch ihre vermeintliche Kontinuität aus. Sie ist teils konstruiert und bleibt
oft über lange Perioden unhinterfragt.
Kollektives Gedächtnis
Das kollektive Gedächtnis
kann nach Jan Assmann und Aleida Assmann in ein kulturelles und ein kommunikatives
Gedächtnis geteilt betrachtet werden. Ersteres habe länger Bestand, da
zweites mündlich übermittelt werde und daher höchstens drei Generationen
überdauere. Die von Pierre Nora als lieux de mémoire bezeichneten Erinnerungsstätten sollen bestärkend und
identitätsstiftend auf das kollektive
Gedächtnis wirken.
Folklorismus
Die Begriffsdefinitionen
sind zahlreich und sehr unterschiedlich. Kaschuba bezeichnet den Folklorismus
als Ideologie der Kontinuität und Geschäft mit der Tradition. Oft zitiert
wird Hans Mosers Definition des Folklorismus als Vermittlung von Volkskultur aus zweiter Hand. Hermann Bausinger
spricht von der angewandten Volkskunde
von gestern. Er glaubt, dass man von keiner eigentlichen Volkskultur ausgehen kann und deswegen diese nicht
gegen den Folklorismus einsetzbar ist. Die Folklorismusdebatte sei daher
insofern zu kritisieren, da eigentliche
Ursprünglichkeit Verfälschtem gegenübergestellt wird. Sie fährt als in
leicht veränderter Form mit der Trennung zwischen wahr und falsch fort.
Weiters erklärt Bausinger, dass folkloristische soziale Phänomene als Produkte
von Rollenerwartungen nicht nur kommerziellen Nutzen, sondern auch andere
kontextbezogene Funktionen haben. Traditionen gehen nach Bausinger ineinander
über, was von der Wissenschaft nicht ausgeblendet werden dürfe. Die Deutung der
Akteure soll nach Bausinger in den Vordergrund gerückt werden. Konrad Köstlin
sieht im Folklorismus eine sehnsüchtige Hinwendung zum vermeintlich Ursprünglichen, jedoch auch eine kulturpessimistische Perspektive. Er
äußert sich kritisch zur Auseinandersetzung mit dem Folklorismus. Utz Jeggle
und Gottfried Korff untersuchen den Folklorismus als alltägliches Phänomen, das
ökonomische Rückstände auf
verschiedene Arten kompensieren soll. Sie verlangen stärkere Kontextualisierung.
Das Interesse am Folklorismus erklärt sich durch das Überzeitliche und die
Omnipräsenz dieses alltäglichen Phänomens. Kaschuba sieht, trotz der
vielseitigen Kritik an dem Begriff, Gründe, ihn beizubehalten.
Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen
Karl
Marx erklärt, dass in seiner Gegenwart die theoretisch ungleichzeitige feudale Arbeits-
und industrielle Denkweise empirisch gleichzeitig stattfindet. Ernst Bloch beschreibt,
dass in der Moderne die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen kennzeichnend
ist, wobei er dem technischen Fortschritt und der Modernisierung verschiedener
Lebensbereiche die mentale
Modernitätsverweigerung und weiterführend die Mythologisierung gegenüberstellt.
Er spricht von einer unterschiedlichen Entwicklung verschiedener Schichten und
einer daraus resultierenden Schieflage.
Anhand seines Modells erklärt er auch die Attraktivität
des Nationalsozialismus in seiner Zeit [Werk: Erbschaft dieser Zeit (1935)].
Symbole und Rituale
Diese
kulturellen Steuerzeichen werden von
allen Mitgliedern eines Kollektivs verstanden. Das Symbol ist ein verkörperndes Zeichen und das Ritual
eine verbindende Handlung. Arnold van
Genneps Anliegen besteht darin, Rituale kontextbezogen zu untersuchen, wobei er
sich in seinem Hauptwerk Les rites de
passage (1909) speziell mit den Übergangsriten
beschäftigt, also jenen rituellen Handlungen, die dann Sicherheit bieten,
wenn ein Wechsel eines Individuums zwischen zwei klar definierten und
strukturierten Situationen stattfindet. Victor Tuner wendete dieses Prinzip in
der gesamtgesellschaftlichen Analyse an. Auch die Gesellschaft kann solche
Wechsel erleben, die zwar möglicherweise eine positive Entwicklung jedoch auch
organisatorische Gefahren und das Gefühl eines Sicherheitsverlusts mit sich
bringen, woraus oft eine nostalgische Hinwendung zur Vergangenheit
resultiert.
Geschlecht
Die Kategorie des
Geschlechts wird in der Volkskunde/Europäischen Ethnologie als Ungleichheitsdimension der Gesellschaft
erst spät beachtet. In den 1970er Jahren entwickelt sich aus der Erforschung
der Arbeitswelten die Frauenforschung. Ein bedeutendes Ereignis in der
Etablierung der Forschungsrichtung stellt eine Tagung in Tübingen im Jahr 1984
dar, bei der die Thematik der Frau in der Volkskunde behandelt wird. Neuer
Ansatz ist die Erforschung der Frauen als Subjekte statt als Objekte und ihrer
Lebenswelten. Die Weiterentwicklung geschieht jedoch unter dem Paradigma der Differenz. Es werden stets
die geschlechtsbedingten Unterschiede betrachtet. In den 1990er Jahren spricht
man von dem Übergang zur Geschlechterforschung. Zunehmend wird die Aufhebung
des Paradigmas der Differenz gefordert.
Judith Butler erklärt unter dem Stichwort der Performanz, dass biologisches und kulturelles Geschlecht nicht
automatisch miteinander einhergehen, viel mehr geht sie bei beiden von
kulturell-historisch bedingten Produkten der Gesellschaft aus. Sie sieht die
Notwendigkeit eines vollkommenen Aufbrechens der Kategorisierung von Mann und
Frau, nicht zuletzt, da das Denken in Kategorien zur gesellschaftlichen
Beschränkung auf die alleinige Akzeptanz von Heterosexualität führt. Dass das
Aufgeben anerkannter Kategorisierungen real umgesetzt zu Identitäts- und
Orientierungsproblemen führt, ist unausweichlich.
Kontinuität und Wandel
Wolfgang Kaschuba sieht
Kontinuität und Wandel im ständigen Wechselspiel. An magischen Daten lässt sich nicht nur eine verstärkte
selbstreflexive Kulturanalyse ausmachen, sondern auch eine Berufung auf
Kontinuität, wobei historisch betrachtet in diesem Zusammenhang nicht zuletzt
die Volkskunde als Lieferant des
nostalgischen Stoffes eine entscheidende Position einnimmt.
Sitte – Brauch – Tradition
Sitte kann als
übergeordnete, normative Ordnung definiert werden, der Brauch als
Handlungsmuster. Die Tradition umfasst Sitte und Brauch. Sie zeichnet sich
durch ihre vermeintliche Kontinuität aus. Sie ist teils konstruiert und bleibt
oft über lange Perioden unhinterfragt.
Kollektives Gedächtnis
Das kollektive Gedächtnis
kann nach Jan Assmann und Aleida Assmann in ein kulturelles und ein kommunikatives
Gedächtnis geteilt betrachtet werden. Ersteres habe länger Bestand, da
zweites mündlich übermittelt werde und daher höchstens drei Generationen
überdauere. Die von Pierre Nora als lieux de mémoire bezeichneten Erinnerungsstätten sollen bestärkend und
identitätsstiftend auf das kollektive
Gedächtnis wirken.
Folklorismus
Die Begriffsdefinitionen
sind zahlreich und sehr unterschiedlich. Kaschuba bezeichnet den Folklorismus
als Ideologie der Kontinuität und Geschäft mit der Tradition. Oft zitiert
wird Hans Mosers Definition des Folklorismus als Vermittlung von Volkskultur aus zweiter Hand. Hermann Bausinger
spricht von der angewandten Volkskunde
von gestern. Er glaubt, dass man von keiner eigentlichen Volkskultur ausgehen kann und deswegen diese nicht
gegen den Folklorismus einsetzbar ist. Die Folklorismusdebatte sei daher
insofern zu kritisieren, da eigentliche
Ursprünglichkeit Verfälschtem gegenübergestellt wird. Sie fährt als in
leicht veränderter Form mit der Trennung zwischen wahr und falsch fort.
Weiters erklärt Bausinger, dass folkloristische soziale Phänomene als Produkte
von Rollenerwartungen nicht nur kommerziellen Nutzen, sondern auch andere
kontextbezogene Funktionen haben. Traditionen gehen nach Bausinger ineinander
über, was von der Wissenschaft nicht ausgeblendet werden dürfe. Die Deutung der
Akteure soll nach Bausinger in den Vordergrund gerückt werden. Konrad Köstlin
sieht im Folklorismus eine sehnsüchtige Hinwendung zum vermeintlich Ursprünglichen, jedoch auch eine kulturpessimistische Perspektive. Er
äußert sich kritisch zur Auseinandersetzung mit dem Folklorismus. Utz Jeggle
und Gottfried Korff untersuchen den Folklorismus als alltägliches Phänomen, das
ökonomische Rückstände auf
verschiedene Arten kompensieren soll. Sie verlangen stärkere Kontextualisierung.
Das Interesse am Folklorismus erklärt sich durch das Überzeitliche und die
Omnipräsenz dieses alltäglichen Phänomens. Kaschuba sieht, trotz der
vielseitigen Kritik an dem Begriff, Gründe, ihn beizubehalten.
Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen
Karl
Marx erklärt, dass in seiner Gegenwart die theoretisch ungleichzeitige feudale Arbeits-
und industrielle Denkweise empirisch gleichzeitig stattfindet. Ernst Bloch
beschreibt, dass in der Moderne die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen
kennzeichnend ist, wobei er dem technischen Fortschritt und der Modernisierung
verschiedener Lebensbereiche die mentale
Modernitätsverweigerung und weiterführend die Mythologisierung
gegenüberstellt. Er spricht von einer unterschiedlichen Entwicklung
verschiedener Schichten und einer daraus resultierenden Schieflage. Anhand seines Modells erklärt er auch die Attraktivität des Nationalsozialismus in
seiner Zeit [Werk: Erbschaft dieser Zeit
(1935)].
Symbole und Rituale
Diese
kulturellen Steuerzeichen werden von
allen Mitgliedern eines Kollektivs verstanden. Das Symbol ist ein verkörperndes Zeichen und das Ritual
eine verbindende Handlung. Arnold van
Genneps Anliegen besteht darin, Rituale kontextbezogen zu untersuchen, wobei er
sich in seinem Hauptwerk Les rites de
passage (1909) speziell mit den Übergangsriten
beschäftigt, also jenen rituellen Handlungen, die dann Sicherheit bieten,
wenn ein Wechsel eines Individuums zwischen zwei klar definierten und
strukturierten Situationen stattfindet. Victor Tuner wendete dieses Prinzip in
der gesamtgesellschaftlichen Analyse an. Auch die Gesellschaft kann solche
Wechsel erleben, die zwar möglicherweise eine positive Entwicklung jedoch auch
organisatorische Gefahren und das Gefühl eines Sicherheitsverlusts mit sich
bringen, woraus oft eine nostalgische Hinwendung zur Vergangenheit
resultiert.
