Wählen de rCharaktäre
Das Wählen der Charaktere (Geständnis einer Egoistin)
Ich schreibe für mich selbst. Wenn ich traurig bin, schreibe
ich, um die Trauer zu ertragen. Wenn ich glücklich bin, schreibe ich, um das
Glück zu erfassen und zu konservieren. Ich denke beim Schreiben nicht immer an
mich, doch sobald eine Figur spricht, spricht sie meine Worte und der Ort und
die Zeit, die sie umgeben, haben entweder reale Vorbilder, die mich in den Bann
gezogen haben oder bilden eine meinen Vorstellungen genau entsprechende Kulisse. Ich bin beim
Schreiben, wenn auch nicht immer augenscheinlich, intensiv mit mir selbst
beschäftigt. Hin und wieder bilden Geschichten eine Ausnahme, an denen mich das
Ereignis, das beschrieben wird, fasziniert und ich daher die Figuren nur so
weit psychologisiere, dass die Eigenschaften, die für den Verlauf der Handlung
von Bedeutung sind, für den Leser erkennbar werden, und daher eigene Gedanken
und Analyse meiner selbst wie auch meines Umfeldes mit kein Bedürfnis sind.
Hemingway hielt Fitzgerald vor, er befasse sich in seinen Texten so
augenscheinlich mit seinem persönlichen Leid, dass sie an Qualität einbüßen.
Ich mag es nicht, wenn sich der Autor vor einem auszieht und sich in seiner
ganzen emotionalen und gedanklichen Welt einem aufdrängt, deshalb zerlege ich
mich gerne in verschiedene Charaktere oder spare mit Umschreibungen und gebe
der Handlung an sich auch Raum. Doch diese Handlungen zu entwerfen fällt mir
noch sehr schwer, insbesondere jene von kurzen Texten, die ich lieber verfasse
als längere, und ich möchte mehr hierzu erlenen. Ich möchte im Vorhinein
erkennen können, ob eine entworfene Handlung mich bei ihrer Fertigstellung
zufrieden stellen wird. Und auch ein
nicht zu ausschweifender Stil, der vollkommen meine Stimme ist und nicht
beeinflusst von Autoren, die das verwirklichen und deren Bücher ich bereits
las, ist mir ein großes Bedürfnis. Ich schreibe auch nie aus der Sicht eines
Menschen meines Alters und Geschlechts und selten als personaler Ich Erzähler.
Ich versuche Figuren zu vermeiden, die Idealbildern, die ich nach Wünschen und
Träumen erschaffen habe, gleichen. Ein weitere Ausnahme sind jene Texte, die
ich aus dem Blickwinkel einer Person schreibe, deren Anschauungen und
Erfahrungen mir völlig fremd sind. In diese Richtung möchte ich mich gern mehr
entwickeln.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen