Überblick Begriff "Bild"
Was ist
ein Bild? – Bildbegriff
„Kunst gibt
nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar:“ – Paul Klee, 1920
1. Unterscheidung:
Innere, äußere Bilder (Verhältnis zur aufgenommenen Realität)
2. Künstlerische
Bilder: innere Bilder Verleihung materielle Gestalt verleihen (mehr als
Nachahmung Sichtbarem)
3. Funktion:
Ästhetische Wirkung (insb. Gipfel der Schönheit, Verarbeitung
Sinneserfahrungen), Aussagen innere Welt (ethische- und ästhetische
Gesichtspunkte), Teil System soziale Kommunikation), Gefühl und Verstand
Vermittlungsabsichten, Wertungen, Erkenntnisse
4. Historische
Entwicklung Bild
a. Ersten
Zeugnisse: animistische Kulte (Geisterglaube), Fruchtbarkeitszauber (Höhlen)
b. Blütezeit
römische und griechische Antike: Inhalt: Verweise Götter, Sagen; Alltägliches /
Darstellung: Seherfahrung; stilisierend, abstrahierend, idealisierend
5. Funktionen der
Kunst (Prägung Form (z.B. Goldener Hintergrund Verweis außergewöhnliches
überirdisches Geschehen und Wert Verehrtem; Jesus Proportionierung) , Inhalt
(z.B. „Lücken“, da Betrachtung Altar verbunden mit Gesprochenem)
a. Künstlerisch-ästhetische
Funktion (sinnliche wahrnehmbarer Ausdruck Weltbild, Prägung Weltbild
(Mitbestimmung ästhetischer Normen, Beeinflussung Art sinnlicher
Wahrnehmungen), Kampf gegen Weltbild)
b. Funktionen historischem
Wandel unterworfen
c. Abbildfunktion
(innere oder äußere Welt)
6. Ad b.
a. Mittealter (wie
auch davor und danach): Kultische Aufgabe (religiöse Funktion)
b. Neuzeit:
Autonomie von Kunst und Künstlern (selbständig), Suche nach Neuem im Fühlen und
Denken
c. Gesellschafts-politische
Funktion: Mahnung, Kritik, Überzeugung, Ideen und Personen dargestellt
Künstler (Information
in Code in Sprache der Form und Farbe) – Werk (materielle Eigenschaften dienen
Informationsübermittlung) – Rezipient (Erkennt
Mitteilung innere Welt der Menschen)
1. Ad c.
Rationale/Emotionale Beziehungen des Künstlers zur Welt: Kunstwerk als Medium
zur Vermittlung Werkproduzent – Rezipient
Interpretation übermittelter Botschaft und Beurteilung Werk:
a. Einfluss
sozial-historisches Umfeld Künstler/ Rezipient auf Gefühle, Gedanken,
Werthaltungen, Haltungen, Interessen
b. Wissen,
verfügbare Codierung Zeichen, Gespür Form und Farbe hilfreich für Rezipienten
(Verstand gefragt)