Romantik und Aufklärung
Diese beiden Geisteshaltungen sind nicht so klar voneinander
trennbar, wie oft vermutet und spielen beide eine prägende Rolle in der
Fachgeschichte der Volkskunde. Beide zeichnen ähnliche
Forschungsrichtungen aus.
Aufklärung (18.Jh.)
Die Aufklärung spannt sich wie ein Bogen über die Politik und
Gesellschaft wandelnden Ereignisse jener Zeit. Die Aufklärer verstehen die
Gesellschaft als vom Menschen
gemacht anstatt wie bisher angenommen
als gottgewollt. Die Geschichte wird nicht mehr als zyklische Abfolge gesehen,
sondern als Prozess des Fortschritts, der vom Menschen verändert werden kann.
Der Mensch hat in Augen der Aufklärer ein Recht auf ein Leben in Würde. Das Volk sind alle Menschen auf dem Planten die
natürlich gleich sind und sich durch Selbstbefreiung, Bildungsideal, Befreiung
aus der Unmündigkeit definieren, nicht territorial eingegrenzt.
In Göttingen entsteht eine
Art „Volks-und Völker Forschung („Volkskunde“ (Friedrich Ekkard), „Völkerkunde“,
„Ethnograph“, „ethnographisch“ (August Ludwig Schlözel)), die sich sogenannter
„harter“ Methoden bedient und stark mit dem Fortschrittsglauben an eine
neuartige soziale Humanität verbunden und in andere Auseinandersetzungen
eingebunden ist. In der zweiten Hälfte des 18.Jh. verstärkt sich das Interesse an Volk und
Gesellschaft in einigen Ländern Europas, wobei in Deutschland die politische
Situation und die konfessionelle Spaltung Ursprünge dieser Entwicklung
darstellen.
Im staatswissenschaftlichen
Bereich stellt sich die Frage, wie ist ein Herrschaftsgebiet in seinen
natürlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen sinnvoll erfassbar sei. Topographie,
Statistik und Kameralistik (= Buchhaltung): Zur Beantwortung von
Regierungsfragen, wirtschaftlichen Maximierung und aus finanzieller
Interesse wurden Bestandsaufnahmen
(Erfassung des wirtschaftlichen Potentials, Staatsmerkmale, „Merkwürdigem“
etc.) unternommen, wobei das Volk bereits als homogene, ethnisch verbundene
Gemeinschaft behandelt wird und der Fokus auf dem bäuerlichen Bereich liegt.
Reisebericht (= literarische
Gattung mit wissenschaftlichem Anspruch):
Das große Interesse an fremden Ländern und Selbstentdeckung bzw.
Entdeckung der eigenen Kultur in anderen
Kulturen ist schon vor der Aufklärung
groß, doch entsteht eine neue Reiseweise im Sinne einer Bildungsreise. Man hält
seine Erfahrungen fest und weiterführend entstehen erste Reiseführer, die Hilfe
zur Schulung des ethnographischen Blicks und als informationsgebende Medien
dienen und welchen neuartige Erschließungsmethoden vorangehen, die in der Volkskunde
weiterhin Anwendung finden.
Romantik
Der Beginn der Romantik ist
historisch betrachtet später als jener der Aufklärung zu setzen, wobei es sich
in beiden Fällen um bürgerliche Kulturbewegungen handelt, die ein neues
Gesellschafts- und Menschenbild entwerfen. Im Falle der Romantik geht es jedoch
nicht um die hohe Stellung des Rationalen, sondern um den Menschen als
„Empfindungswesen“. Die Romantiker begeben sich auf die Suche nach
der „heilen“ Vergangenheit, den Überlieferungsformen und dem nationalem
„Volksgeist“ und verschließen sich insofern vor der Gegenwart. In dieser Epoche
wird die Volkskunde zur wissenschaftlichen Manifestation bürgerlicher
Nationalgedanken instrumentalisiert. Das Volk hat einen archaischen,
natürlichen Ursprung und wird zu einer Schicksalsgemeinschaft stilisiert.
Herders Bezeichnung einer Volkskultur spricht nicht
unbedingt etwas Nationales an. Er zweifelt den Fortschritt an, da er ein
Sich-zu-Ruhe-Setzen als Reaktion vieler Menschen auf einkehrende Zufriedenheit
sieht und auch die Art und Weise wie andere Völker in Berichten kategorisiert
und erfasst werden ist in seinen Augen kritisch zu überdenken. Seine Stütze ist
der Glaube an einen ursprünglichen Volkscharakter, der zur Verjüngung dient. Er
glaubt nicht an die Volkskultur als materielles, sondern metaphysisches
Prinzip. Das Herz ersetzt den Verstand und so ist das Volk alle die mittels
ihres Herzens zusammen finden.
Die Gebrüder Grimm verfassen
das erste Deutsche Wörterbuch, was eine Sensation darstellt, da sie hiermit
eine davor nicht vorhandene Hochsprache definieren und veröffentlichen eine
Vielzahl an Sammlungen, wobei die Berufung auf das Archaische als Stütze in der
Zeit des Umbruchs ihr Hauptmotiv ist und die nationalen Interessen
unterstrichen werden müssen.
Friedrich Ludwig Jahn
zeigt großes Interesse an Einigung Deutschlands im Sinne eines
Gemeinschaftsgefühls in der Nation, das alle sozialen Grenzen überwindet und
sieht eine Notwendigkeit in der spezifisch auf seine Ideen ausgerichteten
Erziehung. Er führt auch die Begriffe der Abstammungs- und
Nationalgemeinschaft untrennbar
voneinander an. Seine Definition des Volks unter dem ethnischen Paradigma
beinhaltet daher bereits die Idee der Zusammengehörigkeit durch genetische
Ähnlichkeit.
Wilhelm Heinrich Rhiel
stellt im (19.Jh.) in gewisser Weise eine Ausnahmepersönlichkeit unter
den Forschern dar, da er, die romantische Volkskunde mit einer modernen
Soziologie des Volkes verbindend, für eine, wenn auch höchst konservative und
ideologische,, „Volkskunde als Wissenschaft“ plädiert. Er untersucht die
Strukturen und einzelnen Gruppierungen der „organische Gesamtpersönlichkeit des
Volkes“, wobei diese Idee einer „Volkspersönlichkeit“ erfüllt sich in Rhiels Augen in der Nation. Er denkt das
Volk durch das „Band der Natur“ zusammengehalten und steht Veränderungen im
Sinne negativer Entwurzelung kritisch gegenüber. Er sieht in allem traditionell
Überlieferten die „nationale Volksseele“ aufscheinen. Rhiels Beobachtungen sind
jedoch, wenn man sie getrennt von ideologischen Interpretationen
fortschrittlich und enorm präzise, allein sein auf diese aufbauendes Vorgehen
weist eher auf das Erschaffen einer ideologischen Richtung der Volkskunde als
einer solchen als Wissenschaft hin.
Weitere Begriffe und Persönlichkeiten
Zeit
In der Epoche der Aufklärung wird der geschichtliche Verlauf
neu gedeutet und es zeigt sich eine neue Hektik und Geschwindigkeit in dieser
Zeit des Wandels. Ein Umstand, dem um 1800 bewusst in Form von Entschleunigung
ausdrückender Demonstrationen entgegengewirkt wird.
Bürgerlichkeit
In Deutschland wird in der Zeit der späten Aufklärung
zunehmend ein kultureller und sozialer Wandel bemerkbar, wenn dies auch weit
später als in anderen Ländern vonstattengeht. Die „Bürgerlichkeit“ gilt als
neue Idee der Selbstinszenierung und -positionierung im sozialen Raum. Viele
Lebensbereiche werden überdacht, wobei Salons und Vereine und weiterführend
Museen als Treffpunkt für Diskussionen über alte und neue Anschauungen dienen.
Es kommt zu einer neuartigen „Öffentlichkeit“ des Bürgertums und zu einem
Aufbruch in ein neues Zeitalter, mit welchem allerdings das Gefühl eines
Verlusts Traditionellen und der Wunsch all das zu verschwinden Drohende zu
sammeln einhergeht. Diese Sammeltätigkeit wird nicht zuletzt von Laien ausgeübt,
die das eigene Ursprüngliche in der bäuerlichen Kultur noch vorhanden vermuten.
Das Erwarten eines neuen Zeitalters ist nicht zuletzt mit dem Wunsch nach einem
neuen Nationsgefühl verbunden, der zunächst auf kulturnationalistischer Ebene
durch Pflege der „deutschen Art“ weiterverfolgt wird, wobei es zu einer
zunehmenden gedanklichen Entfernung von den aufklärerischen Prinzipien kommt.
Es erfolgt eine starke Kritik an der napoleonischen Fremdherrschaft und eine
moralische bürgerliche Abgrenzung, wobei die Emporhebung der deutschen Sprache
eine entscheidende Rolle spielt. Dieses Motiv zieht sich weiter taucht 100
Jahre später in der Argumentation gegen Frankreich im Sinnen einer
Gegenüberstellung von Kultur und Zivilisation auf.
selbsterarbeiteter Wohlstand ermöglicht durch Bildung im
aufklärerischen Sinne, Interesse an Meinungs- und Wissensanreicherung,
Industrialisierungsentwicklungen, neues Sozialleben nicht nur aus Notwendigkeit
sondern als Vergnügen (Selbstverwirklichung und bewusst gelebter Lebensstils
nach finanzieller Absicherung (Bohemien lehnt bürgerliche Welt ab =
Widersprüchlichkeit)) (Salons, Museen etc.) wobei nur männliche Mitglieder der
bürgerlichen Öffentlichkeit.
Sozialistische
Gesellschaftstheorien (zeitlich nach dem Biedermeier)
Die Definition unter dem
historischen Materialismus beschreibt das Volk als die treibende,
unterdrückte Kraft. Der Volksbegriff von Marx und Engels ist ein
aufklärerischer, von Hegel übernommener, jedoch materialistisch statt
idealistisch interpretiert. Die Volkskunde verschließt sich vor den neu
aufkommenden sozialen Fragen.
Die Frage nach dem
Gründungsvater und der Gründungszeit
Es bedarf keiner Gründungsstunde oder eines Gründungsvaters,
da die Sicht auf Persönlichkeiten und Werke im ständigen Wandel ist und daher
diese beiden Faktoren nie klar feststellbar sind.
Ab Durchbruch zur
Wissenschaft nicht in der Stunde behandelt
Romantik und Aufklärung (17./18./19.Jh.)
Diese beiden Geisteshaltungen sind nicht derart
klar voneinander trennbar, wie oft vermutet wird, und spielen beide eine
prägende Rolle in der Fachgeschichte der Volkskunde. Der Beginn der Romantik
ist zeitgeschichtlich später als jener der Aufklärung zu setzen. In beiden
Fällen handelt es sich um bürgerliche Kulturbewegungen, die ein neues
Gesellschafts- und Menschenbild entwerfen.