c. Situation
Kunstwahrnehmung: Zusatzinformationen Museum, Kontextinformationen Zeitschrift
d. Neben Verstand
Gefühle und Sinne Rezipient gefragt zum Verständnis
2. Ad a.
Sinnliche/Emotionale Beziehung des Künstlers: Kunstrezeption mehr als
Übermittlung und Verarbeitung von Informationen
Über
unser Sehen – Das „schöpferische Auge“
1. Produktion von
Kunst:
a. Abbildungsverarbeitungen:
dreidimensionale Realität in zweidimensionale Fläche oder dreidimensionales
Objekt übersetzt
b. Weitere
Abbildungsstufe: Fernsehübertragung, Druckverfahren, Computerbild
2. Verarbeitung von
Kunst: Informationsverarbeitung durch Höchstleistung Wahrnehmungsorgane und
Zentralnervensystem
a. Sehsinn
(Wahrnehmung mehr als optisches Sehen) (Erkenntnisse der
Wahrnehmungspsychologie)
Form- und Farbwahrnehmung wesentliche
Funktion: Verwandlung in zweidimensionales Netzhautbild (Zapfen für Sehen
ausgerichtet auf gekrümmter Netzhaut)
o
Gegenseitige Beeinflussung Rezeptoren bzw. Zapfen mit
Ausrichtung auf unterschiedliche Farben
o
Erzeugung physiologische Gegenfarbe im Auge zu
gegebener Farberscheinung
o
Simultankontrast: wechselseitiger Einfluss
gleichzeitiger Farbempfindungen
o
Sukzessivkontrast: Einprägung Farbreiz –> Ermüdung
des Auges -> Nachbilder (Farben in physiologischen Gegenfarben)
o Kontrast:
zwischen Zonen (Helligkeit, Farbigkeit) –> Begünstigung Formabgrenzung ->
Steigerung Form- und Farbempfindung in wechselseitiger Abhängigkeit zum
Umfeld Farbwirkung abhängig von Verhältnis der Farben zueinander anhand Gemälde
Impressionismus (Auguste Renoir)
Wirkungssteigerung
durch gegensätzliche, leuchtende Farbgebungen, unterschiedliche
Helldunkel-Wirkung
o
Gesetz der Totalität „Prägnanztendenz“:
Bruchstückhaftes Wahrgenommenes wird durch Ergänzungen Bedeutung verliehen
(Vervollständigung (Gruppierung zu Einheiten „Wahrnehmungsgruppierungen“),
Zuordnung und Bedeutungsgebung Irritierendes, Harmonisierung)
Umkippfiguren nützen
nicht zeitgleiche Wahrnehmung Figur und Grund (mental gesteuerte Zusammenschau
und Wahrnehmung des Umfeldes Erkennung Objekt)
Vexierbilder
(Suchbilder): Plötzliches Erkennen neuer Formbedeutung durch ähnlich
strukturierte Farbgebungen und Kontraste)
Surrealismus:
Wahrnehmung und Täuschung (Rene Magritte) -> Rätseln, Spekulation, sehende
Erkundung (Reiz des Surrealismus)
Salvadir Dali „Schwäne spiegeln
Elefanten“: zuerst Schwäne erkennbar –> erneute Wahrnehmungsgruppierung
(Impuls Titel)
Sehgesetze
und Kunstgesetze – Illusion von Körper und Raum
1. Illusion Körper
und Raum auf zweidimensionaler Bildfläche, Entstehung Raumtiefe: Berücksichtigung
der Sehgesetze (Warme Farben drängen nach vorne, Kalte nach hinten)
Cranach nutzt diese, da Beginn der Neuzeit Bild „Fenster zur
Welt“ – Blick in eigne irdische Welt (Mitbestimmung dieser) –> Fortsetzung
Betrachterwelt in Bild
2. Steigerung des
Ausdrucks/Expressivität: Mitteilung innere Erregung
Vincent van Gogh (Vater der Moderne): Umkehrung Sehgesetze ->
Erzeugung Spannung durch vor und zurück Bewegung der Farben
Die
Sprache der Bilder – Grundelemente der Bildsprache (Übermittlung Botschaft über
innere Welt Künstler)
1. Weltsprache:
2. Geheimsprache:
Mehrdeutig (Mensch sinnlich, emotional, rational, irrational angesprochen)
3. Grundelemente
der Sprache (verschiedene Umgangsmöglichkeiten in unterschiedlichen Gattungen)
a. Figur,
Ausdehnung, Bewegung, Oberflächenbeschaffenheit, Ordnung, Gelichgewicht,
Spannung
b. Organisation
erfolgt durch Beziehungen, Wechselwirkungen, Zusammenhänge –> Werkeinheit
(inhaltlich begründeter Zusammenhang)
c. Qualität der
Grundelemente (dick-dünn usw.) für Gesamtaussage relevant
d. Psycho-physische
Wirkung durch Nutzung Grundelemente
(Unterscheidung: physiognomische, sinnbildhafte, gegenständliche,
synästhetische Wirkung Form und Farbe)
o
Gegenständliche Wirkung: Täuschung durch genaue
Wiedergabe (Stillleben), Hereinholen realer Gegenstände(teile), Ausstellung
realer Gegenstände (Marcel Duchamp)
o
Synästhetische Wirkung: Gleichzeitige Empfindung
zweier Eindrücke bei Reizung eines Sinnesorgans (Wechselwirkung Rezeptoren)
(Alberto Giacometti)
o
Physiognomische Wirkung: Verleihung „Gesichtsausdruck“
Kunstwerk durch Form und Farbe (Henry
Moore)
o
Sinnbildhafte Wirkung (Symbol, Metapher, Allegorien)
-
Symbol: Sinn geht über eigentliche Bedeutung hinaus
-
Metapher: Bedeutungsübertragung durch Ähnlichkeit in
Funktion oder Gestalt
-
Allegorie: Sinnbild zur Darstellung abstrakter Figuren
und Begriffe (meist Personifizierung)
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