Aufklärung
Die Vertreter der Aufklärung verstehen die
Gesellschaft als vom Menschen gemacht, anstatt wie bisher angenommen als
gottgewollt. Die Geschichte wird nicht mehr als zyklische Abfolge gesehen,
sondern als Prozess des Fortschritts, der vom Menschen verändert werden kann.
Das Volk beschreibt all jene, die sich durch ihr Bildungsideal und den Willen
zur Befreiung aus der Unmündigkeit definieren und ist somit nicht territorial
eingegrenzt.
Im staatswissenschaftlichen Bereich stellt sich
die Frage, wie ein Herrschaftsgebiet in seinen natürlichen und
gesellschaftlichen Voraussetzungen sinnvoll erfassbar ist. Topographie,
Statistik und Kameralistik dienen zur Beantwortung von Finanz- und
Regierungsfragen und zur wirtschaftlichen Maximierung. In Bestandsaufnahmen
sollen die Staatsmerkmale, also das sogenannte „Merkwürdige“, erfasst werden.
Das Volk wird im staatswissenschaftlichen Bereich als homogene, ethnisch
verbundene Gemeinschaft behandelt und es wird der Fokus auf den bäuerlichen
Bereich gelegt.
Der Reisebericht ist eine literarische Gattung
mit wissenschaftlichem Anspruch. Das Interesse an fremden Ländern und
Selbstentdeckung bzw. Entdeckung der eigenen Kultur in anderen Kulturen ist
schon vor der Aufklärung groß, doch entwickelt sich nun eine vollkommen neue
Reiseweise im Sinne einer Bildungsreise. Man hält seine Erfahrungen fest und es
entstehen erste Reiseführer, die als Hilfestellung zur Schulung des
ethnographischen Blicks und als informationsgebende Medien dienen und welchen
neuartige Erschließungsmethoden vorangehen, die in der Volkskunde weiterhin
Anwendung finden.
Romantik
In der Romantik geht es nicht wie in der
Aufklärung um das Rationale, sondern um den empfindenden Menschen. Die
Romantiker begeben sich auf die Suche nach der „heilen“ Vergangenheit, den
Überlieferungsformen und dem (nationalen) „Volksgeist“. In dieser Epoche wird
die Volkskunde zur wissenschaftlichen Manifestation bürgerlicher
Nationalgedanken instrumentalisiert. Das Volk hat nach der romantischen
Definition einen archaischen, natürlichen Ursprung und wird zu einer
Schicksalsgemeinschaft stilisiert.
Herders Anschauungen zu der Volkskultur zeigen
noch nicht eine klare Verbindung zum Nationalen. Er spricht von dem
ursprünglichen Volkscharakter und glaubt nicht an die Volkskultur als
materielles, sondern als metaphysisches Prinzip. Im Gegensatz zur Aufklärung
ersetzt das Herz hier in gewisser Weise den Verstand und so sind alle ein Volk,
die mittels ihres Herzens zusammen finden.
Friedrich Ludwig Jahn zeigt großes Interesse an
der Einigung Deutschlands durch ein starkes Gemeinschaftsgefühl der Nation, das
alle sozialen Grenzen überwindet. Er sieht eine Untrennbarkeit der Abstammungs-
und der Nationalgemeinschaft. Seine Definition des Volks unter dem ethnischen
Paradigma beinhaltet daher bereits die Idee der Zusammengehörigkeit durch
genetische Ähnlichkeit.
Wilhelm Heinrich Rhiel verbindet im 19.Jh. die
romantische Volkskunde mit einer modernen Soziologie des Volkes. Er plädiert
für eine höchst konservative und ideologische „Volkskunde als Wissenschaft“. Er
untersucht die Strukturen und einzelnen Gruppierungen der „organische
Gesamtpersönlichkeit des Volkes“, wobei diese Idee einer „Volkspersönlichkeit“
sich in Rhiels Augen in der Nation erfüllt. Er denkt das Volk durch das „Band
der Natur“ zusammengehalten und steht Veränderungen im Sinne negativer
Entwurzelung kritisch gegenüber. Er sieht in allem traditionell Überlieferten
die „nationale Volksseele“ aufscheinen. Rhiels Beobachtungen sind jedoch, wenn
man sie getrennt von den ideologischen Interpretationen betrachtet,
fortschrittlich und präzise.
Bürgerlichkeit
In Deutschland wird in der Zeit der späten
Aufklärung zunehmend ein kultureller und sozialer Wandel bemerkbar. Die
„Bürgerlichkeit“ gilt als neue Idee der Selbstinszenierung und -positionierung
im sozialen Raum. Viele Lebensbereiche werden überdacht, wobei Salons und
Vereine und weiterführend Museen als Treffpunkt für Diskussionen über alte und
neue Anschauungen dienen. Der Aufbruch in ein neues Zeitalters ist nicht
zuletzt mit dem Wunsch nach einem neuen Nationsbewusstseins und der aus dem
Gefühl eines Verlusts des Traditionellen resultierenden Konservierung des vermeintlich
Verschwindenden einhergehend. Die Sammeltätigkeit erfolgt nicht zuletzt durch
Laien, die das eigene Ursprüngliche noch vorhanden in der bäuerlichen Kultur
vermuten. Das Nationalgefühl wird zunächst auf kulturnationalistischer Ebene
durch Pflege der „deutschen Art“ gestärkt, wobei es zu einer zunehmenden
gedanklichen Entfernung von den aufklärerischen Prinzipien kommt. Es erfolgt
eine starke Kritik an der napoleonischen Fremdherrschaft und eine moralische
bürgerliche Abgrenzung vom Adel, wobei die Emporhebung der deutschen Sprache
eine entscheidende Rolle spielt. Selbiges Motiv taucht 100 Jahre später in der
Argumentation gegen Frankreich im Sinnen einer Gegenüberstellung von Kultur und
Zivilisation auf.
Romantik und Aufklärung (17./18./19.Jh.)
Diese beiden
Geisteshaltungen sind nicht so klar voneinander trennbar, wie oft vermutet und
spielen beide eine prägende Rolle in der Fachgeschichte der Volkskunde. Der
Beginn der Romantik ist historisch später als jener der Aufklärung zu setzen.
In beiden Fällen handelt es sich um bürgerliche Kulturbewegungen, die ein neues
Gesellschafts- und Menschenbild entwerfen.
Aufklärung
Die
Aufklärung spannt sich wie ein Bogen über die Politik und Gesellschaft
wandelnden Ereignisse. Die Aufklärer verstehen die Gesellschaft als vom Menschen gemacht anstatt wie bisher angenommen als
gottgewollt. Die Geschichte wird nicht mehr als zyklische Abfolge gesehen,
sondern als Prozess des Fortschritts, der vom Menschen verändert werden kann.
Das Volk beschreibt alle Menschen die sich durch ihr Bildungsideal und die
Befreiung aus der Unmündigkeit definieren und ist somit nicht territorial
eingegrenzt.
Im
staatswissenschaftlichen Bereich stellt sich die Frage, wie ist ein
Herrschaftsgebiet in seinen natürlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen
sinnvoll erfassbar sei. Topographie, Statistik und Kameralistik (= Buchhaltung)
dienen zur Beantwortung von Finanz- und Regierungsfragen und zur
wirtschaftlichen Maximierung. In Bestandsaufnahmen sollte wirtschaftliches
Potential, Staatsmerkmale etc., also das
„Merkwürdige“ erfasst werden. Das Volk wird im staatswissenschaftlichen Bereich
als homogene, ethnisch verbundene Gemeinschaft behandelt und es wird bereits
der Fokus auf dem bäuerlichen Bereich liegt.
Der
Reisebericht ist eine literarische Gattung mit wissenschaftlichem Anspruch. Das
große Interesse an fremden Ländern und Selbstentdeckung bzw. Entdeckung der
eigenen Kultur in anderen Kulturen ist schon vor der Aufklärung groß, doch
entsteht eine neue Reiseweise im Sinne einer Bildungsreise. Man hält seine
Erfahrungen fest und weiterführend entstehen erste Reiseführer, die Hilfe zur
Schulung des ethnographischen Blicks und als informationsgebende Medien dienen
und welchen neuartige Erschließungsmethoden vorangehen, die in der Volkskunde
weiterhin Anwendung finden.
In Göttingen
entsteht eine Art „Volks-und Völker Forschung („Volkskunde“ (Friedrich Ekkard),
„Völkerkunde“, „Ethnograph“, „ethnographisch“ (August Ludwig Schlözel)), die
sich „harter“ Methoden bedient und stark mit dem Fortschrittsglauben an eine
neuartige soziale Humanität verbunden und in andere wissenschaftliche
Auseinandersetzungen eingebunden ist. In der zweiten Hälfte des 18.Jh. verstärkt sich das Interesse an Volk und
Gesellschaft in einigen Ländern Europas, wobei in Deutschland die politische
Situation und die konfessionelle Spaltung ausschlaggebende Faktoren dieser
Entwicklung darstellen.
Romantik
In der
Romantik geht es nicht wie in der Aufklärung um das Rationale, sondern um den
empfindenden Menschen. Die Romantiker begeben sich auf die Suche nach der
„heilen“ Vergangenheit, den Überlieferungsformen und dem nationalem
„Volksgeist“. In dieser Epoche wird die Volkskunde zur wissenschaftlichen
Manifestation bürgerlicher Nationalgedanken instrumentalisiert. Das Volk hat in
der romantischen Definition einen archaischen, natürlichen Ursprung und wird zu
einer Schicksalsgemeinschaft stilisiert.
Herders
Bezeichnung einer Volkskultur spricht nicht unbedingt etwas Nationales an. Er
zweifelt den Fortschritt an, da er ein Sich-zu-Ruhe-Setzen als Reaktion vieler
Menschen auf einkehrende Zufriedenheit sieht und auch die Art und Weise wie
andere Völker in Berichten kategorisiert und erfasst werden ist in seinen Augen
kritisch zu überdenken. Seine Stütze ist der Glaube an einen ursprünglichen
Volkscharakter, der zur Verjüngung dient. Er glaubt nicht an die Volkskultur
als materielles, sondern metaphysisches Prinzip. Das Herz ersetzt den Verstand
und so ist das Volk alle die mittels ihres Herzens zusammen finden.
Die Gebrüder
Grimm verfassen das erste Deutsche Wörterbuch, was eine Sensation darstellt, da
sie hiermit eine davor nicht vorhandene Hochsprache definieren und sie
veröffentlichen eine Vielzahl an Sammlungen, wobei die Berufung auf das
Archaische als Stütze in der Zeit des Umbruchs ihr Hauptmotiv ist und die
nationalen Interessen unterstrichen werden müssen.
Friedrich
Ludwig Jahn zeigt großes Interesse an
Einigung Deutschlands im Sinne eines Gemeinschaftsgefühls in der Nation, das
alle sozialen Grenzen überwindet und sieht eine Notwendigkeit in der spezifisch
auf seine Ideen ausgerichteten Erziehung. Er führt auch die Begriffe der
Abstammungs- und Nationalgemeinschaft
untrennbar voneinander an. Seine Definition des Volks unter dem
ethnischen Paradigma beinhaltet daher bereits die Idee der Zusammengehörigkeit
durch genetische Ähnlichkeit.
Wilhelm
Heinrich Rhiel stellt im 19.Jh. in
gewisser Weise eine Ausnahmepersönlichkeit unter den Forschern dar, da er, die
romantische Volkskunde mit einer modernen Soziologie des Volkes verbindend und
für eine, wenn auch höchst konservative und ideologische, „Volkskunde als
Wissenschaft“ plädiert. Er untersucht die Strukturen und einzelnen
Gruppierungen der „organische Gesamtpersönlichkeit des Volkes“, wobei diese
Idee einer „Volkspersönlichkeit“ sich in
Rhiels Augen in der Nation erfüllt. Er denkt das Volk durch das „Band der
Natur“ zusammengehalten und steht Veränderungen im Sinne negativer Entwurzelung
kritisch gegenüber. Er sieht in allem traditionell Überlieferten die „nationale
Volksseele“ aufscheinen. Rhiels Beobachtungen sind jedoch, wenn man sie
getrennt von ideologischen Interpretationen betrachtet, fortschrittlich und
enorm präzise, allein sein auf diese aufbauendes Vorgehen weist eher auf das
Erschaffen einer ideologischen Richtung der Volkskunde als einer solchen als
Wissenschaft hin.
Weitere Begriffe
Zeit
In der
Epoche der Aufklärung wird der geschichtliche Verlauf neu gedeutet und es zeigt
sich eine neue Hektik und Geschwindigkeit in dieser Zeit des Wandels. Ein
Umstand, dem um 1800 bewusst in Form von Entschleunigung ausdrückender
Demonstrationen entgegengewirkt wird.
Bürgerlichkeit
In
Deutschland wird in der Zeit der späten Aufklärung zunehmend ein kultureller
und sozialer Wandel bemerkbar, wenn dies auch weit später als in anderen
Ländern vonstattengeht. Die „Bürgerlichkeit“ gilt als neue Idee der
Selbstinszenierung und -positionierung im sozialen Raum. Viele Lebensbereiche
werden überdacht, wobei Salons und Vereine und weiterführend Museen als
Treffpunkt für Diskussionen über alte und neue Anschauungen dienen. Es kommt zu
einer neuartigen „Öffentlichkeit“ des Bürgertums. Der Aufbruch in ein neues
Zeitalters ist nicht zuletzt mit dem Wunsch nach einem neuen
Nationsbewusstseins und dem Gefühl eines Verlusts des Traditionellen und
deswegen der Konservierung des zu verschwinden Drohenden einhergehend. Diese
Sammeltätigkeit wird nicht zuletzt von Laien ausgeübt, die das eigene
Ursprüngliche in der bäuerlichen Kultur noch vorhanden vermuten. Das
Nationalgefühl wird zunächst auf kulturnationalistischer Ebene durch Pflege der
„deutschen Art“ gestärkt, wobei es zu einer zunehmenden gedanklichen Entfernung
von den aufklärerischen Prinzipien kommt. Es erfolgt eine starke Kritik an der
napoleonischen Fremdherrschaft und eine moralische bürgerliche Abgrenzung vom
Adel, wobei die Emporhebung der deutschen Sprache eine entscheidende Rolle
spielt. Dieses Motiv zieht sich weiter und taucht 100 Jahre später in der
Argumentation gegen Frankreich im Sinnen einer Gegenüberstellung von Kultur und
Zivilisation auf.
Stichworte: selbsterarbeiteter Wohlstand
ermöglicht durch Bildung im aufklärerischen Sinne, Interesse an Meinungs- und
Wissensanreicherung, Industrialisierungsentwicklungen, neues Sozialleben nicht
nur aus Notwendigkeit sondern als Vergnügen (Salons, Museen etc.), Selbstverwirklichung
und bewusst gelebter Lebensstils nach finanzieller Absicherung, Bohemien (lehnt
bürgerliche Welt ab = Widersprüchlichkeit)
Sozialistische
Gesellschaftstheorien (zeitlich nach dem Biedermeier)
Die
Definition unter dem historischen Materialismus beschreibt das Volk als die
treibende, unterdrückte Kraft. Der Volksbegriff von Marx und Engels ist ein
aufklärerischer, von Hegel übernommener, jedoch materialistisch statt
idealistisch interpretiert. Die Volkskunde verschließt sich vor den neu aufkommenden
sozialen Fragen.
Die Frage nach dem
Gründungsvater und der Gründungszeit
Es bedarf
keiner Gründungsstunde oder eines Gründungsvaters, da die Sicht auf
Persönlichkeiten und Werke im ständigen Wandel ist und daher diese beiden
Faktoren nie klar feststellbar sind.
Ab Durchbruch zur Wissenschaft
nicht in der Stunde behandelt
Die
Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Währende andere wissenschaftliche
Disziplinen bereits an der Untersuchung von Moderne und Gesellschaft
interessiert sind, richtet sich der Blick der Volkskunde noch immer klar auf Dorf
und Gemeinschaft. Die volkskundlichen Betrachtungen sind weder historisch-exakt,
noch gegenwartsinteressiert. Es ist noch immer die Mythologisierungstendenz im
Fach erkennbar.
• Karl Weinhold sieht das
Volk als „Menschenverbindung“ (Bevölkerung). Er ist an der Erfassung des
„Ursprünglichen“ interessiert, doch gegen zu stark mythologisch
interpretierende Analysen. Seine Arbeit zeigt Tendenzen zum historischen
Erklären. Er fordert Abgrenzung zu sammelnden Laien und wissenschaftliche
Etablierung der Volkskunde. Er plädiert für die Erforschung des Volks „in allen
Lebensäußerung“ und Zurückhaltung in nationalen Fragen.
• Eduard
Hoffmann-Krayer
vollzieht eine Eingrenzung des volkskundlich zu erforschenden Volks. Zu
untersuchen sei der „vulgus in populo“, nicht die produzierende Elite. Er
spricht von einer „Volksseele“, die für Tradition und Kontinuität steht.
• Otto Lauffer fordert die
Betrachtung des Volkslebens in der Gegenwart, wobei sein Ansatz in der
Volkskunde kaum weiterverfolgt wird und der Schwerpunkt weiterhin auf der
verklärten Vergangenheit liegt.
• Will-Erich
Peuckerts
Auseinandersetzung mit dem Proletariat als Teil der städtischen
Klassengesellschaft ist modern und neu in der Volkskunde. Er interpretiert
jedoch das Zuziehen der Landbevölkerung in die Städte als Entwurzelung und
Verlust des volkstümlichen Gutes. Wie Peuckert setzt sich Max Rumpf mit
der Handwerkervolkskunde auseinander und
legt den Fokus auf die Sittenthematik.
Problematisch in der Volkskunde der
1930er Jahre sind ausbleibende universitäre Etablierung und fehlende akademische
Lehre, so wie Definierung als nationale Wissenschaft.
Hermann Bausinger gibt einen
kategorischen Überblick über die Volkskunde in der NS-Zeit, wobei er vermerkt,
dass der Nationalsozialismus bloß zentrale Aussagen der Wissenschaft
unterstreicht, als das Fach politisch instrumentalisiert wird. Die
mythologische Vorstellung und Begrifflichkeiten sind zuvor bereits in der
Volkskunde vorhanden.
• Verklärung
des Bauerntums als Fundament der Nation und Lobschätzung der Kernfamilie und
der Natur (im Gegensatz zur Zivilisation) (Ideen aus der Romantik)
• Einteilung in
Rassen
• Selbstzuteilung
zur nordischen Rasse
• Suche nach
Sinnbildern
• Religiöser
Charakter der Wissenschaft (z.B. Lichtsymbolik der NSDAP)
• Die
Vorstellung von einer organisch konstruierten Volksgemeinschaft (Volkskörper
aus verschiedenen Gliedern, die unterschiedliche Aufgaben inne haben)
• Unhinterfragter
Nationsbegriff, der als Antwort benutzt wird (Nation jenseits staatlicher
Grenzen, Auflösung in der Masse der Volksgemeinschaft)
• Behauptung
einer germanischen Abstammung der Deutschen (Mythos von Ursprung und Kontinuität)
Arthur Haberlandt ist von 1924
bis 1945 Direktor des Volkskunde Museums in Wien und agiert im Sinne des
Nationalsozialismus. Unter seiner Leitung kommt es während der NS-Zeit zu einer
starken Veränderung musealer Praktiken. Das Museum wird verstaatlicht und es gibt
neue Aufstiegschancen im musealen Bereich. Bestimmte Thematiken werden
intensiviert und ideologisiert behandelt und die Ausstellung über das Judentum
aufgelöst. In Reise- und Sammelausstellungen so wie auch Vorträgen werden
verschiedene Lebensstile und –räume präsentiert und einander gegenübergestellt, wodurch das Heimatgefühl und der
Binnentourismus gestärkt werden. Staatliche Förderung und Enteignung jüdischer
Bürger führen zur Bestandsvergrößerung und zur Etablierung des Museums.
Bronisław Malinowski ist der
einflussreichste Wissenschaftler in der Völkerkunde seiner Zeit.
Malinowskis neuartige Feldforschung auf den Trobriand-Inseln entwickelt sich,
da die ursprünglich geplante Heimreise aufgrund des Ausbruchs des ersten
Weltkriegs vorerst unmöglich ist. Malinowski stellt die intensive Forschung im
Feld als Teil dessen über den oft erfolgenden Ortswechsel oder das rein theoretische
Arbeitsverfahren im Forschungsprozess. Malinowski fordert Regeln für ein objektives
Forschen wie ein fixes, kontinuierliches Beobachtungssystem, reiche
Informationensammlung und statistische und historische Absicherung. Der
Forscher müsse bestimmte Kompetenzen haben. Eine weitere Neuheit „Malinwoskis
Paradigmas“ ist die „Fremdheit“ als methodisches Prinzip (produktive
Irritation).In seinen Tagebüchern zeigt er Überdruss an dem Forschungsfeld.
Dies führt bei Entdeckung jener in den 1960er Jahren zu Erschütterung in der
Wissenschaftswelt, da all das in offiziellen Auseinandersetzungen unerwähnt
bleibt. Malinowski ist ein Vertreter des Funktionalismus, also der
Untersuchung des kulturabhängig bestimmten und wandelbaren Zwecks traditioneller
Handlungen.
In der Biologie jener Zeit ist
die Evolutionslehre (Darvin) aktuell.
Die Soziologie beschäftigt sich im Gegensatz zur
Volkskunde bereits intensiv mit der Gesellschaft und deren Modernisierung. Max
Weber geht davon aus, dass Gemeinschaften „vergesellschaftlicht“ werden.
Diese „Vergesellschaftung“ stelle eine „innovative Macht“ dar und die Kultur
sei das form- und sinngebende Medium, der bedeutungsverleihender Aspekt im
sozialen Handeln, wobei hier möglicherweise eine Teilung in sinngebende Normen
und formgebende Rituale erfolgen kann. Ferdinand Tönnies argumentiert
ähnlich zu Weber anhand der Begriffe „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“, wobei
diese zwei Idealtypen darstellen, die historisch aufeinander folgen.
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